Название: Heute bei uns zu Haus
Автор: Ханс Фаллада
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Hans-Fallada-Reihe
isbn: 9783961189151
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Nachdem die beiden miteinander Bekanntschaft geschlossen hatten, fing unsere Olsch wieder mit ihrem Hungergebrüll an, zage und schüchtern mischte die Neue ihre Stimme darein, es klang, als mähte ein Schaf. Ich ließ sie brüllen bis sechs Uhr, bis zur richtigen Futterzeit. Dann nahm ich das Gemisch aus Stroh und Heu und Sauerfutter auf die Gabel und warf es ihnen vor. Ich gestehe, mein Herz klopfte, es war ein spannender Moment: würden sie nun beide streiken und einander in ihrer verhängnisvollen Abneigung bestärken?
Es war einfach lächerlich anzusehen: die Hungerkuh nahm sich nicht einmal Zeit, das Futter zu besehen oder zu beriechen. Es lag noch nicht richtig vor ihr, so hatte sie schon das Maul voll und kaute los! Unsere Olsch, die grade anfing, unmutig muhend in dem verhaßten Futter zu wühlen, warf einen erstaunten Blick auf die Nachbarin: so etwas fraß man also unter anständigen Kühen –?!
Aber es wurde ihr keine Zeit zu langem Überlegen gelassen. Das erste Maulvoll war schon verdrückt, und trotzdem die Hungerkuh einen ganzen Haufen Futter vor sich liegen hatte, langte sie zu der Nachbarin hinüber und riß ihr das Futter vor der Schnauze fort. Dies war unserer Olsch denn doch zuviel, die Hörner klangen aneinander, und die Olsch hatte sich ein Maulvoll Futter von der Hungerkuh geholt. So, im unedlen, futterneidischen Wettstreit, fraßen sie immer eine der andern das Futter weg, in einer Viertelstunde war der Trog leer. Unserer Olsch war dabei gar nicht so recht klar geworden, daß sie das verhaßte Sauerfutter gefressen hatte.
Der Besitzer der Hungerkuh heißt mit Vornamen Paul oder, wie man hierzulande sagt, Päule. »Den Dunner!« sprach mein Futtersmann und kratzte sich den grauen Kopf. »Frißt der Päule unserer Olsch das Futter vor – das hätten wir vor drei Tagen wissen sollen, Päule!«
»Seien wir froh, daß wir es heute wissen«, antwortete ich, erleichtert aufatmend. »Sind wir die Sorge doch wenigstens los!«
Ich habe dem Frieden weiter mißtraut. Mit Begeisterung frißt unsere Olsch das Sauerfutter noch immer nicht, und Päule hat nur einen kleinen Magen. Päule ist immer gleich satt und läßt dann unserer Olsch kampflos das Futter. Aber wir sind wohl über den Berg, auch ohne Konkurrenz priemt die Olsch jetzt langsam weiter. Und Päule bekommt sehr schnell wieder Hunger.
Eben haben wir gemolken. »Na –?« fragte ich die Melkfrau.
»Unsere gibt schon wieder fünf Liter«, meldete sie, »und Päule gibt auch schon einen halben Liter mehr.«
»Guter Päule!« dachte ich und sah liebevoll die spitze Ziege an. Ich hätte nie gedacht, daß ich eine so jämmerliche Kuh so liebevoll ansehen könnte.
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