Название: Die pure Lust in dir | 10 Erotische Geschichten
Автор: Millicent Light
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Geschichten
isbn: 9783862777501
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Sie war jetzt fünf Jahre in dieser Klinik, auf der Inneren Chirurgie, beschäftigt. Sie mochte diese Station, kam gut mit den übrigen Schwestern zurecht. Ebenso mit den Ärzten, die waren hin und wieder auch ein netter Anblick.
Biene wurde sehr oft als der gute Geist der Station bezeichnet. Sie mochte die Anerkennung, allerdings störte es sie auch, nie als etwas anderes betrachtet zu werden. Ihr wurden keine interessierten Blicke nachgeworfen, sie nie begehrlich berührt. Manchmal frustrierte es sie unglaublich.
Die Liebesromane waren zu ihrer Welt geworden. Ihre Helden suchte sie vergeblich im realen Leben. Die Liebhaber, na gut, ihre Dildos, in ihrem Bett hießen zurzeit Dreamlover und Loveboy oder so ähnlich. Durch die Nachtschichten war ihr soziales Leben auf ein Minimum geschrumpft. Nur noch gelegentliche Besuche bei ihren Eltern – das war’s.
Aber jetzt wollte sie mit dem Lamentieren aufhören, sie machte die Arbeit doch gerne und die vielen Romane, die sie während dieser Zeit gelesen hatte, waren beachtlich.
Heute würde sie endlich den vierten Teil ihrer Lieblingsreihe anfangen können. Voller Vorfreude hatte sie sich das Taschenbuch mitgebracht.
Hier auf der Station herrschte ein Sommerloch. Von den zwanzig Betten waren sieben belegt. Ein entspanntes Arbeiten.
Einer ihrer derzeitigen Liebhaber hatte sich, still und heimlich, einen Platz in ihrer Handtasche gesichert. Sie frecherweise einfach zur Arbeit begleitet.
Manchmal, wenn eine Stelle in den Romanen ihr sehr unter die Haut ging, sie leicht kirre machte, zog sie sich in eins der leeren Zimmer zurück oder, wenn alles belegt war, auch mal in den Wäscheraum und beglückte sich für ein paar wahnsinnig aufregende Minuten selbst.
Ihr fehlte das Körperliche dabei, die Berührungen, das Küssen, vor allem das Streicheln danach.
Kurz nach ein Uhr, als alle Aufgaben erledigt gewesen waren und endlich Ruhe auf der Station eingekehrt war, setzte sie sich heute im Schwesternzimmer an den Tisch, hin und wieder machte sie es sich auch auf der Notfallliege bequem, und kramte ihr Buch aus der Tasche.
Sie las sich langsam in ihre Liebesgeschichte ein. Gerade als ihre Helden einen spannenden Dialog hatten, leuchtete die Alarmlampe auf.
Frustriert legte sie ihr Buch zur Seite, hievte sich aus ihrer Traumwelt zurück in die Realität. Seufzend ging sie zur Tafel, um zu schauen, welcher Patient sie unbedingt jetzt stören musste.
Na ja, sie wollte nicht ungerecht sein. Immerhin war das hier ihr Job.
»Frau Haller, was ist denn mit Ihnen los?« Mit einem freundlich-strengen Lächeln betrat sie das Zimmer und schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Frau Haller lag alleine auf dem Zimmer, also wurde niemand gestört.
»Ach, Schwester Sabine. Ich bin so froh, dass Sie heute da sind!« Frau Haller sah wirklich nicht gut aus. Ihre Haut hatte eine ungesunde Farbe. Der Puls, den Sabine sofort überprüfte, gefiel ihr auch nicht.
»Frau Haller, Frau Haller, was machen Sie nur für Sachen?«
Routiniert begann sie, die Untersuchungen, die angeordnet waren, abzuarbeiten.
Puls, Blutdruck, Temperatur, abklären, ob Entzündungen sichtbar waren – Standard.
Nur leider beruhigten die Ergebnisse sie keineswegs.
»Frau Haller, da muss doch mal ein Arzt hinzukommen.« Sie wollte sich gerade abwenden, da legten sich kalte Finger um ihr Handgelenk.
