Название: 150. Die fälsche Braut
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9781788674393
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Isabel war sehr still. Elisabeth jedoch war plötzlich wie verwandelt. Je näher sie dem Wäldchen kamen, um so deutlicher zeigte sich das aus dem verschüchterten, unglücklichen jungen Mädchen mit einem Mal eine strahlende, leidenschaftlich erregte Frau geworden war. Sie eilte Isabel voraus auf dem engen moosbewachsenen Pfad unter den hohen Buchenbäumen, bis sie zu einer kleinen, sonnenbeschienenen Lichtung gelangten, durch die sich ein goldschimmerndes Flüßchen schlängelte.
Dort fanden sie Adrian Butler.
Aufatmend stellte Isabel fest, daß er genauso war, wie Elisabeth ihn geschildert hatte, und keine der Eigenschaften besaß, vor denen sie, Isabel, sich gefürchtet hatte. Der junge Mann sah ungewöhnlich gut aus, und er besaß einen Charme und eine Natürlichkeit, die ihm etwas Vertrauenerweckendes und Sympathisches verliehen und jeden Menschen auf der Stelle für ihn einnehmen mußten. Es war absolut unmöglich, weder an seiner Lauterkeit noch an seiner Ehrenhaftigkeit zu zweifeln. Außerdem verriet sein Benehmen, die Art wie er sprach, eine hervorragende Erziehung und eine gute Kinderstube.
Bei seinem Anblick stieß Elisabeth einen kleinen Freudenschrei aus und warf sich in seine Arme. Einen Moment lang hielt er sie fest, und Isabel erkannte deutlich die Liebe in seinen Augen und den Ausdruck der Zärtlichkeit auf seinem Gesicht.
Dann wandte er sich Isabel zu und zögernd, so als habe sie die Anwesenheit der Kusine vergessen, löste Elisabeth sich aus Adrians Armen.
»Dies ist meine Kusine Isabel«, sagte sie dann. »Ich hab' dir schon von ihr erzählt, aber ich glaubte nicht, daß du sie so bald kennenlernen würdest. Sie ist gestern ganz unerwartet nach Hause zurückgekommen.«
Isabel reichte Adrian Butler die Hand, die er mit festem, warmen Griff umschloß.
»Ich bin so froh, daß Sie hier sind«, sagte er ruhig. »Wir beide, Elisabeth und ich, brauchen Ihre Hilfe.«
Es war, als erinnerten seine Worte Elisabeth erneut an die verzweifelte Situation, in der sie sich befanden, denn ihr Gesicht wurde plötzlich ernst.
»Adrian, Liebster, ich muß dir etwas sagen«, begann sie, aber er unterbrach sie, indem er sie in die Arme nahm und erklärte: »Und ich muß dir etwas sagen - etwas Wundervolles, Elisabeth. Etwas, das ich nie zu hoffen gewagt hätte.«
»Was ist es?« fragte Elisabeth, und in ihrer Stimme lag trotz ihres Kummers ein wenig Neugierde.
»Hör zu, Liebstes. Ich habe dir schon des Öfteren von meinem Vetter aus Yorkshire erzählt. Er ist das Haupt unserer Familie. Ein schwieriger Mann, der jedoch meinen Vater sehr mochte. Nachdem ich dich kennenlernte und du mich zum glücklichsten Menschen dieser Erde gemacht hattest, schrieb ich ihm einen Brief, in dem ich ihm meine Lage darlegte. Ich erklärte ihm, daß ich davor zurückschrecke, in Würde deinen Vater um deine Hand zu bitten, da ich dir außer meiner übergroßen Liebe und der Gewissheit, mit deiner Hilfe eine erfolgreiche Laufbahn in der Armee vor mir zu haben, nicht viel zu bieten hätte. Heute morgen erhielt ich das Antwortschreiben. Ich öffnete es mit ziemlich gemischten Gefühlen. Wie ich dir sagte, ist er ein eigenartiger Mensch und in vieler Beziehung völlig unberechenbar. Die Wahrscheinlichkeit sprach also dafür, daß er meinen Brief nehmen und in den Papierkorb werfen würde. Statt dessen machte er mir ein generöses Angebot.«
Er griff in die Tasche und sagte: »Irgendwo muß ich den Brief haben.«
Elisabeth machte eine ungeduldige Handbewegung und drängte: »Laß doch den Brief. Erzähle uns lieber, was drin steht.«
»Er schreibt«, sagte Adrian, und seine Stimme klang fast ergriffen, »daß er von meinen Neuigkeiten begeistert sei und daß er seinen Anwälten bereits Anweisung gegeben habe, mir jährlich eine finanzielle Unterstützung in Höhe von tausend Pfund zukommen zu lassen. Tausend Pfund im Jahr! Elisabeth, stell dir das vor! Mit meinem Armeesold ergibt das eine beträchtliche Summe. Wir sind reich. Aber das ist noch nicht alles, was ich dir zu berichten habe!«
»Was denn noch?« fragte Elisabeth aufgeregt.
