Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht
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СКАЧАТЬ Ost zu­sätz­lich über eine See­brü­cke und einen mo­der­nen Yachthafen, West dafür über die et­was schickere Strand-Piazza und die et­was prunkvollere Bäder­ar­chi­tek­tur, mal mit klassizisti­schen Elemen­ten, mal im Jugendstil. Und natürlich über die noch immer ehrwürdig thronende, aber schwer im Verfall begriffene Villa Ba­ltic, einen neobarocken Bau hinter der Uferpromenade, der zwar 2019 an einen privaten Investor verkauft wur­de, dessen Zukunft aber dennoch in den Sternen steht (die heruntergekom­me­ne Mee­res­schwimm­halle gleich ne­ben­an hat man 2017 abgerissen). Nicht un­umstritten war auch die Erschlie­ßung eines neuen Villenviertels („West­strand-Residen­zen“) mit ge­plant 28 Lu­xusvillen und der Ferien­wohn­anlage „Dü­nenpark“ zwi­schen der Ostsee­klinik und dem Natur­schutz­ge­biet Rie­den­see. Generell ist in Küh­lungs­born in den letzten Jahren enorm ge­baut wor­den - haupt­sächlich al­ler­dings Fe­rien­wohnungen und nicht der drin­gend be­nö­tigte be­zahl­bare Wohn­raum.

      In der DDR war Kühlungsborn einer der Haupt­ferien­or­te der Gewerk­schaft FDGB, deren Fe­riendienst hier die Ur­lauber­strö­me orga­ni­sier­te. Voran­ge­gan­gen waren um­fangreiche Enteignungen im Zuge der „Aktion Rose“, die die Unter­bringung der in Spitzen­zeiten über 150.000 Som­mer­gäste jähr­lich ermög­lich­ten. Heute besuchen über 400.000 Touris­ten jährlich Kühlungs­born, die meisten kom­men aus Nieder­sachsen und Nord­rhein-Westfalen, le­diglich 1 % aus dem Ausland.

      Alles in allem geht es in Kühlungs­born West vielleicht ein wenig beschau­licher zu als im moderner wir­kenden, grö­ße­ren Küh­lungs­born Ost. Verbunden sind beide Orte durch die über drei Kilometer lange Ost­seeallee - die längste Strand­pro­me­na­de Deutsch­lands - mit zahlreichen re­prä­sen­tati­ven Villen. Da­hin­ter er­streckt sich der 133 Hektar große Stadt­wald, der zum Spa­zie­ren­ge­hen und Sporteln einlädt.

      Benannt wurde das neue Kühlungs­born übrigens nach der Kühlung, einer über 20 Kilometer langen, hügeligen Endmoräne südlich des Ortes, heute zum Teil bewaldet und mit Wanderpfa­den durchzogen. Eine ausgeschilderte Rundwanderung führt von Kühlungs­born auf Höhe Haus des Gastes oder der Kirche St. Johannis in die Kühlung, zum 130 Meter hohen Diedrichshage­ner Berg und retour (ca. 15 Kilometer).

      Sehenswertes

      Molli-Museum: Im Bahnhof Küh­lungs­born West ist das überschau­bare Mu­seum in nur einem Aus­stel­lungs­raum un­ter­gebracht. Die kleine Fund­grube für Eisenbahnnos­talgiker bietet al­les vom Fahr­karten­drucker bis zur Schie­ne. Zu den Ex­ponaten (al­ler­dings außer­halb des Bahn­hof­ge­bäu­des) ge­hört auch eine alte Dampflok. An­ge­schlos­sen ist ein nettes kleines Mu­se­ums­café (Kaffee, Kuchen, Bock­wurst, Soljanka usw.), Molli-Souve­nirs erhält man nebenan am Fahr­kar­ten­schalter.

      ♦ Im Sommer tägl. 9-18 Uhr, im Winter tägl. 11-16.30 Uhr. Eintritt frei. Fritz-Reu­ter-Str. 1, Tel. 038293-431331, www.molli-bahn.de.

      Kirche St. Johannis: Die ursprünglich spätromanische Kirche liegt etwas außer­halb an der Straße Richtung Krö­pe­lin und geht auf das frühe 13. Jh. zu­rück, wurde aber um 1400 im gotischen Stil erweitert. Erst später kam der höl­zerne Turm hinzu. Be­son­ders sehens­wert im Kircheninneren sind die höl­zerne Kühlungsborner Ma­don­na aus dem Jahr 1380 und die barocke Kanzel aus dem Jahr 1698. Die Kirchen­fens­ter sind mit 42 barocken Glasmale­reien ge­schmückt.

      ♦ April bis Sept. tägl. 9-18 Uhr, im Win­ter tägl. 9-16 Uhr. Schlossstr. 19, Tel. 038293-17261.

      Kunsthalle: Das Jugendstilgebäude aus der Zeit um 1910 liegt an der Strand­prome­na­de von Kühlungsborn West, ne­ben dem Hotel Schweriner Hof. Einst war hier eine Lesehalle untergebracht, seit 1992 hat der Kunstverein Küh­lungs­born e. V. in der Kunst­halle sei­nen Sitz. Mehrmals im Jahr finden hier Aus­stellungen statt, die meis­ten davon sind Künstlern der Ostseeregion vor­be­hal­ten. Außerdem regelmäßig Le­sun­gen, Kabarett und Konzerte sowie Fes­ti­vals wie das Gitarrenfestival im August und die Kammermusiktage im Ok­tober - um nur einige zu nennen.

