Chillen macht den Meister. Jakob M. Leonhardt
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Название: Chillen macht den Meister

Автор: Jakob M. Leonhardt

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Учебная литература

Серия: Ein genialer Chaot

isbn: 9783401809458

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СКАЧАТЬ ausräume. Ich lasse mir dabei so viel Zeit, dass meine Mom wahnsinnig wird, wenn sie mir zusieht. Am Ende macht sie es lieber selbst. Oder wenn ich den Rasen mähen soll – das dauert so lange, dass der Rasen schneller wieder nachwächst, als ich ihn mähe. Also macht es mein Dad doch lieber selbst. Oder wenn ich mit meiner Schwester Jenny Weihnachtsgeschenke für Oma und Opa basteln soll. Bevor ich auch nur damit angefangen habe, ist Weihnachten längst vorbei und Ostern steht vor der Tür. Also macht sie es lieber alleine und ärgert sich schwarz, wenn ich behaupte, dass die Geschenke von uns beiden kommen …

      Ab und zu aber ist es ungünstig, Faultier-Man zu sein. Dann verwandele ich mich doch lieber in Flash oder Quicksilver. Ihr wisst schon, das sind beides Superhelden (oder Mutanten), die sich so irre schnell bewegen können, dass die Welt um sie herum wie in Zeitlupe dahinzuschleichen scheint.

      Genau diese Verwandlung lege ich auch an diesem Morgen hin. Liege noch mehr oder weniger am Grund des Schlafozeans, als mir plötzlich siedend heiß etwas einfällt. Heute Abend steigt die Party aller Partys bei meiner Mitschülerin Anna Çelik. Annas Partys sind legendär. Ich muss dahin. Erstens sowieso und zweitens wegen Delphine, der französischen Austauschschülerin, die im Moment auf unsere Schule geht. Delphine hat dem Wort süß eine neue Bedeutung verliehen!

      Sie ist einfach … eine Sensation. Vielleicht geht da heute Abend etwas?

      Dummerweise habe ich aber im Moment Stubenarrest, und zwar noch bis einschließlich Sonntag. Wenn ich auf die Party will, müssen meine Eltern mich also begnadigen. Genau darum darf ich sie auf keinen Fall gegen mich aufbringen. Nicht heute! Muss für gute Stimmung sorgen!

      Ich reiße die Augen auf, werfe das nasse Handtuch von mir, springe aus dem Bett, hüpfe in meine Klamotten, putze mir turbomäßig die Zähne, renne die Treppe runter, decke den Tisch, koche Tee und Kaffee, toaste Brotscheiben, stelle Käse, Aufschnitt, Marmelade und meine geliebten Honey Pops auf den Tisch.

      Dann flöte ich mit fröhlicher Guten-Morgen-Stimme: »Mo-om! Da-ad! Je-eny! Früh-hü-stück! Wann ko-ommt ihr endlich?! Ich warte auf eu-euch!«

      4.

      Mom, Dad und Jenny kommen in die Küche. Anstatt sich über den gedeckten Frühstückstisch zu freuen, sehen sie mich misstrauisch an. Sie fragen sich, welcher seltsame Zaubertrick hier am Werke sein könnte. Gerade eben habe ich noch im Bett gelegen und doppelgeschnarcht. Und keine dreißig Sekunden später sitze ich fertig angezogen in der Küche und esse gut gelaunt meine erste Schale Honey Pops.

      Alle setzen sich an den Tisch. Dad sagt zu Mom: »Du hast die Wette gewonnen, Schatz. Felix ist tatsächlich vor zehn Uhr morgens aufgestanden. Ich habe nicht daran geglaubt, dass wir das noch einmal erleben.«

      Mom zuckt lächelnd mit den Schultern. »Ich kann es selbst kaum glauben. Muss an dem nassen Handtuch liegen. Oder, Felix?«

      »Klar, Mom. An dem nassen Handtuch. Und daran, dass ich es eingesehen habe. Ich kann nicht immer zu spät zur Schule kommen. Geht gar nicht. Damit ist es endgültig vorbei. Ab jetzt bin ich immer pünktlich. Schließlich möchte ich gute Noten haben und ein Vorbild für meine Mitschüler sein. Ich möchte ein Sohn sein, auf den seine Eltern stolz sein können!«

      Mom und Dad rutschen daraufhin vor Lachen unter den Tisch.

      Als sie wieder sitzen, sage ich: »Ich meine es ernst! Außerdem ist doch heute Abend die Party bei Anna! Da muss ich einfach hin! Bitte erlasst mir die letzten Tage Stubenarrest! Biddebiddebidde!«

      Meine Eltern werfen sich einen vielsagenden Blick zu, dann sagt Mom: »Tja, Felix, so einfach ist die Sache leider nicht. Schließlich hast du deine Strafe aus gutem Grund bekommen. Du hast das Haus unserer Nachbarn besprüht.«

      »Danach sah es besser aus als vorher.«

      Dad lacht. »Das finden wirklich alle. Sogar unsere Nachbarn selber!«

       Seebacher-Möchels, die nebenan wohnen, hatten ihr Haus in einem strampelanzugmäßigen Babyblau gestrichen. Für meinen besten Freund Musti und mich war das eine Art Einladung. Wir haben unsere Sprayer-Ausrüstung genommen und ihnen eines Nachts eine Palmeninsel, einen Sonnenuntergang und ein paar coole Surfertypen auf die Fassade gesprayt. Blöderweise saß ich am nächsten Morgen mit braunen, grünen und gelben Farbresten an den Fingern am Frühstückstisch. Leugnen war zwecklos. Die Folge: drei Wochen Stubenarrest.

      Mom und Dad tuscheln miteinander. Dann nicken sie mir aufmunternd zu. Dad erklärt: »Also gut, Felix. Wir heben den Stubenarrest auf. Allerdings nur zur Bewährung. Das bedeutet, du darfst heute Abend auf die Party gehen. Aber wehe, du stellst wieder etwas an! Dann steckst du doppelt und dreifach in Schwierigkeiten. Haben wir uns verstanden?«

      »Klar und deutlich, Sir! Danke, Sir!«

      Meine Eltern blicken mich an und der sanfte Zweifel in ihren Gesichtern ist nicht zu übersehen. Sie kennen mich. Genauso wie ich mich selbst kenne.

      Die Wahrscheinlichkeit, dass ich doch wieder irgendeinen Unsinn anstelle, liegt bei 99,9 %.

      Andererseits bedeutet es, dass es mit 0,1 % Wahrscheinlichkeit gut geht. Das ist doch schon einmal etwas!

      5.

      Eine halbe Stunde später sause ich auf meinem Mountainbike in Richtung Schule. Der Stubenarrest ist aufgehoben! Bin also nicht länger in Ketten gelegt und darf heute Abend auf Anna Çeliks Party. Zwischen Delphine und mir wird es funken – und zwar so etwas von blitzmäßig, dass man damit ein Gewitter-Kraftwerk betreiben könnte!

      Fühle mich so leicht und befreit, als würde ich nicht auf meinem Fahrrad, sondern auf einem Science-Fictionmäßigen СКАЧАТЬ