Название: 144. Der Krone versprochen
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781788674027
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»Wie denn, unter diesen Umständen?« fragte Giona leise.
»Du mußt es versuchen«, sagte die Prinzessin mit fester Stimme.
»Warum soll ich der Königin gehorchen? Warum darf sie uns herumkommandieren, als ob wir keiner menschlichen Regungen fähig wären? Wir sind doch nicht aus Holz oder Stein?«
Giona spürte, wie ihr Widerstandsgeist erwachte.
Sie wußte, das Ganze war eine große Ungerechtigkeit; was die Königin ihrer Mutter vorgeschlagen hatte, war unmenschlich, ein Alptraum, aus dem sie einfach nicht aufwachen konnte. Ganz plötzlich stampfte sie mit dem Fuß auf.
»Ich tu es nicht, Mama! Ich werde davonrennen. Du kannst ja der Königin erzählen, daß du mich nicht finden kannst.«
Die Worte hallten durch den ganzen Raum.
Dann, nach einer langen Pause, sagte Prinzessin Louise ganz ruhig und leise: »In diesem Fall, Giona, und da bin ich ganz sicher, wird Ihre Majestät auf ihrem ursprünglichen Plan bestehen, daß Chloris nach Slawonien gehen muß.«
Nach einer schlaflosen Nacht kam Giona bleich und mit schwarzen Schatten unter den Augen am nächsten Morgen zum Frühstück herunter. In dem kleinen Zimmer neben der Küche, wo sie gewöhnlich speisten, saß nur Chloris, Prinzessin Louise hatte offensichtlich schon gefrühstückt und war ausgegangen.
Gestern abend, nachdem ihre Mutter gesagt hatte, daß wohl Chloris den König würde heiraten müssen, wenn sie es nicht täte, war Giona aus dem Salon gestürzt und die Treppe hinaufgerannt. Sie hatte sich in ihr Schlafzimmer eingesperrt und sich den Bitten ihrer Mutter und ihrer Schwester, doch herauszukommen, verweigert.
Jetzt unter Chloris’ besorgtem Blick fühlte sie sich ein wenig verlegen. Während sie sich Schinken und Eier von der Warmhalteplatte auf dem Sideboard auf den Teller legte, sagte sie leise: »Entschuldige, Chloris, aber ich wollte gestern abend mit niemandem reden.«
»Das verstehe ich natürlich«, sagte Chloris, »und bitte glaube mir, es tut mir leid, schrecklich leid für dich - aber du weißt, ich kann John einfach nicht aufgeben.«
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Giona.
»Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, wie du glaubst«, fuhr Chloris hoffnungsvoll fort. »Und schließlich wirst du sogar eine Königin!«
Ihre Schwester antwortete nicht.
»Früher fühlte ich mich hier wie lebendig begraben, und ich war überzeugt, daß wir unser liebes Leben lang nie jemand anderen sehen würden als die alten, langweiligen Einwohner der anderen Häuser. Dann traf ich John, und es war wie ein Wunder, denn er hat mir oft gesagt, daß er nur deshalb zu jener Party ging, weil sein Vater krank war und er ihn vertreten mußte. Andernfalls wäre ihm jede Entschuldigung recht gewesen, um nicht kommen zu müssen.«
»Ich verstehe genau, was du sagen willst«, sagte Giona leise, »aber lieber bliebe ich eine alte Jungfer, als mit einem Mann verheiratet zu sein, der leicht mein Vater sein könnte!«
Chloris schaute überrascht auf.
