Maultaschen in Love.. Edi Graf
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Название: Maultaschen in Love.

Автор: Edi Graf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783842523364

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СКАЧАТЬ ein schlechtes Gewissen? Nein, ganz gewiss nicht! Nicht wegen Alex! Ein schlechtes Gewissen hatte sie eigentlich nie.

      »Streiche eigentlich. Das Wort braucht kein Mensch.«

      Ein schlechtes Gewissen hatte sie nie. Punkt. Dafür hatte sie schon als Kind gesorgt. Immer, wenn sich ein schlechtes Gewissen angeschlichen hatte, war ihr Tinker zu Hilfe gekommen, hatte sie getröstet und ihr eingeredet, dass die anderen schuld waren.

      Tinker war ihr Gewissen. Aber nur ihr gutes. Sie hatte ihr gutes Gewissen Tinker genannt, frei nach der guten Fee »Tinkerbell« aus »Peter Pan«, ihrer Lieblingsgeschichte als Kind, die Oma immer vorgelesen hatte. In ihrer Vorstellung saß Tinker wie ein kleiner Falter auf ihrer Schulter und flüsterte ihr ins Ohr, sorgte für ein gutes Gewissen und für gute Laune. Und das war bis heute so geblieben.

      Alex war die erste ernsthafte Beziehung für Belinda gewesen. Die große Liebe, wenigstens am Anfang – so viel wusste sie heute. Sie hatten sich gerade mal drei Monate gekannt, als er bei ihr eingezogen war. Sie hatten eine tolle Zeit gehabt, zumindest im ersten Jahr. Doch mit der Zeit hatte sie in ihm das verwöhnte Muttersöhnchen erkannt, das sich zu Hause gerne bedienen ließ, durch gnadenlose Selbstüberschätzung oftmals übers Ziel hinausschoss und dadurch für so manche peinliche Situation in ihrem Beisein sorgte.

      Ihre Oma mochte ihn deshalb nie wirklich, und spätestens, als sie sie einmal fragte, ob sie denn tatsächlich vorhabe, ihre besten Jahre mit diesem »Großkotz« zu vergeuden, dachte Belinda immer wieder darüber nach, ihm den Laufpass zu geben.

      Einen Anlass bot er ihr aber nie, so war es nur dem Zufall zu verdanken, dass sie ihn eines Abends, als sie nach dem Dienst in der Apotheke wieder einmal im Lokal ihrer Eltern bedient und früher Schluss gemacht hatte, in trauter Zweisamkeit in einer Kneipe erspähte.

      Der Tag war sowieso nicht auf ihrer Seite gewesen, der Chef hatte seine Laune mal wieder an seinen Angestellten ausgelassen, und jetzt auch noch diese Begegnung! Belinda hatte sich beherrscht und war zügig nach Hause gegangen. Sie beschloss, auf den Scheißtag mit einem ordentlichen Schluck Chardonnay anzustoßen. Drei Stunden später saß sie immer noch in ihrer Lieblingsecke in der Küche ihrer gemütlichen Zweizimmerwohnung, und ihre Wut über das, was der Tag ihr beschert hatte, steigerte sich mit jedem Schluck. Als Alex schließlich nach Hause kam, erkannte sie an seinem »Hallo Träubchen« und seinem süffisanten Blick sofort, dass das Bier, das sie auf dem Tisch der beiden erkannt hatte, nicht alkoholfrei gewesen sein konnte. Die Steilvorlage an diesem Abend war ihre Chance!

      Wenn Alex getrunken hatte, war sie ihm verbal überlegen, und das nützte sie aus. Sie fackelte nicht lange, sprach ihn auf sein Date an und fragte ihn – ohne Vorwurf in der Stimme –, warum er sich denn ohne ihr Wissen mit anderen Frauen amüsieren müsse. Und da machte Alex den entscheidenden Fehler: Er schob die Schuld für sein Verhalten Belinda zu, weil sie ja lieber in der verstaubten Gaststube – wie er das gemütliche Lokal ihrer Eltern zu nennen pflegte – herumhänge, als etwas mit ihm zu unternehmen.

