Mine | Erotischer SM-Roman. Myriam Brixton
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Название: Mine | Erotischer SM-Roman

Автор: Myriam Brixton

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BDSM-Romane

isbn: 9783862774050

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СКАЧАТЬ blickte dem Fremden ins Gesicht. Warum war dieser Mann, der Herr des weißen Hais, zu mir gekommen? Warum stand er jetzt da und sprach mich an?

      »Gib mir eine Antwort. Du erscheinst wie ein Mahnmal. Wie eine Betende. Eine Wartende. Eine zu Boden Starrende. Was tust du hier?«

      Mein Hals war zugeschnürt. Ich hätte gesprochen, wenn es möglich gewesen wäre. Ich spürte nur mein Herz. Aber nicht dort, wo es hingehörte. Mein Herz pochte im Hals.

      »Mädchen, du bist jung, du bist hübsch. Hier zu stehen, kann dumm für dich ausgehen. Du solltest zu Hause oder mit Freunden unterwegs sein, aber nicht alleine. Nicht in dieser Kleidung und nicht an dieser Straßenecke. Das könnte zu falschen Schlussfolgerungen führen, und das möchtest du doch nicht? Oder?«

      »Das ist mein Vorhaben.« Ich hatte es gesagt. Es war raus.

      Also doch das »Oder«? »Du stehst hier, um deinen Körper zu verkaufen? Habe ich dich richtig verstanden?«

      »Ja.«

      »Du bist ein Kind. Wie lange machst du das schon?«

      »Ich bin Anfängerin.« Wie damals wollten sich nur noch meine Augäpfel bewegen. Ich war wieder die Barbiepuppe. Er hätte mich nur wegtragen müssen.

      »Du bist Anfängerin.« Na klar, Mädchen, und ich bin total blöde. »Brauchst du Geld für Drogen?«

      Die Kleine war doch krank, oder? So, wie sie dastand und gaffte. Riesige Augen. Völlig überzeichnet. Wie die einer Kuh. Die Körperhaltung so, als hätte ihr ein Unsichtbarer »Freeze!«ins Ohr gehaucht. Sie musste psychisch abgefuckt sein, ein anderes Bild ergab sich für mich nicht.

      »Wo wohnst du? Ich bring dich heim.« Wollte ich sie wirklich in meinem Wagen haben? Was, wenn sie kotzte? Oder durchdrehte? Plötzlich ins Lenkrad griff? Sie war hübsch. Gestört, aber hübsch.

      Wieder kein Ton. Nur Stille. Nein, ich wollte sie nicht in meinem Auto haben. Ich wollte sie ficken. Oder? Ach, scheiß drauf. Ich drehte mich um und ging.

      Ich musste etwas sagen! Unbedingt! Seit drei Tagen kam ich nun hierher, ohne dass etwas passiert war. Hör auf, eine Barbiepuppe zu sein! Los jetzt! Mach den Mund auf, der Typ haut sonst ab! Rede endlich! »Ich bin Studentin. Ich muss Geld verdienen!«

      Ich hatte gesprochen. Endlich. Noch dazu die Wahrheit. Zumindest einen Teil davon. Ich wollte an Geld kommen. In meinem Herzen war ich keine Prostituierte. In meinem Herzen war ich eigentlich gar nichts mehr, seit damals, als meine Eltern den Unfall gehabt hatten. Seit diesem Tag, der mein ganzes Leben vernichtet hatte. Ich wollte wieder zurück ins Leben! In ein schönes Leben! So, wie es einmal gewesen war. Dafür stand ich hier! Nur dafür! Vielleicht würde er derjenige sein, der mich hier rausholte. Ich hoffte es. Mir graute davor. Er wusste, was er wollte. Und ich wusste nicht einmal, wie es ging. Die Nacht im Heim hatte mir die Abgründe menschlicher Seelen gelehrt.

      »Ich bin gesund, Sie können mich ruhig mitnehmen.« Das hatte ich jetzt wirklich gesagt? Aber was, wenn er nicht gesund war?

      »Mädchen, wie alt bist du eigentlich? Ich möchte mich nicht wegen Kindesmissbrauch verantworten müssen. Warum suchst du dir nicht einen anständigen Job?«

      »Ich kann beweisen, dass ich neunzehn bin. Was würden Sie bezahlen?« Hör auf, zu fragen! Nimm mich endlich mit!

