Название: Wer braucht schon eine Null
Автор: Christine Corbeau
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Nullen-Reihe
isbn: 9783982064581
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Sie erhob sich und fing an, ihren Oberkörper und den Unterleib fließend vor und zurück zu bewegen. Welle um Welle durchlief sie, von den Füßen bis zum Hals, als ob ihr Körper aus Wasser bestünde.
Simons Augen wurden immer größer und etwas anderes ebenfalls.
»Sorry«, presste er hervor.
Er sprang auf, rannte aus dem Zimmer und ins Bad.
Er brauchte jetzt unbedingt eine Dusche.
Eine eiskalte.
Fast hätte ich es geschafft, auf den letzten Metern bis zum Urlaub noch alles zu versauen.
Nachdem ich alle meine Sachen verstaut und im Flur zurechtgelegt hatte, fühlte ich mich angenehm leicht, geradezu beschwingt.
What a difference a call makes, dichtete ich in Gedanken den alten Song von Dinah Washington um und schwebte in Richtung Küche – nicht nur, weil ich plötzlich einen Bärenhunger verspürte.
Dort waren Hannes, Jule und Flori, meine aktuellen Mitbewohner, in eine heiße Diskussion um die siebte Staffel von GOT vertieft. Auch wenn ich zum gemeinsamen Binge-Watching seit Ewigkeiten keine Zeit mehr gehabt hatte, so war ich doch sofort voll dabei, als sie Ed Sheerans Auftritt in der ersten Episode auswerteten. Von dort kamen wir vom Hundertsten ins Tausendste und es war mitten in der Nacht, als ich zufrieden ins Bett sank. Die anderen wussten Bescheid, dass ich am nächsten Morgen verreisen würde. Nur wohin es gehen würde, hatte ich nicht ausdrücklich gesagt. Ich hatte keinen Bock, mir durch eventuelle Nachfragen doch wieder die Laune vermiesen zu lassen.
Ein Hämmern an meiner Tür weckte mich aus einem ausnahmsweise mal angenehmen Schlaf.
Ich schoss hoch und blickte mich hektisch um. Sofort war mir bewusst, dass etwas nicht stimmte. Der Stand der Sonne, die in mein Fenster schien, passte nicht dazu, dass mein Wecker im Handy, den ich auf 7 Uhr gestellt hatte, um rechtzeitig zur Abholung um 8 fertig zu sein, noch nicht geklingelt hatte. Ein Blick auf das Display zeigte, dass ich anscheinend nach dem Stellen des Weckers vergessen hatte, es ans Ladekabel zu hängen. Die Anzeige blieb komplett dunkel, obwohl ich hektisch immer wieder den Einschaltknopf betätigte. In der Zwischenzeit setzte sich das heftige Klopfen an der Tür fort.
»Komm schon, Martha«, war Hannes, unser Frühaufsteher, durch die Tür zu hören. »Da steht ein Typ vor dem Haus und will dich abholen.«
Also schon um acht. Shit, also nix mit Dusche, Frühstück und Nochmal-schnell-Aufräumen. Sieh zu, dass du in die Gänge kommst.
»Bin wach«, rief ich. »Ich brauch noch fünf Minuten.«
Ich sprang aus dem Bett, flitzte zum Schreibtisch, wo ich glücklicherweise noch in der Nacht ein paar Klamotten für die Reise zurechtgelegt hatte, und schlüpfte hinein. Dann schnappte ich mir Handy und Ladekabel und rannte in den Flur.
Was hast du vergessen?
Ich schlug mir die flache Hand vor die Stirn, ließ alles, was ich in der Hand hatte, aufs Sideboard fallen und rannte zurück in mein Zimmer, um dort meinen Rucksack mit Ausweis und Geld zu holen. Wieder an der Wohnungstür angekommen, rief ich: »Danke schön. Ich bin dann mal weg.« Ich griff das Handy, ließ es in die Hosentasche gleiten und wollte nach draußen flitzen, als mein Blick auf meine Fußbekleidung fiel.
Das geht ja los wie gestern.
Ganz automatisch war ich nach dem Aufstehen in die Einhorn-Puschen geschlüpft und ich musste es auch nach dem Anziehen wieder getan haben.
