Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes. R.A. Salvatore
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Читать онлайн книгу Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes - R.A. Salvatore страница 27

Название: Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes

Автор: R.A. Salvatore

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Hexenzirkel

isbn: 9783966583169

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СКАЧАТЬ nahm den Kristall, aber zu Aoleyns Überraschung hob er ihn nicht vor die Augen. Stattdessen hockte er sich hin, ging dann noch tiefer, bis er schließlich auf dem Boden lag, und schaute dann auf den See hinaus.

      »Was machst du da?«

      »Komm runter«, bat er. »Bring deine Augen so nahe wie möglich an den Boden heran und sieh dann nach oben, so hoch, dass die Schwärze des Gebirges knapp unterhalb deines Blickwinkels ist.«

      Aoleyn tat ihm den Gefallen und starrte konzentriert auf den See hinaus. Sie wollte Aydrian gerade fragen, was das alles sollte, aber dann verschwanden einige Sterne, dann weitere, und als sie der Silhouette, die in der Schwärze entstand, mit dem Blick folgte, erkannte sie, um was es sich dabei handelte.

      »Ein Segel, ein Boot«, keuchte sie und setzte sich auf.

      »Und es kommt rasch näher«, sagte Aydrian.

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      »Eine Salve«, befahl Ataquixt seinen Kriegern leise. »Sie sollen davonlaufen, aber wir werden sie nicht in einen Kampf verwickeln.«

      »Wir können sie besiegen«, widersprach ein älterer Mundunugu.

      »Neue Sklaven für Scathmizzane«, sagte ein anderer.

      Ataquixt beruhigte sie und rief ihnen ins Gedächtnis, dass man Geräusche auf dem offenen Wasser weithin hören konnte. »Eine«, wiederholte er und unterstrich die Anweisung, indem er einen Finger hob. »Sie sollen davonlaufen, damit ich an Land gehen kann.«

      Einige verzogen mürrisch das Gesicht, andere seufzten, aber die meisten bekundeten mit zögerlichem Nicken ihre Zustimmung. Sie waren als Kundschafter hier, nicht als Krieger, das hatte man ihnen vor der Abfahrt erklärt. Und diese Erkundung würde nicht am Ufer des neuen Sees enden. Leise bestückten die zwanzig Krieger ihre Atlatl-Wurfstäbe mit Speeren, während der Steuermann das Boot näher ans Ufer brachte, um beidrehen zu können, damit mehr Speerwerfer nebeneinander Platz hatten.

      Der Wind hatte nicht nachgelassen. Mit geblähten Segeln schoss das Boot dem Ufer entgegen. Der Steuermann rief eine Warnung und änderte mit einem Ruck den Kurs, sodass das Boot sich parallel zum Ufer seinem Ziel näherte.

      Die Xoconai hoben den Arm und zielten auf das Licht der windgeschützten Lagerfeuer, die gerade einmal zwanzig Schritte vom Ufer entfernt waren.

      Dann sahen sie sie – jedenfalls die meisten von ihnen: eine kleine Menschenfrau, die mit ausgestreckten Armen und im Wind flatternden Umhang am Rand des Wassers stand.

      »Werft!«, befahl Ataquixt und die Arme schossen nach vorn, sodass die leichten Speere vom Boot aus durch die Luft zischten. Viele rasten dem offensichtlichen, gut erkennbaren Ziel entgegen.

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      »Geh. Sag ihnen, dass sie fliehen müssen«, sagte Aoleyn zu Aydrian.

      »Komm mit!«, bat Aydrian.

      »Ich werde euch Zeit verschaffen.«

      »Du wirst sterben.« Er packte ihren Arm.

      Sie warf ihm einen gefährlich finsteren Blick zu. »Vertrau mir«, verlangte sie. »Geh!«

      Aydrian ließ sie los, nickte respektvoll und lief zurück zum Lager. Dort regten sich die Menschen bereits, was bedeutete, dass einige das Boot ebenfalls entdeckt haben mussten.

      Aoleyn fuhr zum See herum und lauschte auf das Lied ihrer Edelsteine. Sie konnte das Boot nun deutlich erkennen. Es schoss auf das Ufer zu und drehte so rasch bei, dass eine Seite sich neigte. Sie wusste, was passieren würde. Auch ohne die erhobenen Wurfspeere zu sehen.

