... dein Freund und Mörder. Mila Roth
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Название: ... dein Freund und Mörder

Автор: Mila Roth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Spionin wider Willen

isbn: 9783967110302

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      »Ja, leider. Aber ich muss noch weiter ausholen.« Sander verschränkte seine Hände auf dem Tisch. »Mein Bruder war Journalist, ebenso wie seine Frau Ina. Vor etwa drei Jahren fingen sie an, über eine kriminelle Organisation zu recherchieren, deren Kopf ein Deutschrusse namens Vasilij Sokolow war. Er und sein chinesischer Geschäftspartner Mian Zhang hatten sich auf Bankenbetrug und Online-Kriminalität spezialisiert und ein riesiges Netzwerk an Phishing-Seiten und betrügerischen Websites aufgebaut. Sie operierten nicht nur hier in Deutschland, sondern weltweit. Leider konnte ihnen nie etwas nachgewiesen werden, denn sie versteckten sich hinter einer lupenreinen Softwarefirma namens ELTOX.«

      »Aber dein Bruder und seine Frau sind ihnen auf die Schliche gekommen?«

      »Ja, sie haben es sogar geschafft, sich in die Organisation einzuschleusen.«

      »O Gott, das ist doch wahnsinnig gefährlich!«

      Kurz presste Sander die Lippen zusammen. »Ja, ist es. Aber Helge und Ina waren furchtlos, wenn es um eine Story ging. Sie wollten Sokolow und Zhang zur Strecke bringen, und fast wäre es ihnen auch gelungen. Sie haben Daten und Beweise gegen die beiden gesammelt und sind schließlich damit zur Polizei gegangen.« Kurz schloss er die Augen, atmete tief durch. »Es kam zum Prozess, und Sokolow wurde zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Ermittlungen gegen Zhang liefen allerdings ins Leere, denn er ist einfach zu gerissen und führt die Geschäfte seither alleine weiter. Helge hat mir einiges über ihn anvertraut, bevor er …« Sander schluckte. »Janna, diese Organisation ist derart gefährlich, dass mein Bruder und Ina in den Zeugenschutz aufgenommen werden mussten. Trotzdem wurde Ina noch während des Prozesses durch eine Autobombe getötet.«

      »O nein!« Janna wurde blass. Sie griff nach Sanders Hand, drückte sie leicht. »Das ist ja furchtbar! Warum hast du nie …« Sie stockte. »Natürlich konntest du darüber nicht sprechen. Was ist dann passiert?«

      »Helge blieb im Zeugenschutz, aber er wollte die Verantwortlichen für den Tod seiner Frau zur Strecke bringen. Deshalb hat er weiter recherchiert, obwohl man ihn davor warnte. Er hielt sich die meiste Zeit an einem sicheren Ort auf. Wie Zhangs Leute ihn aufgespürt haben, kann sich niemand erklären, aber eines Morgens fand ihn ein Mitarbeiter des BKA, der für seinen Schutz zuständig war, erschossen in seinem Bett.«

      Janna schlug beide Hände vor den Mund, sagte aber nichts, sondern nickte Sander zu, um ihn zum Weitersprechen zu ermutigen.

      »Anscheinend wusste er, dass ihm jemand auf der Spur war, denn am Abend vor seinem Tod hat er mir eine codierte E-Mail geschickt, in der er mir von Beweisen berichtete, die er zusammengetragen und an einem sicheren Ort versteckt habe, und von einer DVD mit verschlüsselten Daten, die er mir zukommen lassen wollte.«

      Es entstand eine kurze Pause. Sander blickte sich nervös in der Küche um, dann sprach er weiter: »Er bat mich, im Falle, dass ihm etwas zustößt, die Beweise aufzubewahren und irgendwann der Polizei vorzulegen. Die DVD erhielt ich ein paar Tage später per Post. Mit ihr sollte ich ganz besonders vorsichtig umgehen, wegen des Warnsystems, und sie nicht zusammen mit den anderen Beweisen aufbewahren. Helge war ein Sicherheitsfanatiker. Die codierten Daten auf der DVD und der Schlüssel zum Code durften nie am selben Ort sein.«

      »Warum hast du sie bei mir versteckt, anstatt sie mit den anderen Beweisen zur Polizei zu bringen?«

      »Weil Helge wollte, dass erst etwas Zeit verstreicht. Er hatte Angst, dass auch ich in Gefahr gerate, wenn ich vorschnell handele. Dass jemand ihn in seinem Versteck aufgespürt hat, bedeutet, Zhang und seine Leute haben eine Quelle bei der Polizei. Ich weiß nicht, wem ich in dieser Sache vertrauen kann. Niemandem vermutlich. Deshalb habe ich die DVD immer wieder an verschiedenen Orten versteckt und so getan, als wüsste ich von nichts. Bisher hat das auch funktioniert, und zuletzt habe ich die DVD heimlich auf deinen Dachboden gebracht. Ich hätte nicht gedacht, dass du sie finden würdest, bevor ich sie wieder abhole und woanders hinbringe.« Er fuhr sich übers Kinn. »Es war ein Fehler, Janna, ein furchtbar leichtsinniger Fehler. Ich hätte die DVD niemals auch nur in die Nähe deines Hauses bringen dürfen. Aber zu der Zeit, als ich sie hier versteckt habe, hoffte ich, wir … Na ja. Und als du dann Schluss gemacht hast, dachte ich, niemand käme jemals auf die Idee, dass ich ausgerechnet hier Beweismaterial deponiert habe. Aber jetzt hast du sie benutzt und …«

