Der Sohn des Bärenjägers. Karl May
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Название: Der Sohn des Bärenjägers

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783780213167

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СКАЧАТЬ herbei! Es kann freilich nicht ein jeder auf dem Gymnasium gewesen sein...“

      „Wie du“, fiel der Lange schnell ein.

      „Ja, wie ich! Aber ein wenig Mutterwitz und Überlegung sollte doch ein jeder besitzen. Der Indianer ist ganz ahnungslos hier um die Ecke gekommen und hat, sobald er sie erblickte es vorgezogen, schnell davon zu reiten anstatt umzukehren. Da ist ihm die ganze Rotte spornstreichs nach.“

      „Ob sie ihm feindlich gesinnt waren?“

      „Natürlich, sonst hätten sie ihn doch nicht verfolgt. Und für uns kann das verhängnisvoll werden. Den Roten ist es ganz gleich, ob hinterher ihre Rache den wirklich Schuldigen oder einen anderen trifft.“

      „So müssen wir schleunigst nach, um Unheil zu verhüten.“

      „Ja, lange werden wir nicht zu reiten habe, denn weit ist der Indsman mit seinem abgematteten Pferd doch nicht gekommen.“

      Sie stiegen wieder auf und folgten im Galopp der Fährte, von der nach rechts und links einige Hufspuren abzweigten, jedenfalls von den durchgegangenen Packpferden herrührend. Nach einer Weile hielt Jemmy plötzlich sein Tier an. Er hatte laute Stimmen vernommen und lenkte rasch zur Seite in ein Gesträuch hinein, wohin Davy ihm folgte. Beide horchten. Sie hörten mehrere Menschen durcheinander sprechen.

      „Das sind sie jedenfalls“, meinte der Dicke. „Die Stimmen kommen nicht näher, sie scheinen sich also noch nicht auf dem Rückweg zu befinden. Wollen wir sie belauschen, Davy?“

      „Gewiss. Die Pferde hobbeln wir einstweilen an.“

      „Nein, das könnte uns verraten. Wir müssen sie festbinden, damit sie nicht weiter fort können, als wir erlauben.“

      ‚Anhobbeln‘ ist ein Trapperausdruck und heißt, den Pferden die Vorderbeine so zusammenfesseln, dass sie nur kleine Schritte machen können. Das tut man, wenn man sich in Sicherheit weiß, sonst aber werden die Tiere an Bäumen festgebunden oder an kurzen Pfählen, die man in die Erde schlägt. Gewöhnlich führen die Jäger in der holzarmen Prärie zu diesem Zweck spitze Pflöcke mit sich.

      Die beiden Unzertrennlichen banden also ihre Tiere an den Sträuchern fest und schlichen sich dann nach der Richtung hin, woher die Stimmen zu hören waren. Sie kamen bald an ein kleines Flüsschen oder vielmehr an einen Bach, der jetzt nicht viel Wasser hatte, dessen hohe Ufer aber zeigten, dass er im Frühjahr eine ganz ansehnliche Wassermenge mit sich führe. Er machte hier eine Krümmung, in der neun wild aussehende Männer teils standen, teils im Gras hockten. In ihrer Mitte lag ein junger Indianer, der an Händen und Füßen so gefesselt war, dass er kein Glied rühren konnte. Jenseits des Wasser aber, unterhalb des hohen Ufers, das es nicht mehr zu erklimmen vermocht hatte, lag das Pferd des Roten mit schlagenden Flanken und laut schnaubend. Die Tiere der anderen standen bei ihren Herren.

      Die Männer machten sämtlich keinen guten Eindruck. Ein echter Westmann sagte sich bei ihrem Anblick wohl sofort, dass er eine Rotte jenes Gesindels vor sich habe, über das im fernen Westen nur Richter Lynch die Oberhand behält.

      Jemmy und Davy kauerten hinter einem Busch und betrachteten die Gruppe. Die Männer flüsterten eifrig miteinander. Sie schienen über das Schicksal des Gefangenen zu beraten.

      „Wie gefallen sie dir?“, fragte der Dicke leise.

