Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 2. Frederik Strand
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СКАЧАТЬ 1911 verstarb der Junge, nachdem sich sein Zustand schon im Laufe des Abends deutlich verschlechtert hatte. In der Folge wurde der Junge vom örtlichen Arzt untersucht, der aber keinerlei Unregelmäßigkeiten feststellen konnte. Familie und Bekannte standen dem Todesfall allerdings skeptisch gegenüber, insbesondere weil der Junge blauschwarz im Gesicht gewesen war, wie kolportiert wurde, was darauf hindeutete, dass er erstickt worden war. Die Sache wurde aber nicht genauer in Augenschein genommen, Dagmar wurde lediglich von der Polizei vernommen, weil man gerade eine groß angelegte Untersuchung von Todesfällen in dem betreffenden Viertel durchführte. Ganz so nachlässig ging man jedoch nicht mit dem Missbrauch um, den Dagmar Overby später an ihrem dritten Kind beging.

      Nach dem plötzlichen Ableben ihres Sohnes ging Dagmar Overby sehr schnell ein neues Verhältnis mit einem weiteren Mann ein, und zwar mit dem Fischhändler Anton Peter Nielsen, den sie im April 1912 heiratete. Auf Anton Peter Nielsens Seite lag dem Hochzeitswunsch wohl Liebe zugrunde, was aber kaum für Dagmar Overby galt. Sogar an ihrem Hochzeitstag bestand sie darauf, dass ihr Mann sie nicht berührte, und ihrer besorgten Mutter gegenüber betonte sie, „man kann sich ja jederzeit scheiden lassen.“ Diese nicht gerade idealen Voraussetzungen für eine glückliche Ehe führten dazu, dass Dagmar ihren Mann nach nur einem Monat des Zusammenlebens verließ und sich bei einem Bauern namens Jens Sørensen einnistete, mit dem sie alsbald ein sexuelles Verhältnis verband. Ihr Mann Anton Peter Nielsen wurde als Vater angegeben, was jedoch sehr zweifelhaft war, weil Dagmar neben ihrer Ehe mehrere Verhältnisse hatte. Das Kind wurde in Århus geboren und erhielt den Namen Erena. Kurz darauf wurde Dagmar Overby erneut schwanger. Jens Sørensen war entschieden dagegen, dass sie das Kind bekam, und so versuchte das Paar sowohl seine Beziehung als auch Dagmars Zustand zu verbergen. Deshalb war Dagmar auch allein, als sie schließlich niederkam, und es war keine Hebamme zugegen. Am Tag darauf beschlossen sie, das Kind loszuwerden, indem sie es durch ein Fenster in eine Scheune auf einem Hof bei Hornslet warfen. Dies führte zu einer umfänglichen Untersuchung, da man sich in der örtlichen Gemeinde fragte, wer ein Kind auf diese Weise behandelte. Man konnte jedoch weder Dagmar Overby noch Jens Sørensen mit dem Verbrechen in Verbindung bringen.

      Der beschränkten und ärmlichen Gegebenheiten auf dem Land überdrüssig, zog Dagmar Overby im November 1914 nach Kopenhagen, um dort ihr Glück zu versuchen. Hier bekam sie zunächst eine Stelle als Dienstmädchen und Hausverwalterin außerhalb der Bro-Viertel. Wieder ließ sie sich sehr schnell mit Männern ein. Obwohl sie ihre Aufgaben gewissenhaft erfüllte, kam es aufgrund ihrer Lügen und ihres heftigen Temperaments zu Problemen sowohl am Arbeitsplatz als auch im Hinblick auf die Männer – unter anderem behauptete sie, ein Verhältnis mit einem Grafen in Jütland zu haben und drohte mehrfach, Selbstmord zu begehen.

      Die Gegebenheiten in Kopenhagen waren also bei Weitem nicht so vielversprechend, wie sie von der jütischen Provinz betrachtet ausgeschaut hatten, und 1915 kehrte Dagmar mit Erena nach Jütland zurück. Nach einem gescheiterten Versuch, die Beziehung zu Jens Sørensen wiederzubeleben, wandte sie sich doch wieder nach Kopenhagen, wo sie 1915 einen Süßwarenladen in der Holmbladsgade erwarb. Hier lernte sie den Arbeiter Svend Carl Svendsen kennen, mit dem sie kurze Zeit später in der Jægersbrogade zusammenzog. Dagmar Overby und Svendsen blieben ein Paar bis zu ihrer Verhaftung 1920.

      Schnell zeigte sich, dass der Betrieb des Ladens in der Holmbladsgade nicht von Erfolg gekrönt war, weshalb sie beschloss, ein Pflegekind aufzunehmen, teils um durch das Pflegegeld ein gesichertes Einkommen zu haben, teils um das Bedürfnis nach einem neuen Kind zu befriedigen. Ein Wunsch, den Svendsen nicht erfüllen wollte, da er meinte, sie könnten sich weitere Kinder nicht leisten. Dieses Pflegekind war der Startschuss ihrer Serienmorde.

      Serienmorde

      Den vielen Verdächtigungen hinsichtlich Missbrauch und Mord an den eigenen Kindern zum Trotz begann Dagmar Overbys Laufbahn als Serienmörderin so gesehen erst nach 1916. In der späteren Gerichtsverhandlung wurden Beweise für acht Morde erbracht – wenngleich Dagmar Overby vermutlich deutlich mehr begangen und auch gestanden hatte. Die Mordserie kann in zwei Phasen eingeteilt werden: von 1916 bis zum Oktober 1917, als Overby sechs Kinder umbrachte, bevor sie eine Haftstrafe wegen Diebstahls in Jütland verbüßen musste, und von 1919 bis 1920, in der sie zwei Kinder ermordete.

