Finsterdorf. Peter Glanninger
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Название: Finsterdorf

Автор: Peter Glanninger

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839267424

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СКАЧАТЬ anderer diesen Fall übernehmen wollte. Steiger lachte und kommentierte es mit: »Der mit der geringsten Widerstandskraft kriegt immer die beschissensten Jobs.«

      Nachdem Falk, der nun etwas zuvorkommender wirkte, die leeren Teller abgeräumt und den bestellten Kaffee serviert hatte, brachte Radek das Gespräch auf den Grund ihres Hierseins. »Was hältst du von dem Friseur? Der macht einen ziemlich durchgeknallten Eindruck.«

      »Ja, ein unangenehmer Zeitgenosse«, antwortete Steiger.

      »Ich dachte, solche Typen gibt’s nur in der Stadt.«

      »Offensichtlich nicht.«

      »Was weißt du über Schandau?« Radek wollte versuchen, sich ein genaueres Bild über das Dorf zu verschaffen.

      »Im Grunde nicht viel. Ein ruhiges Nest, ich kann mich an keine bemerkenswerte Amtshandlung erinnern. Hier leben nicht viele Leute, 600, glaube ich. Also eine sehr überschaubare Gemeinschaft. Die Leute kennen sich und haben gelernt, miteinander auszukommen. Klar gibt es wahrscheinlich Rivalitäten und Neidgeschichten, aber die werden so ausgetragen wie auf dem Land eben üblich: Hinten herum wird böse getratscht und nach vorne wird gelächelt. Das kennst du ja.«

      Radek dachte an seinen Wohnort Senftenberg im Waldviertel, eine 1.500-Seelen-Gemeinde, und nickte. Ja, das kannte er.

      »Wenn du in Richtung Hollenstein weiterfährst, gibt es ein großes Sägewerk und einen Holzbaubetrieb, also eine Zimmerei und eine Tischlerei. Da habe ich vor ein paar Monaten einen Einbruch bearbeitet. Die Betriebe gehören Lenkstein. Das ist der Besitzer der Burg, ein verkappter Aristokrat mit einem Gehabe, als gebe es heute noch die Leibeigenschaft. Ich glaube, die Betriebe sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde, sonst gibt es in der Gegend nicht viele Arbeitsmöglichkeiten.«

      »Aber die Infrastruktur ist gut.« Radek zeigte aus dem Fenster. »Mir scheint, dass es hier alles gibt, was man zum Leben braucht.«

      Steiger blickte ihn skeptisch an. »Wenn man keine allzu großen Ansprüche stellt. Aber ja, die Nahversorgung scheint ganz gut zu funktionieren.«

      Radek fiel noch etwas anderes ein. »Hat es mal mit dem Pfarrer Probleme gegeben?«

      »Was meinst du damit?«

      »Mir ist am Sonntag aufgefallen, dass kaum Leute in der Kirche waren. Das erscheint mir ungewöhnlich, und ich frage mich, ob der Pfarrer absichtlich gemieden wird, und wenn dem so wäre, warum?«

      Sie zuckte mit den Schultern. »Nein, ich hab noch nie etwas Negatives über den Pfarrer gehört. Der übliche Mitgliederschwund bei der Kirche wahrscheinlich.«

      Möglicherweise, dachte Radek. Aber eigentlich glaubte er das nicht. Ja, die Jungen blieben aus, das war plausibel, doch dass auch die Alten nicht mehr in die Kirche gingen, erschien ihm zumindest wert, hinterfragt zu werden.

      »Was machen wir jetzt?«, wollte Steiger unternehmungslustig wissen.

      Radek dachte einen Moment lang nach. »Wir befragen den Wirt. Die Lindner war zuletzt hier, bevor sie verschwunden ist. Möglicherweise ist dem Falk etwas aufgefallen.«

      »Das wollte ich auch schon machen«, gestand Steiger, »hab’s dann aber bleiben lassen, weil ich auf dich warten wollte.«

      Sie winkten dem Wirt und verlangten die Rechnung. Nachdem er ihre Zeche kassiert hatte, sagte Radek: »Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«

      »Welche Fragen?« Der Wirt wurde wieder argwöhnisch.

