Die Zeit der Völkerwanderung: 14 Historische Romane. Felix Dahn
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Название: Die Zeit der Völkerwanderung: 14 Historische Romane

Автор: Felix Dahn

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027222049

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СКАЧАТЬ erkannte die jugendliche hohe Gestalt. Er erkannte schon auch die Stimme. «Laßt das Schiff nur heran.

      Ganz nahe. Auf zwanzig Schritt. Dann erst schießt. Noch nicht. Jetzt. Jetzt! Pfeile los!»

      «Deckt euch, ihr Goten!»

      Ein Hagel von Pfeilen schlug gegen das Schiff. Aber an der Schildburg prallten sie machtlos ab.

      «Verflucht!» rief Piso hinter dem Präfekten. «Sie wollen die Kette sprengen durch des Schiffes Stoß. Und sie werden es sicher, fielen auch alle Mann auf Deck. Die Ruderer sind ja unerreichbar. Und unverwundbar ist dieser Südwind.»

      «Feuer in die Segel! Feuer auf das Schiff! Brände herbei!» befahl Cethegus.

      Immer näher rauschte der drohende Schwan. Immer näher drohte der verderbliche Prall gegen die straff gespannte Kette. Schon erreichten nun die geschleuderten Brände das Schiff. Einer flog in das Segel des Fockmastes: es brannte rasch auf, dann erlosch es.

      Ein zweiter – Cethegus hatte ihn selbst geschleudert – streifte des Gotenkönigs langes flatterndes Goldhaar.

      Neben ihm fiel der Brand nieder. Er hatte es nicht bemerkt.

      Da sprang ein Knabe hinzu, der, statt aller Schutz und Trutzwaffen, nur einen derben Hirtenstecken führte. Mit den Füßen trat er den Brand aus. Die anderen Brände prallten von den Schilden ins Wasser und erloschen.

      Nur acht Schritte noch war der Vorderstachel der Galeere von der Kette entfernt. Die Römer bebten vor dem Anprall.

      Da trat Cethegus ganz vor, an die Spitze seines Bootes, einen schweren Wurfspeer erhebend und sorgfältig zielend.

      «Gebt acht», sagte er. «Sowie der König der Barbaren stürzt – rasch neue Brände.»

      Nie hatte der waffenkundige Mann besser gezielt.

      Und noch einmal den Speer zurückziehend, schleuderte er ihn mit der ganzen Kraft seines Hasses und seines Arms.

      Atemlos harrte seine Umgebung. Aber der König stürzte nicht. Er hatte den Zielenden scharf erkannt. Gleichwohl warf er den langen, schmalen Schild nieder. Er sah der Spitze des Speeres entgegen mit zurückgehaltener schildloser Linker. Sausend kam der Speer geflogen, gerade in der Höhe, wo aus dem Panzer der nackte Hals sich hob.

      Hart am Leibe erst fing ihn der König mit der linken Hand und – warf ihn sofort mit der Rechten auf den Werfer zurück: er traf den Präfekten in den linken Arm, oberhalb des Schildes: Cethegus fiel ins Knie.

      Im gleichen Augenblick traf der Stoß des Schiffes die straffe Kette. Sie barst. Die Römerboote, die an derselben geruht, schlugen um, auch das des Cethegus, oder schossen meisterlos den Fluß herab.

      «Sieg!» jauchzte Totila. «Ergebt euch mir, ihr Söldner.»

      Cethegus erreichte schwimmend, blutend, das linke Tiberufer. Er sah, wie das Gotenschiff zwei kleine Boote herabließ, in deren eines der König sprang.

      Er sah, wie eine ganze Flotille leichter gotischer Fahrzeuge, unter dem Schutz der Königsgaleere heraufgesegelt, nun ebenfalls die Reihe der Boote seiner Pfeilschützen durchbrach und auf beiden Ufern Mannschaften landete.

      Er sah, wie seine Abasgen, für den Nahkampf weder gerüstet noch gestimmt, in Scharen sich einzelnen schwertschwingenden Goten ergaben.

      Er sah, wie von dem Königsschiff aus nun ein Pfeilregen die Verteidiger des linken Ufers traf.

