Название: Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027209774
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»Nun, Betty, ich finde, daß Ihr Eure Popularität bei jedem Wetter, gegen alle Nebenbuhler und unter allen Sekten zu behaupten wißt. – Wie hat Euch die Predigt gefallen?«
»Die Predigt?« rief die Wirtin. »Nun, ich kann nicht anders sagen, als daß sie ganz räsonabel war; aber die Gebete wollten mir gar nicht einleuchten. Es ist keine Kleinigkeit für eine neunundfünfzigjährige Person, sich in der Kirche so viel bewegen zu müssen. Herr Grant scheint übrigens ein gottesfürchtiger Mann zu sein, und sein Mädchen ist eine fromme und andächtige Dirn. – Da, John, ist ein Krug Zider, mit Whisky versetzt. Ein Indianer kann Zider trinken, wenn es ihn auch nicht dürstet.«
»Ich muß sagen«, bemerkte Hiram nach gehöriger Überlegung, »daß die Predigt nicht übel war, und ich vermute fast, daß sie mit beträchtlichem Beifall aufgenommen wurde. Nur hätte er manches weglassen und dafür etwas anderes einschalten können. Da es aber eine geschriebene Rede war, so ließ sich wahrscheinlich nicht so leicht etwas ändern, als wenn ein Geistlicher aus dem Herzen predigt.«
»Ja, das ist’s eben, Richter«, rief die Wirtin. »Wie kann ein Mann aufstehen und predigen, wenn alles, was er sagen will, niedergeschrieben ist und er sich daran binden muß wie ein Dragoner an seinen Tagesbefehl?«
»Schon gut, schon gut«, rief Marmaduke, mit der Hand zum Stillschweigen winkend, »es ist genug darüber gesprochen worden. Herr Grant sagte ja selbst, es gebe verschiedene Meinungen über derartige Gegenstände, und meiner Ansicht nach hat er eine sehr verständige Rede gehalten. – Ah, Jotham, wie ich höre, habt Ihr Euer Anwesen an einen neuen Ansiedler verkauft und Eure Wohnung im Dorf aufgeschlagen, um eine Schule zu errichten. Habt Ihr die Zahlung in Geld oder in Papier erhalten?«
Der Angeredete saß unmittelbar hinter Marmaduke, und wer des Richters Beobachtungsgabe nicht kannte, hätte wohl auf die Vermutung kommen mögen, daß der Mann sich dessen Aufmerksamkeit habe entziehen wollen. Er war von magerer, unförmiger Gestalt und unzufriedener Miene, und er wirkte höchst unbeholfen. Nach einem vorbereitenden Rücken und Drehen erwiderte er:
»Je nun, zum Teil in klingender Münze, zum Teil in Papier und Naturalien. Der Käufer ist ein Mann aus Pumfret und schon ein bißchen in das Geschäft eingeschossen. Nach unserer Abmachung zahlt er mir zehn Dollar für einen Acker gelichteten Landes und einen Dollar über den Ankaufspreis für den Acker Waldgrund, wobei wir die Baulichkeiten einer gemeinschaftlichen Schätzung unterwarfen. Ich wählte zu diesem Ende den Asa Montagu und er den Absalom Bement, welche sodann den alten Squire Naphtali Green beizogen und die Gebäude zu achtzig Dollar abschätzten. Es waren zwölf Acker ausgeholzten Landes, je zu zehn Dollar und achtundachtzig zu einem Dollar. Das Ganze betrug also zweihundertsechsundachtzig und einen halben Dollar nach Abzug der Schätzungsgebühren.«
»Hm!« sagte Marmaduke. »Was kostete Euch der Platz?«
»Je nun, ich gab außer dem, was dem Richter zufällt, meinem Bruder Tim hundert Dollar dafür; aber jetzt steht ein neues Haus darauf, das mich weitere sechzig kostete, und an Moses zahlte ich hundert Dollar für Ausholzung und Anbau, so daß mich das Ganze ungefähr auf zweihundertundsechzig Dollar zu stehen kommt. Ich habe jedoch eine schöne Ernte in der Scheune liegen, und da ich sechsundzwanzig und einen halben Dollar über meine Unkosten erhielt, so glaube ich, einen sehr guten Handel gemacht zu haben.«
»Ja, aber Ihr vergeßt, daß die Ernte auch ohne den Handel Euch gehörte, und daß Ihr für sechsundzwanzig Dollar nunmehr obdachlos geworden seid.«