»Gehen Sie nicht, Schwester Sabine!«
»Aber Frau Haller, wie soll ich denn dann Hilfe holen?« Beruhigend streichelte sie der älteren Dame über die Hand. »Ich komme gleich wieder!« Vorsichtig löste sie die klammen Finger, lief über den Flur zurück ins Schwesternzimmer und rief den diensthabenden Arzt an. Ihm schilderte sie die Symptome, die Krankengeschichte und brachte deutlich ihre Besorgnis zum Ausdruck. Der zuständige Doktor war schnell bereit, das abzuklären. Riet ihr, bei der Patientin zu bleiben, er würde sich umgehend auf den Weg machen.
Sabine nahm das tragbare Telefon gleich mit. Als sie das Zimmer der Patientin betrat hatte sich ihr Zustand nicht verbessert, eher verschlechtert. Die Operation vor zwei Tagen schien ihr sehr zuzusetzen.
»Frau Haller?« Vorsichtig sprach Sabine sie an. Mühsam öffnete die Angesprochene die Augen.
»Ach, Schwester, Sie sind es! Bleiben Sie bitte hier, mir ist so seltsam!« Sabine nahm Frau Hallers Hand, hielt sie in ihrer und redete beruhigend auf sie ein.
Mit jeder Minute, die verstrich, verschlechterte sich der Zustand. Leise fluchte sie in sich hinein. Ein paarmal überlegte sie, erneut den Arzt anzurufen und ihn zur Eile anzutreiben.
Langsam verging die Zeit. Natürlich war sie sich bewusst, dass sie in einem großen Krankenhaus arbeitete. Aber konnte er sich wirklich nicht beeilen?
Musste ausgerechnet heute ein Notfall sein? Kurz überkam sie ein Hauch Traurigkeit, der verflog aber schnell, als sie die leidende Patientin sah. Wenige Augenblicke später traf der Arzt ein. Natürlich nur ein Assistenzarzt. Das verunsicherte sie jetzt, Sabine hoffte aber, dass er Frau Haller genauso helfen konnte wie ein Oberarzt. Zu ihrem ganz persönlichen Pech war es auch noch der berüchtigtste Frauenschwarm der ganzen Chirurgie. Thomas Becker, der mehr durch seine Frauengeschichten als durch medizinische Glanzleistungen von sich reden machte. Wenn ihre Kolleginnen über ihn sprachen, nannten sie ihn immer Tommy, den Großen.
Wenn sie nicht so eine ausgeprägte Fantasie hätte, wäre ihr sicherlich die Frage rausgerutscht, warum er als der Große betitelt wurde. Das verkniff sie sich allerdings.
Tja, und nun stand er hier im Patientenzimmer das erste Mal ihr persönlich gegenüber. Beeindruckend war seine Erscheinung schon. Er war ungefähr einen Kopf größer als sie. Kräftig, nicht dick, aber muskulös. Das konnte man gut unter seinem eng anliegenden Arbeits-Kasack sehen. Kurze dunkle Haare, eine hohe Stirn, dunkle verruchte Augen und einen, für einen Mann, sehr erotischen Mund. Wundervoll geschwungene Lippen, die immer leicht zynisch lächelten. Nur jetzt gerade nicht. Viele der Schwester waren ja der Meinung, er trug die engsten Arbeitskittel, die es gab, damit sein runder, straffer Hintern zur Geltung kam. Eine Sekunde gönnte sie sich den Anblick. Aber hier ging es um Frau Haller.
»Doktor Becker, schön, dass Sie es so schnell geschafft haben. Die Werte liegen auf dem Tisch.«
***
Als Tommy den Anruf bekam, maulte er innerlich. Er wollte doch heute einfach mal ausschlafen. Seit zwanzig Stunden war er im Dienst, übermüdet, hatte schlechte Laune und sein direkter Vorgesetzter hatte ihm mitgeteilt, dass er auch für die nächsten Wochenenden zur langen Schicht eingeteilt worden war. Er müsste ja noch nacharbeiten. So ein Scheiß.
Und dann musste er gleich den angeblichen Notfall aufs Auge gedrückt bekommen. Mies war ein guter Begriff, seine Laune zu beschreiben.
Dementsprechend mürrisch betrat er auch das Krankenzimmer. Die Krankenschwester, die ihn begrüßte, gab ihm den Rest. Musste es ausgerechnet die stationsheilige Schwester Sabine sein? Ein kurzes Aufstöhnen konnte er nicht СКАЧАТЬ