      Vom ersten Mord in der Jægersbrogade in Nørrebro bis zur Festnahme Overbys in ihrer Wohnung im Enghavevej in Vesterbro wurden die später getöteten Kinder über Zeitungsannoncen vermittelt. Unverheiratete Frauen inserierten auf der Suche nach Pflegemüttern, die sich um ihre unehelichen Kinder kümmern wollten, oder Pflegemütter taten per Annonce kund, dass sie sich gegen einen bestimmten Betrag unehelicher Kinder annahmen. Dagmar Overby beteiligte sich rege an diesem illegalen Handel mit Kindern – bereits 1888 hatte man ein Gesetz verabschiedet, das eine behördliche Genehmigung und Kontrolle des Pflegeverhältnisses vorsah. Sie inserierte und antwortete auf Annoncen verzweifelter Mütter. Sobald die Kinder bei ihr waren, brachte sie sie um - oft noch am Tag der Übernahme. Die Kinder wurden entweder erstickt oder ertränkt und anschließend im Kachelofen in Overbys Wohnung verbrannt, auf dem Speicher versteckt oder irgendwo in der Stadt regelrecht weggeworfen – unter anderem auf dem Friedhof in Nørrebro.

      Auf dem Friedhof beging Dagmar Overby vermutlich auch ihren ersten Mord. Das Opfer war ein kleiner Junge, den sie von einer jungen Frau namens Rasmine Kirstine Jensen übernommen hatte, die geschieden war und Schwierigkeiten hatte, ein hartes Arbeitsleben und ein kleines Kind in Einklang zu bringen. Daher antwortete Rasmine auf eine Anzeige, die Dagmar Overby aufgegeben hatte, und nachdem man sich auf zwölf Kronen pro Monat geeinigt hatte, holte Dagmar Overby das Kind ab. Auf dem Weg nach Hause ging sie über den Friedhof in Nørrebro, und hier ermordete sie das Kind, wahrscheinlich aufgrund einer plötzlichen Eingebung, indem sie es mit einer Nabelbinde erdrosselte. Anschließend warf sie es in eine der öffentlichen Latrinentonnen der Kommune, wo es einige Tage später gefunden wurde. Im Großen und Ganzen beging sie die anderen Morde auf die gleiche Weise, oftmals verlangte Dagmar Overby allerdings eine Einmalzahlung in Höhe mehrerer hundert Kronen, bevor sie die Kinder übernahm.

      Bemerkenswert ist, dass Dagmar Overby nicht alle Kinder ermordete, die sie adoptierte – in einigen Fällen behielt sie die ihr Anvertrauten tatsächlich, wie zum Beispiel Angelo, den sie zu sich nahm, nachdem sie im Herbst 1917 in den Enghavevej umgezogen war, und an den sie sich sehr stark klammerte.

      Daher hatte sie auch eine Zeit lang große Angst, die Mutter Rosa Hansen könnte den Jungen zurückverlangen, aber während eines Gesprächs zwischen beiden wurde schnell klar, dass die Mutter daran nicht interessiert war, und so behandelte Dagmar Overby ihn wie ihren eigenen Sohn. Allerdings erwies es sich als schwierig, ihn auf ihren Namen taufen zu lassen, und so besorgte sie sich die Papiere eines der Jungen, die sie zuvor ermordet hatte. Frida Speer Hansen glaubte ja, ihr Kind sei noch am Leben, und so übergab sie Dagmar Overby bereitwillig die für eine Taufe notwendigen Papiere. Angelo wurde auf den Namen Angelo Axel Overby Hansen getauft und so auf verschlungenen Wegen offiziell Dagmar Overbys Pflegesohn.

      Ganz offensichtlich war Dagmar Overby sehr gut darin, andere Menschen einzuschätzen. Außerdem bediente sie sich komplizierter Manöver, um nicht aufzufliegen, wenn misstrauische Mütter ihre Kinder sehen wollten, nachdem sie diese in Dagmar Overbys Obhut gegeben hatten. In diesem Zusammenhang ging Dagmar manchmal so weit, Totenscheine und Sterbeurkunden zu fälschen, aus denen hervorging, dass die Kinder eines natürlichen Todes gestorben waren. So war es unter anderem auch im Fall des ermordeten Kindes von Ane Christensen. Im Herbst 1917 tauchte deren Schwester in Dagmar Overbys Wohnung auf und verlangte, das Kind zu sehen. Overby hatte es jedoch ermordet, und als die Schwester sich mit der Erklärung, das Kind sei infolge einer Bronchitis verstorben, nicht zufriedengab, war sie gezwungen, einen entsprechenden Totenschein zu beschaffen.

      Dazu benutzte sie ihren Arzt, der auf Dagmar Overbys Aufforderung hin den Namen des Kindes in einen Totenschein eintrug, den Dagmar schon früher für ein anderes Kind angegeben hatte. Diesen Totenschein konnte Overby dann der skeptischen Schwester zeigen, wodurch dem Verdacht der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. In diesem Zusammenhang muss СКАЧАТЬ