      ♦ Di-So 12-17 Uhr, im Sommer teils bis 18 Uhr, der Eintritt variiert je nach Aus­stel­lung, bei Kon­zerten meist um 20 €. Ostsee­allee 48, Tel. 038293-7540, www.kunsthalle-kuehlungsborn.de.

      Ostsee-Grenzturm: 27 Grenztürme säumten einst die Küste der DDR. Zwei sind noch erhalten, darunter der 1972 errichtete Turm des Typs BT 11 hinter dem Strand von Kühlungsborn Ost. Von der 15 Meter hohen Kanzel konnte man ein Ge­biet von zwölf Seemeilen über­wachen, um Fluchtversuche zu un­ter­binden. Der Turm kann über Lei­tern bestiegen werden. Ne­ben dem Turm gibt es ein kleines Do­kumen­tati­ons­zent­rum (Museum), das auch Flucht­ver­su­che aus Kühlungsborn do­ku­men­tiert. Eine der spektakulärsten Fluchten war die von Peter Döbler 1971, der in 25 Stunden zur 48 Kilometer entfernten Insel Feh­marn schwamm.

      ♦ Im Sommer Di, Mi und Fr 15-17 Uhr (Okt. bis Mai nur Di/Fr 15-17 Uhr), eine Spende von 2 € ist erwünscht. Ostseeallee 1a, Tel. 038293-14020, www.ostsee-grenzturm.com.

      → Schmalspur 1, → Schmalspur 3

      Eine schwerfällige Attraktion schnaubt im Stundentakt von Küh­lungsborn die Küs­te entlang nach Heiligendamm und weiter nach Bad Do­be­ran: die Dampf­zü­ge der Meck­lenburgischen Bäderbahn, genannt „der Molli“. 1886 wur­den die 900-Mil­li­meter-Schmal­spur­gleise von Bad Do­be­ran nach Hei­ligen­damm ver­legt. Die zu­nächst 6,6 Kilometer lange Strecke wur­de 1910 auf 15,4 Kilo­me­ter ver­län­gert, Ziel­bahn­hof war damals wie heu­te das Seebad Arend­see, das nun­mehr Küh­lungsborn West heißt. Die bis heu­te die Last des Bahn­be­triebs zie­henden Lo­ko­mo­ti­ven stam­men aus dem Jahr 1932 und er­rei­chen mit 450 PS eine Höchst­ge­schwin­dig­keit von 50 Stun­den­ki­lo­me­tern. Be­reits in den 1970er Jah­ren wur­de die Schmal­spur­bahn zum tech­ni­schen Denk­mal erklärt und weit­ge­hend tou­ris­tisch ge­nutzt, um Strecke, Lo­ko­mo­tive und Wag­gons er­hal­ten zu kön­nen. Nach der Pri­va­ti­sierung in den 1990er Jahren ging der „tou­ris­ti­sche Aus­bau“ des Molli wei­ter. Im Bahn­hof Küh­lungs­born West ent­stand ein Mu­seum, im Bahn­hof Hei­li­gendamm wur­de das nos­talgische Res­tau­rant Her­zog­li­cher War­te­saal er­öff­net. Im Zug kann man z. B. an diversen Son­der­fahr­ten teil­neh­men, sich auf einen Kaffee in den Salon­wa­gen be­ge­ben oder so­gar auf der Dampflok mitfahren. Und auch in Bad Do­be­ran bie­tet der Molli eine klei­ne Att­rak­tion: Im Zent­rum nämlich schnaubt die Schmal­spurbahn im Schritt­tem­po durch die Fuß­gängerzone.

      Al­lerdings ist der Molli keineswegs nur ein nostalgisches Touristen­bähn­chen. Viel­mehr ist er auch ein brauch­bares Nah­ver­kehrsmittel, kann man doch ver­gleichs­weise günstig (zu­mal mit einer Wochenkarte) jede Men­ge Ur­laubs­ziele der Gegend be­quem er­reichen.

      ♦ Verbindungen: Die Mecklenburgische Bä­der­bahn Molli verbindet Bad Do­be­ran via Hei­li­gen­damm mit Küh­lungs­born (Ost und West) etwa im Ein­stun­den­takt (im Win­ter, ca. alle 2 Std.), Fahrt­zeit etwa 45 Min. Bei Veranstaltun­gen an der Bad Do­beraner Rennbahn (Ostsee-Mee­ting, Zap­panale) hält der Molli auch dort. Prei­se: Kurz­stre­cke 4 €, Einzel­karte Erw. Kühl­ungs­born-Heiligendamm 6,50 €, (hin/zurück 10,50 €), nach Bad Doberan 9,50 €/15,50 €, Kin­der (6-14 J.) 7,50 €/11,50 €, Famili­en 22 € (37 €), Fahr­rad/Hund pau­schal 3,20 СКАЧАТЬ