Drachentochter. Liz Flanagan
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Drachentochter - Liz Flanagan страница 3

Название: Drachentochter

Автор: Liz Flanagan

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783968267005

isbn:

СКАЧАТЬ den Bart. Es klang wie ein Kratzen.

      Milla wurde selbst im schwülwarmen Korridor plötzlich kalt, sie schlang die Arme um den Leib. Was hatte er arrangiert? Es musste sehr wichtig sein, wenn selbst Nestan, der mit distanzierter Ruhe eine Leiche betrachten konnte, aufgewühlt wirkte. Millas Gedanken wanderten zurück zu dem ermordeten Mann und seiner geheimnisvollen Packtasche. Sie stellte sich vor, wie die Tasche dort hing und auf sie wartete. Dann schob sie den Gedanken beiseite und lauschte dem Ende von Nestans nächstem Satz.

      »… ich will euch geben, was ich nicht hatte. Was ich mir erarbeiten musste. Warum begreifst du das nicht?«

      »Vielleicht, weil ich nicht du bin?«, sagte Isak keuchend. »Weil ich etwas anderes will? Und das wüsstest du auch, wenn du dir die Mühe machen würdest, mit mir zu reden.«

      Milla zuckte zusammen, doch es stimmte. Nestan war entweder auf Reisen oder sehr beschäftigt, er suchte nur selten die Gesellschaft seiner Zwillinge. Deren Mutter Vianna war vor zehn Jahren gestorben. Seitdem hatten die beiden mehr Freiheiten genossen als andere Kaufmannskinder, bis Nestan das schließlich aufgefallen war und er andere Saiten aufzog. Er hatte ihnen einen Unterrichtsplan aufgebrummt, den beide hassten.

      »Womit habe ich nur so ein verzogenes Kind verdient? Begreifst du denn nicht, welches Glück du hast? Das ist keine Strafe, Isak!«, brüllte Nestan seinen Sohn an.

      »Wirklich? Komisch, genau so fühlt es sich an. Wie eine Strafe dafür, dass ich nicht der Sohn bin, den du haben wolltest!« Isak fuhr herum. Er hatte die Sonne im Rücken, daher konnte Milla seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. »Ich sehe doch, wie du uns anschaust – deinen kränklichen Sohn und deine draufgängerische Tochter –, als würdest du uns am liebsten gegeneinander austauschen.«

      Nestan schnappte nach Luft, als hätte man ihn geschlagen.

      Milla hielt sich erschrocken den Mund zu. Isak brüllte nie. Er war still. Ironisch. Lustig. Gutmütig. Durch seine laute Stimme wirkte dieser Tag noch unwirklicher und entsetzlicher als ohnehin schon.

      Kaum eine Handbreit voneinander entfernt, starrten sich Vater und Sohn in die Augen. Der dreizehnjährige Isak war fast so groß wie Nestan.

      »Tarya wird das ganz genauso sehen, wenn du ihr erzählst, was du mit ihr vorhast. Wir sind keine kleinen Kinder mehr. Wir sind nicht deine Schoßhündchen, die du züchten und verschachern kannst. Nimm dich in Acht, Vater. Sonst stellst du vielleicht eines Morgens fest, dass wir das Nest verlassen haben.«

      Nein, nein, nein! Tarya und Isak durften das Nest nicht verlassen! Was redete er da? Milla schüttelte den Kopf und versuchte vergeblich, aus den Einzelteilen dieses Streits schlau zu werden.

      »Willst du mir drohen?« Nestans Stimme wurde leise. Er rückte noch näher an Isak heran, eine Hand wanderte zum Schwert an seinem Gürtel.

      »Ich fasse es nicht«, sagte Isak entrüstet. »Willst du etwa mit dem Schwert auf mich losgehen? Wir wissen ja alle, wie gut das in dieser Stadt funktioniert.« Seine Stimme troff vor Bitterkeit. »Dabei bist du nicht einmal Soldat, jedenfalls nicht mehr. Wir haben ohnehin nur dein Wort darauf, dass du es jemals warst. Wahrscheinlich bist du im Suff vor einer Schänke gestürzt und hast dir dabei das Bein verletzt.«

      Nestan starrte ihn an.

      »Ach, vergiss es. Ich gehe jetzt.«

      »Das kannst du nicht. Wir müssen zum Palast. Du weißt, wie viel davon abhängt … Das darfst du nicht aufs Spiel setzen!«

      Isak schob sich an seinem Vater vorbei und ging aus dem Zimmer.

      Milla legte ihm die Hand auf den Arm. »Warte!«, sagte sie leise, doch er lief wortlos die Treppe hinab, während Milla vergeblich die Hand nach ihm ausstreckte.

