Beten. Hans Schalk
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Название: Beten

Автор: Hans Schalk

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия: Spiritualität und Seelsorge

isbn: 9783702233570

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      E-Mails kommen an. Allgemeine und persönliche Mitteilungen. Ich stelle mir vor, mit jeder Nachricht klopfe jemand an meine Tür. Ich bin angesprochen – und antworte. Manches kann ich zur Kenntnis nehmen und löschen. Für Zusagen bedanke ich mich, Terminanfragen sind zu klären. Bei manchem verweile ich. Ein Blick auf das Bild neben dem PC erinnert: In den E-Mails klopft Er an. – Klick zur „Tagesschau“. Neueste Nachrichten. Mir kommt die Frage: „Wo bist du da, Herr?“ Ich meine zu vernehmen: „Ich bin da in den Tätern und in den Opfern, in den Politikern und in den Sportlern und in …“ Das Jesusgebet steigt in mir auf: „Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich unser“ und der Zusatz, den ich in der Münchener Rumänisch-Orthodoxen Gemeinde gelernt habe: „… und deiner Welt“!

      Mit Jesus unterwegs

      In den „Exerzitien“ ging es um unsere Beziehung zu Jesus. Der Exerzitienbegleiter gab die Anregung, einen Spaziergang zu machen und sich dabei vorzustellen, dass Jesus mit einem mitgehe. So ging ich nicht allein, sondern mit Ihm. Ich schaute mit Ihm auf die Natur um mich herum, auf die Menschen, die entgegenkamen. Ich konnte mit Ihm Fragen besprechen, an denen ich gerade zu knabbern hatte. Dann stellte sich eine geistige Müdigkeit ein. Fast von selber schaltete ich um auf das „Jesusgebet“ (s. o.!) Dieses kurze Gebet lernte ich als Theologiestudent vom damaligen Nationalkaplan der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) Julius Angerhausen kennen. Er erzählte, dass er dieses Gebet bete bzw. dass sich bei ihm dieses Gebet nach einiger Zeit wie von selber einstelle, wenn er unterwegs ist. Inzwischen kenne ich auch andere Leute, die diese Praxis des Wiederholungsgebets pflegen: im Park, mitten in der Stadt, im Zug, im Bett … Bekannt ist das „Jesusgebet“ durch die Schilderung „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“, in dem ein unbekannter Verfasser von einem Pilger in Russland in der Mitte des 19. Jahrhunderts erzählt, der das Bibelwort „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17) wörtlich zu verwirklichen sucht.

      Leben mit dem ganz Anderen

      Ergebnis: Vielfältige Erfahrungen und unterschiedliche Weisen von Beten stehen uns zur Verfügung. Beten ist in den verschiedensten Situationen möglich. Beten gehört zum Leben, zu einem Leben mit dem ganz Anderen. Worauf soll ich nun achten, wenn ich ein betender Mensch werden will? Woran kann ich mich orientieren, wenn ich mich in der Kunst des Betens üben möchte? Wohin kann ich schauen? Auf wen kann ich schauen? Auf den, der ständig mit Gott gelebt hat, auf den „Sohn“ des Vaters: auf Jesus!

      ORIENTIERUNG AN JESUS

      Jesus betet

      „In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten“ (Mk 1,35). Nach der Speisung der Fünftausend „forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten“ (Mk 6,45f). Jesus geht vor einem Arbeitstag, an dem er viel mit Menschen zu tun hat, an einen einsamen Ort, um zu beten, und nach einem Arbeitstag, an dem er vielen Menschen begegnet ist, auf einen Berg, um zu beten. Jesus kennt den Rhythmus zwischen Arbeit und Gebet, zwischen Leben mit den Menschen und dem Alleinsein mit Gott. Vor der Berufung der Zwölf „ging er auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er Apostel“ (Lk 6,12f). Jesus trifft wichtige Entscheidungen wie die Berufung der Apostel aus dem Gebet, aus der Verbindung mit dem Vater.