»Was willst du damit sagen?«
»Ich vermutete schon, daß du wahrscheinlich nicht weißt, wie alt der König ist«, antwortete Giona, »und Mama vermied es sehr geschickt darüber zu sprechen. Tatsächlich wird er an seinem nächsten Geburtstag zweiundfünfzig!«
»Das kann ich nicht glauben!« rief Chloris erschrocken aus. »Er muß doch schon längst eine Frau haben!«
»Er war verheiratet«, antwortete Giona, »aber vor zwei Jahren ist seine Frau gestorben. Darum können sie jetzt um eine Königin bitten, die der Nation nützen soll.«
Chloris schwieg betreten, und nach einem Moment fuhr Giona fort: »Und das ist es, was ich sein soll - ein Bündel in die britische Fahne gehüllt, das ihm von Königin Viktoria wie ein Preis überreicht wird. Ich werde auf den Thron geknallt wie auf den Kaminsims eines Bauern!«
Chloris seufzte, bevor sie fragte: »Aber es muß doch jemanden geben, der älter ist als du?«
Giona schüttelte den Kopf.
»Nein, die Königin sprach die Wahrheit, als sie Mama erzählte, es gäbe sonst niemanden. Während ihr geschlafen habt, ging ich hinunter und las in Papas Buch Die königlichen Familien Europas — und natürlich im Debrett.« Sie seufzte, bevor sie weitersprach: »Ich habe die Bücher sehr sorgfältig studiert. Aber jede englische Prinzessin ist entweder verheiratet oder schon so gebrechlich, daß sie sogar für König Ferdinand zu alt wäre!«
»Wenn er wirklich so alt ist, wie du sagst, dann wäre er für mich auch zu alt. Schließlich bin ich nur zwei Jahre älter als du!« sagte Chloris.
»Natürlich«, stimmte ihr Giona zu, »aber es ist nicht das Alter, das wichtig ist. Es ist die Fahne, die zählt.«
Sie sprach verbittert und schob ihren Teller zur Seite.
»Zumindest wirst du eine Königin sein«, sagte Chloris erneut in dem Versuch, etwas Tröstendes zu sagen.
»Ich glaube nicht, daß das sehr lustig sein wird«, antwortete Giona bitter. »Ich kann mich sehr wohl an das erinnern, was Papa mir über Slawonien erzählte, als wir uns mit der Geschichte des Balkans beschäftigten. Außer einer schönen Gegend scheint es dort nichts zu geben, was man empfehlen könnte.«
Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »In Ungarn zum Beispiel gäbe es herrliche Reitpferde, in Griechenland könnte man die Wunder der Vergangenheit erforschen, und ich könnte glauben, ich hätte Anteil an diesen Ruhmestaten, die nie vergessen worden sind. Dort wäre ich absolut glücklich, egal wie alt mein Ehemann wäre.«
»Der König von Griechenland ist aber kein Grieche«, bemerkte Chloris spitz.
»Und der König von Slawonien ist kein Slawone.«
Chloris schien überrascht, und Giona erklärte ihr deshalb: »Tatsächlich ist er ein Österreicher. Vor vielen Jahren, als es offensichtlich keinen direkten Erben für den Thron gab, bat man ihn, das Königreich zu übernehmen.«
»Woher weißt du das alles so genau?« fragte Chloris mißtrauisch.
»Du weißt doch, daß ich mich immer für europäische Geschichte interessiert habe«, erwiderte die Schwester, »und du weißt auch, daß Papas Steckenpferd nun mal die Genealogie war. Er hat die Stammbäume aller königlichen Häuser bis auf den heutigen Tag verfolgt. Er schrieb alles auf und pflegte mir daraus vorzulesen.« Sie seufzte tief und fuhr fort: »Papa sagte auch, ich solle mich mit unseren Nachbarn auskennen, besonders mit denjenigen, die direkt an Griechenland angrenzten. Und da er mich so viele Sprachen lehrte, wird es sicher auch nicht schwer für mich sein, Slawonisch zu lernen.«
»Hast du vor, es zu lernen?« fragte Chloris überrascht.
»Natürlich!« antwortete Giona. »Ich erwarte, daß sie am Hof Deutsch sprechen, aber ich möchte mich auf jeden Fall mit den Slawonen, über die ich herrschen soll, unterhalten können.«
Chloris СКАЧАТЬ