Following You - Bis du nicht mehr fliehen kannst. Mika D. Mon
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Название: Following You - Bis du nicht mehr fliehen kannst

Автор: Mika D. Mon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Following You

isbn: 9783985221882

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СКАЧАТЬ Panikattacke? Kann das wirklich sein?

      »Nichts«, antwortet Grimm, der von seinem Platz aufsteht und auf mich zukommt. Er fasst nach meinen Handgelenken, drückt mich nach hinten, sodass meine Knie gegen einen Sitz stoßen und ich unwillkürlich auf diesen falle.

      Der Mann mit der Skeletttätowierung kniet sich vor mich und blickt herauf in meine Augen.

      Ich bin so überrumpelt, dass ich das Atmen vergesse.

      Seth zuckt hinter ihm und will auf uns zukommen, doch Ace legt ihm eine Hand auf die Schulter und hält ihn so zurück.

      »Du darfst nicht vor deiner Angst fliehen«, sagt Grimm ruhig. »Sieh mich an.«

      Vorsichtig suchen meine Augen seine und ich blicke in die smaragdfarbenen Iriden, die genauso außergewöhnlich sind, wie der Mann, zu dem sie gehören. Dennoch haben seine tiefe Stimme, seine Berührung und sein intensiver Blick, eine beruhigende Wirkung auf mich. Langsam entspanne ich mich.

      »Gut«, lobt er mich. »Lass die Angst einfach zu. Sie ist nur ein Gefühl und sie kann dir nichts anhaben. Du kannst sie nur besiegen, indem du es geschehen lässt und aufhörst, vor ihr davonzulaufen.«

      »Aber wie soll das gehen?«, frage ich verzweifelt.

      »Erzähl mir, was du fühlst.«

      »Mein Herz rast, mein Atem geht schnell, mir ist schwindelig und es fühlt sich an, als würde ich gleich in Ohnmacht fallen. Ich schwitze …«, zähle ich auf.

      »Ja. Das alles passiert, weil dein Körper auf ›Überleben‹ umschaltet. Deine Herzfrequenz ist erhöht, damit du leistungsfähiger bist, dein Atem geht schnell, damit die Sauerstoffsättigung deines Blutes erhöht wird. Dir ist schwindelig, weil dein Gleichgewichtsorgan überempfindlich ist, um die kleinsten Unebenheiten auszugleichen. Du schwitzt, weil dein Körper sich abkühlt. Er ist gerade hochaktiv und produziert Energie, um zu fliehen oder zu kämpfen. Was in dir passiert, ist eine logische Reaktion deines Organismuses auf eine Gefahrensituation.«

      Alles, was Grimm erzählt, klingt so unfassbar logisch. Ich schließe meine Augen, lausche auf mein Innerstes. Ich achte auf meinen schnellen Herzschlag, meine hektische Atmung, das Rauschen in meinen Ohren und die Welt, die sich um mich herum zu drehen scheint, während Grimms warme Finger um meine Handgelenke mich erden. Es vergeht einige Zeit, in der ich dort sitze und auf meinen Körper achte. Mit jeder Minute, die vergeht, bemerke ich, wie ich ruhiger werde. Irgendwann sind der Schwindel, der Schweiß und das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen, verschwunden, ohne dass mir etwas passiert ist.

      Ich öffne meine Augen und blicke in die von Grimm. Immer noch hockt er vor mir. Ich sehe kleine Fältchen um seine Augen und neben seinen Mundwinkeln und frage mich plötzlich, wie alt er wohl sein mag.

      »Und?«, fragt er.

      »Besser.« Ich lächle.

      Er nickt und steht auf.

      »Danke«, sage ich, aber er ist schon auf dem Weg zurück zu seinem Platz, um sich dort hinzusetzen und mit seinem Messer zu spielen, als sei nichts gewesen.

      Ich schäme mich für meine Schwäche – besonders Ace gegenüber. Wenn ich ihnen helfen will, Angelo zu besiegen, darf ich ihnen nicht zur Last fallen. Ich darf ihnen nicht im Weg stehen. Aber meine Panikattacke war der erste Beweis dafür, dass ich nichts als Ärger mache.

