Название: Ein tödliches Spinnennetz
Автор: George B. Wenzel
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783965550803
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In einem Bericht des »Neuen Züricher Wirtschaftstagblatt« und ebenfalls in den »International Finance News«, London, tauchten die beiden Namen im Zusammenhang mit einem Finanzskandal von vor zwei Jahren auf. Damals wurde groß über einen Firmenzusammenbruch in Großbritannien geschrieben, in den die beiden Manager mit Finanzmanipulationen involviert gewesen sein und dadurch den Konkurs der ConFi-IT Services verursacht haben sollten. Knapp dreihundert Leute hatten damals ihre Jobs verloren und das in einer Stadt, in der es ohnehin kaum Jobs gab. Als Folge des Firmenzusammenbruchs hatten sich zwei Familienväter im Alter von achtundfünfzig und sechzig Jahren das Leben genommen. In der »International Finance News« fand ich einen Hinweis auf eine Lokalzeitung, die berichtete, dass ein dreizehnjähriger Junge seinen Vater im Dach erhängt vorgefunden hatte. In Abschiedsbriefen hatten beide Männer ihre ausweglose Situation beschrieben, denn in der strukturschwachen Region waren Jobs so gut wie kaum zu finden. Sie hatten, wie andere ihrer Kollegen auch, Häuser gebaut, die noch nicht komplett abbezahlt waren. Die finanzielle Situation für diese Familien war deshalb mehr als prekär anzusehen. Auch darüber berichtete die Lokalzeitung und warf dem Management Verantwortungslosigkeit und vorsätzlichen Betrug vor. Einer der Verantwortlichen hatte sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Konkurses in seinem Büro erschossen. Einen Abschiedsbrief hinterließ er nicht. Auf seinem Schreibtisch lagen viele Papiere, Notizzettel über Telefonate und Ordner. Offensichtlich hatte er noch in den letzten Stunden versucht, die Firma mit privaten Geldern zu retten. Vergeblich. Auch seine Frau und seine drei kleinen Kinder hatten nun alles verloren, doch das wurde nur nebenbei erwähnt. Da keine Beweise für die Beteiligung von Charles Fourner und René Bergler gefunden werden konnten, erging keine Anklage gegen sie. Der Gesamtschaden belief sich auf mehrere Millionen Pfund. Es gab Gerüchte, dass die beiden Schweizer aus diesem Geschäft dennoch mit einem Millionenbetrag zu ihren Gunsten herausgekommen waren. Aufgrund der fehlenden Beweise war aber keine Staatsanwaltschaft in Deutschland oder der Schweiz bereit gewesen, in diesem Vorgang weiter zu ermitteln.
»Diavolo!«, entfuhr es mir. Ich hatte mal wieder die Zeit vergessen. Weit nach Mitternacht sank ich endlich zu Bett. Vivien schlief seit ein paar Stunden, nachdem sie zweimal vergeblich versucht hatte, mich ins Bett zu holen.
An der Angel
Kurz vor 18 Uhr wartete ich gespannt im Café macchiato & more auf Fritz Maier. Das Wetter war wenig erbaulich und die Luft schwer und nebelfeucht. Selbst in der Stadt war heute die Sicht auf wenige Meter begrenzt. So genoss ich die warme und gemütliche Atmosphäre, die ein Feuer im Kamin verbreitete. Eine freundliche Bedienung brachte meinen bestellten Kaffee. Keine fünf Minuten vergingen, da kam er auf mich zu. Er legte seinen klammen Mantel über die Stuhllehne, sah kurz auf seine Armbanduhr, um dann noch einen prüfenden Blick auf die große Standuhr an der Wand zu werfen. Den fragenden Blick der Bedienung beantwortete er nur mit einem Kopfschütteln. Dann setzte er sich mir gegenüber. Ein kurzer Gruß sowie die Aufforderung, ihm einen Fünf-Minuten-Überblick zu geben. Aha, dachte ich, ein Management Summary. Nachdem ich mit meinen Ausführungen fertig war, sah ich wieder dieses kurze Lächeln in seinem Gesicht.
»Kommen Sie morgen um acht Uhr in mein Büro in der Konrad-Zuse-Straße in Böblingen. Dort besprechen wir alles Weitere.« Er stand auf, nickte kurz und verließ das Café. Ich kam noch nicht mal dazu, den Gruß zu erwidern, da war er schon verschwunden.
Nachdenklich trank ich meine Tasse Kaffee aus. Wer war der Kerl und was wollte er von mir? Einige Augenblicke später wurde ich durch die Bedienung mit der Frage »Möchten Sie noch was?« in meinen Gedanken gestört.