      Er sah, wie das kleine Boot des Königs sich dem Ufer näherte wo er, wassertriefend, stand.

      Er hatte den Helm im Wasser verloren, den Schild fallenlassen, um rascher das Land zu gewinnen. Mit dem Schwert wollte er sich dem eben landenden König entgegenwerfen. Da streifte ein Gotenpfeil seinen Hals.

      «Getroffen, Haduswinth», jauchzte ein junger Schütze, «besser als damals am Marmorgrab.» – «Brav, Gunthamund.»

      Cethegus wankte. Syphax fing ihn auf.

      Gleichzeitig legte sich eine Hand auf seine Schulter. Er erkannte Marcus Licinius. «Du hier! Wo sind deine Krieger?»

      «Tot», sagte Marcus. «Die hundert Römer fielen auf der Schanze. Teja, der schreckliche Teja, hat sie gestürmt. Die Hälfte deiner Isaurier fiel auf dem Wege nach dem Kapitol. Der Rest hält noch die Pforte des Kapitols und die Halbschanze vor deinem Hause. Ich kann nicht mehr. Tejas Beil drang durch meinen Schild in die Rippen. Leb’ wohl, o großer Cethegus! Rette das Kapitol. Aber: siehe hin. Teja ist rasch.» Und Marcus sank zu Boden.

      Flammen schlugen hoch in die Nacht vom kapitolinischen Berg.

      «Hier am Fluß ist nichts mehr zu retten», sprach der Präfekt mühsam. Denn sein Blutverlust war groß und schwächte ihn rasch. «Ich rette das Kapitol! Dir, Piso, befehl’ ich den Barbaren-König.

      Du hast schon einen Gotenkönig auf der Schwelle Roms getroffen. Triff einen zweiten! Und triff ihn tödlich! Du, räche deinen Bruder, Lucius. Folge mir nicht.»

      Cethegus warf noch einen grimmigen Blick auf den König, um dessen Füße sich flehend die Abasgen drängten.

      Tief seufzte er auf

      «Du wankest, o Herr?» fragte Syphax schmerzlich.

      «Rom wankt!» antwortete Cethegus. «Aufs Kapitol!»

      Lucius Licinius drückte seinem sterbenden Bruder noch einmal die Hand. «Ich folge ihm doch», sagte er dann. «Er ist wund.»

      Während Cethegus, Syphax, Lucius Licinius in der Nacht verschwanden, duckte sich Piso hinter die Säule einer Basilika, an welcher hart vorbei der Weg den Fluß aufwärts führte.

      Inzwischen hatte der König die sich ihm ergebenden Abasgen seinen Gefolgen überwiesen. Er machte einige Schritte stromaufwärts und wies mit dem Schwert nach den Flammen, die vom Kapitol aufstiegen.

      Dann wandte er sich, das Antlitz dem Fluß und den langsamer landenden Goten zugekehrt.

      «Vorwärts», mahnte er. «Eile. Es gilt löschen da oben. Der Kampf ist aus. Nun, ihr Goten, schirmt, erhaltet Rom. Denn es ist euer.»

      Diesen Augenblick ersah Piso. «Helfer Apollo», dachte er, «traf je mein Jambus, jetzt laß mein Schwert treffen.»

      Und hinter der Säule hervor sprang er mit gezücktem Schwert auf den König zu, der ihm den Rücken zuwandte.

      Aber wenige Zoll vor des Königs Leib ließ er, laut aufschreiend, die Klinge fallen. Ein derber Stockhieb hatte seine Hand gelähmt.

      Gleich darauf sprang ein junger Hirt an ihm empor und riß ihn nieder. Der Sieger kniete ihm auf der Brust.

      «Gib dich, römischer Wolf!» rief eine helle Knabenstimme.

      «Ei, Piso, der Jambenpoet…! Er ist dein Gefangener, Knabe», sprach der König, der nun herzugetreten war. «Und soll sich lösen mit schwerem Gold. Wer aber bist du, junger Hirt, mein Zügelführer?»

      «Dein Lebensretter ist er, o Herr», fiel der alte Haduswinth ein. «Wir СКАЧАТЬ