»Was da der Richter wieder nicht weiß«, erwiderte der Mann mit einer schlauen Berechnungsmiene: »ich bin doch mit einem Gespann Rosse und einem neuen Wagen, die unter Brüdern hundertundfünfzig Dollar wert sind, fünfzig Dollar in Geld, einem guten Wechsel für weitere achtzig und einem Seitensattel, der zu sieben und einem halben Dollar angeschlagen war, abgezogen. Er hatte darauf noch zwölf Schillinge herauszubekommen, und da meinte ich, er solle noch die Kuh und die Melktröge nehmen und mir das Pferdegeschirr geben. Das wollte er aber nicht, – und ich durchschaute ihn wohl; denn er dachte, ich müsse ihm doch das Geschirr abkaufen, ehe ich Roß und Wagen brauchen könne. Ich hatte jedoch ein paar andere Auswege im Sinn, und da er das Fahrgerät doch zu nichts brauchen kann, so bot ich ihm Pferd und Wagen wieder zu hundertundfünfundfünfzig Dollar an. Mein Weib sagte, daß sie ein Butterfaß brauche, und so wurden wir für ein Butterfaß vollends einig.«
»Und was gedenkt Ihr diesen Winter mit Eurer Zeit anzufangen? Ihr wißt doch, daß Zeit Geld ist?«
»Ei, der Schulmeister ist ja bei seiner Mutter auf Besuch, die dem Vernehmen nach an der Küste drunten auf den Tod liegt, und ich bin mit ihm eins geworden, die Schule zu übernehmen, bis er wieder zurückkommt. Wenn die Zeiten aufs Frühjahr nicht schlimmer werden, so bin ich willens, einen Kram anzufangen oder vielleicht nach Genessee zu ziehen, wo namentlich mit einem solchen Geschäft etwas zu machen sein soll. Kommt übrigens das Ärgste zum Argen, so kann ich wieder in meiner Profession arbeiten, da ich ein gelernter Schuhmacher bin.«
Es wollte scheinen, als ob Marmaduke den Mann nicht hoch genug anschlage, um ihn zum Bleiben an Ort und Stelle zu bereden; denn er ließ sich nicht weiter mit ihm ein, sondern wendete seine Aufmerksamkeit anderen Anwesenden zu. – Nach einer kurzen Pause wagte es Hiram, eine Frage aufzuwerfen.
»Welche Neuigkeiten bringt der Richter von dem Gesetzgebenden Körper mit? Es scheint nicht, als ob der Kongreß in der jüngsten Sitzung viel getan hätte. Haben vielleicht die Franzosen in der letzten Zeit weitere Schlachten geliefert?«
»Die Franzosen stehen, seit sie ihren König enthauptet haben, ohne Unterlaß im Feuer«, erwiderte der Richter. »Der Charakter der Nation scheint sich ganz umgewandelt zu haben; denn ich habe während unseres Krieges viele Franzosen gekannt, die mir recht menschenfreundlich und gutmütig vorkamen, aber diese Jakobiner sind so blutdürstig wie die Bullenbeißer.«
»Es war in York drunten ein gewisser Roschamboh mit uns«, rief die Wirtin, »ein ganz prächtiger Mann, der einen stattlichen Reiterzug anführte. Damals war’s auch, als der Sergeant von den englischen Batterien – Gott verdamm sie – einen Schuß ins Bein bekam.«
»Ah! mon pauvre roi!« flüsterte Monsieur Le Quoi.
»Der Kongreß hat Gesetze erlassen«, fuhr Marmaduke mit Ernst fort, »die das Land sehr nötig hatte. Unter anderem ist es verboten worden, in gewissen Strömen und kleineren Seen anders als zu den geeigneten Jahreszeiten mit Schleppnetzen zu fischen und den Hirsch zur Tragzeit zu schießen. Das sind Gesetze, die jeder umsichtige Mann schon lange für nötig erachtete; ich hoffe, es wird auch noch so weit kommen, daß Strafen auf das unzeitige Fällen des Holzes gesetzt werden.«
Der Jäger horchte auf diese Mitteilung mit atemloser Aufmerksamkeit, und als der Richter geendet hatte, lachte er laut hinaus.
»Mag man da Gesetze machen, soviel man will, Richter«, rief er, »aber wer wird in den langen Sommertagen die Berge und des Nachts die Seen bewachen? Wild ist Wild, und wenn einer welches findet, so darf er auch schießen. Ich erinnere mich schon seit vierzig Jahren her, daß dieses Recht in den Wäldern herrscht, und ich denke, ein altes Gesetz ist ebensoviel wert als zwei neue. Nur ein unerfahrener Jäger wird eine Geiß mit dem Kitzchen an der Seite schießen wollen, wenn nicht allenfalls seine Mokassins alt und seine Beinkleider zerrissen sind; denn das Fleisch ist zu solcher Zeit nicht zu genießen. Aber eine Büchse knallt unter den Felsen am Seeufer hin oft so laut, daß man meint, fünfzig seien zumal abgeschossen worden: – es würde da wohl schwer sein zu sagen, СКАЧАТЬ