Название: Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas
Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788711447680
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So endete die grosse Föderation gegen die Shoshonen, von denen die Ueberlieferungen des Landes noch nach Jahrhunderten sprechen werden. Diesen wilden Ereignissen folgte jedoch ein schwerer Verlust für mich. Mein Vater hatte, trotz seines hohen Alters, während des letzten Angriffs auf den Posten grosse Thätigkeit gezeigt und sich grossen Entbehrungen und Anstrengungen unterzogen; als jedoch Alles vorüber war und die Büchsenkugeln nicht länger um sein Ohr zifchten, erlag seine Kraft, und zehn Tage nach dem Kampfe starb er an Alter, Erschöpfung und Kummer. Ich begrub ihn einige Meilen von der Küste des stillen Weltmeers. Die wilden Blumen, die auf seinem Grabe wachsen, werden genährt durch das klare Wasser des Nu-elijé-sha-wako, und der ganze Stamm der Shoshonen wird noch lange wachen über dem Aschenhügel des Bleichgesichts aus einem fernen Lande, der ihr Freund und Lehrer war.
Meine beiden Freunde, Gabriel und Roche, waren bei dem letzten Sturme schwer verwundet worden, und es stand geraume Zeit an, bis sie wieder genasen.
Wir verbrachten den Rest des Sommers mit dem Erbauen von Luftschlössern und nahmen uns vor, endlich den Winter zu Monterey zu verbringen. Das Schicksal hatte es jedoch anders beschlossen und eine Reihe von Abenteuern, deren Strom ich nichts entgegensetzen konnte, riss mich durch viele wilde Schauplätze und Gegenden, die ich dem Leser zu schildern gedenke.
Eilftes Kapitel.
Zu Anfang des Herbstes, einige Monate nach dem Tode meines Vaters, jagte ich mit meinen zwei Kameraden Gabriel und Roche in den Prairieen des Südens östlich von der Buona Ventura. Wir hatten eines Abends eine gute Jagd gehabt und waren sehr aufgeräumt. Meine beiden Freunde hatten ein Thema begonnen, über das sie sich nie erschöpfen konnten: der Eine sprach von den. Wundern und Sehenswürdigkeiten seiner Vaterstadt Paris, während der Andere mit der ihm angeborenen Beredtsamkeit die Schönheiten seiner Heimath schilderte und alte irische Legenden erzählte, welche mir ebenso seltsam als hochpoetisch vorkamen.
Da sahen wir uns plötzlich durch einen Haufen von sechszig Arrapahoes umzingelt. An Widerstand oder Flucht war natürlich nicht zu denken. Sie behandelten uns jedoch ehrenhaft und begnügten sich, uns scharf zu bewachen und unsere Flucht zu verhindern. Sie wussten, wer wir waren, und obgleich mein Pferd, mein Sattel und meine Büchse an sich schon eine schöne Beute für jeden Häuptling gewesen wäre, so wurde uns doch nichts abgenommen.
Ich kannte den Führer und redete ihn folgendermassen an:
„Was habe ich dem Morgenstern der Arraphoes gethan, dass ich gefangen und bewacht werde, wie ein Schaf der Wachinangoes?“
Der Häuptling lächelte und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Die Arraphoes,“ entgegnete er, „lieben den jungen Owato Wanisha und seine blassgesichtigen Brüder, denn sie sind grosse Krieger und können ihre Feinde schlagen mit schönen blauen Feuern vom Himmel. Die Arrapahoes wissen Alles; sie sind ein weises Volk. Sie wollen Owato Wanisha in ihren eigenen Stamm nehmen, damit er ihnen seine Geschicklichkeit zeige und sie zu Kriegern mache. Er soll genährt werden mit den fettesten und süssesten Hunden. Er wird ein grosser Krieger seyn unter den Arrapahoes. So wollen es unsere Propheten. Ich gehorche dem Willen der Propheten und des Volkes.“
„Aber,“ antwortete ich, „mein Maniton wird mich nicht hören, wenn ich ein Sklave bin. Der Blassgesichts-Manitou hat nur Ohren für freie Krieger. Er wird mir sein Feuer nicht leihen, wenn nicht Zeit und Raum mein Eigenthum sind.“
Der Häuptling unterbrach mich:
„Owato Wanisha ist kein Sklave, kann nie ein Sklave seyn. Er ist bei seinen guten Freunden, welche über ihn wachen, sein Feuer anzünden, ihre schönsten Decken in seinem Zelte ausbreiten und es mit dem besten Wilde aus den Prairieen füllen werden. Seine Freunde lieben den jungen Häuptling, aber er muss ihnen nicht entfliehen wollen, sonst macht der böse Geist die jungen Arrapahoes trunken, wie einen viehischen Krähen, und regt sie auf, dass sie in ihrer Thorheit das Blassgesicht tödten.“
