Mord im Kloster Eberbach. Susanne Kronenberg
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Название: Mord im Kloster Eberbach

Автор: Susanne Kronenberg

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783839267684

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СКАЧАТЬ Bilde«, bemerkte Milano, nun überraschend milde klingend. Die Kommissare schienen sich darin einig zu sein, abwechselnd zu sprechen. Oder hatte sich das im Verlauf einer jahrelangen Zusammenarbeit so ergeben? »Herr Lenges, Sie waren mit Ihrer schwangeren Frau in den Weinbergen unterwegs, wo Sie mit Teubener aneinandergerieten. Ich verstehe das, Sie waren aufgewühlt, ein rabiater Streit. Danach sind Sie zu forsch angefahren. Der Traktor stürzte um, es war in einer Steillage, und begrub Ihre Frau unter sich. Dann kam der Rettungshubschrauber, brachte sie nach Wiesbaden in die HSK, wo sie leider verstarb. Und mit ihr das ungeborene Kind. Habe ich das richtig wiedergegeben?«

      Daniel nickte stumm. In ihm brodelte es. Sein Kopf drohte zu zerplatzen wie ein zu stark aufgeblasener Luftballon. Sein Atem stockte. Am liebsten wäre er zum Hof hinausgestürzt. Die Sehnsucht nach der Stille der Weinberge schien übermächtig.

      »Herr Lenges?« Der Schmächtige säuselte ihm ins Ohr.

      Daniels Blick versank in Alinas Lieblingsblau.

      Milano schnurrte: »Haben Sie Ihren Nachbarn Axel Teubener getötet?«

      »Ich will einen Anwalt sprechen.« Das war der einzige Satz, den Daniel in dieser vertrackten Situation herausbrachte.

      8

      Wiesbaden

      Donnerstag, der 16. September

      Norma begann den Morgen mit dem Checken der neusten Nachrichten – im Bett und mit dem Smartphone in der Hand. Mehrere Kanäle berichteten über den Mord im Kloster Eberbach. In Details verlor sich kein Artikel, und von möglichen Verdächtigen war ebenfalls nicht die Rede. Falls es entscheidende Entwicklungen geben sollte, hatten die Ermittler sie nicht an die Presse weitergegeben. Kurz wog Norma ab, bei Wolfert oder Milano nachzufragen, entschied sich aber fürs Abwarten. Je weniger sie die Ex-Kollegen mit wissbegierigen Anrufen nervte, desto mehr würden sie später von sich aus preisgeben, hatte sie die Erfahrung gelehrt. So nutzte sie die Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen. Seit Tagen war sie ohne Arbeit, ein Umstand, der sie früher nervös gemacht hätte. Mittlerweile war sie entspannt genug, um die freie Zeit zu genießen und darauf zu vertrauen, dass der nächste Auftrag nicht lange auf sich warten ließe. Meistens kam er in Gestalt einer eintönigen, aber profitablen Recherche; ob für eine Versicherung oder einen Geschäftsmann. An diesem Morgen fehlte ihr zur Entspannung nur noch der schnurrende Kater. Zu ihrem Bedauern ließ sich Leopold nicht wie sonst am Dachfenster blicken, um mauzend Einlass zu verlangen. Sofern er nicht über die Biebricher Dächer streifte, hatte er sich womöglich in sein eigentliches Zuhause in der mittleren Etage zurückgezogen. Dort wohnte Eva Vogtländer, der neben dem Haus auch der Kater gehörte. Freilich bestand der Besitzanspruch an dem Tier nur der Form halber. Leopold war sein eigener Herr. Als unabhängiger Geist zeigte er sich mit seinem Personal zufrieden und verteilte seine Gunst auf beide Frauen.

      Schläfrig rollte sich Norma in die Bettdecke ein. Lutz und Timon waren bis spät in der Nacht bei ihr geblieben. Aufgewühlt durch das Verbrechen, hatten sie in der winzigen Küche über den Tod und das Leben philosophiert. Die Männer kannten und schätzten sich. Dennoch kam es selten zu gemeinsamen Stunden. Umso mehr hatte sie es genossen, die beiden Menschen, die ihr die liebsten waren, gleichzeitig um sich zu haben. Lutz war zuerst aufgebrochen. Wenig später hatte sich Timon verabschiedet, um vom Biebricher Rheinufer ins Zentrum zu radeln – zu seinem Heim auf Zeit. Seit Jahren führte er ein freiwilliges Nomadenleben und hütete Wohnungen, deren Besitzer für eine Weile im Ausland lebten.

      Der Appetit aufs Frühstück trieb Norma schließlich aus dem Bett. Kaum saß sie am Tisch, klingelte die Türglocke.

