Название: Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027209774
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»Das springende Glenn,« sagt der weiße Mann, wenn er den jungen Mohikaner ruft.«
»Es herrscht einige Verwirrung in den Namen unter uns, le Renard,« erwiederte Duncan, indem er eine Erörterung herbeizuführen hoffte, daim ist das französische Wort für Damhirsch und Cerf für Hirsch; elan ist der richtige Ausdruck, wenn du vom Glennthier sprichst.«
»Ja,« murmelte der Indianer in seiner Muttersprache: »die Blaßgesichter sind geschwätzige Weiber! Sie haben für jedes Ding zwei Wörter, während die Rothhaut den Ton ihrer Stimme für sich sprechen läßt.« Dann wieder in die fremde Sprache übergehend, fuhr er fort, indem er sich der unvollkommenen Ausdrucksweise, die er sich in der Provinz zu eigen gemacht, bediente: »der Damhirsch ist schnell, aber schwach; das Glenn schnell und stark, und der Sohn von le Serpent ist le Gerf agile. Hat er sich in den Fluß gestürzt, den Wäldern zu?«
»Wenn du den jungen Delawaren meinst, auch er ist den Fluß hinab.«
Da der Indianer in der Art ihres Entkommens nichts unwahrscheinlich fand, so nahm er die Wahrheit des Gehörten mit einer Bereitwilligkeit an, die ein weiterer Beweis dafür war, wie wenig Werth er auf so unbedeutende Gefangene lege. Seine Gefährten schienen jedoch die Sache anders anzusehen.
Die Huronen hatten das Ergebnis, des kurzen Gesprächs mit der ihnen eigenthümlichen Geduld und einem Stillschweigen abgewartet, das immer mehr zunahm, bis endlich die ganze Bande verstummt war. Als Heyward aufhörte, zu sprechen, wandten sich aller Augen auf Magua, indem sie auf ihre ausdrucksvolle Weise eine Erklärung des Gesagten verlangten. Ihr Dolmetscher wies auf den Fluß und machte sie theils durch Geberden, theils durch wenige Worte, die er ausstieß, mit dem Inhalt des Gesprochenen bekannt. Kaum war dies allgemein bekannt, so erhoben sie ein furchtbares Geschrei, wodurch sie ihre Wuth über das Vorgefallene zu erkennen gaben. Die Einen rannten wie Rasende nach dem Ufer des Flusses und schlugen mit wüthenden Geberden in die Luft; Andere spuckten das Element an, um ihre Entrüstung über den Verrath auszudrücken, den es an ihren anerkannten Siegerrechten begangen hatte. Wieder Andere, und zwar nicht die minder Kräftigen und Furchtbaren der Bande schoßen finstere Blicke, in welchen die wildeste Leidenschaft nur durch ihre gewohnte Selbstbeherrschung gemäßigt wurde, auf die Gefangenen, welche sich in ihrer Gewalt befanden. Einer oder zwei machten ihren boshaften Gefühlen durch die drohendsten Geberden Luft, gegen welche die Schwestern weder Geschlecht noch Schönheit schützen konnte. Der junge Soldat machte einen verzweifelten, wenn gleich fruchtlosen Versuch, Alicen beizuspringen, als er sah, wie ein Wilder seine dunkle Hand mit dem üppigen Haare umwand, das in Locken über ihre Schultern herabfloß, und mit einem Messer um ihr Haupt fuhr, als wollte er bezeichnen, auf welche abscheuliche Weise es seiner schönen Zierde beraubt werden sollte. Aber Heyward’s Hände waren gebunden: und auf die erste Bewegung, die er machte, fühlte er den Griff des kräftigen Indianers, der die Rotte befehligte, seine Schulter wie mit einer Zange zusammendrücken. Erkennend, wie ohnmächtig ein Widerstand gegen die überlegene Gewalt erscheinen mußte, ergab er sich in sein Schicksal und ermuthigte seine zarten Begleiterinnen nur durch die leise und freundliche Versicherung, daß die Drohungen der Indianer gewöhnlich schlimmer als ihre Handlungen seyen.
Während aber Duncan durch diese tröstenden Worte die Besorgnisse der Schwestern zu zerstreuen versuchte, war er nicht so schwach, sich selbst zu täuschen. Er wußte sehr wohl, daß das Ansehen eines Indianerhäuptlings auf schwachen Füßen ruhe, und öfter durch physische Kraft, als durch moralische Ueberlegenheit behauptet werde. Die Gefahr war deshalb in dem Maße größer, je bedeutender die Zahl der Wilden war, die sie umgaben. Der ausdrücklichste Befehl dessen, der ihr anerkannter Führer war, konnte jeden Augenblick durch die rasche Hand eines Wilden überschritten werden, dem es einfiel, den Manen eines Freundes oder Verwandten ein Opfer zu bringen. Während er sich daher den äußern Anschein von Ruhe und Seelenstärke gab, schwebte er in tödtlicher Angst, sobald einer der Sieger den hülflosen Schwestern näher trat, oder einen seiner finstern, irrenden Blicke auf jene zarten Gestalten warf, die so wenig im Stande waren, der geringsten Gewaltthätigkeit zu widerstehen.