»Nein, danke, ich möchte bezahlen«, entgegnete ich und verließ kurz darauf grübelnd das Café. Warum hatte ich nicht einfach gesagt: kein Interesse!?
An meinem Heimatbahnhof angekommen, hatte ich bereits ein paar Ideen im Kopf, die mir während der Fahrt in der S-Bahn gekommen waren. Die frische Luft auf dem Weg nach Hause tat mir gut. Überraschend begann es ein wenig zu schneien. Ich fror ein bisschen und mir fiel ein, dass ich auch noch Holz für den Kamin kaufen wollte. Zu Hause angekommen, schüttelte ich die paar Schneeflocken vom Mantel und betrat unser Heim. Vivien erzählte ich am Abend, was ich erlebt hatte und dass ich am nächsten Tag die EA aufsuchen würde. Sie nahm es kommentarlos zur Kenntnis und ging kopfschüttelnd zu Bett. Braute sich da ein Gewitter zusammen?
Kurz danach, vor meinem Computer sitzend, suchte ich nach Fritz Maier aus der EA. Leider erfolglos. Neben der Geschäftsführung der EA, die als eine GmbH eingetragen war, gab es keine anderen Angaben. Das Internet nach dem Namen Maier und der passenden Person zu durchkämmen, wäre wie die berühmte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
Während des Frühstücks sprachen Vivien und ich nur wenig. Ich rührte die Milch in meiner Kaffeetasse wohl etwas zu lange um, denn Vivien sah mich fragend an. Konsterniert legte ich den Löffel zur Seite. Sie hatte ihre Sicht der Dinge seit dem Vorabend wohl nicht geändert. Wir verließen gleichzeitig das Haus und ich fuhr mit der S-Bahn nach Böblingen. Wenn mir das alles nicht gefiel, könnte ich auf der Stelle umdrehen und mit der nächsten Bahn wieder nach Hause fahren. Dieser Gedanke schoss mir noch mehrfach durch den Kopf.
Konrad-Zuse-Straße, ein unscheinbares Bürohaus mit zwei Schildern am Eingang, die EA und ein Wirtschaftsprüfer. Auf mein Klingeln hin ertönte eine Frauenstimme. »Ja?«
Ich nannte meinen Namen und gab an, einen Termin mit Herrn Maier zu haben. Ein Summer ertönte. Ich drückte die schwere Tür auf und betrat das Haus. Im zweiten Obergeschoss stand bereits eine junge Frau an der Treppe. Sie grüßte und bot mir an, mir meinen Mantel abzunehmen. Ich folgte ihr in einen kleinen Raum, der mit schweren ledernen Sitzmöbeln und einem Glastisch eingerichtet war. Mein Blick fiel aus dem Fenster auf die Konrad-Zuse-Straße, die um diese Zeit von einer nicht endenden Autoschlange durchzogen wurde. Da kommt der ganze Feinstaub her, dachte ich. Von der Straße selbst war allerdings kein Laut zu hören. Die Fenster waren dicht im wahrsten Sinne des Wortes.
»Herr Maier wird gleich zu Ihrer Verfügung stehen«, ertönte wieder die Stimme der Vorzimmerdame. Ich nickte nur. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür. Fritz Maier stand lächelnd im Türrahmen.
»Einen schönen guten Morgen, Herr Vincente«, begrüßte er mich freundlich. »Seien Sie herzlich willkommen in unseren Räumen. Soll ich Sie ein wenig herumführen?«
Ich willigte ein und folgte ihm durch die Gänge, an Büros vorbei, während er die Aufgaben, die hier erledigt wurden, erklärte. Auf der Tour durch die Flure begegnete uns keine Menschenseele. Nur die Empfangsdame tauchte ab und zu auf. Deshalb fragte ich nach den üblichen Arbeitszeiten. Maier schaute mich fragend an und wollte erfahren, ob ich diesbezüglich irgendwelche Einschränkungen bei einer Anstellung hätte. Ich erklärte, dass ich keine Mitarbeiter sähe und mich fragte, ob die regulären Arbeitszeiten später begännen. Er lachte auf.
»Kommen Sie mit«, forderte er mich auf, ohne meine Frage zu beantworten. Wir betraten ein Büro, in dem die Empfangsdame auf uns wartete. Er bat mich, Platz zu nehmen. »Mögen Sie Ihren Kaffee mit Milch und Zucker oder lieber ein anderes Getränk?«
»Nein, nein, Kaffee und Milch. Besten Dank.«
Die Dame nickte Maier zu und verschwand.
Auf seinem Schreibtisch СКАЧАТЬ