Fluchend drehte ich erneut um, kickte die Hausschuhe von meinen Füßen und schlüpfte in die Chucks, die am nächsten standen. Dann gab ich mir zehn Sekunden, um diesmal zuerst mich im Spiegel und dann mein Zimmer in Augenschein zu nehmen. Jetzt passte alles, auch wenn es mir nicht angenehm war, das Zimmer im Zustand des fortgeschrittenen Chaos, das ich in den letzten Wochen in ihm verursacht hatte, zurückzulassen.
Is mir egal, ich lass das jetzt so. Es muss ja keiner hier rein, solange ich weg bin.
Ich zog die Tür hinter mir zu und griff mir im Laufen Jacke, Rucksack und Reisetasche. Dann sprintete ich die Treppe hinunter bis auf den Hof, wo der Wagen auf mich wartete. Sein erstaunlich junger Fahrer stand daneben und nickte mir zu.
»Wie schön, dass Sie sich so beeilt haben. So kommen wir bestimmt noch rechtzeitig zum Gate.«
Meint der das ernst? Oder höre ich da einen Anflug von Tadel in seiner Stimme?
Aber mir war im Moment nicht danach, mich damit auseinanderzusetzen. Also lächelte ich und ließ mich auf dem Beifahrersitz nieder. Der Fahrer stieg ein und steuerte das Gefährt auf die Straße in Richtung Flughafen.
»Ist es okay, wenn ich Spotify anlasse?«, wandte er sich an mich.
»Hey, klar. Mach einfach. Ich bin immer interessiert daran, was andere so streamen.«
»Na dann wirst du dich jetzt hoffentlich auch so freuen wie ich.«
»Wieso?«
»Ich weiß nicht, wie der Boss das hinbekommen hat, aber die haben hier einen ganz speziellen Account, mit dem man Tracks hören kann, die teilweise noch gar nicht veröffentlicht sind.«
»Cool. Lass hören.«
Er schmunzelte und drehte die Lautstärke hoch. Ein Titel war gerade zu Ende und die Playlist wechselte zum nächsten Track. Spontan kam mir die Stimme, die ich hörte, bekannt vor. Ein Blick auf das große Display in der Mittelkonsole bestätigte mir, dass ich damit nicht falschlag. Der Song musste das Debüt einer ehemaligen TVOG-Kandidatin sein. Sie war damals mein Liebling gewesen, hatte es aber leider nur bis in die Sing Offs geschafft. Nun sang sie offensichtlich davon, dass man sich immer zweimal traf, sie es aber bevorzugen würde, wenn ihr cheatender Freund ihr nie wieder über den Weg lief.
Ich stutzte und horchte in mich hinein, ob der wirklich gute Song durch seine Aussage einen Rückfall in den Blues von gestern bewirken würde. Zu meiner Erleichterung führte er aber eher dazu, dass ich in eine »So what«-Stimmung kam. Auch den Rest der Fahrt vertrieb uns die abwechslungsreiche Liste der noch gar nicht erschienenen Songs die Zeit. Sie ließ mich hoffen, dass es bis zum Erscheinen entweder nicht mehr lang dauern würde oder ich Agata einen Zugang zu diesem Spezial-Account aus dem Kreuz leiern könnte.
Wäre das dann nur ein Gefallen unter Freundinnen? Oder spanne ich sie damit vor meinen Karren? Ups, bin ich Mam vielleicht ähnlicher als ich gedacht habe?
Schneller als vermutet waren wir am Flughafen angekommen. Dort lieferte mich der Chauffeur nicht einfach nur am Terminal ab, sondern brachte mich in einen Bereich, den ich früher noch nie wahrgenommen hatte und der sich C-Lounge nannte. Sowohl die Sicherheitskontrolle als auch die Wartezeit bis zum Abflug waren vollkommen entspannt. Also war die Aussage des Fahrers, dass ich mich beeilt hätte, wohl wirklich freundlich gemeint gewesen.
Vielleicht solltest du anfangen, eine Message einfach mal für sich stehen zu lassen. Vor allem, wenn sie СКАЧАТЬ