Название: Ein Weihnachtshund auf Probe
Автор: Petra Schier
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783967110364
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»Aus der Parallelklasse. Er hat gesagt, so was hätte Andy schon mal gemacht.« Jetzt traten Emma doch wieder die Tränen in die Augen. Diesmal ließ sie sie laufen. »Stefan wollte, dass ich trotzdem noch bleibe, aber ich konnte nicht. Dieser Mistkerl!«
»Stefan?«
Emma zog eine Grimasse. »Andy! Der ist ein ... Egal. Stefan ist nur ... Stefan.«
Andrea nickte verstehend. »Ich geh mal wieder runter. Tommi kommt gleich vom Fußball. Musik wieder laut?«
Emma schüttelte den Kopf. »Musik leise«, murmelte sie und hatte sich bereits wieder in ihr Kopfkissen gewühlt, noch bevor ihre Mutter den Raum verlassen hatte. Erst jetzt konnte sie sich so richtig ausweinen.
Ihr Herzkissen war schon ganz durchnässt, als Emma plötzlich ein Kratzen an der Tür und dann leises Pfotentapsen hörte.
Hey, ich will reinkommen!
Otter stupste sie mit seiner feuchtkalten Nase an und winselte leise.
Was ist denn los mit Emma? Sie weint ja, das bedeutet, sie ist traurig. Das mag ich aber gar nicht.
Als Emma sich umdrehte, saß er neben dem Bett, den Kopf schräg gelegt, und sah sie aufmerksam an.
Sag mir, wie ich dir helfen kann.
»Hallo Otter.« Emma lächelte kläglich und strich ihm über den Kopf. Daraufhin legte er eine Pfote auf die Bettkante und stupste sie wieder an.
Soll ich zu dir raufkommen? Ich kann dich bestimmt trösten. Und dein Bett ist so schön weich und kuschelig.
»Okay, komm rauf. Aber nur, solange Papa nicht da ist.« Mit einer auffordernden Geste rutschte sie ein Stück zur Seite, und Otter sprang zu ihr aufs Bett. Er streckte sich neben ihr aus, den Kopf auf das Kissen gebettet, und schnaufte leise.
Sehr gut. Das mag ich.
Emma legte ihren Arm um den Hund und kuschelte sich eng an ihn.
Als Andrea eine halbe Stunde später ins Zimmer spähte, wollte sie schon empört losschimpfen. Doch Emma schlief, die Musik war inzwischen aus, und Otter hob den Kopf und machte ein Gesicht, als wolle er Andrea zur Ruhe mahnen.
Kopfschüttelnd ging sie ans Bett und breitete die Tagesdecke über Emma aus.
Otter schnaufte wieder und legte seinen Kopf zurück auf das Kissen.
Einen Moment betrachtete Andrea die beiden noch sinnierend, dann verließ sie leise das Zimmer und schloss die Tür bis auf einen Spalt.
4. Kapitel
»Also das gibt es doch wohl nicht!«, rief Karl, als er eine knappe Stunde später einen Blick in Emmas Zimmer warf.
»Was ist denn?« Emma rieb sich verschlafen die Augen.
Herrchen! Der ist aber wütend. Was ist denn jetzt wieder los?
»Runter vom Bett!«
»Hä?«
»Schmeiß den Hund vom Bett! Er macht doch alles schmutzig.«
Ich bin doch ganz sauber!
»Aber er hat doch nur ...«
»Nee! Das darfste doch gar nicht!«, quiekte Tommi dazwischen, der neugierig aus seinem Zimmer gekommen war. »Otter soll nicht ins Bett, das weißte doch!«
Otter hatte sich mittlerweile aufrecht hingesetzt, doch als er Karl mit bösem Gesicht auf sich zukommen sah, sprang er rasch auf den Boden, duckte sich und wischte zwischen Karl und Tommi hindurch aus dem Zimmer.
Ich geh ja schon. Seid doch nicht alle so laut und böse! Was hab ich denn gemacht?
»Mensch Papa, sei doch nicht so.« Enttäuscht stand nun auch Emma auf und faltete ihre Tagesdecke. »Otter hat mich doch nur ein bisschen getröstet.«
»Getröstet?« Karl sah seine Tochter verständnislos an. »Ein Hund hat nichts im Bett zu suchen.«
»Ja, ja, toll. Jetzt hast du ihn verjagt«, grollte Emma. »Ich nehme ihn mit nach draußen.« Sie griff nach ihren Stiefeln und schlüpfte hinein. »Spazieren.«
»Es ist schon dunkel, und in den Nachrichten haben sie über Holzdiebe berichtet, die nicht weit von hier ihr Unwesen treiben. Geh also nicht so spät noch in den Wald, ja! Außerdem gibt es in einer halben Stunde Abendessen.«
»Bis dahin sind wir zurück.« Vergrätzt ging Emma hinaus, holte die Leine und verließ mit dem erfreuten Otter das Haus.
Hey, spazieren gehen! Da sag ich nicht nein. Aber warum gehen wir gerade jetzt? Ist Herrchen auch auf Emma böse?
Andrea schaute ihrer Tochter hinterher, dann stieg sie langsam die Treppe hinauf. »Es geht ihr nicht gut. Sie hat Liebeskummer.«
»Der Hund war in ihrem Bett!«, brummte Karl und fuhr sich durch sein dichtes Haar, das die gleiche kastanienbraune Farbe aufwies wie das seiner Tochter.
»Ich weiß.« Andrea gab ihm einen Kuss. »Das ist doch nicht so schlimm gewesen.«
»Aber wenn er sich daran gewöhnt ...«
»Es gibt schlimmeres. Du weißt doch, wie Emma ist. Sie brauchte jemanden zum Ankuscheln. Und da ist mir Otter wesentlich lieber als dieser Andy, der sie so enttäuscht hat.«
»Andy-Schmandy?« Tommi feixte, fing sich jedoch einen strafenden Blick seiner Mutter ein.
»Kein Wort darüber!«
»Ach Mann!«
»Ich meine es ernst, Tommi! Hilf mir lieber in der Küche.«
»Nee ...«
»Tu, was deine Mutter sagt!« Karl drohte seinem Sohn scherzhaft mit dem Finger.
»Naaa guuut.«
Während Tommi widerwillig hinter Andrea in die Küche trottete, lief Emma mit Otter durch die ruhigen Straßen des Dorfes. Die Luft war klar und eiskalt, jeder Atemhauch produzierte eine dichte weiße Wolke. Es hatte ein wenig geschneit, gerade genug, dass Wege und Dächer weiß überpudert waren. Die Fenster der Häuser und Wohnungen waren hell erleuchtet und mit Lichterketten und weihnachtlichen Fensterbildern dekoriert. Emma liebte den Advent und den neuen Brauch, alles so richtig zu schmücken. Vor einem Vorgarten blieb sie stehen und bewunderte die aus Drahtgestell geformten und mit Hunderten von kleinen Glühbirnchen beleuchteten Figuren von Rentieren, die den Weihnachtsmann auf seinem hoch mit Geschenken beladenen Schlitten zogen. So etwas wollte sie nächstes Jahr auch gerne vor dem Haus haben. Sie musste Papa unbedingt fragen.
Was ist denn da so interessant? Sind doch nur leblose Figuren, die viel zu grell leuchten.
Otter hatte sich brav abwartend neben sie gelegt und stand erst auf, als sie sich wieder in Bewegung setzte.
»Hast du das gehört?« СКАЧАТЬ