Название: Nochmal Schwan gehabt
Автор: Christoph Wagner-Trenkwitz
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783902998996
isbn:
Christoph Wagner-Trenkwitz
Nochmal Schwan gehabt
CHRISTOPH
WAGNER-TRENKWITZ
NOCHMAL
SCHWAN GEHABT
Anekdoten und Reminiszenzen
Mit einem löblichen Nachwort
von Michael Niavarani
und
79 Abbildungen
AMALTHEA
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© 2015 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT
Umschlagfotos: © Armin Bardel (vorne), © Gerhard Stubauer/
Theatersommer Haag (hinten)
Lektorat: Martin Bruny
Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, heimstetten
Gesetzt aus der 11,4/15 pt. New Caledonia
ISBN 978-3-99050-011-8
eISBN 978-3-902998-99-6
Für Shifra und Jerry Rosen
You have not lived today until you have done
something for someone who can never repay you.
John Bunyan
Wenn ich an neuen Witz hier mache,
hör’n sich ihn gern die Leute an.
Der Bloch erzählt dem Kraus die Sache,
der sagt’s dem Rosenfeld sodann.
Und wenn ich nachts im Gasthaus sitze,
da kommt zu mir der Rosenfeld,
erzählt mir meine eig’nen Witze,
so dreht sich alles auf der Welt.
Louis Taufstein
Vorwort
Nebenstehende literarische Perle kennen Sie vielleicht aus dem Munde von Armin Berg. Er sang diesen und andere Texte so gut, dass man ihn augenblicklich als Autor vermutete. Aber nein: Louis Taufstein – trotz seines sehr christlich anmutenden Namens fühlte er sich dieser Religion übrigens nicht zugehörig – ist der Schöpfer der Worte, Arthur Werau jener der Musik, und alle miteinander wussten die Herren natürlich genau, wie es sich mit »neuen« Witzen verhält: Sie werden, wenn sie gut sind, sofort gestohlen und weitererzählt. In unseren Herzen erlangen sie einen festen Platz, sobald eine Patina samt tiefen Gebrauchsspuren sie überzieht. Wenn ich also nach Schon geht der nächste Schwan und Schwan drüber ein weiteres Mal den weißgefiederten Anekdoten-Transporter sattle, dann tue ich dies in dem festen Bewusstsein, meiner geschätzten Leserschaft überhaupt nichts Neues berichten zu können. Nur Altbewährtes, vielleicht neu Kombiniertes und viel eigenhändig Gestohlenes wird dieser Band enthalten.
Bei Leseaufenthalten in Oberösterreich wurde mir eine Wortbedeutung mitgeteilt, die ich überhaupt nicht gekannt hatte, die aber sehr gut zu meinen gesammelten Schwänen passt: »Schwanern« heißt im lokalen Dialekt nämlich so viel wie »flunkern«, »überhöht schildern«. Liebe Oberösterreicherinnen und oberösterreicher, vielen Dank – genau das tue ich hier!
Sie erinnern sich vielleicht: Beim Schwan Numero zwo hatte ich eine Überfülle von Anekdötchen angesammelt und rang in der Vorbemerkung zum Buch um einen Titel. Diesmal war es umgekehrt. Noch vor Erscheinen von Schwan drüber rief mich die multitalentierte Sing-Komödiantin Sigrid Hauser an und meinte, es tue ihr furchtbar leid, sie könne wegen eines Auslandsengagements nicht zur Präsentation kommen. Dabei sei der Titel doch so vielversprechend: Nochmal Schwan gehabt! Ich pflichtete ihr bei, der Titel sei wirklich großartig, sei es aber nicht. Also beschlossen Sigrid und ich sofort telefonisch, ich müsse irgendwann einmal ein Buch dieses Namens schreiben. Somit hatte ich einen wunderbaren Namen für einen (letzten) Fortsetzungsband und kein Material dazu, aber die moralische Verpflichtung, solches zu sammeln. Wie war das zum Beispiel bei Leo Tolstoi? Ist ihm auch zuerst der knackige Titel Krieg und Frieden eingefallen und dann erst der Rest?
Haben Sie schon einmal mit Sigrid Hauser ein Duett gesungen? Nein? Das ist etwas Herrliches.
Da Sie, meine Verehrten, nun ein richtiges Buch in Händen halten, können Sie daraus schließen, dass ich brav gesammelt habe.
Warum?
Mein Motiv war jedenfalls nicht, die Welt zu verbessern – das wird auch dieses Buch nicht schaffen. Schon der letzte Schwan ist in seinen zaghaften Bemühungen um Sprachsäuberung gescheitert: Die Menschheit sagt immer noch »im Endeffekt«, obwohl es diesen nicht gibt; sie sagt »am Weg« und »am Gipfel«, wenn sie »auf« denselben meint. Auch wenn ich das schöne Wort Triumph so buchstabiert lese, dass es sich auf Schlumpf reimt, nämlich »Triumpf«, stört das mich allein, und ich kann das Gestörtsein nicht in die Welt streuen. Aber halt! Ich habe zumindest ein paar Leidensgenossinnen und -genossen, nämlich Guido Tartarotti und seine Anhängerschaft; ich genieße es, wenn er seine sprachliche Ganselhaut angesichts von Formulierungen wie »nicht wegzudenken« in lustige Kolumnen ergießt (und vielleicht sind ihm diese Zeilen auch ein paar Zeilen wert – ich wäre geehrt –, denn eine Ganselhaut kann man eigentlich nicht ergießen). Wenn es Tartarotti nicht gäbe, man müsste ihn herdenken.
Schwinge ich mich neuerlich in autorische Höhen auf, um mein unerschöpfliches Wissen zu demonstrieren? Im Gegenteil. Oft, ja immer öfter sprechen mich Hilfe suchende Menschen an und gebrauchen dabei die Eröffnungsfloskel: »Sie wissen doch so viel …« Oder gar: »Sie wissen doch alles …«
Um Gottes willen, nein! Ich habe den starken Eindruck, immer weniger zu wissen, je mehr ich erleben und erlesen muss. Nur ein Beispiel: Was hat Karl Hohenlohe mit diesem Satz in seiner Kolumne am 9. Juli 2015 gemeint?
Frau Sarata etwa, die ja ursprünglich der Operette verfallen war, erweckt heute Erinnerungen an eine Wien-Gesandte, Herr Wagner-Trenkwitz war in jungen Jahren wahrscheinlich Fürst eines Zwergenstaates und wurde vom marodierenden Volk ins Exil gezwungen, und Bundy & Bundy waren eigentlich als Zweitbesetzung für die Kessler-Zwillinge gedacht.
… keine Ahnung. Aber muss ich alles wissen? Ich verstehe zum Beispiel auch nicht, dass die Hohenlohe-Kolumnen nach 15 ruhmreichen Jahren nicht mehr im Kurier erscheinen.
Ich schrieb dies Büchlein auch nicht, um mich zu bereichern; man soll nur ja nicht glauben, dass ein solches Unterfangen viel Geld trägt. Die deutsche Verwertungsgesellschaft VG Wort ließ mich etwa wissen, dass in meiner Sache gar kein pekuniärer Segen zu erwarten sei; aber immerhin sandte mir eine Frau Doktor »i. A .« (das hat nichts mit dem Ruf des Esels zu tun, sondern bedeutet СКАЧАТЬ