      Als er dann wieder einmal in seiner überheblichen Art ihre geliebte Oma als »teigige Maultaschenstute« bezeichnete, vergaß sie sich und teilte ihm in entschlossenem Ton mit:

      »Du kannst ausziehen!«

      Bevor sie selbst kapiert hatte, was ihr da über die Lippen gekommen war, hatte er mitsamt seinem verletzten Stolz die Tür von außen zugeschlagen. Sie war ihm nachgerannt und hatte aus dem Treppenhaus nur noch seine laute Stimme gehört: »Du wirst schon sehen, wie weit du in deiner verstaubten Maultaschenfabrik noch kommst!«

      DAS war ein Angriff auf ihre Familie und – noch schlimmer – ihre Oma gewesen und entlockte ihr ein schrilles, aber entschlossenes »Verschwinde bloß!«

      Und als er zurückschrie, brüllte sie: »Es ist aus!« Und ihr »Für immer!« hallte grell durchs leere Treppenhaus.

      So begrub sie an einem Abend auf einen Schlag drei Jahre auf einmal.

      Trotzdem fluchte sie innerlich, weil Alex ihr nicht aus dem Kopf ging.

      Denk nicht an ihn, vor dieser bescheuerten Vollmondnacht, flüsterte Tinker.

      »Das sagst du so einfach«, antwortete Belinda und dachte an Uschi, die in zwei Wochen heiraten würde, und an ihre geschiedene Freundin Gaby aus dem »Du-kannst-so-gut-wie-alles-schaffen!«-Kurs, die gerade einer anderen den Lover ausgespannt hatte und wieder frisch verliebt war, wie sie ihr selbst im letzten Kurs noch stolz anvertraut hatte.

      »Und wo bleibt mein Traummann?«, fragte Belinda halblaut.

      Da kommt er!, flüsterte Tinker, und sie drehte sich um, als die Türglocke ausgelöst wurde und ein Mann die Apotheke betrat. Eins neunzig, Mitte 30, sportlich, schoss es ihr durch den Kopf, Marke Robert Redford aus »Jenseits von Afrika«. Ein Typ wie gemacht für einen Urlaubsflirt.

      »Es wird Zeit, wieder zu verreisen«, überlegte Belinda. »Aber wohin?«, fragte sie sich im selben Atemzug, mit Blick auf Robert Redford.

      Wie wär’s mit einer Safari?, schlug Tinker vor.

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      Er hatte seinen Wagen auf einem bewachten Parkplatz an der Victoria- & Alfred-Waterfront abgestellt und folgte dem Weg über die Schwenkbrücke zu den Docks der alten Hafenanlage vor der Kulisse des Tafelbergs. Er beobachtete, wie zwei Kähne von einem Schlepper über den Kanal in das hintere Hafenbecken gezogen wurden, als sein Handy schepperte. Er las den Namen auf dem Display und ahnte, dass etwas schiefgegangen war.

      »Wie – sie ist entwischt?«, fragte er so laut, dass die Köpfe einiger Menschen auf der schmalen Brücke herumfuhren, und fühlte Wut in sich aufsteigen. »Verflucht! Wie konnte das geschehen?«, fauchte er.

      Der andere erzählte, doch er unterbrach ihn schon nach wenigen Worten.

      »Nach Deutschland?« Er überlegte. »Ich bin in ein paar Tagen auch dort. Find du heraus, welchen Flug sie nimmt! Wir kümmern uns dann dort um sie.«

      Wieder lauschte er den Informationen, die der andere für ihn hatte.

      »Eine Freundin, die für sie einspringen soll? Dieses Biest!«, zischte er. »Diese Frau ist mit allen Wassern gewaschen! Aber gut … aus Deutschland, sagst du …?«

      Ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen.

      »Das ist vielleicht gar nicht so schlecht …«, murmelte er. »Nein, das ist sogar gut! Solange eine Deutsche kocht, spielt uns das wunderbar in die Karten. Die wird sich freuen, wenn wir ihr ein paar Kräuter aus der Heimat liefern. Einer meiner Mitarbeiter organisiert das.«

      Er hörte mit einem Ohr vier Musikern zu, die mit Saxophon, Akkordeon, Kontrabass und Cajon vor dem hellblauen zweigiebeligen Port Captain’s Building Killing me softly spielten, ein fünfter Mann ließ dazu eine Puppe an Fäden tanzen.

      »Sie wird unsere Marionette! Nehmt sie unter eure Fittiche, sobald sie da ist, schüchtert sie ein, lasst ihr Handy verschwinden und sorgt dafür, dass sie keinen Kontakt nach außen bekommt.«

      Er machte eine Pause, und in seinem Kopf tanzte der Text des Songs. Strumming my pain with his fingers …

      »Und sagt ihr, wenn sie nicht in der Spur läuft, tut sie ihrer Freundin keinen Gefallen.«

      Ein schönes Bild, dachte er … den Schmerz mit den СКАЧАТЬ