Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 206

Название: Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper

Автор: James Fenimore Cooper

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209774

isbn:

СКАЧАТЬ Gefahr von den Nationen zu fürchten, welche der brittischen Krone unterthan waren.

      Als sich daher Duncan und David inmitten der Kinder befanden, welche die bereits erwähnten läppischen Spiele trieben, hatten diese nicht die geringste Kunde von ihrer Annäherung gehabt. Kaum aber waren sie erblickt worden, so erhob die ganze Kinderrotte einstimmig ein gellendes Warnungsgeschrei und verschwand wie durch einen Zauberschlag vor den Augen der Fremden. Die nackten, lohfarbigen Leiber der sich duckenden Unholde gingen zu dieser Tageszeit so ganz in die Farbe des verwitterten Grases über, daß es Anfangs wirklich schien, als ob sie die Erde verschlungen hätte. Als aber die erste Überraschung vorüber war und Duncan genauer hinschaute, begegnete sein Blick überall schwarzen, lebhaft rollenden Augen.

      Dieses plötzliche Vorspiel der Ausforschung war für Heyward eben nicht sehr ermuthigend und sagte ihm, was er erst von dem reiferen Urtheile der Männer zu erwarten hätte. Es war ein Augenblick, wo der junge Krieger gerne den Rückweg angetreten hätte; allein jeder Schein von Zögerung wäre zu spät gekommen. Das Geschrei der Kinder hatte ein Dutzend Krieger an die Thür der nächsten Wohnung gezogen, wo sie in einer düstern und wilden Gruppe zusammen blieben und mit ernster Würde die Annäherung der unverhofften Besucher erwarteten.

      David, einigermaßen vertraut mit der Scene, schritt mit einer Festigkeit voran, die jedes leichten Hindernisses zu spotten schien, und trat eben in jene Hütte ein. Sie war das Hauptgebäude des Dorfes, obgleich roh aus Rinde und Baumästen errichtet. Innerhalb seiner Wände hielt der Stamm bei seinem zeitigen Aufenthalte an den Gränzen der englischen Provinz seine öffentlichen Versammlungen und Berathungen. Während Duncan zwischen den dunkeln und mächtigen Gestalten der Wilden, die an der Schwelle zusammengedrängt waren, hindurchging, konnte er nur mit Mühe in seiner Miene die nothwendige Unbefangenheit behaupten; in der Ueberzeugung aber, daß sein Leben von seiner Geistesgegenwart abhänge, überließ er sich der Willkühr seines Begleiters, und ihm auf dem Fuße folgend, suchte er auf dem Wege alle Gedanken für das nun Kommende wieder zu sammeln. Sein Blut stockte, als er sich in der unmittelbarsten Berührung mit so wilden und unversöhnlichen Feinden sah; er bemeisterte aber seine Gefühle in so weit, daß er, ohne in seinem Ausdruck eine solche Schwäche zu verrathen, in die Mitte der Hütte gelangte. Nach dem Beispiel des besonnenen Gamut nahm auch er einen Bündel wohlriechenden Buschwerks von einem Haufen in der Ecke der Hütte, und ließ sich schweigend darauf nieder.

      Sobald der neue Ankömmling an den beobachtenden Kriegern vorbeigeschritten war, verließen diese den Eingang, stellten sich um ihn her und schienen geduldig den Augenblick zu erwarten, wo die Würde des Fremden ihm zu sprechen gestatten würde. Bei weitem der größte Theil stand in müßiger, träger Stellung an die aufrechten Pfosten gelehnt, die das schwache Gebäude stützten, während drei oder vier der ältesten und ausgezeichnetsten unter den Häuptlingen sich etwas mehr im Vordergrunde niedersetzten.

      Eine blendende Fackel brannte, und sandte, wie sie unter der Zugluft hin und herflackerte, ihren röthlichen Schimmer von Gesicht zu Gesicht und von Gestalt zu Gestalt. Duncan benützte ihr Licht, um aus den Mienen seiner Gastfreunde zu erforschen, welcher Empfang seiner wartete. Aber sein Scharfblick half ihm wenig, der wohlüberlegten Hinterlist des Volkes gegenüber, unter dem er sich befand. Die vorne sitzenden Häuptlinge warfen kaum einen Blick auf seine Person, ihre Augen mit einem Ausdruck auf die Erde heftend, den man für Achtung nehmen, aber eben so leicht als Mißtrauen fürchten konnte. Die Männer, welche im Schatten standen, waren weniger zurückhaltend. Duncan begegnete bald ihren forschenden, aber verstohlenen Blicken, wie sie seine Gestalt und seinen Aufzug Zoll für Zoll musterten, und keinen Zug seiner Miene, keine Geberde, keine Linie seiner Malerei, ja seinen Theil seiner Bekleidung unbeachtet und unbeurtheilt ließen

      Endlich trat Einer, dessen Haare bereit« mit Grau sich zu mengen begannen, dessen sehnigte Glieder und fester Tritt aber ankündigten, daß er noch allen Ansprüchen des Mannesalters genügen könne, aus dem Dunkel eines Winkels hervor, wohin er sich wahrscheinlich begeben hatte, um ungesehen beobachten zu können, und sprach. Da er aber in der Mundart der Wyandots oder Huronen redete, so blieben seine Worte Heyward unverständlich, schienen aber nach den Geberden, die sie begleiteten, mehr Artigkeit, als Unwillen auszudrücken. Duncan schüttelte den Kopf und bedeutete durch eine Geberde, daß er nicht zu antworten vermöge.

