Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel

isbn: 9783740969745

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СКАЧАТЬ kann ich helfen.«

      Ein Murmeln aus vielen Kehlen. Köpfe drehten und wendeten sich auf der Suche nach dem Mann, der das gesagt hatte.

      Dr. Norden erkannte die Stimme sofort. Er schnappte nach Luft.

      »Das ist doch Bruder Pirmin. Was macht er hier?«, zischte er.

      »Das solltest du Milan fragen.« Elena sah zu Aydin hinunter.

      »Was denn! Er hat mich um Erlaubnis gefragt, sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Ich habe es ihm erlaubt. Schließlich ist Bewegung gut für den Kreislauf.«

      »Aber nicht in seinem Zustand«, widersprach der Klinikchef.

      Dr. Aydin sah hinüber zu dem stattlichen Mann im schwarzen Habit, der sich mit dem Feuerwehrmann beratschlagte.

      »Was ist mit seinem Zustand?«

      Wohl oder übel musste Daniel seinem Mitarbeiter recht geben.

      »Erstaunlich, wie schnell er sich erholt hat«, murmelte er.

      »Vielleicht hat aber auch Bruder Augustinus recht und Pirmin ist ein Hypochonder, der uns ein bisschen an der Nase herumgerührt hat«, mutmaßte Elena, ohne den Mönch aus den Augen zu lassen.

      Wie das Rote Meer vor Moses teilte sich in diesem Moment die Menschenmenge vor Bruder Pirmin. Er schritt auf die Tür zu, verschwand im Klinikgebäude, um wenige Minuten später auf das Dach hinaus zu treten.

      Uwe Ruhland hörte das Knirschen der Sohlen auf dem Steinboden. Warf einen Blick über die Schulter.

      »Keinen Schritt weiter!« Seine Stimme zitterte.

      »Ich bin der Geistliche, mit dem Sie sprechen wollten.« Auch Pirmin klang alles andere als sicher. »Gehen Sie weg von der Kante! Ich bin nicht schwindelfrei.«

      Uwe wandte sich wieder dem Abgrund zu.

      »All die schweren Jahre. Die Entbehrungen. Der Kampf ums Überleben. Und jetzt, da Inga und ich es endlich geschafft hatten … Wie kann Ihr Gott das zulassen?«

      »Es ist nicht mein Gott. Er ist der Gott aller Menschen und Tiere. Aller Lebewesen und Pflanzen, der …«

      »Hören Sie schon auf mit dieser Haarspalterei!«, stieß Uwe durch die Lippen. »Wo war Gott, als wir ihn am nötigsten brauchten? Warum hat er meine Frau nicht beschützt?«

      Schweigen. Pirmin scharrte mit den Füßen auf dem Boden.

      »Vielleicht hat er das ja, und wir verstehen ihn nur nicht«, erwiderte er schließlich.

      Wieder ein Blick über die Schulter.

      »Wie meinen Sie das?«, fragte Uwe zögernd.

      Die Frage machte Bruder Pirmin Mut.

      »Nehmen wir an, Ihre Frau hätte überlebt, wäre aber behindert gewesen.«

      »Dann wäre sie wenigstens noch da.«

      »Egoistische Gedanken haben hier nichts zu suchen.« Pirmin wunderte sich selbst über die Strenge in seiner Stimme. »Wie hätte sich Ihre Frau entschieden, wenn sie die Wahl gehabt hätte zwischen dem Tod und einem Leben in geistiger Umnachtung, unfähig sich zu bewegen, zu sprechen.« Die drastische Schilderung war pure Absicht.

      Uwe Ruhland starrte wieder hinab in die Tiefe. Die Feuerwehrleute drängten sich zwischen die Menschen, breiteten ein Sprungtuch aus. Gleichzeitig erinnerte er sich an Gespräche mit Inga.

      »Sie hätte so nicht leben wollen«, gestand er leise.

      Pirmin nickte.

      »Und nun stellen Sie sich vor, Sie hätten den Unfallwagen gefahren. Wären verantwortlich für den Zustand Ihrer Frau«, fuhr Pirmin mutiger fort.

      »Sie hätte mich gehasst für den Rest ihres Lebens. Und ich mich dazu.«

      »Auch keine schöne Option.«

      »Aber warum musste das alles überhaupt passieren?« Uwe schrie seinen Schmerz in den Himmel. »Warum konnte Gott uns nicht in Ruhe unser Leben leben lassen?«

      Bruder Pirmin breitete die Hände aus. »Ich weiß es nicht.«

      Uwe Ruhland drehte sich um.

      »Wie? Sie wissen es nicht.« Er hatte mit allem gerechnet, mit Ausflüchten und Ausreden, aber nicht mit der Wahrheit. »Sie sind doch Mönch.«

      »Das heißt noch lange nicht, dass ich Gott verstehe. Ich versuche es. Und ich zweifle. Sehr viel sogar«, gestand der Mönch. »Aber ausgerechnet dann, wenn die Nacht am dunkelsten ist, passiert es. Immer wieder.«

      »Was passiert?«

      Pirmin zögerte. Machte einen Schritt zurück.

      »Wenn Sie zu mir kommen, verrate ich es Ihnen.«

      Uwe schnaubte.

      »Das ist doch nur ein billiger Trick.«

      »Stimmt«, gab Bruder Pirmin unumwunden zu. »Um ehrlich zu sein, weiß ich nur eines: Auch die dunkelste Nacht hat einmal ein Ende. Und jedes Mal wieder erheben sich Freude und Glück wie Phönix aus der Asche empor. Sicher, es kann eine Zeit lang dauern. Aber eines Tages wird es so weit sein.« Ein Gedanke kam ihm in den Sinn. »Welche Träume hatte Ihre Frau?«

      »Inga?« Zum ersten Mal seit Ingas Tod lächelte Uwe. Er bemerkte es nicht. »Sie wollte alles und am liebsten alles auf einmal«, gestand er rau. »Aber ihr größter Wunsch war es, die Trauernden mit ihren Blumen zu trösten. Ihnen Mut zu machen. Ihnen zu zeigen, dass das Leben weitergeht.« Er machte eine Pause. Wischte sich eine Träne von der Wange. »Inga wollte die Menschen an die Schönheit erinnern, die das Leben trotz allem noch bereithält. Auch wenn man sie manchmal nicht sehen kann.«

      Bruder Pirmin nickte beeindruckt.

      »Was für ein schöner Gedanke«, seufzte er. »Finden Sie nicht, dass es Ihre Aufgabe ist, diesen Traum weiter zu träumen? Für Ihre Frau? Für sich selbst?«

      »Und für deine Tochter«, erklang auf einmal eine Stimme hinter Pirmin.

      Er drehte sich um. Starrte die Frau mit den rotgeweinten Augen an, genauso wie Uwe seine Tochter anstarrte.

      »Annabel!« Wie hatte er sie nur vergessen können?

      »Papa!«, schluchzte Annabel auf. »Du kannst mich doch nicht allein lassen. Du nicht auch noch.«

      Mucksmäuschenstill war es im Klinikgarten, als der Mann von der Dachkante verschwand. Niemand wagte zu atmen. So musste es sich anfühlen, wenn die Zeit stillstand. Wann würden sich die Uhren weiterdrehen?

      Endlich öffnete sich die Tür zum Garten. Bruder Pirmin wurde mit frenetischem Applaus begrüßt. Er war allein. Aber nicht lange. Erst unter Gewaltandrohung gelang es den Feuerwehrleuten, den Mönch aus den Fängen der Schaulustigen zu befreien und zum Klinikchef zu geleiten.

      Daniel Norden breitete die СКАЧАТЬ