      Ihre Instinkte flehten sie an, hinter den Felsen in Deckung zu gehen, weil es bereits zu spät war, zu spät, um diese Salve noch aufzuhalten.

      Aber sie hörte das Lied Usgars, ein Lied, dem sie längst vertraute, und so erschuf sie mit dem Mondstein in ihrem Bauchring einen Wall aus Wind. Zwanzig Speere flogen vom Boot aus auf sie zu und zwanzig Speere wurden verlangsamt, abgelenkt und von Aoleyns magischer Sturmböe besiegt.

      Das Boot drehte weiter ab, bis es sich wieder vom Ufer entfernte. Aoleyn stampfte mit dem Fuß auf und ein Blitz schoss hervor, der aber das Boot nicht erreichen konnte, sondern hell aufleuchtend im Wasser verschwand. In diesem Licht konnte sie deutlich die rot-blau gestreiften Gesichter erkennen.

      Sie hörte sie schreien und verstand ihre Worte – vor allem die einer Stimme, die befahl, das Boot zu wenden und zu einem zweiten Angriff, einer zweiten Salve anzusetzen.

      Die den anderen befahl, sie, die Magierin, umzubringen.

      »Ja, kommt«, flüsterte Aoleyn. Sie drehte sich zum Flüchtlingslager um und rief Talmadge und Aydrian zu, die anderen in Sicherheit zu bringen.

      Sie hatte nicht die Absicht, ihnen zu folgen. Noch nicht.

      Sie konzentrierte sich wieder auf das Boot, das den Kreis, den es im Wasser beschrieb, vollendet hatte und dessen Segel sich so plötzlich im Rückenwind blähten, dass es vorwärts zu springen schien wie ein angreifendes Raubtier. Es wurde schneller, fuhr genau auf sie zu, und Aoleyn erkannte, dass es dieses Mal viel näher am Ufer beidrehen würde, so nahe, dass sie die Salve nicht komplett wegwehen können würde.

      Aber sie lief nicht davon.

      Sie hörte das Lied, vertraute auf das Lied und hätten die Feinde auf dem Boot das schiefe Lächeln der kleinen Frau sehen können, hätten sie vielleicht erkannt, dass sie Narren waren.

      In Aoleyns Fußkettchen steckte ein großer blauer Edelstein, den sie schon einmal in einer verzweifelten Lage eingesetzt hatte, und dessen Macht sie schockiert und verängstigt hatte.

      Doch nun hatte sie keine Angst.

      Sie spürte, wie das Lied lauter und mächtiger wurde, wie seine Melodie ihren Körper mit Kraft und Kälte erfüllte.

      Das Boot kam heran.

      Sie wartete darauf, dass sich das Segel drehte.

      Als es so weit war und das Boot auf einmal nach links abdrehte, beschwor Aoleyn die Magie. Doch sie zielte damit nicht auf das Boot, sondern auf das Wasser vor dem Boot, das sie in eine dicke Eisscholle verwandelte.

      Das Boot hatte seine Drehung zur Hälfte vollendet, als es mit voller Geschwindigkeit auf den Eisberg traf. Holz splitterte und das Gefährt kam so ruckartig zum Stehen, dass die meisten an Bord über die Reling geschleudert wurden, wobei einige auf den Eisberg krachten, an ihm herabrutschten und ins Wasser fielen. Denjenigen, denen es irgendwie gelungen war, an Bord zu bleiben, erging es kaum besser, denn der Bug war beim Aufprall zur Hälfte eingedrückt worden, sodass Wasser durch das Leck strömte und sich das kleine Boot zur Seite neigte, bis es vom knirschenden Eis aufgehalten wurde.

      Aoleyn hörte gleich mehrere Lieder, verwob sie miteinander und ließ sie hervorbrechen, so wie sie es bei Tay Aillig auf der Felszunge getan hatte. Über dem halb gekenterten Boot, über dem Eis, über den im Wasser strampelnden Feinden verbanden sich die Magien zu einem Sturm aus Blitzen und heftigem Eisregen.

      Aoleyn СКАЧАТЬ