Название: Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman
Автор: Maria Czigler Bianca
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkrone Box
isbn: 9783740974084
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Und schon hatte Michael das nun wild zappelnde und kläffende Etwas beim Genick gepackt und hob es zu sich empor.
Atemlos kam die junge Dame heran. Michael verneigte sich.
»Hier haben Sie den Ausreißer zurück, gnädiges Fräulein«, sagte er lächelnd, »es war mir ein Vergnügen, Ihnen behilflich zu sein. Erlauben Sie mir, daß ich mich vorstelle: Michael von Seebach.«
»Doch nicht Graf von Seebach?«
»Eben der.«
»Mein Gott! Und Mama glaubte schon, es sei niemand erschienen, um uns abzuholen. Ich bin Angelika de Roussillon.«
»Es ist mir ein Vergnügen.«
Michael wollte sich über die Hand Angelikas beugen, doch Puck machte seine Bemühungen zunichte, indem er auf Angelikas Armen wild zu zappeln begann, während er ein heftiges Knurren ausstieß und Michael sein durchaus nicht harmloses Gebiß präsentierte.
»Aber Puck«, sagte Angelika erschrocken, »benimm dich! Ich weiß gar nicht, was er hat. Er ist sonst nicht so unfreundlich Fremden gegenüber. Das sind Sie ja noch für ihn.«
»Wahrscheinlich nimmt er mir übel, daß ich ihn eingefangen habe. Er hätte Sie sicherlich noch gern über den ganzen Bahnsteig gehetzt.«
»Und wie gern«, gab Angelika lachend zu. Sie sah jetzt zu Michael auf. Dabei mußte sie den Kopf ein wenig in den Nacken legen, denn er überragte sie um Haupteslänge.
Was sie sah, gefiel ihr. Er schaute gut aus und war natürlich und unbefangen. Seine Gesichtsfarbe war frisch, wie sie nur Leuten zu eigen ist, die häufig an der freien Luft sind. Seine Augen blickten hell und klar, und Wärme lag in ihnen. Das Gesicht war schmal und männlich, und sein ein wenig vorstehendes Kinn zeugte von Energie.
Das alles nahm Angelika keineswegs bewußt wahr, dazu fehlte ihr die Erfahrung und die Menschenkenntnis. Sie fand ihn nur ungemein sympathisch und glaubte sogleich, sich gut mit ihm zu verstehen.
So lächelte sie also freundlich.
Michael aber fiel in eben jenem Augenblick der Vater ein und weshalb sie hergekommen waren.
Rasch wandte er sich zur Seite, aber Graf Richard hatte blitzschnell reagiert und war mit Riesenschritten auf die Gruppe zugeeilt.
Michael sah, wie er sich soeben galant über die Hand der reizvollen Blondine beugte. Das also mußte Christina de Roussillon sein, eine bezaubernde Frau, aber ganz anders als ihre Tochter, dachte Michael.
Angelika war seinen Blicken gefolgt.
»Meine Mutter«, erklärte sie denn auch sogleich, »die andere Dame ist Madame de Ravoux, die erste Kammerfrau meiner Mutter, eigentlich aber mehr ihre liebe Freundin und meine Erzieherin. Ich mag sie sehr gern.«
»Wir wollen hinübergehen«, schlug Graf Michael vor, »ich möchte die Damen begrüßen.«
»Mama ist, glaube ich, ein wenig neugierig auf Sie«, bekannte Angelika, während sie die wenigen Schritte zu der Gruppe auf dem Bahnsteig zurücklegten. Michael kam nicht mehr zu einer Antwort.
Zwei helle Augen von sonderbar intensivem Blau musterten ihn so forschend, als wollten sie ihm bis auf den Grund seiner Seele sehen, aber es war ihm nicht unangenehm, denn es lag nichts Aufdringliches darin.
Es erfolgte eine allgemeine Vorstellung und Begrüßung, und bald darauf saß man in dem großen Wagen.