      10

      Er

      Nach etwa elf Stunden Flug landen wir in einem kleinen, abgelegenen Flughafen mitten im kolumbianischen Flachland, gut fünf Autostunden von der Hauptstadt Bogota (oder Bogotá? – irgendwie sowas) entfernt. Wir werden von tropischer Hitze und schwerer, feuchter Luft, die über dem Asphalt flimmert, empfangen. Das Zirpen und Summen von Insekten dringt von überall zu uns heran. Ich bin froh, als wir in einen klimatisierten Leihwagen steigen können.

      Ace hat mit einigen schwer bewaffneten Leuten gesprochen und ihnen dicke Geldbündel zugesteckt. Das ganze Land ist korrupt – was in diesem Fall unser Vorteil ist. Andernfalls hätten wir kaum direkt nach einem Anschlag in Deutschland unbehelligt und ungefragt hierher einreisen können.

      Wir fahren etwa eine Stunde, bis wir die nächstgrößere Stadt erreichen. Dort checken wir in einem Nobelhotel ein. Direkt in der opulenten Empfangshalle kommt ein Hotelier auf uns, der unser spärliches Gepäck entgegennimmt.

      Wir haben uns im Jet etwas gewaschen, sodass wir nicht mehr so aussehen wie die letzten Banditen. Ace hat sich für die Reise einen maßgeschneiderten Anzug angezogen und sieht aus wie ein reicher, schnöseliger Geschäftsmann und Grimm – tja. Der passt perfekt zur kolumbianischen Mafia und wird von den einheimischen Bürgern mit verängstigten Blicken angesehen. Kiki sieht, abgesehen davon, dass sie barfuß herumläuft, weil ihre Nylonstrumpfhose völlig verdreckt und zerrissen war, aus wie eine bunte, wunderschöne Prinzessin aus einem anderen Land. Und ich? Ich spiele eben Ace’ Bodyguard.

      Im Hotel gibt es ein Restaurant mit überteuerten Preisen, einen eigenen Fitness- und Wellnessbereich sowie eine gigantische Poollandschaft innen und außen. Ace bucht eine Suite für sich, eine für mich und Kiki sowie ein Einzelzimmer für Grimm.

      Als Kiki und ich unser Zimmer betreten, herrscht Schweigen zwischen uns. Wir haben uns nicht beschwert, als Ace die Unterkunft für uns beide gebucht hat. Dennoch fühlt es sich unangenehm an. Ich weiß, sie hat es mir nicht verziehen, sie einfach aus meinem Leben verbannt zu haben. Aber was noch viel schwerer wiegt, ist meine Schuld an dem Tod ihres Vaters. Es liegen so viele unausgesprochene, ungeklärte Dinge zwischen uns, dass es sich anfühlt, als wären wir von einer unsichtbaren Wand getrennt.

      Kiki geht auf das riesige, bodentiefe Panoramafenster zu, welches eine atemberaubende Sicht auf die Urlaubslandschaft gewährt. Ihr Paillettenkleid glitzert in allen Regenbogenfarben, als die Sonnenstrahlen auf sie treffen.

      Sie ist wunderschön, meine zerbrochene Prinzessin.

      »Ich muss einkaufen. Ich habe keine Kleidung, keine Zahnbürste und nichts«, murmelt sie leise vor sich hin, während ich etwa eine Armlänge entfernt hinter ihr stehen bleibe. Ich wünschte, ich könnte sie berühren, sie festhalten und trösten. Aber es fühlt sich an, als habe ich alle Berechtigung, mich ihr auch nur zu nähern, verloren.

       Scheiße, verdammt. Wann bin ich zu so einem selbstmitleidigen Weichei geworden?

      Ich kotze mich selbst dermaßen an, dass ich … nunja – kotzen könnte.

      Ich wende mich von ihr ab und nehme den Hörer des Telefons neben dem Doppelbett in die Hand. Die Rezeptionistin meldet sich auf Englisch. Ich sage ihr, sie soll jemanden losschicken, der einen Satz Damenkleidung in Größe S, Schuhe in Größe 37, Damenhygieneartikel und eine Zahnbürste besorgt. Ohne zu fragen warum, schickt sie jemanden los.

      Als ich auflege, dreht sich Kiki zu mir um.

      »Warum hast du nicht mit mir geredet und mir alles erklärt?«, fragt sie.

      Ich lasse mich geschafft auf das Bett sinken und stütze meine Ellbogen auf meinen Knien ab.

      »Ich СКАЧАТЬ