Deutsche Geschichte (Band 1-3). Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte (Band 1-3)

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 4064066388348

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СКАЧАТЬ ausführlich beschreiben; besonders von den Kaisern wird der hohe Wuchs, die edle Haltung, das blonde Gelock, der feurige Blick gerühmt, augenscheinlich nicht nur als etwas dem Auge Wohlgefälliges, sondern auch als Wahrzeichen edler Geburt. Von Otto IV., der sich durch geistige Gaben nicht hervortat, wurde angenommen, daß er die fürstlichen Wähler durch seine schöne große Gestalt bestochen habe. Auch an den Mönchen wurde Schönheit als etwas Preiswürdiges hervorgehoben, und mit Staunen wurde vermerkt, wenn gerade im unansehnlichen oder entstellten Körper ein hoher Geist wohnte, wie das bei Hermannus Contractus, bei Walafried Strabo in so hohem Maße der Fall war. Noch jetzt finden sich in Niedersachsen hochgewachsene Menschen mit lichtem blondem Haar und eigentümlichem, Raum und Körper durchbohrendem Seemannsblick der blauen Augen; vielleicht sah so der sächsische Adel in wohlgelungenen Exemplaren aus. Von Adalhard, einem Vetter Karls des Großen, der eine sächsische Mutter hatte, sagten seine Schüler, daß sie vor dem furchtbaren Flammenblick seiner Augen gezittert hätten. Unter den Franken fiel die Eigenart des Mannes auf, der schweigsam und gern allein, unbeugsam fest in seinen Überzeugungen war und Zuverlässigkeit als höchste Tugend schätzte. Der Stolz war bei den Sachsen noch mehr ausgeprägt als bei den anderen deutschen Stämmen: sie waren stolz auf ihre Heimat, stolz auf ihre Geschichte, stolz auf ihre Abkunft. Das Christentum hat diesen Stolz nicht ausgetrieben. Die wegen ihrer Frömmigkeit einer Heiligen gleich geachtete Königin Mathilde berief in das Stift zu Quedlinburg, das sie gründete, nur Personen aus dem höchsten freien Stande, weil sie, wie die Annalen berichten, daran festhielt, daß eine Wohlgeborene selten und nur aus schweren Gründen entarte. Alle älteren Klöster wurden nur mit Adligen besetzt, die Äbte und Äbtissinnen gehörten oft dem Reichsfürstenstande an. Man wußte wohl, daß Petrus, ein Fischer, gesagt hatte: Bei Gott gilt kein Ansehen der Person, und bekannt waren die Worte, die Paulus an die Galater richtete: »Denn diejenigen, die in Christus getauft sind, haben Christus angezogen. Da ist nicht Jude oder Grieche, da ist nicht Sklave oder Freier, nicht Mann oder Frau, ihr seid alle eines in Jesus Christus«, aber man dachte nicht daran, diese Gesinnung zu verwirklichen. Selbst Bischof Udalrich von Augsburg, der heiliggesprochen wurde, ein schwäbischer Graf von Dillingen, ließ sich auf Reisen, anstatt zu reiten, in einer Sänfte tragen, um nicht mit Leuten aus dem Volke in Berührung zu kommen und durch ihr Geschwätz im Psalmensingen gestört zu werden. Bevor er selbst Bischof wurde, verschmähte er es, in den Dienst seines Vorgängers zu treten, weil derselbe nicht vornehm genug war. Vom Erzbischof Tegino von Magdeburg, der als ein Muster aller Tugenden, als gottesfürchtig, liebevoll, wohltätig, milde, keusch geschildert wird, heißt es gleichzeitig, daß er gern solche um sich hatte, die durch Adel der Geburt und Sitte sich auszeichneten, während er Niedere zwar nicht verachtete, aber sie doch von seinem Umgange fernhielt. Man sieht daraus, daß man Adel der Geburt und Adel der Sitten als selbstverständlich zusammenfallend betrachtete. Als jemand die heilige Hildegard von Bingen fragte, wie sich die Bevorzugung des Adels in den Klöstern mit den Forderungen des Christentums vertrage, sagte sie: »Wer würde sein Vieh zu einer Herde und in einem Stalle vereinigen? Ochsen, Esel und Schafe?« Die Vermischung führe zum Haß, wenn Hochgeborene den Niedriggeborenen weichen müßten. Gott unterscheide das Volk auf Erden, gleichwie er im Himmel Engel, Erzengel, Throne, Herrschaften, Cherubim und Seraphim unterscheide. In späterer Zeit sagte Erasmus von Rotterdam in bezug auf das Domkapitel von Straßburg: »In dies Kolleg hätte Christus ohne Dispens nicht aufgenommen werden können«, und ähnlich ein junger Kanoniker um 1500: »Wenn heute der Herr auf Erden wandelte, würde das Stift von St. Alban (in Mainz) ihn abweisen.« Es ist berechnet worden, daß von 900-1500 von 166 Erzbischöfen 134 edelfrei, 10 von Ministerialadel, 4 bürgerlich waren. Heinrich II. war nach Ludwig dem Frommen der erste Kaiser, der einige Unfreie wegen ihrer Tüchtigkeit zu Bischöfen machte. Man muß zugeben, daß der Adel im frühen Mittelalter die große Nachfrage nach tüchtigen Männern ausgiebig befriedigen konnte.

