Wenn sie mich finden. Terri Blackstock
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Название: Wenn sie mich finden

Автор: Terri Blackstock

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783765575037

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СКАЧАТЬ müde. Ein Teil von mir möchte einfach kapitulieren. Sollen sie mich doch finden.

      Nein, das ist dumm. Ich muss mich verstecken. Ich kann nicht zulassen, dass Keegan und seine Komplizen mich töten.

      Ich nehme ein Taxi zum Busbahnhof. Der Bus fährt um neun, und bis dahin sitze ich in der Behindertentoilette und warte, dass die Zeit vergeht. Ich bin so müde, dass ich nicht mal weinen kann.

      Schließlich steige ich in den Bus und setze mich weit nach hinten, direkt vor das Bordklo. Ich nehme den Platz am Gang und hoffe, dass niemand den Sitz daneben beanspruchen wird. Ich stecke die Kopfhörer in mein neues Handy, aber dann wird mir klar, dass ich ja keine Musik darauf habe. Während die anderen Passagiere einsteigen, lade ich mir eine Radio-App herunter, registriere mich unter falschem Namen und suche einen Sender, der mir gefällt. Ich wünschte, ich könnte meine Lieblingsmusik von meinem eigenen Account aufrufen. Wozu gibt es all diese „Gefällt mir“-Buttons, wenn ich sie nicht nutzen kann? Vermutlich ist es mein Schicksal, dass andere die Musik für mich aussuchen.

      Die Musik lullt mich in den Schlaf, noch bevor der Bus abfährt, und ich schlafe für ein paar Stunden. Als ich aufwache, ist meine Seele ernüchtert von der Tatsache, dass die Realität der letzten 24 Stunden – oder der letzten paar Wochen – nicht ausgelöscht ist.

      4

      Dylan

      „Ich verstehe einfach nicht, wieso man dieses Mädchen jetzt als Heldin feiert.“ In den Worten von Jim Pace schwingt tiefe Trauer. „Sie ist eine kaltblütige Mörderin. Aber die Medien wittern eine Sensation und lassen es so aussehen, als hätte sie dieses Mädchen gerettet.“

      Er sichert den Beitrag von Fox News über die Ereignisse in Shady Grove und lässt ihn noch einmal laufen. Keegan und Rollins sitzen ihm und Elise am quadratischen Konferenztisch in Jims Sitzungsraum gegenüber; der Polizeichef, der Leiter der Ermittlungsabteilung und ich sitzen auf der Seite gegenüber dem Bildschirm. „Sie ist in dieses Haus eingebrochen. Und zwar nicht nur einmal, sondern zweimal. Sie ist eine Kriminelle, kein Messias.“

      Ich sitze schweigend da, starr, betrachte meine Hände. Wenn ich sie jetzt verteidige, ist alles vorbei. Sie werden mir den Fall aus der Hand nehmen und dann habe ich keine Chance mehr, sie zu schützen.

      „Dylan, Sie waren doch dort“, sagt Elise mit Tränen in den Augen. „Können Sie der Presse nicht sagen, was für eine schreckliche Person sie ist? Können Sie nicht erklären, was sie unserem Jungen angetan hat?“

      Ich hole tief und stockend Luft. „Ich glaube nicht, dass es uns helfen würde, sie zu finden, wenn ich vor die Presse gehe“, sage ich. „Ich muss im Hintergrund bleiben. Wenn man mich erkennt, könnte jemand sie warnen, sobald ich ihr auf den Fersen bin.“

      „Was ist sie? Eine Agentin?“, fragt Jim. „Wie kann sie überhaupt so lange einer Verhaftung entkommen? Es ist ja fast, als sei sie von der CIA ausgebildet oder so. Ich verstehe das nicht. Sie hat doch ganz normal hier gelebt, vor aller Augen. Ist zur Arbeit gegangen, hat mit Leuten geredet.“

      „Ihr Dad war Polizist“, sage ich. „Sie muss das eine oder andere aufgeschnappt haben.“

      „Jim, die lokalen Medien da unten haben nicht gezeigt, was sie hier gebracht haben“, sagt Polizeichef Gates. „Aber glauben Sie mir, jetzt, wo die Sache landesweite Aufmerksamkeit erregt, wird man sie erkennen, egal, wo sie ist. Irgendjemand wird sie anzeigen.“

      „Da bin ich nicht so sicher“, entgegne ich. „Sie wird ihr Aussehen verändern. Vermutlich hat sie das schon.“

      „Trotzdem“, sagt Elise. „Man erkennt sie an diesen Augen. Nur deswegen wird das überhaupt zur Geschichte der Woche gemacht. Weil sie aussieht, wie sie aussieht.“

      Ich betrachte wieder meine Hände.