      »Spricht Keiner meiner Brüder französisch oder englisch?« fragte er in der ersteren Sprache, von einem Gesicht auf das andere schauend, und in der Hoffnung einem bejahenden Nicken zu begegnen.

      Obgleich mehr denn ein Kopf sich wandte, den Sinn seiner Worte zu fassen, so blieben sie doch unbeantwortet.

      »Es wäre mir leid,« fuhr Duncan langsam und in dem einfachsten Französisch, dessen er mächtig war, fort, »wenn ich glauben müßte, daß keiner in dieser weisen und tapferen Nation die Sprache des ›großen Monarchen,‹ deren er sich gegen seine Kinder bedient, verstehe. Schwer würde es ihm auf das Herz fallen, müßte er denken, daß seine rothen Krieger ihm so wenig Ehrfurcht bezeigen!«

      Eine lange und ängstliche Pause erfolgte, keine Bewegung eines Gliedes, kein Ausdruck eines Auges ließ die Wirkung errathen, die seine Bemerkung hervorgebracht hatte. Duncan, welcher wußte, daß Stillschweigen eine Tugend bei seinen Wirthen hieß, benützte gerne diese Sitte, unterdessen seine Gedanken zu ordnen. Endlich antwortete derselbe Krieger, der sich vorher an ihn gewandt hatte, mit der trockenen Frage in canadischer Mundart:

      »Wenn unser großer Vater mit seinem Volke spricht, geschieht es in der Sprache der Huronen?«

      »Er kennt keinen Unterschied unter seinen Kindern, mag die Farbe ihrer Haut roth, schwarz oder weiß seyn,« antwortete Duncan, ausweichend, »obgleich er besonderes Wohlgefallen an den Huronen hat!«

      »Wie wird er aber sprechen,« fragte der schlaue Häuptling, »wenn die Läufer ihm die Skalpe zählen, die vor fünf Nächten noch auf den Köpfen der Yengeese wuchsen?«

      »Sie waren seine Feinde,« sprach Duncan, unwillkürlich schaudernd, »und ohne Zweifel wird er sagen: es ist gut – meine Huronen sind sehr tapfer.«

      »Unser Canadavater denkt nicht so. Statt vorwärts zu schauen und seine Indianer zu belohnen, sind seine Augen rückwärts gewendet. Er sieht die todten Yengeese, aber keine Huronen. Was kann dies bedeuten?«

      »Ein großer Häuptling, wie er, hat mehr Gedanken als Zungen. Er schaut sich um, zu sehen, ob ihm keine Feinde auf der Fährte seyen.«

      »Das Canoe eines todten Kriegers schwimmt nicht mehr auf dem Horican,« entgegnete düster der Wilde. »Seine Ohren sind den Delawaren offen, welche nicht unsere Freunde sind, und sie füllen sie mit Lügen.«

      »Es kann nicht seyn. Seht, er hat mich, da mir die Kunst, Kranke zu heilen, eigen ist, geheißen, zu seinen Kindern, den rothen Huronen an den großen Seen zu gehen, um zu fragen, ob welche krank seyen.«

      Eine zweite Pause folgte dieser Ankündigung des Berufs, den sich Duncan gegeben hatte. Aller Augen hefteten sich zu gleicher Zeit auf ihn, als wollten sie die Wahrheit oder Falschheit seiner Aussage erkunden, und mit so kühnem Scharfblick, daß der Gegenstand ihrer Ausforschung zittern mußte. Er wurde jedoch von dem früheren Sprecher wieder beruhigt.

      »Bemalen die kunstfertigen Männer in Canada sich die Haut?« fragte der Hurone kaltblütig weiter: »sie rühmten sich doch sonst ihres blassen Gesichtes!«

      »Wenn ein Indianerhäuptling zu seinen weißen Vätern kommt,« versetzte Duncan mit großer Festigkeit, »so legt er seine Büffelkleidung ab, um das Hemd zu tragen, das ihm angeboten wird. Meine Brüder haben mir diese Farben gegeben, und ich trage sie.«

      Ein halblautes Gemurmel des Beifalls verkündigte, daß diese Artigkeit für den Stamm günstig aufgenommen wurde. Der СКАЧАТЬ