Da wir vorderhand nichts versuchen konnten, fügten wir uns in unser Schicksal und liessen uns auf einem langen, traurigen Wege bis an die östlichen Ufer des westlichen Rio Colorado führen, wo wir in einem der zahlreichen und schönen Arrapahoedörfer anlangten. Hier verbrachten wir den Winter in einer Art ehrenvoller Gefangenschaft. Ein Fluchtversuch würde das Signal zu unserem Tode oder doch zu strengerer Bewachung gegeben haben. Rings umher waren weite, sandige Wüsten, von den Clubs oder Piusen bewohnt, einem grausamen Volksstamme, unter dem sich sogar Kannibalen befinden. Ueberhaupt sind die meisten Stämme am Colorado Menschenfresser, und selbst die Arrapahoes machen hievon bei gewissen Gelegenheiten keine Ausnahme. Einmal trafen wir auf ein verlassenes Lager der Clubmänner und fanden daselbst die Ueberreste von ungefähr zwanzig Körpern, deren Knochen augenscheinlich mit so viel Hochgenuss abgenagt waren, als vielleicht ein Fasanenflügel von einem europäischen Epicuräer. Der Winter entschwand uns düster genug, was wohl Niemand wundern wird. Ausser einigen schönen Hainen, die man hie und da wie Oasen in der Sahara findet, ist der ganze Strich schrecklich uneben und unfruchtbar. Vierzig Meilen über dem Golf von Californien hört der Colorado auf, schiffbar zu seyn, und bietet siebenhundert Meilen weit, bis zu seinen Quellen hinauf, nichts als eine ununterbrochene Reihe rauschender Wasserfälle, die durch eine Kette von fünf oder sechshundert Fuss hohen, senkrechten Felsen begränzt sind, während es sonst den Anschein hat, als sey das ganze Land rings umher bis in den Mittelpunkt von heftigen vulkanischen Eruptionen erschüttert worden.
Endlich war der Winter vorüber, und mit den ersten Wochen des Frühlings erneuerte sich unsere Hoffnung auf Rettung. Die Arrapahoes liessen in ihrer Wachsamkeit nach und boten uns sogar an, wir sollten sie auf einem Ausfluge nach dem Osten begleiten. Wir gingen natürlich mit Freuden darauf ein und gelangten so in die schönen Prairieen von Nord-Sonora. Das Glück begünstigte uns. Die Arrapahoes verfolgten eines Tages eine Spur von Apaches und Mexikanern, um sie zu überraschen und zu tödten, fielen aber in eine Schlinge, so dass ihrer Viele zu Grunde gingen.
Wir trugen kein Bedenken, unsere bisherigen Herren zu verlassen, sondern spornten unsere rüstigen Rosse und fanden bald, dass unsere Befreier eine Abtheilung von Beamten waren, die von Monterey nach Santa Fé reisten und als Geleite zweiundzwanzig Apachen nebst zwölf oder fünfzehn Cibolerosfamilien mitgenommen hatten. Ich kannte die Beamten und freute mich sehr, Nachrichten von Californien zu erhalten. Isabella war noch so schön als je, aber nicht mehr so leichtherzig. Padre Marini, der Missionär, hatte sich nach Peru eingeschifft, und die ganze Stadt Monterey lachte, tanzte, sang und liebte noch immer, wie zu der Zeit, da ich sie verlassen hatte.
Die Beamten gestatteten bereitwillig, dass ich sie nach Santa Fé begleitete, von wo aus ich mit der nächsten Caravane leicht nach Monterey zurückkehren konnte.
Ein Wort über die Ciboleros dürfte nicht uninteressant seyn. Jedes Jahr begeben sich grosse Abtheilungen von Mexikanern, einige mit Maulthieren, andere mit Ochsenkarren, in die Prairieen, um ihre Familien mit Büffelfleisch zu versorgen. Sie betreiben ihre Jagd meistens zu Pferd; ihre Waffe besteht in dem Pfeil, in der Lanze oder bisweilen auch in einem Gewehre, während sie ihre Beute auf die Karren oder Maulesel laden. Sie finden es nicht schwer, ihr Fleisch auch mitten im Sommer zu erhalten, indem sie es in dünne Schnitten zerlegen, in der Sonne ausbreiten, oder in der Eile wohl auch das ganze Thier braten.
Während des Einpöckelns befolgen sie oft die indianische Gewohnheit, das Fleisch mit den Füssen zu treten; sie sagen, dies trage zur Erhaltung bei.
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