Mädchen in Uniform. Christa Winsloe
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Название: Mädchen in Uniform

Автор: Christa Winsloe

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711446249

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СКАЧАТЬ Kuchen. Und immerzu kann man zu Mutti kommen, denn heute darf sie nichts tun. Nicht flicken, nicht in die Küche gehen, nicht rechnen – nur auf dem Sofa sitzen und schön sein. Und Lela krabbelt auf ihren Schoß und schließt fest beide Arme um ihren Hals.

      „Mutti, Mutti, Mutti, ich hab’ dich so furchtbar lieb!“

      „Ali, laß mich auf deinem Fuß wippen!“ bettelt Manuela. Ali weiß wohl, daß das Lelas ganz großes Vergnügen ist: er muß die Beine kreuzen, und Lela stellt sich auf den schwebenden Fuß und schaukelt so auf und nieder.

      Aber Ali ist heute so abwesend.

      „Lieber nicht, Lela. Ich habe Kopfweh“, sagt er, und Lela geht um Ali herum wie ein kleiner Hund, der fühlt, daß irgend etwas nicht stimmt.

      Ali will auch nicht essen. Er will nicht weggehen, nicht Fußball spielen. Ali legt sich ins Bett. Drei lange Tage Blutegel! Lela ekelt sich furchtbar: Dicke schwarze Würmer sind das mit Alis Blut drin.

      „Wozu ist das, Mutti?“

      Mutti nimmt Lela an der Hand. Ali liegt im Bett, ganz steif, aber seine Augen suchen die Tür. Er fragt Lela, die auf ihrer Mutter Schoß sitzt:

      „Ist das der Lehrer?“

      Wie – kennt Ali denn Mutti nicht mehr? –

      Lela verkriecht sich scheu an Muttis Brust, die trocken aufschluchzt.

      Ali starb in derselben Nacht.

      Ungewöhnlich früh wurde Lela am nächsten Tage geweckt. Berti stand mit nacktem Oberkörper im hellen Sonnenlicht. Geräuschlos weinte er vor sich hin, und Lela sah, wie seine Tränen eine nach der anderen an ihm herabliefen. Er verzog kaum sein Gesicht, vergaß nur, sich anzukleiden, stand, stand und weinte.

      Fräulein Anna, die Lelas Haare kämmte, sagte ihr, daß Ali nun im Himmel sei.

      „Ja“, sagte Manuela bloß, und nichts rührte sich in ihr. Nichts tat ihr weh. Es war heute nur alles so anders im Hause als sonst. Oft und öfter ging die Hausglocke. Zu Mutter huschten schwarze Damen ins Zimmer. Drinnen war es still. Manche dieser Besucherinnen legte die Hand auf Lelas Kopf: „Arme Kleine, daß sie das schon erleben muß!“

      Lela versuchte, das rechte Gesicht dazu zu machen, denn sie begriff allmählich, daß sie bedauernswert war. Alles war doch sehr aufregend und interessant. Es kamen Telegramme und Blumen. Es kamen auch Verwandte, es kamen Wagen mit schwankenden Lorbeerbäumen, das ganze Haus duftete wie eine Gärtnerei. Man stellte die Hausglocke ab. Das Läuten tat Mutter weh.

      „Komm zu Ali“, sagte jemand, und Lela stand an einem großen Kasten, in dem Ali schlief. Es war alles gar nicht mehr wie zu Hause – es war auch ein anderer Ali. Er hatte Blumen in der Hand und ein Kreuz – Kerzen brannten, und der ganze Raum war voll grüner Pflanzen wie ein Wald. Schön war das. Vielleicht war es so ungefähr in der katholischen Kirche.

      Alle weinten. Lela schämte sich, weil sie nicht weinen konnte. Und erst als sie Mutter aufschluchzen hörte, stürzte sie auf sie zu und klammerte sich an ihre Kleider.

      „Nun haben wir keinen Ali mehr“, sagte Mutter.

      Und da – da erst brach ein wütender Schmerz auf im Herzen des Kindes.