Seine Besorgnisse wurden jedoch nicht wenig gemildert, als er den Führer seine Krieger zu einer Berathung, versammeln sah. Sie war kurz und bei dem Stillschweigen der Meisten wurde, wie es schien, ein einmüthiger Beschluß gefaßt. Da die wenigen Sprecher häufig nach der Gegend von Webbs Lager deuteten, fürchteten sie offenbar von dieser Seite Gefahr. Diese Besorgniß beschleunigte wahrscheinlich ihren Entschluß und beeilte die folgenden Bewegungen.
Während dieser kurzen Ueberlegung, die seine schlimmsten Befürchtungen etwas milderte, hatte Heyward Muße, die vorsichtige Art zu bewundern, wie die Huronen, selbst nach dem Aufhören der Feindseligkeiten, ihre Annäherung an die Insel bewerkstelligt hatten. Es ist schon erwähnt worden, daß die obere Hälfte der Insel ein nackter Felsen war, der außer einigen zerstreuten Stämmen Treibholz keine Schutzwehr hatte. Diesen Punkt hatten sie zu ihrer Landung gewählt, und zu diesem Behufe das Canoe durch den Wald um den Wasserfall herum getragen. Nachdem sie ihre Waffen in das kleine Fahrzeug gelegt hatten, hängten sich ein Dutzend Männer an die Seiten des Canoes und folgten seiner Richtung, während zwei der erfahrensten Krieger in Stellungen, die sie den gefährlichen Weg überschauen ließen, in ihm ruderten. Begünstigt durch diese Anordnung, gelangten sie an der Spitze der Insel an jenen Punkt, der für die ersten Wagehälse so verderblich geworden war, aber mit dem Vortheil einer größeren Zahl und im Besitze von Feuerwaffen. Daß dies die Art ihrer Landung gewesen, erkannte Duncan jetzt: denn sie brachten die leichte Barke von dem obern Ende des Felsens und ließen sie nahe am Eingang der äußern Höhle in’s Wasser. Sobald dies geschehen war, winkte der Führer den Gefangenen, herabzukommen und in das Canoe zu steigen.
Da Widerstand unmöglich und Verstellungen nutzlos waren, so gab Heyward zuerst das Beispiel der Unterwerfung und schritt voran in das Canoe, wo er sich mit den beiden Schwestern und dem stets noch verblüfften David niederließ. Obgleich die Huronen die kleinen Kanäle zwischen den Stromschnellen und Wirbeln nicht kennen konnten, so waren sie doch mit den gewöhnlichen Regeln einer solchen Schifffahrt zu vertraut, um einen bedeutenden Fehler zu machen. Als der Lootse, welcher das Canoe zu leiten hatte, seinen Platz eingenommen, sprang die ganze Rotte in den Fluß: das Schifflein glitt auf der Strömung dahin, und in wenigen Augenblicken befanden sich die Gefangenen auf dem südlichen Ufer des Stromes, beinahe dem Punkte gegenüber, wo sie jenes am vorigen Abend getroffen hatten. Hier fand eine zweite kurze, aber ernstliche Berathung Statt, während welcher die Pferde, deren panischem Schrecken die Eigenthümer ihr Unglück hauptsächlich zuschrieben, aus dem Dickicht der Wälder und an den verborgenen Ort geführt wurden, wo sie sich befanden. Der Trupp theilte sich jetzt. Der oft erwähnte erste Anführer bestieg Heyward’s Roß, zog mit dem größten Theil seiner Leute quer durch den Fluß und verschwand in den Wäldern, indem er die Gefangenen der Obhut von sechs Wilden überließ, an deren Spitze le Renard Subtil stand. Duncan betrachtete alle diese Bewegungen mit erneuter Besorgniß.
Aus der ungewöhnlichen Schonung der Wilden gegen ihn glaubte er schließen zu dürfen, daß er Montcalm als Gefangener ausgeliefert werden sollte. Da die Gedanken der Unglücklichen selten schlummern, und die Einbildungskraft nie lebhafter ist, als wenn sie von der Hoffnung, sey sie auch noch so schwach und entfernt, aufgeregt wird, so hatte er schon daran gedacht, ob nicht die väterlichen Gefühle Munro’s benützt werden sollten, ihn seiner Pflicht gegen den König untreu zu machen: denn, obgleich der französische Befehlshaber für einen Mann von Muth und Unternehmungsgeist galt, so sprach man ihn doch nicht von jenen politischen Ränken frei, welche nicht immer den Anforderungen einer strengen Moral Gehör gaben und die europäische Diplomatie jener Zeiten sehr entehrten.
Alle diese geschäftigen und erfinderischen Betrachtungen waren nun durch die Maßregeln seiner Sieger zu Nichte geworden. Derjenige Theil des Trupps, welcher dem riesenhaften Krieger folgte, nahm seine Richtung nach den Quellen des Horican und er und seine Begleiter hatten nichts Geringeres zu gewarten, als daß sie, hülflose Gefangene, in der Gewalt der Sieger bleiben müßten. Um über ihr künftiges Schicksal Gewißheit zu erhalten und СКАЧАТЬ