Michaels heimlicher Wunsch, zusammen mit Prinzessin Angelika fahren zu dürfen, war dabei in Erfüllung gegangen, da Graf Richard sich schicklicherweise zu Christina setzen mußte, was er auch sichtlich gern tat.
Angelika fuhr also mit Michael im zweiten Wagen, doch nicht ohne die Begleitung von Madame de Ravoux, die Michael mehrmals mit sonderbarem Blick von der Seite musterte.
Aufmerksam betrachtete Angelika die Landschaft. Weit dehnten sich die Wiesen in ihrem ersten Grün, unterbrochen von riesigen Äckern. Hin und wieder fuhren sie durch ein freundliches Dorf. Rote Dächer über weißgestrichenen Wänden, grüne Läden vor blitzblanken Fenstern, spitze Kirchtürme. Es gefiel Angelika. Dann säumten hohe Tannen den Weg, wechselten mit Eichen und Buchen ab.
Der Wald blieb zurück. Hinter den Pappeln, die zu beiden Seiten in regelmäßigen Abständen die Allee säumten, zeigten sich jetzt die gepflegten Anlagen eines offensichtlich riesigen Parks.
Die Allee machte einen großen Bogen, und dann lag Schloß Rothenstein vor ihnen, ein imposanter Bau. An den Seiten erhoben sich Türme, trotzig und wehrhaft fest, und gaben dem Schloß beinahe den Eindruck einer Festung. Trotzdem wirkte Schloß Rothenstein keineswegs düster.
An einer Seite des Schlosses wuchs dichter Efeu empor, an einer anderen Stelle rankten sich Kletterrosen, die jedoch noch blatt- und blütenlos waren. Im Sommer mußten sie eine wahre Pracht sein.
»Oh«, sagte Angelika überrascht, »wie ist Schloß Rothenstein groß. Wirklich nicht kleiner als das Palais Roussillon. Das habe ich gar nicht erwartet.«
Graf Michael lächelte.
»O ja, die Fürsten zu Rothenstein waren zu allen Zeiten ein mächtiges und reiches Geschlecht, und sie wußten es nach außen hin zu zeigen. Könige waren hier zu Gast.«
»Wie man auch von Roussillon sagt. Mir scheint, es bestehen da nicht so viele Unterschiede. «
»Hoffentlich nicht.«
»Wie meinen Sie das, Michael?«
Eingedenk der Erklärung ihrer Mutter, daß sie ja irgendwie miteinander verwandt seien, nannte Angelika ihn ganz selbstverständlich beim Vornamen. Sie ahnte nicht, wie glücklich sie den jungen Grafen damit machte; denn er hielt es für ein Zeichen persönlicher Sympathie.
»Ich wünsche sehr, daß Rothenstein Ihnen zu einer echten Heimat wird, Angelika«, sagte er ernst.
Angelika schaute zu ihm auf.
»So erscheine ich Ihnen nicht als unerwünschter Eindringling, dem Sie eigentlich gram sein müßten?«
»Wie könnte ich!« rief er enthusiastisch aus und legte seine Hand dorthin, wo sein Herz wild klopfte. »Wie könnte ich einer so bezaubernden jungen Dame jemals gram sein. Ein Königreich möchte ich Ihnen zu Füßen legen.«
Angelika lachte hellauf, und auch Helene de Ravoux konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
»Es überrascht mich einigermaßen«, sagte Helene zu Michael, »daß es in diesem Land ebenso stürmische Kavaliere zu geben scheint wie in meiner Heimat.«
»Oh, Madame«, entgegnete Michael, »die gibt es wohl in jedem Land, wenn ein Engel wie dieser vom Himmel auf die Erde niedersteigt und unser Auge blendet.«
Michael begriff sich selbst nicht. Was nur riß ihn, den sonst so sachlichen und nüchternen Mann, zu derart poetischen Worten hin?
»Warten Sie nur ab«, meinte Helene de Ravoux. »Sie werden diesen Engel schon noch in seinem ganzen irdischen Temperament kennenlernen.«
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