      Gelebtes Beten

      Der Evangelist Lukas formuliert im Zusammenhang mit der Taufe Jesu am Jordan: „Und während er betete, öffnete sich der Himmel“ (Lk 3,21). Beim Beten erfährt sich Jesus mit dem Himmel, das heißt mit seinem Vater verbunden. Im Gebet ist sich Jesus seiner selbst bewusst bzw. wird er sich seiner tiefer bewusst. „Er betete in der Einsamkeit“ (Lk 9,18), bevor er die Jünger fragt, für wen sie ihn halten, und ihm Petrus antwortet „für den Messias Gottes“. Die Verklärungserfahrung deutet der Evangelist Lukas als Gebetserfahrung: Jesus stieg mit Petrus, Johannes und Jakobus „auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes“ (Lk 9,28f). Im Gebet leuchtet auf, wer er ist. Jesus hört vom Erfolg der 72 Jünger. Und was tut er? „In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde …“ (Lk 10,21). Er betet. Im Gebet drückt er seine Freude aus. In der Stunde, da er den Seinen sein Vermächtnis hinterließ, nahm er das Brot und „sprach das Dankgebet“ (Lk 22,19). Das tiefste Geschehen kommt aus dem Beten. Man kann sagen: Jesu ganzes Tun und Sprechen kommt aus der Haltung des Gebets, aus seiner Beziehung zum Vater. Im Johannesevangelium ist es ausdrücklich gesagt: Jesus verkündet, was er „von Gott gehört“ (Joh 8,40) hat. Jesus ist im Vater und der Vater ist in ihm (vgl. Joh 10,38). Zu Philippus sagt Jesus: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Im Hochgebet seines Lebens (Joh 17) ist der Atem der Seele Jesu zu spüren. Im Beten ist Jesus beim Vater zu Hause. In der größten Not seines Lebens wendet sich Jesus an den Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34) und übergibt ihm sein Leben (vgl. Lk 23,46).

      Jesus vollzieht sein Leben betend. Die jüdischen Gebetstexte, vor allem die Psalmen, waren auch seine Gebetstexte. Durch sein Leben, in seinem Sterben, hat er diese Gebete nicht nur ausgesprochen, sondern durchlebt. Jesus war in seinem „Pascha“ gelebtes Beten. Er betete nicht nur „In deine Hände befehle ich meinen Geist“, er hat dieses „Sich-Empfehlen“, diese Hingabe vollzogen, mit Geist, Seele und Leib. Er hat vollzogen, was er gesagt hat. Die Worte sind hörbar und als Psalmworte identifizierbar, aber sie sind Ausdruck des geistigen, seelischen und körperlichen Zustandes, in dem er sich gerade befindet.

      Mit Jesus beten

      Beten ist Zusammenleben mit Jesus im „Raum“ des Vaters und des Geistes. Jesus ist wie mein Freund und wie mein Bruder und wie mein Selbst. Aus der mystischen Sprache kennen wir die Metapher „Bräutigam (der Seele)“. Eine einzige Metapher kann die Beziehung nicht einfangen. Jesus sagte: „der ist mir Bruder und Schwester und Mutter“ und er fragte Simon Petrus „Liebst du mich?“ Um mit uns, mit mir zusammenleben zu können, hat er sich „ent-äußert“ (vgl. Phil 2,7), ist er „Nichts“ (vgl. „ad nihilum redactus sum“ Ps 73,22 Vulgata), zum „Wurm“ (vgl. Ps 22,7), „zur Sünde“ (vgl. 2 Kor 5,21) geworden und dabei ganz Er geblieben. So sagt er zu mir, wenn ich Bauchweh habe: Ich bin da! Und wenn ich etwas falsch mache: Ich hab’s auf mich genommen! Und wenn ich in meinem Leben eine Lücke spüre: Ich bin darin. Ich bin dein Lückenbüßer! Und wenn ich an die von Schmerzen gequälte Hanna denke: Ich bin bei ihr! Und wenn mich ein Mitbruder enttäuscht: Ich bin deine Enttäuschung!

      Er ist verliebt in mich – und ich in Ihn! Wir tanzen miteinander das Leben. Wir „umarmen“ uns ununterbrochen. Wir sagen immer neu zueinander: Ich liebe dich! Und die Vielen tanzen mit! „Und wenn du es nicht glauben kannst“, sagt er, „dann denk daran, wie oft ich dir zur Speise geworden bin, wie oft ich dich genährt habe. Ich bin als Brot und Wein in deinen Körper gekommen, in den Raum, in dem du lebst. Der Raum deines Leibes ist erfüllt von meiner Gegenwart! Und deine Seele ist meine Wohnung, das heißt mein Himmel! Auch die Seele von Hanna und von … Und ich bin der Raum, in dem ihr miteinander lebt, die ihr euch in meinem Namen versammelt. Ich bin da. Ich bin mit euch. Rechnet immer mit mir! Ich bete mit euch und in euch.“ Mit Jesus leben und mit Jesus beten gehören zusammen.

      DER BETENDE MENSCH

      Verbunden und frei

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