Die Herrgottswiege. Max Geißler
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Название: Die Herrgottswiege

Автор: Max Geißler

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9788711467688

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СКАЧАТЬ fragte, ob er seine Pferde in einem Stall unterbringen könne, er werde bezahlen, was man für den Dienst und das Futter verlange.

      Und was sich darauf ereignete, war wiederum sehr merkwürdig: weil in zwei Ställen nur je ein Stand frei war und die Pferde neben den Kühen leicht unruhig werden konnten, wurden die zwei Kühe aus dem Stall im Haus am Brunnen in die freien Stände der Nachbarn geführt, und der Fremde wurde eingeladen, er möge nun die Pferde getrost einstellen. — Ein Bett und was sonst für die Nacht nötig wäre, auch Essen und Trinken brauche er nicht, sagte er; denn er führe alles in dem grünen Wagen mit.

      Jedes Wort, das er sprach, spannte die Neugier in den Menschen, und zuletzt war sie wie ein Bogen, mit dem einer einen Pfeil in die Decke des Himmels schiessen will.

      Als die Pferde versorgt waren und der Sommerabend dunkelrot und leuchtend über das Tal sank, liess der Fremde seine Augen auf allem ruhen, was um ihn war, und sagte: „Ich habe eine lange Reise hinter mir; denn ich habe seit vier Monaten das Land vom Meer im Norden bis zu dem Gebirge der Alpen durchfahren — kreuz und quer und noch weiter. Ich habe viel Schönes und Gewaltiges gesehen in der Zeit, aber nichts, das so voll heimeligen Friedens und leuchtender Stille gewesen wäre, wie die Herrgottswiege.“

      Und weil das Bürstenbinderhaus der Stelle am nächsten lag, an der der grüne Wagen auf dem Wege stand, gingen sie alle den Steig am Hang empor und setzten sich unter den Nussbaum; denn es waren da von alters her zwei Bänke und ein Tisch, und wer nicht auf den Bänken Platz finden konnte — auch weil ihn jeder anschauen wollte — der suchte sich eine Stelle an der Erde oder auf der Schwelle des Hauses.

      Der Fremde sah nun auch Silpa, wunderte sich über ihre braune Schönheit und fragte, ob sie nicht aus dem Lande Ungarn gekommen wäre.

      „Ja,“ antwortete Silpa.

      „Dort bin ich auch gewesen,“ sagte er, „und bin durch die Steppen und Heiden gefahren, die sie die Pussta nennen. Ich komme gerade von dort her und habe sie blühen sehen — es ist alles unsagbar herrlich und seltsam.“

      Da gingen der Frau die Augen über.

      Einer der Männer — es war der Steinhofer, der die Lehre aufgestellt hatte: man müsse dem Herrgott auch manchmal ins Uhrwerk fassen; denn das wolle er so haben — der vom Steinhof sagte danach gerade heraus: „Da Ihr nun in der Wiege zu Gaste seid und so lange bleiben möget, als es Euch gefällt, möchten wir wissen, wie Ihr heisset und was Ihr für ein Geschäft habt. Seid Ihr vielleicht ein Naturforscher?“

      „Nennet mich nur Silvanus,“ sagte der Fremde, „eigentlich heisse ich Robert Silvanus Waldschmidt. Und was den Naturforscher anlangt, so habt Ihr nicht falsch geraten — das heisst, ich treibe diese Wissenschaft nur nebenher und zu meiner Freude, wie ich denn alles zu meiner Freude tue und auch zu meiner Freude lebe.“ Er lächelte, weil er ihnen verschwieg, dass er ein Dichter sei ... die Menschen tragen dies Wort alle im Munde, und weiss doch ausser den Dichtern keiner, was ein Dichter ist.

      „Da müsst Ihr ein sehr reicher Mann sein, Herr Silvanus, wenn Ihr nur zu Eurer Freude lebt,“ sagte der Steinhofer wieder und strich sich eine Handvoll Erstaunen aus seinem bartlosen Gesicht.

      „Das ist ein falscher Schluss,“ antwortete der Fremde. „Es ist vielmehr so, dass ich meine Wünsche auf die Summe Geldes einstelle, die ich besitze. Ich habe in meinem Wagen eine sehr weite und lange Reise unternehmen können, weil ich keinen Pfennig über das hinaus bedurfte, was jeder Tag des Lebens erfordert — ausser dem Preise des Wagens und der Pferde, die ich nun aber verkaufe, so dass ich das angelegte Kapital wiedererhalte.“ Er erzählte ihnen auch, dass diese Art des Reisens vor anderen bequem und lohnend sei und erklärte ihnen die Vorteile vor langen Wanderungen oder Eisenbahnfahrten.

