Der Bund der Rothaarigen. Arthur Conan Doyle
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Название: Der Bund der Rothaarigen

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012311

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СКАЧАТЬ kennen ihren eisernen Willen nicht. Ach, ihr liebliches Madonnenantlitz verrät ja leider nichts davon. Es gibt nichts, dessen sie nicht fähig wäre, um diese Heirat zu verhindern, absolut nichts!«

      »Es ist gewiß, daß sich das Bild noch in ihrem Besitz befindet?«

      »Sicher.«

      »Woher wissen Sie's?«

      »Sie hat geschworen, es erst am Tage der Bekanntmachung der Verlobung abzuschicken. Der ist am nächsten Montag.«

      »O, dann haben wir noch drei Tage vor uns«, sagte Holmes gemütlich. »Das trifft sich ja sehr glücklich, denn jetzt muß ich mich noch ein oder zwei wichtigen Angelegenheiten widmen. Hoheit bleiben doch fürs erste in London?«

      »Gewiß. Sie finden mich bei Langham unter dem Namen des Grafen v. Kramm.«

      »Dann werde ich also dorthin über unsern Erfolg berichten.«

      »Ich bitte darum. Sie können sich meine Aufregung vorstellen.«

      »Nun bleibt noch die Geldfrage zu erledigen.«

      »Sie haben Vollmacht.«

      »Vollständig?«

      »Eines meiner Schlösser wäre mir nicht zu viel für das Bild.«

      »Und die augenblicklichen Ausgaben?«

      Der Fürst zog eine dicke Geldtasche unter dem Mantel hervor und legte sie auf den Tisch.

      »Hier sind dreihundert Pfund in Gold und siebenhundert in Papier«, sagte er.

      Holmes kritzelte eine Empfangsbescheinigung auf ein Blatt seines Notizbuches und überreichte es ihm.

      »Die Adresse der Dame?«

      »Ist Briony Lodge, Serpentine Avenue, St. John Wood.«

      Holmes notierte sie sich. »Noch eine andere Frage: war es ein Kabinettbild?«

      »Allerdings.«

      »Nun gute Nacht, Hoheit, und ich darf wohl die Hoffnung aussprechen, bald günstige Nachrichten senden zu können. Gute Nacht auch, Watson«, fügte er hinzu, als die Räder des fürstlichen Wagens die Straße hinabrollten. »Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich morgen nachmittag um drei Uhr aufsuchen würdest, ich möchte gern mit dir über die Sache plaudern.«

      II

      Pünktlich um drei Uhr erschien ich in der Bakerstraße, aber Holmes war noch nicht heimgekehrt. Die Wirtin erzählte mir, er wäre kurz vor acht Uhr morgens fortgegangen. Ich setzte mich mit der festen Absicht an den Kamin, ihn unter allen Umständen zu erwarten. Der vorliegende Fall erregte mein höchstes Interesse, und wenn er auch nicht den schrecklichen, seltsamen Charakter trug, wie die beiden Verbrechen, die ich schon früher aufzeichnete, so gab ihm doch die Natur der Sache und die erlauchte Persönlichkeit des Klienten ein ganz eigenartiges Gepräge. Nebenbei gewährte es mir stets aufs neue ein Vergnügen, die klare, schlagende Logik meines Freundes zu beobachten und den meisterhaften Griff, mit dem er eine Situation erfaßte. Ich war an das beständige Gelingen seiner Aufgaben so gewöhnt, daß mir die Möglichkeit eines Mißerfolges überhaupt nie in den Sinn kam. Kurz vor vier Uhr wurde die Tür von einem angetrunken aussehenden Reitknecht mit schlechtgekämmtem Haar und Backenbart geöffnet, das gerötete Gesicht und die nachlässige Kleidung machten entschieden einen heruntergekommenen Eindruck. Trotzdem ich die auffallende Geschicklichkeit meines Freundes in Verkleidungen kannte, dauerte es doch geraume Zeit, bis ich sicher war, ihn vor mir zu haben. Mit einem leichten Kopfnicken verschwand er im Schlafzimmer und erschien nach fünf Minuten elegant gekleidet und tadellos wie immer. Die Hände in den Taschen streckte er sich behaglich vor dem Kamin aus und fing herzlich an zu lachen.

      »Das ist wirklich gut«, rief er und brach wieder in sein anhaltendes Lachen aus, bis er atemlos und erschöpft innehalten mußte.