      „Ganz so wie dir, nämlich gar nicht.“

      „Ohrfeigengesichter! Der arme rote Junge kann mir Leid tun. Zu welchem Stamm zählst du ihn?“

      „Darüber bin ich mir noch nicht klar. Er ist nicht bemalt und trägt auch sonst kein Abzeichen. So viel aber ist sicher, dass er sich nicht auf dem Kriegspfad befunden hat. Wollen wir ihn in unseren Schutz nehmen?“

      „Versteht sich, denn ich glaube nicht, dass er diesen Präriegeiern Veranlassung zu ihrem feindseligen Verhalten gegeben hat. Komm, wir wollen einige Worte mit ihnen reden!“

      „Und wenn sie nicht auf uns hören?“

      „So haben wir die Wahl, mit Gewalt oder auch mit List unseren Willen durchzusetzen. Ich fürchte diese Kerle nicht. Aber eine Kugel trifft auch dann, wenn sie von einem feigen Schurken abgeschossen wird. Wollen sie gar nicht wissen lassen, dass wir beritten sind, und besser ist’s auch, wir kommen von der anderen Seite des Wassers, damit sie nicht merken, dass wir bereits ihr Lager gesehen haben.“

      Die beiden Jäger nahmen ihre Gewehre und schlichen sich auf einem Umweg an den Bach. Dort gingen sie das diesseitige Ufer hinab, sprangen über das schmale Wasser und stiegen jenseits wieder hinauf. Nun schlugen sie einen kurzen Bogen und erreichten den Bach gerade an der Stelle, wo sich am anderen Ufer die neun Männer mit dem Gefangenen befanden. Dort taten sie, als ob sie über die Anwesenheit von Menschen mächtig erstaunt seien.

      „Hallo“, rief der Dicke Jemmy. „Was ist denn das? Ich habe gemeint, wir wären ganz allein hier auf dieser gesegneten Prärie, und da treffen wir ein ganzes Meeting[5] beisammen. Hoffentlich ist es erlaubt, teilzunehmen?“

      Diejenigen, die im Gras hockten, sprangen auf und alle richteten ihre Augen auf die beiden Ankömmlinge. Sie mochten im ersten Augenblick durch deren Erscheinen nicht sehr angenehm überrascht sein. Aber als sie die Gestalten und Anzüge der beiden bemerkten, erhoben sie ein schallendes Gelächter.

      „Bounce!“, rief einer, der ein ganzes Lager von Waffen an seinem Leib trug. „Was geht hier los? Haltet ihr zu dieser Jahreszeit Fastnacht und Maskenspiel?“

      „Ay!“, nickte der Lange. „Es fehlen uns noch einige Narren dazu, darum kommen wir zu euch.“

      „Da kommt ihr freilich an die unrechte Adresse.“

      „Das glaube ich nicht.“

      Bei diesen Worten machte Davy mit seinen ewig langen Beinen einen einzigen Schritt über das Wasser hinüber, einen zweiten das Ufer hinauf und stand nun vor dem Sprecher. Der Dicke tat zwei Sprünge, nach denen er neben Davy stand und meinte:

      „So, da sind wir. Good day, Mesch’schurs. Habt ihr nicht irgendeinen guten Schluck zu trinken?“

      „Dort ist Wasser!“, lautete die Antwort des Sprechers, der dabei auf den Bach deutete.

      „Fie! Meint Ihr, ich habe Lust, mich inwendig mit Wasser nass zu machen? Das fällt meines Großvaters Enkel nicht ein. Wenn ihr nichts Besseres bei euch habt, so mögt ihr ruhig nach Hause gehen, denn da ist diese hübsche Wiese kein passender Ort für euch!“

      „Ihr scheint die Prärie für eine Frühstücksstube zu halten?“

      „Freilich! Die Braten laufen einem ja vor der Nase herum. Man braucht sie nur ans Feuer zu bringen.“

      „Und Euch scheint das recht gut zu bekommen!“

      „Will’s meinen!“, lachte Jemmy, indem er sich behaglich über den Bauch strich.

      „Und was ihr zu viel habt, das fehlt Eurem Kameraden da.“

      „Weil er nur halbe Beköstigung erhält. Ich darf nicht zugeben, dass seine Schönheit verdorben wird, denn ich habe ihn als Scheuche mitgenommen, damit mir kein Bär oder Indsman zu nahe kommt. СКАЧАТЬ