      „Ihr müsst uns noch vieles darüber sagen,“ begann wieder der Steinhofer; „wir hoffen, dass Ihr noch morgen oder gar einige Tage in dem Tale bleibt, in dem es Euch so gefällt.“

      Die Zigeunerin und ihr Mann waren inzwischen hinzugetreten, und die Frau sagte: „Mit Verlaub, Herr Silvanus — wenn Ihr Euer Haus auf den Rädern verkaufen wollt — was wollt Ihr denn dann beginnen, da Ihr selbst sagt, Ihr hättet kein Geschäft?“

      „Dann werde ich sehen, ob in diesem Gebirge oder gar in diesem Tal ein Haus ist, in dem ich wohnen kann, so lange es mir gefällt.“

      „Und wenn wir Euch sagen: dieses, vor dem Ihr jetzt ausruht, ist zu verkaufen?“

      „Das wäre ein Zusammentreffen der Umstände, wie es selten ist,“ antwortete Silvanus.

      „Und wenn wir sogar Euren Wagen und Eure Pferde mit in Zahlung nähmen und Ihr uns nur soviel an Geld zu geben brauchtet, als unser Steinhaus Eurem hölzernen an Wert über ist?“

      Der rote Brand war nun ganz ausgelöscht, aber es regte sich von allen Menschen noch keiner; denn die Merkwürdigkeit dieser Stunde fiel über alle — wenn der Himmel seine Sterne als goldene Taler in die Herrgottswiege geregnet hätte, es wäre ihnen nicht wunderlicher erschienen.

      Sie fragten und antworteten noch eine Weile, dann sagte Silvanus: „Ich habe nun alles verstanden; denn ihr habt ohne Umschweife zu mir geredet, und ich weiss: ihr zwei wollt in dem grünen Wagen den Weg ins Leben finden, den ihr verloren habt.“

      „Es ist genau so, wie Ihr sagt, Herr Silvanus!“ fiel der Steinhofer ein, und die anderen stimmten zu. Danach sagte Silvanus:

      „Ich habe die Quittungen über die Summen, die ich bezahlt habe, in meinem Wagen, weil ich alles mit mir führe, was ich besitze — mit Ausnahme des Geldes; davon trage ich nur soviel bei mir, als ich für eine bestimmte Zeit brauche. Die Pferde sind viel besser geworden, als da ich sie kaufte; denn ich habe sie sehr gut gehalten, und der Wagen ist höchstens in der Farbe ein wenig unansehnlicher geworden — ihr könnt euch morgen alles betrachten und euch auch davon überzeugen, dass ich sechshundert Taler dafür bezahlt habe. Nun beredet untereinander, ob euch dieser Preis nicht zu hoch ist.“

      Dann gingen sie auseinander; die Kinder und Frauen liefen in ihre Häuser, dem Schlaf oder einer versäumten Arbeit nach, die Männer gingen mit Silvanus zu dem Wagen und sagten: der Bürstenbinder hätte sein Haus vor fünf Jahren um siebenhundertfünfzig Taler gekauft; er habe es aber nicht gut gehalten, und es sei deshalb kaum noch so viel wert.

      Danach redeten sie in den Häusern noch eine Weile von diesem Tage, der bis zum Rande voll gewesen war. Silvanus aber sass bei der Lampe in seinem Wagen und las, wie er das des Abends immer zu tun pflegte, da hörte er draussen Tritte und seinen Namen rufen. Er öffnete und sah Silpa mit ihrem Manne.

      Weil sie noch auf eine kurze Rede zu ihm herein wollten, schlug er die Stiege nieder, damit sie heraufgehen könnten. Am folgenden Tage würden sie doch nicht ungestört sein, sagte Silpa; sie besahen sich alle Dinge, die in dem rollenden Wohnhause waren; und morgen solle der Herr Silvanus nur bei Zeiten kommen und sich das Haus betrachten, es sei zwar alt, aber in allen Dingen bequem und der Gegend angemessen, und sie wollten den Tausch machen, wenn er ihnen noch hundert Taler in barem Gelde bezahle.

      „Wir werden morgen sehen,“ antwortete er. Danach zeigte er ihnen die Einrichtung des Wagens. Der hatte zwei Räume — eine Küche und ein Wohngelass. In der Küche, die der Stiege zunächst lag, waren alle Dinge, die zu einem kleinen Hausstande gehören, auch ein eiserner Herd, von dem der Abzug durch das Dach führte. Jede Sache war so angebracht, dass sie auf der Fahrt nicht rütteln oder gar zerschellen konnte. In dem Wohnraume waren ein Sofa und ein Bett mit weisser Decke, die war so rein, als wäre sie gerade von der Bleiche gekommen. Es waren zwei Stühle da und ein Tisch, auch ein Regal mit vielen Büchern, und vor den Fenstern Läden СКАЧАТЬ