      Aus dem Zimmer drang ein Geräusch. Nestan taumelte rückwärts und sackte in Isaks Sessel zusammen. Mit beiden Händen umklammerte er sein linkes Bein, das vor Jahren nach einer Verletzung steif geblieben war, und kämpfte leise fluchend gegen einen Krampf an.

      Dann rannte Milla die Treppe hinab. Von Isak war nichts mehr zu sehen. Dafür stand Lanys mit weit aufgerissenen Augen draußen und entsorgte das rot gefärbte Wasser aus ihrem Krug und den fleckigen Lumpen. »Was ist los? Was hast du jetzt wieder angestellt?«

      »Wo ist er hin?«, stieß Milla hervor. Der Geruch des blutgetränkten Wassers stieg ihr in die Nase. Sie würgte und musste aufpassen, um sich nicht an Ort und Stelle zu übergeben.

      »Raus.« Lanys zeigte zum Haupttor, wo nun vier Wachen postiert waren. »Aber …?«

      Milla blieb keine Zeit, ihr alles zu erklären. Statt Isak nachzulaufen, wirbelte sie herum und nahm die Abkürzung durch die Küche, wo Josi, die Köchin, fluchte wie ein Seemann.

      »Tut mir leid, Josi«, rief Milla atemlos. »Ich erkläre es dir später!« Am liebsten hätte sie die Arme um Josis breite Mitte gelegt und ihr schluchzend berichtet, was sie in der letzten Stunde erlebt hatte. Sie sah den toten Mann immer noch vor sich: die Lache aus dickem rotem Blut, die immer größer und größer wurde.

      Stattdessen befahl sie ihren Füßen weiterzulaufen. Sie durchquerte den Küchengarten und sprang über Skalla, den dicken Hauskater, ohne auf sein Fauchen zu achten. Die Hühner flatterten erschrocken auseinander und gackerten empört.

      Die Olivenhaine erstreckten sich auf steilen Terassen nach Westen, und die Ziegen, die dort angebunden waren, hörten auf zu grasen und starrten Milla mit ihren gelben Augen an. Über einen alten, knorrigen Olivenbaum kletterte sie auf die Mauer des Übungsplatzes. Es würde ihr nicht einfallen, unangekündigt durch das Tor einzutreten – auf die Art konnte man schnell einen Finger verlieren.

      Sie hielt kurz inne, um zu verschnaufen. Wieder sah sie den toten Mann vor sich und diesmal war die Übelkeit stärker. Sie drehte sich um und erbrach sich über die Mauer des Übungsplatzes. Keuchend spuckte sie kräftig aus, ehe sie sich mit dem Ärmel ihrer Tunika den Mund abwischte. Hoffentlich würde niemand die wässrige, orange gefleckte Pampe entdecken. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Aufgabe.

      Auf dem von Mauern umgebenen Platz kämpften zwei Menschen. Ihre Schwerter klirrten. Beide trugen Helme und ein Lederpolster, das Brustkorb und Oberschenkel schützte. Richal Finn, Nestans Anführer der Wache, lieferte sich einen Zweikampf mit seinem besten Zögling. Dieser war Finn fast ebenbürtig. Das wusste Milla nur zu genau, denn sie hatte sich einmal überreden lassen, Finn zu vertreten, als der keine Zeit hatte. Ihre blauen Flecken sprachen für sich. Heute wurden Finns Hiebe geschickt abgewehrt, umgangen und erwidert.

      Milla hob die Hand und wies mit dem Kopf nach hinten, um Finns Aufmerksamkeit zu erregen und ihn daran zu erinnern, was in diesem Moment die eigentliche Aufgabe seines Schützlings war. Es funktionierte.

      Finn kniff konzentriert die Augen zusammen. Dann erkannte er seine Chance und schlug mit einem schnellen Sprung seinem Gegner das Schwert aus der Hand, das klirrend gegen die Steinmauer flog.

      »Das reicht für heute«, sagte er. »Euer Vater braucht mich, mein Herr.« Er nahm den Helm ab, unter dem ein gebräunter Schädel mit lichter werdendem Haar zum Vorschein kam, dann verbeugte er sich kurz und schlüpfte an seinem Schützling vorbei. Auf dem Weg nach draußen hob er den Kopf und begegnete Millas Blick mit seinen tiefblauen Augen. Er schien sie zu mustern, irgendetwas zu überprüfen.

      Milla dankte ihm mit einem Nicken. Finn war kein Dummkopf. Er unterrichtete beide Zwillinge schon seit mehr СКАЧАТЬ