Название: Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman
Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der Bergpfarrer Paket
isbn: 9783740975739
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Aufgekratzt machte sich Maria Berger daran, einen Koffer zu packen, während der gute Hirte von St. Johann die Wohnung verließ und zu den Beamten ging, die unten im Auto saßen.
»Ich würde Frau Berger gerne mit nach St. Johann nehmen«, erklärte er.
Martin Ernst und Klaus Schober sahen ihn entgeistert an.
»Das geht net«, schüttelte Ernst den Kopf. »Frau Berger darf die Stadt net verlassen. Flucht- und Verdunklungsgefahr.«
»Genau deshalb möchte ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen«, erwiderte Sebastian ungerührt. »Würden Sie ihn bitte davon in Kenntnis setzen? Entweder kommt er hierher, oder ich fahre mit Frau Berger zu ihm ins Präsidium. Mitnehmen werde ich sie auf jeden Fall.«
Er nickte ihnen zu und kehrte ins Haus zurück.
Es dauerte keine Viertelstunde, bis es an der Tür läutete. Maria öffnete, und Wolfgang Hellwig stürmte an ihr vorbei.
Im Wohnzimmer erhob sich der Geistliche von seinem Sessel und sah dem Kriminalhauptkommissar lächelnd entgegen.
»Grüß Gott. Trenker mein Name. Ich freu’ mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
»Das wird sich erst noch herausstellen, ob es eine Freude ist«, knurrte der Beamte. »Wie kommen Sie darauf, daß Frau Berger Sie begleiten wird?«
Maria stand in der Tür und schaute ängstlich auf die beiden Männer. Im Schlafzimmer wartete der gepackte Koffer, aber im Moment sah es nicht so aus, als ob sie tatsächlich fahren würde.
Sebastian sah Hellwig an. Er war beinahe so groß wie der Geistliche, schlank und hatte ein sympathisches Gesicht, das allerdings nicht über die Härte hinwegtäuschte, die der Kommissar besaß, wenn es darum ging, ein Verbrechen aufzuklären. Sebastian schätzte ihn auf Mitte dreißig.
»Nehmen Sie doch erst einmal Platz«, sagte er. »Es läßt sich besser reden, wenn man sich in gleicher Höhe gegenübersitzt.«
Wolfgang Hellwig kam der Aufforderung nach. Es war das zweite Mal, daß er sich in dieser Wohnung befand.
Als Maria Berger ins Polizeipräsidium gebracht worden war, hatte er selbst die Durchsuchung hier geleitet.
Leider war sie ohne Ergebnis geblieben.
»Vielleicht erkläre ich Ihnen erst einmal, warum ich hergekommen bin«, sagte der Bergpfarrer und erzählte, woher er Maria kannte.
Der Kripobeamte hörte aufmerksam zu. In all den Jahren, die er nun schon bei der Polizei war, hatte er ein Gespür dafür entwickelt, ob er einem Menschen vertrauen konnte. Bei Maria Berger war er nicht sicher gewesen, aber dieser Geistliche hier strahlte etwas aus, das ihm jeden Zweifel nahm.
»Ich verbürge mich dafür, daß Frau Berger sich den Behörden net durch Flucht entziehen wird«, versicherte Sebastian. »Mein Bruder ist selbst Polizist bei uns im Dorf. Maria wird sich regelmäßig bei ihm melden, und er wird Sie davon unterrichten.«
Es klang durchaus so, als könne man das Wagnis eingehen. Aber ein letzter Zweifel blieb doch.
Was, wenn dieser Gebhard sich in St. Johann mit der Frau in Verbindung setzte?
Sicher wußte er, woher Maria Berger stammte, und daß er sie dort finden konnte.
Andererseits war der Mann wie vom Erdboden verschwunden. Auf der ganzen Welt wurde nach ihm gefahndet, aber nirgendwo gab es einen Hinweis auf seinen Verbleib.