      »Zu Bernadette Lindner, sie war ja an dem Freitag, als sie verschwunden ist, hier bei Ihnen im Lokal.«

      »Wer sagt das?«

      »Das haben uns die Eltern erzählt«, erklärte Steiger. »Die haben noch am frühen Abend mit ihr telefoniert. Und da sagte Bernadette, sie sei hier im Gasthaus.«

      Falk überlegte kurz, aber es machte auf Radek nicht den Eindruck, als müsse er sich erst den Abend in Erinnerung rufen, sondern als wäge er ab, was er den Polizisten erzählen durfte und was nicht.

      »Ja, sie war hier und ist da drüben gesessen.« Er deutete auf einen der leeren Tische im hinteren Bereich der Gaststube.

      »Alleine?«, fragte Radek nach.

      »Nein, mit der Schächter.«

      »Wer ist das?«

      »Veronika Schächter, eine Freundin von der Lindner, aber ein paar Jahre älter.«

      »Und die beiden waren die ganze Zeit über beisammen?«, wollte Radek wissen.

      »Ja, bis Mitternacht ungefähr, dann ist die Lindner gegangen. Die Schächter ist noch ein bisschen geblieben, weil einer der Burschen an der Bar sie auf ein Glas Wein eingeladen hat. Die Lindner hat gesagt, dass sie morgen früh raus und arbeiten müsse, und ist abgehauen. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.«

      »Was, glauben Sie, ist passiert?« Steiger war daran interessiert, was die Gerüchteküche zu bieten hatte. Der Wirt hatte sich aus dem Querschnitt der Gästemeinungen sicherlich sein eigenes Bild gemacht.

      Aber Falk reagierte ablehnend. »Woher soll ich das wissen? Die Kleine wird irgendwo hingefahren sein und dort die Sau rausgelassen haben. Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht.«

      »Wo können wir diese Schächter finden?«, mischte sich Radek wieder ein.

      »Die arbeitet beim Lenkstein im Büro. Ich glaub, sie wohnt noch bei ihren Eltern in der Hinterau.«

      »Hinterau ist eine Siedlung ein bisschen außerhalb, in Richtung Hollenstein«, erklärte Steiger dem ortsunkundigen Radek.

      »War’s das? Mehr weiß ich sowieso nicht.«

      Radek hatte nichts anderes erwartet. Für den Wirt jedenfalls schien die Sache erledigt zu sein, denn ohne auf eine Antwort der Polizisten zu warten, drehte er sich um und ging zurück hinter die Theke.

      »Und jetzt?«, fragte Steiger.

      »Jetzt fahren wir zu Lenkstein und schauen uns diese Schächter an.«

      Als die beiden Polizisten gegangen waren, schnappte sich Falk sein Handy und ging durch die Hintertür in den Hof hinaus. Vorsichtig blickte er sich um, ob ihn jemand beobachtete. Als er sicher war, allein zu sein, drückte er eine Kurzwahltaste und wartete, bis am anderen Ende abgehoben wurde.

      Er knallte sein Telefon voller Zorn über den langen Tisch, der in der Mitte des Saales stand und für gesellschaftliche Zusammenkünfte diente. Wäre Christian Steininger nicht rechtzeitig herbeigeeilt, um die rasante Fahrt des Geräts zu beenden, wäre das dünne Smartphone über die Tischkante hinweggeschossen und auf dem Steinboden zerschellt.

      Steininger kannte seinen Arbeitgeber und dessen jähzorniges Wesen allzu gut. Dafür wurde er bezahlt, hervorragend bezahlt. Er hatte an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert, seinen Bachelor in Betriebswirtschaft und einen Master in Management gemacht. Danach hatte er einige Zeit in der Zentrale von Möbel Haindl in Linz gearbeitet. Dort war er für das Wareneingangs- und Produktionsmanagement verantwortlich gewesen. Bei einer seiner Verhandlungen mit einer Zulieferfirma war er an Leopold Lenkstein geraten, der ihn nach drei Verhandlungsrunden abgeworben und seinen eigenen СКАЧАТЬ