      »Und?« Janna suchte seinen Blick. »Was passiert jetzt? Du sagtest, ich sei in eine Falle getappt?«

      »Ja, eine virtuelle Falle. Ein Alarm, der ausgelöst wird, wenn jemand versucht, die Daten aufzurufen oder sich in das Portal einzuloggen. Vermutlich hat Zhang die Plattform längst eliminiert, damit niemand dort Beweise finden kann. Aber den Alarm ließ er bestehen, denn vermutlich weiß er – oder vermutet zumindest – dass irgendwo noch Beweismaterial gegen ihn existiert. Durch das Aufrufen des Portals hast du ihm das jetzt wohl bestätigt.«

      »Großer Gott. Bedeutet das, ich schwebe jetzt ebenfalls in Gefahr?« Janna spürte eine unangenehme Gänsehaut über ihren Rücken kriechen.

      »Nein!« Sander schüttelte heftig den Kopf. »Niemand kann nachverfolgen, von wo aus mit der DVD auf das Portal zugegriffen wurde. Helge hat mir das in seiner letzten Mail versichert. Er hat die Daten auf der DVD so manipuliert, dass automatisch die IP des benutzten Computers mit einer anderen IP überschrieben und somit anonymisiert wird. Wie das genau funktioniert, darfst du mich nicht fragen. Außerdem hat Helge es auch irgendwie geschafft, die Alarmmeldung, die an Zhang geht, auf eine geheime Mailadresse umzuleiten. Ich bin der Einzige, der Zugang dazu hat. Aber es ist davon auszugehen, dass es noch weitere Fallen gibt, die Helge nicht umgehen konnte. Zhang hat die Mittel dazu. Vermutlich wird es für ihn so aussehen, als habe Helge versucht, auf das Portal zuzugreifen. Da er aber tot ist, wird Zhang eins und eins zusammenzählen und seine Killer jetzt auf mich hetzen. Im Grunde ist die Manipulation, die Helge an den Daten auf der DVD vorgenommen hat, nur ein Mechanismus, der mir etwas Zeit verschafft.« Sander erhob sich und ging erregt in der Küche auf und ab. »Ich hätte dir das alles gar nicht erzählen dürfen, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin nur hier, um die DVD abzuholen und dich zu warnen. Tu einfach so, als wäre alles in bester Ordnung. Lenke auf keinen Fall irgendeinen Verdacht auf dich. Wie gesagt, die IP-Adresse deines Computers oder andere Daten wurden nicht an Zhang übermittelt. Du müsstest in Sicherheit sein. Aber ich muss jetzt fliehen.«

      »Du lieber Himmel, wohin denn?« Auch Janna stand auf und fasste Sander am Arm. »Du musst zur Polizei gehen! Wenn du alleine versuchst, dich zu verstecken, werden sie erst recht auf dich aufmerksam. Du hast doch eine Praxis und alles. Wenn du plötzlich verschwindest, wird dieser Zhang wissen, dass du die Beweise besitzt.«

      »Ich muss verschwinden, Janna, versteh doch! Ich will nicht, dass mein Bruder und meine Schwägerin umsonst gestorben sind. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis ich in Zhangs Visier geraten würde. Das war mir immer klar. Oder … Irgendwie habe ich es immer befürchtet, auch wenn ich es mir nicht eingestanden habe. Ich dachte immer, ich warte ein paar Jahre und spiele die Beweise dann irgendwie anonym der Staatsanwaltschaft zu. Aber jetzt …« Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Zu dem heftigen Regen hatte sich ein böiger Wind gesellt, der die Regentropfen gegen die Scheiben prasseln ließ.

      Janna stellte sich neben ihn und beobachtete, wie die Bäume jenseits der Hecke, die das Grundstück umgab, vom Wind durchgeschüttelt wurden. »Dein Bruder hätte dir diese Last nicht aufbürden dürfen, Sander. Er muss doch gewusst haben, dass er dich damit unter Umständen in Lebensgefahr bringt.«

      »Er wollte das nicht, aber er hatte keine andere Wahl, Janna. Diese Gangster saßen ihm bereits im Nacken und er hatte zu niemandem mehr Vertrauen.«

      Eine Weile dachte Janna nach, bevor sie sich einen Ruck gab. »Ich kann dir vielleicht helfen.«

      Sander СКАЧАТЬ