      „Mutti, Mutti!“ schrie Lela. „Mutti, nicht weinen!“

      Dies, daß Mutti weinte, war das eigentlich Furchtbare, und es mußte also wohl schrecklich sein, daß Ali gestorben war.

      „Komm, sieh ihn dir noch ein letztes Mal an“, sagte Mutti. Aber Lela zitterte – das war nicht Ali, nein, diesen Ali wollte sie nicht ansehen.

      Dann kam der Morgen, wo man ihn wegtragen würde. Lela stand am Fenster und sah, daß Alis Schulkameraden auf der Straße und im Garten aufgebaut standen wie Soldaten. Lela war stolz, daß sie da waren. Nun standen alle um den Sarg, die Offiziere vom Regiment, ganz unbeweglich in ihren Paradeuniformen, Helm mit Helmbusch im Arm, die Hände auf dem Säbel gefaltet. – Wie Denkmäler, dachte Lela. Mutter saß umgeben von Frauen unter einem schwarzen Schleier, ganz unsichtbar. Der Pfarrer sagte schöne Worte zu Mutti, die Lela nur halb begriff. – Aber dann setzte draußen die Musik ein, eine ganz langsame, traurige Melodie – und da endlich begann das Kind, furchtbar und unaufhaltsam zu weinen.

      Es kamen die täglichen Friedhofsbesuche. Der Friedhof flößte Lela Furcht ein. Es war ihr Amt, Wasser vom Brunnen zu holen, um die Blumen an Alis Grab zu begießen. An der Pumpe stand angeschrieben, es sei verboten, von diesem Wasser zu trinken. Das Wasser war nicht sauber. Es floß an Leichen vorbei, so erklärte auf Lelas Fragen die Mutter.

      Wenn Lela die Augen zukniff, sah sie die Leichen liegen. Alle unter der Erde, eine unübersehbare Schar, steif wie Ali gelegen hatte. „Und später sind nur noch ein paar Knochen übrig“, sagte Berti.

      Das Schlimmste war aber ein Komposthaufen, der außerhalb der Friedhofsmauer auf einem tiefgelegenen, ebenfalls ummauerten Terrain seine Stätte hatte. Dorthin mußte Lela die welken Kränze tragen, während Mutter betend allein am Grabe zurückblieb. Dieser Haufen rauchte, er war für das Kind nicht tot und nicht lebendig. Der Verwesungsgeruch all der Buketts mit Schleifen, der rostige Draht, die braunen schleimigen Blumen, hier und da ein Stück Flor, ein Blechkorb, eine zerbrochene Vase flößten Manuela noch mehr Angst ein als die wohlgepflegten Reihengräber, unter denen sie die Leichen liegen wußte. Sie war jedesmal froh, wenn sie von dort wieder bei Alis Grab anlangte, wo Mutter auf einer Bank saß und still vor sich hin starrte oder die gelb gewordenen Efeublätter vom Grabe las.

      Am Gedenkstein ihres Bruders machte die kleine Manuela die ersten Lesestudien. Sie litt darunter, nicht alle Aufschriften auf sämtlichen Grabsteinen lesen zu können, denn sie sehnte sich nach einem Zeitvertreib für die langen Stunden, die Mutter, tief versunken, bei Ali zubrachte. Und so lernte sie lesen, kaum daß die Mutter, mit all ihren Gedanken ungegenwärtig, es gewahr wurde.

      Mutter war verändert seit Alis Todesstunde. Lelas kleines liebebedürftiges Herz fühlte es wohl und zog sich zusammen, wenn sie Mutter dort sitzen sah, eine in sich gekehrte, trauernde Frau, fern allen Lebenden, und wie daheim in einer Welt, vor der Manuela sich fürchtete.

      Und jeden Abend, wenn die Sonne unterging und es Zeit war aufzubrechen, hörte sie, wie Mutti leise wehmütig sagte: „Gute Nacht, mein Junge“, und es war, als spräche sie zu einem, der sie hörte.

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