      Der Polizeichef sieht aus, als hätte er nächtelang nicht geschlafen. Er reibt sich die Augen. „Jim, Elise – ich weiß, es ist enttäuschend, dass wir sie schon fast hatten und sie jetzt doch entkommen ist, aber ich versichere euch: Wir werden sie finden.“

      Keegan weist mit dem Daumen auf mich. „Er ist derjenige, der sie hat davonkommen lassen. Ehrlich gesagt, wir brauchen keinen Privatermittler, um sie zu finden. Lassen Sie Sy und mich das übernehmen. Wenn Sie bereit sind, die Reisekosten für ihn zu übernehmen, können Sie das genauso gut für uns tun. Wir jedenfalls werden das Mädchen kriegen.“

      Swayze, der Leiter der Ermittlungsabteilung, der bisher bei unseren Besprechungen nicht dabei war, meldet sich zu Wort. „Wir können hier ein paar Tage lang auf die beiden verzichten, Chef. Ich sage: Lassen Sie sie weiter nach dem Mädchen suchen.“

      Ich halte den Atem an und warte darauf, jetzt gefeuert zu werden.

      Aber der Polizeichef reagiert verärgert. „Nein. Wir haben weder das Personal noch das Budget dafür. Wir haben auch hier vor Ort zu viele ungelöste Fälle. Ich kann nicht einfach zwei meiner Kriminalermittler freistellen.“

      Jim räuspert sich und sieht mich an. Ich mache mich darauf gefasst, dass er mir jetzt die Sache aus der Hand nimmt. „Die Wahrheit ist doch“, sagt Jim, „dass Dylan sie gefunden hat. Niemand sonst.“

      Das ist meine Chance. „Ich werde sie auch noch einmal finden. Und ich verspreche: Ich sorge dafür, dass Brent Gerechtigkeit zuteilwird.“

      Keegan gibt seine Sache noch nicht verloren. „Hören Sie, bei allem Respekt, aber dieser Mann hat Probleme. Tut mir leid, dass ich das sagen muss, Dylan, aber ich glaube, der Vorfall da unten war ein Trigger für Ihr posttraumatisches Belastungssyndrom.“

      „Mein PTB-Syndrom hab ich ganz gut im Griff“, kontere ich, obwohl das nur ein Wunschtraum ist.

      „Ach ja. Und deswegen hat man Sie aus der Armee entlassen?“

      Das trifft mich jetzt doch. „In allen Ehren“, erwidere ich, auch wenn ich weiß, dass die anderen das auch wissen.

      Keegan versucht es auf eine andere Tour. „Sie haben doch verstanden, Jim, oder? Sie hat fünfmal auf Ihren Sohn eingestochen – und zwar an Stellen, die garantiert tödlich sein mussten. Dazu braucht es einen Plan, man muss sich informieren. Nur eine dieser Wunden wäre …“

      „Hören Sie auf“, unterbreche ich ihn. Elise ist kreidebleich und ich weiß, dass jedes Bild, das er vor ihrem inneren Auge wachruft, für sie wie eine tödliche Wunde ist.

      „Detective“, sagt Jim, „Sie müssen uns nicht daran erinnern, was dieses Mädchen getan hat.“

      „Tut mir leid“, sagt Keegan. „Ich wollte nur unterstreichen, wie dringend dieser Fall ist. Soweit wir wissen, hat diese Cox mit dem Kidnapper in Shady Grove gemeinsame Sache gemacht. Sie muss Hilfe haben, sonst könnte sie nicht so lange unentdeckt bleiben. Jetzt machen die Medien sie zu einer Art Heldin. Aber wollen Sie mir weismachen, sie ist einfach so über ein Mädchen gestolpert, das vor zwei Jahren entführt wurde und seitdem verschwunden war? Das kommt mir ziemlich spanisch vor. Da passt etwas nicht zusammen.“

      „Es gibt keinen Beweis, dass sie ihn gekannt hat“, werfe ich rasch ein. „Die Polizei in Shady Grove hat die Geschichte von diesem entführten Mädchen bestätigt. Als Casey zum ersten Mal wegen des Einbruchs in das Haus verhaftet wurde, hat sie erklärt, woher sie wusste, dass das Mädchen bei ihm war. Sie haben das nicht ernst genug genommen. Aber Sie müssen bedenken, ich war СКАЧАТЬ