Wolfgang Hellwig dachte sehr lange nach, bevor er antwortete. Und während dieser Zeit reifte in ihm ein Plan.
»Also gut«, nickte er, »Sie können Frau Berger mitnehmen, unter der Auflage, daß Sie sich regelmäßig auf der dortigen Polizeidienststelle meldet, und sie mich sofort informiert, wenn Thorsten Gebhard sich mit ihr in Verbindung setzt.«
Er sah erst Sebastian an, dann Maria. Zwar zeigte sein Gesicht dabei eine harte, undurchdringliche Miene, aber Wolfgang Hellwig gingen ganz andere Gedanken durch den Kopf.
Plötzlich wünschte er sich nichts mehr, als daß diese Frau wirklich unschuldig war. Noch nie wäre es ihm lieber gewesen, daß er sich in seinem Verdacht total geirrt haben möge, wie in diesem Fall.
Mensch, Junge, jetzt halte mal an dich, dachte er, während er dem Wagen des Geistlichen nachschaute, noch ist es net heraus, daß sie nix damit zu tun hat.
Aber in seinem Herzen wußte er es besser…
*
Die Rückkehr in die Heimat war für Maria mit vielen Eindrücken verbunden. Die Erinnerungen stürzten auf sie ein und schienen sie schier zu erdrücken.
»Das geht vorüber«, sagte Sebastian, der ahnte, welche Gefühle die junge Frau jetzt durchlitt, als sie das Dorf erreichten und langsam in die Straße zur Kirche einbogen.
Von unterwegs hatte er Sophie Tappert davon unterrichtet, daß sie für einige Zeit einen Gast im Pfarrhaus haben würden. Seine Haushälterin hatte daraufhin sofort alles vorbereitet und wartete mit einem warmen Abendessen auf sie.
»Vorher gehen wir noch mal zu Max hinüber«, sagte der Geistliche. »Damit alles seine Ordnung hat.«
Sein Bruder wohnte über dem Revier, das schon geschlossen war. Max begrüßte Maria völlig unbefangen.
»Schön, dich zu sehen«, sagte er. »Und wegen der Meldepflicht mach’ dir mal keine Gedanken. Ich weiß ja, daß du im Pfarrhaus wohnst.«
Der Polizeibeamte war gerade dabei, den Abendbrotstisch zu decken. Claudia, seine Frau, arbeitete in Garmisch-Partenkirchen bei der Zeitung. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie nach Hause kam.
»Ich hätt’ gern’, daß Maria und Claudia sich mal unterhalten«, raunte Sebastian seinem Bruder zu, als sie einen Moment alleine waren. »Die beiden sind in einem Alter, und vielleicht kann sich Claudia ein bissel um Maria kümmern.«
Max nickte. »Das wird sie bestimmt machen.«
Im Pfarrhaus hatte Sophie Tappert den Tisch gedeckt. Silke Brandner, die erst am Sonntag aus dem Urlaub zurückgekehrt war, hatte von der Haushälterin erfahren, um wen es sich bei der jungen Frau handelte, die Hochwürden mitgebracht hatte. Auch die Gemeindeschwester zeigte keinerlei Vorurteile gegen Maria Berger, und während des Essens wurde überhaupt nicht über den Grund ihrer Anwesenheit gesprochen.
An diesem Abend war es, als sei alle Last von ihr abgefallen. Maria ging früh schlafen, und es war das erste Mal, seit das Drama begonnen hatte, daß sie nicht von schlechten Träumen geplagt wurde.
Am nächsten Morgen wachte sie ausgeschlafen auf. Es hielt sie nicht lange im Bett, und nachdem sie sich angezogen hatte, ging die junge Frau gleich in die Küche hinunter.
»Guten Morgen, kann ich Ihnen helfen?« fragte sie Sophie Tappert.
Doch die Haushälterin hatte längst den Tisch gedeckt.
»Nein, setz’ dich nur«, antwortete sie. »Hochwürden kommt auch gleich.«
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