»Mein Colonel ließ mich gestern Abend zu sich rufen. Er teilte mir mit, daß mein Regiment im nächsten Monat nach Indien verlegt wird.«
»Nach Indien?« rief Elisabeth.
»Nein, warte!« sagte Adrian rasch. »Kein Grund, dich aufzuregen. Weiter teilte er mir mit, daß ich auf Grund guter Führung unverzüglich zum Captain befördert würde. Denk dir, Darling, Captain, mit ebenfalls tausend Pfund im Jahr. Wir können auf der Stelle heiraten, denn vom Hauptmannsrang aufwärts dürfen Offiziere ihre Frauen mit nach Übersee nehmen. Ist das nicht wundervoll, meine Süße? Jetzt kann ich ohne Furcht vor deinen Vater hintreten und ihn um deine Hand bitten.«
»Vor Vater hintreten! Du glaubst, du kannst Vater um meine Hand bitten?« flüsterte Elisabeth und wandte sich zu Isabel um. »Sag du es ihm!« bat sie leise. »Ich kann es nicht.«
Adrian blickte Isabel an. Die freudige Erregung erstarb in seinem Gesicht und machte dem Ausdruck äußerster Bestürzung Platz.
»Was ist los?« fragte er. »Ist irgend etwas geschehen?«
»Ja«, erwiderte Isabel. »Sehr viel sogar. Ich werde es Ihnen erzählen. Aber zuerst wollen wir uns setzen, denn Elisabeth ist sehr erschöpft. Wir haben in der letzten Nacht kaum geschlafen.«
Sie blickte zum Ufer, an dem ein umgestürzter Baumstamm lag, und ging darauf zu. Elisabeth und Adrian Butler folgten ihr. Nachdem sie sich niedergelassen hatten, legte Adrian den Arm um Elisabeth, und sie barg das Gesicht an seiner Schulter.
»Hör zu, Darling, sei nicht unglücklich«, tröstete er sie. »Ich verspreche dir, alles in meinen Kräften Stehende zu tun, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die unserer Liebe entgegenstehen!«
Elisabeth seufzte schwer.
»Oh, wenn ich dir nur glauben könnte.« sagte sie. »Die ganze Nacht habe ich bei mir gedacht: Adrian wird bestimmt einen Ausweg finden. Wenn ich nur wüßte, welchen! Isabel und ich sind ganz verzweifelt.«
»Erzähl mir zunächst, was geschehen ist«, sagte Adrian, und in seiner ruhigen, kraftvollen Stimme lag eine solche Sicherheit, daß Isabel wieder Hoffnung schöpfte, obwohl sie im tiefsten Inneren verzweifelt war.
Rasch und in knappen Worten berichtete sie, was geschehen war. Auch von dem Gespräch, das sie im Sommerhaus belauscht hatte, gab sie eine kurze Zusammenfassung.
»Dieser Mann ist offensichtlich ein Schurke«, sagte Adrian ruhig. »Aber wie dem auch sei, Elisabeth wird ihn nicht heiraten.«
»Aber man wird mich zwingen«, rief Elisabeth aufschluchzend. »Du weißt, wie Papa ist. Ich schwöre dir, ich habe versucht, mich ihm zu widersetzen, aber ich schaffe es einfach nicht. Er tobt und schreit so lange, bis ich vor Angst zittere und zuletzt doch tue, was er von mir verlangt. Oh, Adrian, hilf mir!«
»Das werde ich. Liebes!« versprach Adrian. »Und eins schwöre ich dir: Wenn du diesen Wroth heiratest, dann nur über meine Leiche!«
»Adrian, du wirst dich nicht mit ihm schlagen!« bat Elisabeth am ganzen Leib zitternd.
»Nein, das fällt mir im Traum nicht ein. Zuerst habe ich zwar daran gedacht, aber es hätte keinen Sinn. Außerdem würde er es ablehnen, sich mit mir zu duellieren. Und falls ich ihn niederschießen würde - müßte ich mit einer Verhaftung und lebenslangem Kerker rechnen, denn er ist Minister der Krone. Glaub СКАЧАТЬ