      »Was ist denn los?«

      »Es ist zu komisch. Du errätst sicher nicht, womit ich mich heute beschäftigt habe, und wie ich meine Tätigkeit beschloß.«

      »Keine Ahnung. Vermutlich hast du Haus und Gewohnheiten von Fräulein Irene beobachtet?«

      »Ganz recht, und ich habe allerlei Merkwürdiges erlebt. Laß dir erzählen. Ich verließ also als stellenloser Knecht heute früh meine Wohnung. Ich sage dir unter diesen Pferdemenschen herrscht eine wunderbare Kameradschaft. Gehöre zu ihnen, und du erfährst alles, was du wissen willst. Ich fand denn auch bald die Wohnung. Die zweistöckige Villa ist wirklich ein bijou, hinten dehnt sich ein Garten aus, während die Vorderseite des Hauses bis dicht an die Straße grenzt. Rechter Hand befindet sich ein geräumiges, schön ausgestattetes Wohnzimmer, mit großen, fast zum Boden reichenden Fenstern und jenem dummen englischen Fensterverschluß, den jedes Kind öffnen kann. Sonst war nichts Bemerkenswertes zu entdecken, höchstens die Möglichkeit, vom Dach des Kutscherhauses in das Flurfenster zu gelangen. Ich schlenderte die Straße hinab und fand richtig meine Erwartungen nicht getäuscht; in einem Gäßchen, das sich an einer der Gartenmauern entlang zog, lag ein Pferdestall. Ich half den Stallknechten beim Abreiben ihrer Pferde und verdiente damit ein Trinkgeld, ein Glas Bier und so viel Auskunft über Fräulein Adler, als ich nur wünschte. Natürlich mußte ich dafür die Biographien von mindestens zwölf Leuten aus der Nachbarschaft, die mich nicht im geringsten interessierten, mit in Kauf nehmen.«

      »Nun und Irene Adler?« fragte ich.

      »Oh, sie hat allen Männern im ganzen Stadtteil die Köpfe verdreht. Sie ist das entzückendste Geschöpf unter der Sonne, darüber herrscht nur eine Stimme in den Pferdeställen der Serpentine Avenue. Sie lebt sehr zurückgezogen, singt in Konzerten und fährt täglich um fünf Uhr aus, um sieben kehrt sie dann zum Essen zurück. Zu anderer Tageszeit verläßt sie selten das Haus. Sie empfängt nur die häufigen Besuche eines brünetten und auffallend hübschen Herrn. Er kommt täglich ein-, ja auch zweimal und ist ein Herr Godfroy Norton aus dem ›Inner Temple‹. Da siehst du, welch einen Vorteil es bringt, Kutscher zu Vertrauten zu haben! Sie hatten ihn mindestens ein dutzendmal nach Hause gefahren und waren genau über ihn orientiert. Als ihr Redefluß versiegt war, wanderte ich langsam in der Nähe auf und ab und entwarf meinen Feldzugsplan.

      »Dieser Herr Norton war entschieden ein nicht zu unterschätzender Faktor in dieser Angelegenheit. Er ist Jurist, das klang fatal. Welche Beziehungen bestanden zwischen diesen beiden und welchen Grund hatte er zu seinen häufigen Besuchen? War sie seine Klientin, Freundin oder seine Geliebte? Im ersteren Falle hatte sie ihm wahrscheinlich das Bild in Verwahrung gegeben, im letzteren war das weniger zu befürchten. Hiervon hing es aber doch ab, ob ich in der Villa meine Nachforschungen fortsetzen oder das Feld meiner Tätigkeit in die Wohnung des Herrn verlegen mußte. Das war ein sehr knifflicher Punkt und machte die ganze Sache weit verwickelter. Ich fürchte, diese Details langweilen dich, aber zum weiteren Verständnis der Situation sind sie durchaus notwendig.«

      »Ich folge dir sehr aufmerksam«, antwortete ich.

      »Ich war mit der Geschichte noch nicht im klaren, als ein Wagen sich näherte und vor der Villa hielt. Ein auffallend hübscher Mann, mit einer Adlernase in seinem bärtigen Gesicht, sprang heraus, zweifellos derselbe, der mir beschrieben wurde. Er schien große Eile zu haben, befahl dem Fahrer zu warten und eilte an dem öffnenden Mädchen mit der Miene eines Mannes vorüber, der sich völlig zu Hause fühlt. Sein Aufenthalt dauerte ungefähr eine halbe Stunde, ich konnte ihn zuweilen durch das Fenster des Wohnzimmers erblicken, in dem er erregt sprechend und lebhaft gestikulierend auf und nieder schritt. Von СКАЧАТЬ