99 Namen Gottes. David Steindl-Rast
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Название: 99 Namen Gottes

Автор: David Steindl-Rast

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783702237776

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СКАЧАТЬ sondern Gott ist Allmacht, weil Gott Liebe ist.

      Fällt dir ein wirklich liebender Mensch ein? Das wäre jemand, von dem du – nicht durch Reden, sondern durch Beobachten – lernen könntest, warum Gott der ALLMÄCHTIGE genannt wird.

9 al-Ǧabbārder KRAFTVOLLE
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      Vielleicht sollten wir Gott nicht den KRAFTVOLLEN nennen, sondern einfach Kraft. Was immer uns bei diesem Gottesnamen vorschwebt, ist ja Bild, wertvolles Bild zwar, aber doch nur Bild. Und dieser Name, so sinnvoll er ist, bleibt doch wie alle 99 Namen nur ein Hinweis auf Gottes namenlose Wirklichkeit. Ja, selbst der Name „Gott“ ist nur ein Wort für das Unnennbare, auf das er hinweist. Wie erleben wir denn diese letztlich unnennbare Wirklichkeit, die wir „Gott“ nennen? Als Kraft, als Wirkkraft. Millionen Anonymer Alkoholiker sind Zeugen für eine „Höhere Kraft“, der sie sich anvertraut haben und die ihnen möglich macht, was sonst unmöglich erschiene.

      Jeder Mensch weiß, was mit Lebenskraft gemeint ist: auf allen Ebenen, vom körperlichen bis zum höchsten geistigen Bereich. Erleben wir nicht auch in unserer eigenen Lebenskraft eine „höhere Macht“? Und je mehr die Naturwissenschaft erforscht, wie Lebendiges „funktioniert“, desto geheimnisvoller wird uns Ursprung und Wesen der Lebenskraft. Letztlich schreiben wir also nicht Gott eine Eigenschaft zu, wenn wir ihn den KRAFTVOLLEN nennen, sondern weisen staunend auf jene „Höhere Kraft“ hin, die in uns wirkt und uns doch immer unergründlich bleibt.

      Kannst du dir heute Zeit nehmen, um lange und still etwas Lebendiges anzuschauen: ein schlafendes Kind, einen Baum, deine eigene Hand? Sprich dabei still die Worte „der KRAFTVOLLE“ vor dich hin und erwäge, was du dir darunter vorstellst.

10 al-Mutakabbirder ERHABENE, der Vornehme, der Stolze
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      Was erlebst du als erhaben? Schneebedeckte Berggipfel? Einen uralten Olivenbaum? Das hoch oben verdämmernde Mittelschiff eines gotischen Domes? Und was erlebt unsere Seele bei der Begegnung mit Erhabenem? „Da grüßt sie mit Entzücken, was wahrhaft, ernst und groß“, sagt Eichendorff. Um Größe geht es also, um Ernst und Echtheit, wenn wir Gott den Namen „der ERHABENE“ geben. Größe heißt hier, dass wir uns demütig fühlen vor dem ERHABENEN.

      Demütig, jedoch keineswegs gedemütigt, ganz im Gegenteil: Wir fühlen, dass gerade in dieser Demut unsere höchste Würde liegt. Denn die Begegnung mit Erhabenem erfüllt uns mit feierlichem Ernst, aber nichts ist dabei theatralisch, alles ist echt. Ja, wie „echt“ wir selber sind, hängt davon ab, ob und wie tief Erhabenheit uns zu berühren vermag. Nur wenige andere Gefühle weisen so unmittelbar auf Unaussprechliches, Letztes hin. Ebendarum nennen wir Gott den ERHABENEN.

       Hast du manchmal Gelegenheit, unter dem Sternenhimmel zu stehen? Jedenfalls kannst du die Augen schließen und dir bewusst machen, dass es so viele Sterne im Weltall gibt wie Sandkörner an allen Stränden der Erde zusammen. Stehst du bei diesem Gedanken nicht vor dem ERHABENEN?

11 al-Ḫāliqder SCHÖPFER
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      Dieser Gottesname bildet eine Dreiheit mit den beiden folgenden. Ihre Bedeutungen sind ineinander verflochten. Es ist deshalb nicht so wichtig, den Ursprung und den Formenden säuberlich vom SCHÖPFER abzugrenzen. All diese Namen sind wie die berußten Glasscherben, die Kinder bei einer Sonnenfinsternis vor ihre Augen halten, damit sie nicht geblendet werden, wenn sie in die Sonne schauen: Das namenlose Licht, das durch Gottesnamen auf uns einströmt, lassen sie uns nur erahnen.