      »Ist dir eigentlich bewusst, was du gerade tust?«

      Mann! Darüber wollte ich nicht nachdenken! Ich wusste selber, dass ich kneifen würde, wenn die Gedanken zu tief gingen. Augen zu und durch! Mit diesem Vorsatz war ich seit drei Tagen hierhergekommen. Und immer wieder abgehauen. Ich hatte ja versucht, einen anderen Job zu bekommen. Ich hatte die letzten Schulwochen nichts anderes getan, als nach Arbeit zu suchen. Ich schrieb Bewerbungen an alle möglichen Unternehmen. Ich erhielt sogar ein paar Einladungen zu Gesprächen. Selbst das eine oder andere Jobangebot war dabei gewesen. Allerdings war die Bezahlung bei all den Teilzeitangeboten dermaßen schlecht, dass ich damit kein Studium hätte finanzieren können. Und einen Vollzeitjob konnte ich nicht annehmen, weil ich Zeit für die Ausbildung benötigte. Ich wollte studieren. Ich wollte ein anderes Leben führen als jenes der letzten neun Jahre! Dieser Typ hatte keine Ahnung, wer ich war, woher ich kam und wie ich lebte! Aber er stellte bescheuerte Fragen!

      »Entweder Sie buchen mich jetzt auf der Stelle, oder Sie gehen weiter. Wenn Sie hier neben mir nur rumstehen, dann vertreiben Sie mir die anderen Kunden.« Wow, war ich mutig. Ich hörte mich sprechen und verblüffte mich selber. Er war mein erster Kunde. Nicht mal das, er war mein erster Interessent. Eigentlich sollte ich ihn ködern, nicht verscheuchen. Aber seine Fragen verschlimmerten meine Unsicherheit. Er sollte damit aufhören! Ich wollte Geld verdienen. Ich wollte studieren. Ich wollte mein Leben zurück. Los, du Kerl, nimm mich jetzt mit!

      »Wie heißt du?«

      »Isabell.«

      »Ist das dein richtiger Name?«

      »So haben mich meine Eltern getauft.« Danke für die Idee, ich würde mir bei Gelegenheit einen Künstlernamen einfallen lassen.

      Doch. Ich wollte sie ficken. Warum nicht auch mal eine Kranke ficken? Oder vielleicht mal gerade deshalb?

      »Okay, wie viel willst du?« Schon wieder diese Glubschaugen. Was jetzt, Mädchen? Wollen oder nicht wollen?

      Scheiße. Und jetzt? Der Typ fragte nach dem Preis. Schuhe ausziehen und rennen? Wie viel ich wollte? Keine Ahnung. Gar nichts. Ich wollte gar nichts, weil ich gar nicht wollte. Plötzlich war alles anders. Auf diesen Moment hatte ich gewartet und war gleichzeitig überhaupt nicht darauf vorbereitet. Mein Kreislauf kippte. Ich fühlte Übelkeit und Schwindel. Ich sollte mich hinsetzen. Schnell, bevor ich wegkippte. Ich kannte das bereits. Aber jetzt durfte ich nicht umfallen. Nicht jetzt. Komm, Isabell, denk an dein Ziel und mach weiter!

      »Wie viel bin ich Ihnen denn wert?« Meine Stimme war verschwunden, ich konnte sie selbst nicht mehr hören. Der Typ kniff die Lider zusammen. Vor meinen Augen tauchten die Kinderzeichnungen auf. »Dreihundert.« Was hätte ich bloß sagen sollen? Wo konnte ich mich hinsetzen?

      Die Kleine quasselte doch irgendetwas. Ich fragte sie nach einer Zahl, sie sagte eine Zahl. Eine x-beliebige. Mir erschien es, als konnte sie nicht klar denken. Benebelt von den Drogen? Psychopharmaka? Pipolar, Borderline? Auf alle Fälle durfte ich die Kondome nicht im Wagen vergessen. Wer wusste schon, was so ein Junkie an Ansteckungspotenzial mit sich herumschleppte. Ob sie spritzte? Ob sie mich überhaupt spüren würde? Oder war sie da unten auch benebelt? Ob sie stinken würde? Diese Gedanken riefen einen gewissen Ekel in mir hervor. Ich würde sie erst mal unter die Dusche schicken. Die Mädchen im »Elisa Galéen« waren allesamt supergepflegt und wurden wöchentlich durchgecheckt. Warum interessierte ich mich für eine Straßennutte? Weil sie winzig war und es mich aufgeilte, meinen Schwanz in den viel zu kleinen Körper zu stecken? Weil ich seit drei Tagen ihre Angst spüren konnte, die ihre gebückte Haltung im Halbdunkeln hatte erkennen lassen? In meiner Hose wurden alle Fragen mit »Ja« beantwortet. Kippte die Kleine jetzt etwa weg?

      »Dreihundert. Für wie lange?« Ich reagierte blitzschnell und bekam sie unter den Armen zu fassen.

      Ich konnte dem Druck im Kopf nicht mehr standhalten. Vor meinen Augen wurde es schwarz. Als ich zu mir kam, saß ich am Asphalt an die Laterne gelehnt. Er musste mich aufgefangen haben. Er hockte neben mir und hielt meine Schulter.

      Seine letzte Frage war mir nicht verloren gegangen. Für wie lange? Jetzt stand er auf und blickte von oben auf mich herab.

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