Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 253

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ jün­ge­ren Her­ren woll­ten so­fort ihre Mäd­chen auf ihr Zim­mer neh­men un­ter dem Vor­wan­de ih­nen Ge­le­gen­heit zu ge­ben, sich et­was von den Ein­flüs­sen der Wa­gen­fahrt zu rei­ni­gen. Aber der Haupt­mann gab dies vor­sich­ti­ger Wei­se nicht zu. Sie sei­en sau­ber ge­nug, mein­te er, um sich mit ih­nen zu Tisch zu set­zen. Die Her­ren wür­den, wenn sie her­un­ter­kämen, die Da­men wech­seln wol­len; und das wür­de die all­ge­mei­ne Ord­nung stö­ren. Er schi­en das aus Er­fah­rung zu ken­nen. Nun be­gann ein all­ge­mei­nes, er­war­tungs­vol­les, sehn­süch­ti­ges Küs­sen.

      Plötz­lich be­kam Ra­hel einen Er­sti­ckungs­an­fall, sie hus­te­te, dass ihr die Trä­nen über die Ba­cken lie­fen, wäh­rend ihr Rauch aus Nase und Mund drang. Herr von Ey­rich hat­te ihr beim Küs­sen eine Dampf­wol­ke ins Ge­sicht ge­bla­sen. Sie ließ sich äus­ser­lich nichts mer­ken und sag­te kein Wort; aber ein zor­ni­ger Blick aus ih­ren schwar­zen Au­gen traf ih­ren Be­sit­zer.

      Man setz­te sich. Der Ma­jor schi­en ganz aus­ge­zeich­net gu­ter Din­ge zu sein. Er nahm Pa­me­la zu sei­ner Rech­ten und Blon­di­ne zu sei­ner Lin­ken. »Das war eine bril­lan­te Idee von Ih­nen, Herr Haupt­mann!«, sag­te er sei­ne Ser­vi­et­te ent­fal­tend.

      Die Lieu­ten­ants Otto und Fritz setz­ten ihre Nach­ba­rin­nen et­was da­durch in Ver­le­gen­heit, dass sie die­sel­ben wie an­stän­di­ge Da­men be­han­del­ten. Aber der Baron von Hel­fen­stein, ganz in sei­nem Ele­ment, schwa­dro­nier­te wie ein Husar, stiess al­ler­hand fri­vo­le Wor­te aus, und schi­en mit sei­ner ro­ten Haar­kro­ne ganz Feu­er und Flam­me zu sein. Er sprach ein schau­der­haf­tes Fran­zö­sisch und die plum­pen Lie­bens­wür­dig­kei­ten, die er den Mäd­chen zu­flüs­ter­te, spru­del­ten mit ei­nem wah­ren Spei­chel­re­gen zwi­schen sei­nen Zahn­lücken her­vor.

      Üb­ri­gens ver­stan­den die Mäd­chen von al­lem nur die Hälf­te; ihr Be­griffs­ver­mö­gen schi­en erst zu er­wa­chen, als er an­fing schmut­zi­ge, durch sei­ne Auss­pra­che ver­stüm­mel­te Zo­ten her­vor­zu­stos­sen. Da fin­gen alle an wie toll durch­ein­an­der zu la­chen; sie leg­ten sich über den Schoss ih­rer Nach­barn und wie­der­hol­ten die Aus­drücke des Haupt­manns, die die­ser dann noch mehr ver­dreh­te, da­mit sie recht schmut­zig klan­gen. Sie ta­ten ihm bald die­sen Ge­fal­len, nach­dem ih­nen ein­mal die ers­te Fla­sche zu Kop­fe ge­stie­gen war; ihre wah­re Na­tur of­fen­bar­te sich in ih­ren Re­den und Ge­bär­den. Sie küss­ten die Schnurr­bär­te ih­rer Nach­barn rechts und links, knif­fen sie in die Arme, schri­en aus­ge­las­sen, tran­ken aus al­len Glä­sern, san­gen fran­zö­si­sche Cou­plets und Bruch­stücke deut­scher Lie­der, die sie durch den täg­li­chen Ver­kehr mit den Fein­den ge­lernt hat­ten.

      Bald wur­den auch die Her­ren durch die­se Wei­ber­kör­per vor ih­ren Au­gen und ih­ren Ar­men ver­rückt. Sie schri­en, lach­ten und zer­schlu­gen Tel­ler und Glä­ser, wäh­rend hin­ter ih­nen die Sol­da­ten sie, ohne eine Mie­ne zu ver­zie­hen, still­schwei­gend be­dien­ten.