      Die Ahnung, die sich im Namen SCHÖPFER ausdrückt, steigt in uns auf, wenn wir die Schönheit der Welt sehen und die Gesetzmäßigkeit entdecken, die alles bis ins Kleinste ordnet. Der Künstler in uns denkt unwillkürlich an die Kreativität eines überragenden Meisters und der Wissenschaftler in uns kann sich nicht genug wundern über die Kraft, die sich da ausdrückt. Was uns so beeindruckt, ist die Schaffenskraft einer höheren Wirklichkeit, die wir daher SCHÖPFER nennen. Wir dürfen aber dichterische Bilder nicht wörtlich nehmen. Auch das Bild vom SCHÖPFER nicht. Wir haben es schon gesagt: Gott wirkt nicht „von außen“ auf die Welt ein. Der Name SCHÖPFER weist auf die Größe des Geheimnisses hin, aus dessen kreativer Kraft alles, was es gibt, hervorgeht.

      Auf welchem Gebiet bist du selber schöpferisch? Vielleicht willst du heute einen Kuchen backen oder das Fahrrad reparieren. Je mehr wir unsere eigene Schöpferkraft entdecken und sie als Begabung, also als Gabe und Aufgabe erleben, umso ähnlicher werden wir dem SCHÖPFER.

12 al-Bārider Schaffende, der URSPRUNG
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      Die Wortwurzel dieses arabischen Gottesnamens ist die gleiche wie die jenes hebräischen Wortes für „erschaffen“, das nur auf Gott angewandt werden kann. Wir Menschen können schöpferisch umgehen mit schon Erschaffenem, mit dem, was schon da ist. Aber wie kommt es, dass überhaupt etwas ist und nicht nichts? Als Kinder konnten wir noch solche Fragen stellen und uns wundern. Aus solchem Wundern, das Platon den Anfang allen philosophischen Denkens nennt, steigt die Frage auf nach dem URSPRUNG allen Seins.

      Hinter dem Wort URSPRUNG steht das Bild eines Sprunges. Was springt da? Das Sein springt aus Nicht-Sein ins Dasein. „Aus nichts wird nichts“, heißt es im Volksmund ganz richtig. Der Quell allen Seins ist aber nur insofern „Nichts“, dass er „nicht etwas“ ist. Er ist aber kein leeres Nichts. Dieses göttliche Nichts, das Angelus Silesius in seinem Zweizeiler „ein Nichts und Übernichts“ nennt, ist der mütterliche Urgrund, schwanger mit unbegrenzten Möglichkeiten. Der URSPRUNG ist dann der Sprung von Möglichkeit in die Wirklichkeit, aus reinem Möglich-Sein ins So-Sein.

      Die zarte Gottheit ist ein Nichts und Übernichts.

      Wer nichts in allem sieht, Mensch, glaube, dieser sieht’s.

      Sieht was? Die göttliche Wirklichkeit in allem: das Große Geheimnis, das beide Pole des URSPRUNGS umfasst, das Sein und das Nicht-Sein und zugleich das Springen selber. Der Name Schöpfer verweist mehr auf das Sein, der Name URSPRUNG mehr auf das Springen aus dem Nicht-Sein. Ja, wir können lernen, in allem, was wir anschauen, zugleich das Große Geheimnis zu „sehen“, es wirklich zu spüren als Nichts, hinter dem Ursprung – als Hintergrund gleichsam. So können wir ja auch bei Musik die Stille mithören lernen, nicht als etwas Zusätzliches, sondern als Voraussetzung.

      Als Kind warst du – wie alle Kinder es sind – ein kleiner Philosoph. Kannst du dir erlauben, zu dieser Einfalt (nicht Einfältigkeit!) zurückzufinden? Traue es dir doch zu, und dann lies nochmals aufmerksam diese Erwägung zum Gottesnamen URSPRUNG.

13 al-Muṣawwirder FORMENDE, der jedem Ding seine Form Gebende
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      Alle Namen, die wir Gott geben, sind wie Brücken zwischen Nennbarem und Unnennbarem. Wir müssen es schaffen, zugleich auf beide Brückenköpfe zu schauen. Nur ins unnennbare Licht СКАЧАТЬ