      Vor der Schwelle wartete die Hausbesitzerin. »Hast du einen Moment für mich?«

      »Klar, komm rein, Eva.«

      Leopold hatte sich ihr angeschlossen. Der Kartäuserkater stolzierte an Eva vorbei und trabte in die Küche vo­raus. Dort bediente Norma den Kaffeeautomaten. Das Verlangen ihrer Vermieterin nach Koffein war nicht weniger ausgeprägt als ihr eigenes. Mit einem Dank nahm Eva den Becher entgegen und sank auf einen Stuhl nieder.

      »Musst du nicht zur Schule?«, fragte Norma und setzte sich ebenfalls. Eva unterrichtete Deutsch und Geschichte an einem Wiesbadener Gymnasium.

      »Erst heute Nachmittag, vorher wollte ich etwas Wichtiges mit dir besprechen«, antwortete Eva, während sie den Becher hin und her rückte.

      So angespannt kannte Norma ihre Vermieterin nicht. Sie erschrak. War jetzt der Tag gekommen? Würde sie ihr Zuhause verlieren? Seit geraumer Weile trieb sie die Sorge um, Eva könnte die Dachwohnung ihrem langjährigen Partner überlassen wollen. Bislang war er in Köln zu Hause, jedoch hatte Eva in letzter Zeit öfter erwähnt, wie gern sie tagtäglich mit ihm zusammenleben würde. Es wäre ein schmerzlicher Verlust! Norma liebte die urgemütlichen Zimmerchen mit den Schrägen und die Ausblicke auf den Rhein mit seinen vorbeituckernden Lastschiffen. Sie hatte ihre Freude an den krächzenden Schwärmen der wilden Alexandersittiche, die im nahen Schlosspark lebten. Zu den praktischen Annehmlichkeiten gehörte das Büro im Erdgeschoss. Zuvor hatte der Raum als Blumenladen gedient und eine Weile leer gestanden.

      Sie bemühte sich, unbekümmert zu klingen, als sie sagte: »Verstehe. Seit Jahren verbringst du jedes Wochenende und die Ferien in Köln. Also habt ihr genug von der Wochenendbeziehung?«

      »Du triffst den Nagel auf den Kopf«, bestätigte die Vermieterin.

      Sie würde sich nicht querstellen, hatte Norma sich vorgenommen. »Wann soll ich die Wohnung räumen? Ach, auch das Büro?«

      Mit einem dumpfen Plopp landete Evas Becher auf der Tischplatte. »Um Himmels willen! Bitte bleibe hier, solange du möchtest«, widersprach Eva entschieden. »Es verhält sich genau andersherum. Ich ziehe nach Köln.«

      »Puhh«, machte Norma vor Erleichterung, um sich gleich über eine neue Misere klar zu werden. Bedrückt schaute sie zu Leopold hinüber. Ohne die geringste Vorstellung von den Plänen seines Frauchens hockte der Kater wie eine Sphinx auf dem Fensterbrett und bemühte sich, das heftig turtelnde Taubenpaar hinter der Scheibe mit Missachtung zu strafen. »Dann wird Poldis Revier auf dem Dach bald allein den Vögeln gehören.«

      Eva strich sich eine Haarsträhne zurück, eine dieser dichten, roten Locken, dank deren die Lehrerin stets auf perfekte Art unfrisiert aussah. »Das ist der Grund, warum ich hier bin. Ich habe eine Bitte.«

      »Raus mit der Sprache!«

      »Könntest du dir vorstellen, Poldi zu übernehmen? Ich meine, wo er die meiste Zeit sowieso bei dir verbringt?«

      »Keine Frage, das weißt du doch«, sagte Norma erleichtert. Den Kater zu verlieren, hätte nicht nur sie geschmerzt. Auch Timon hätte den Stubentiger vermisst. »Wird es dir nicht sehr schwerfallen, Poldi zurückzulassen?«

      »Das wird nicht einfach für mich, leider geht es nicht anders. Er hat hier sein Zuhause. Außerdem leidet mein Freund unter einer schlimme Katzenhaarallergie. Das ist der Grund, warum er mich nie besucht. Bei dir weiß ich Poldi in den besten Händen.«

      Eva stand auf, und auch Norma erhob sich. Ob Eva nicht ihre Schule vermissen würde, fragte Norma. Wie oft hatte Eva von ihrem Kollegium geschwärmt.

      »Man muss manchmal auch etwas Neues wagen«, erklärte Eva entschlossen. »In Köln werde ich an einer Privatschule unterrichten. Darauf freue ich mich. Danke, Norma! Für den Kaffee, für alles.«

      Sie verließen die Küche. Leopold blieb auf seinem Platz, blinzelte träge und rührte keine Pfote.

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