      Nur der Ma­jor be­wahr­te sei­ne ru­hi­ge Hal­tung Mam­sell Fifi hat­te Ra­hel auf den Schoss ge­nom­men und reg­te sich un­nütz an ihr auf. Bald küss­te er wie toll die ra­ben­schwar­zen Här­chen auf ih­rem Na­cken wo­bei er durch den en­gen Spalt zwi­schen Kleid und Haut die lin­de Wär­me, ver­mischt mit den ei­gen­tüm­li­chen Duft ih­res Kör­pers ein­sog. Bald wie­der er­griff ihn sei­ne wil­de Rad­au­sucht, und mit wü­ten­der Lüs­tern­heit kniff er sie durch den Stoff hin­durch, dass sie laut auf­schrie. Er um­fass­te sie und press­te sie an sich, als woll­te er sich mit ihr ver­ei­nen; er drück­te sei­nen Mund in­nig auf die fri­schen Lip­pen der Jü­din, und küss­te sie, dass sie fast den Atem ver­lor. Plötz­lich biss er so fest zu, dass ein Blut­fa­den über das Kinn des Mäd­chens rann und auf die Tail­le tropf­te.

      »Das zahl ich Dir heim!« zisch­te sie, ihn aber­mals scharf an­se­hend, wäh­rend sie das Blut ab­wisch­te.

      »Wenn’s wei­ter nichts ist!« lach­te er mit har­tem Blick.

      Zum Nach­tisch wur­de Sekt ein­ge­schenkt. Der Ma­jor er­hob sich, und mit dem­sel­ben Tone mit dem er das Hoch auf ir­gend eine fürst­li­che Per­sön­lich­keit aus­ge­bracht ha­ben wür­de, sag­te er:

      »Auf das Wohl der Da­men!«

      Eine gan­ze Rei­he von Toas­ten be­gann jetzt, Toas­te mit der Galan­te­rie be­trun­ke­ner Lieu­ten­ants ver­mengt voll schmut­zi­ger Wit­ze, die bei der schlech­ten Auss­pra­che noch ro­her klan­gen. Ei­ner nach dem and­ren er­hob sich und such­te et­was geist­rei­ches und ko­mi­sches zu sa­gen. Die Wei­ber, trun­ken bis zum Um­fal­len, klatsch­ten je­des Mal mit ver­glas­ten Au­gen und gei­fern­den Lip­pen wie toll ih­ren Bei­fall.

      Der Haupt­mann woll­te sicht­lich der Or­gie einen ga­lan­ten An­strich ge­ben.

      »Auf un­se­re Sie­ge über die weib­li­chen Her­zen!« rief er, noch­mals das Glas er­he­bend.

      Da sprang der Lieu­ten­ant Otto auf, ein rech­ter deut­scher Bär, dem der Wein den Kopf ver­dreht hat­te.

      »Auf un­se­re Sie­ge über Frank­reich!« brüll­te er von trun­ke­nem Pa­trio­tis­mus hin­ge­ris­sen.

      Trotz ih­rer Trun­ken­heit schwie­gen die Wei­ber die­ses­mal; Ra­hel zuck­te zu­sam­men.

      »Du hör mal,« wand­te sie sich zu ihm, »ich ken­ne Fran­zo­sen, vor de­nen Du so was nicht sa­gen wür­dest.«

      Der klei­ne Frei­herr, auf des­sen Schos­se sie noch im­mer sass, schlug eine un­bän­di­ge La­che auf; der Wein mach­te ihn aus­ge­las­sen.

      »Ach, warum nicht gar?« rief er. »Ich habe noch kei­nen ge­se­hen! So­bald wir kom­men, reis­sen sie aus.«

      »Das lügst Du, Lump!« schrie ihm Ra­hel wü­tend ins Ge­sicht.

      Eine Se­kun­de lang ruh­te sein kal­ter, har­ter Blick auf ihr, wie er auf den Ge­mäl­den ruh­te, nach de­nen er spä­ter mit dem Re­vol­ver schoss.

      »Na, mein Schatz, da­von wol­len wir lie­ber nicht wei­ter re­den,« fing er dann wie­der la­chend an. »Säs­sen wir viel­leicht hier, wenn sie Kou­ra­ge hät­ten?« Er wur­de leb­haf­ter.

      »Aber wir sind jetzt die Her­ren!« rief er. »Uns ge­hört Frank­reich.«

      Mit ei­nem Ruck war sie von sei­nem Schoss her­un­ter und tau­mel­te auf ih­rem Stuhl. Er aber sprang auf, hob sein Glas über den Tisch und wie­der­hol­te:

      »Uns ge­hört Frank­reich mit sei­nen Be­woh­nern, mit sei­nen Wäl­dern, Häu­sern und Fel­dern!«

      Die Üb­ri­gen eben so plötz­lich von ei­ner un­sin­ni­gen mi­li­tä­ri­schen Be­geis­te­rung er­fasst, ho­ben eben­falls in ih­rer ro­hen Trun­ken­heit die Glä­ser.

      »Es lebe Preus­sen!« brüll­ten sie wie aus ei­nem Mun­de. Und sie leer­ten die Glä­ser mit ei­nem Zuge.

      Schwei­gend, СКАЧАТЬ