      Es fiel den Zeitgenossen auf, daß unter den benachbarten Völkern eine so strenge Trennung unter den Ständen wie in Deutschland nicht beobachtet wurde. Der Oheim Friedrich Barbarossas, Bischof Otto von Freising, erzählt von den lombardischen Städten, ihrer Freiheitsliebe, ihren Konsuln, die »zur Unterdrückung des Hochmuts«, wie er sagt, aus jedem Stande gewählt wurden. Sie halten es nicht für unwürdig, sagt er, an Jünglinge niederen Standes und Arbeiter verächtlicher, auch mechanischer Gewerbe, welche andere Völker von den edleren und freieren Studien wie eine Pest fernhalten, den Gürtel der Ritterschaft oder den Grad der Würden zu verleihen. Nicht ohne Bewunderung fügt er hinzu, daß die lombardischen Städte an Reichtum und Macht über andere Städte des Erdkreises hervorragen. Die Klöster der kluniazensischen Richtung, die von Westen her eindrang, machten keinen Unterschied zwischen den Ständen.

      Der Standeshochmut hat einen verständlichen Sinn, wenn die dienende Schicht sich aus Kriegsgefangenen zusammensetzt, aber schon mit dem 9. Jahrhundert fingen die ärmeren Freien an, in die Klasse von Hörigen herabzusinken, und dieser Vorgang nahm in den folgenden Jahrhunderten zu. Es war ein Unglück, für das anfangs kaum ein einzelner verantwortlich zu machen war. Die Ursache lag hauptsächlich darin, daß sich viele kleine Bauern dem Kriegsdienst, den die beständigen Überfälle durch feindliche Völker erforderten, dadurch entzogen, daß sie ihr Gut geistlichen oder weltlichen Großen zu Lehen auftrugen und von diesen abhängig wurden. Auch ist es so, daß in Zeiten der Naturalwirtschaft die Erde die Menschen entweder zu erblichen Eigentümern oder zu Hörigen macht; sie verwachsen so oder so mit dem Boden. Jeder große Grundbesitzer trachtete danach, möglichst viel hörige Leute zu bekommen, die den Boden bebauten, und wenn er Stücke seines Landes in Erbpacht an Freie austat, so erleichterte ihm die Verwaltung und das Gerichtswesen, sie in Abhängigkeit herabzudrücken. Nicht grundsätzlich, aber tatsächlich fielen Armut und Abhängigkeit meist zusammen. Im 11. Jahrhundert wurden die bedeutenderen Freien noch als zur Huldigung des neuerwählten Königs zugezogen erwähnt; der freie, aber arme Bauer nahm am Schicksal des armen Hörigen teil. Die schwäbischen Bauern, die zur Zeit Heinrichs IV. dem Gegenkönig Rudolf, ihrem Herzog, zuzogen, wurden von den sie besiegenden Rittern entmannt, weil sie, obwohl freie Leute, als unwürdige Gegner angesehen wurden, nicht Feinde, sondern Knechte, die gegen Herren die Waffen zu tragen wagten. Wieviel Großes auch der mittelalterliche Adel in Deutschland geschaffen hat, sein Standeshochmut, der zwischen Hochgeboren und Niedriggeboren eine unüberbrückbare Kluft schuf, wurde Deutschland verderblich; er war die Ursache, daß sich im selben Volke zwei Völker gegenüberstanden, die sich weniger verstanden und mehr haßten als fremde Völker.

      Von den Tugenden, mit deren Besitz der Adel seinen Herrschaftsanspruch rechtfertigte, war Tapferkeit die vornehmste. Sie war die selbstverständliche Eigenschaft des Edlen. Rauflust war dabei; aber es gehörte dazu vor allen Dingen die Kraft, Gefahren nicht zu scheuen und dem Tode furchtlos zu begegnen. Ein überschäumendes Kraftgefühl erzeugte die Lust am zischenden Schwert, am sausenden Speer, Rausch des Blutvergießens, das Bewußtsein der Ehre, die stolze Haltung vor dem Feinde, in Todesqualen. Tapferkeit flößte so viel Achtung ein, daß sie auch den Feind, ja selbst den Verräter lieb machen konnte. Den slawischen Prinzen Gottschalk, der auf die Nachricht, daß sein Vater von einem Sachsen ermordet war, das Kloster verließ, in dem er erzogen war, und unter den Sachsen wütete, schonte Herzog Bernhard von Sachsen, in dessen Hände er schließlich fiel, weil er seine Tapferkeit bewunderte, und entließ ihn ungekränkt nach England. Nie vergaßen auch die Mönche, die Geschichte schrieben, Waffenkämpfe mit sichtlichem Anteil zu schildern. Tapfere Taten sicherten unvergängliches Erinnern; von dem Sachsen Heriger, der als Gefangener die Dänen in ein Moor führte, wo sie mit ihm untergingen, wurde lange gesungen und gesagt. Ein griechischer Schriftsteller erzählt uns die folgende Geschichte von einem Deutschen, der während des von Barbarossa unternommenen Kreuzzuges in der Nähe von Ikonium hinter seinen Landsleuten zurückgeblieben war. Er war von riesigem Wuchs und ungeheurer Kraft und zog sein erschöpftes Roß am Zaume hinter sich her. Auf einmal erschienen etwa fünfzig ismaelitische Reiter, bildeten einen Kreis um ihn und beschossen ihn von allen Seiten. Er deckte sich mit seinem Schild und ging vergnüglich weiter, unbekümmert um die feindlichen Geschosse, als wäre er ein Fels. Als aber einer der Reiter näher herankam und mit dem Säbel auf ihn einhaute, wurde er ungeduldig, nahm sein Schwert und schlug mit einem Hieb die Vorderfüße des feindlichen Pferdes ab, als wären es Grashalme, dann spaltete er mit einem zweiten nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Oberkörper des Gegners, so daß derselbe in zwei Hälften auseinanderfiel, СКАЧАТЬ