Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 35

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Bi­rot­te­aus wer­den wür­de. An­selm Po­pi­not war klein und hat­te einen Klump­fuß, ein Ge­bre­chen, das das Ge­schick auch Lord By­ron, Wal­ter Scott und Herrn von Tal­ley­rand hat zu­teil wer­den las­sen, um die an­dern da­mit Be­haf­te­ten zu trös­ten. Er hat­te den blü­hen­den, som­mer­spros­si­gen Teint der Rot­haa­ri­gen; aber sei­ne rei­ne Stirn, sei­ne Au­gen von der Far­be grau­ge­äder­ten Achats, sein hüb­scher Mund, die Rein­heit und Gra­zie keu­scher Ju­gend, die Ängst­lich­keit, die er sei­nes kör­per­li­chen Ge­bre­chens hal­ber emp­fand, tru­gen ihm hilf­rei­che Sym­pa­thi­en ein: man be­weist gern den Schwa­chen Lie­be. Po­pi­not in­ter­es­sier­te. Der klei­ne Po­pi­not, wie ihn alle Welt nann­te, ge­hör­te zu ei­ner streng re­li­gi­ösen Fa­mi­lie, in der die Tu­gen­den aus Ein­sicht ge­übt wur­den, und de­ren Le­ben be­schei­den und reich an gu­ten Ta­ten war. So zeig­te auch das von sei­nem On­kel, dem Rich­ter, er­zo­ge­ne Kind alle jene Ei­gen­schaf­ten, die die Ju­gend so schön er­schei­nen las­sen: keusch und lie­be­voll, et­was schüch­tern, aber vol­ler Ei­fer, sanft wie ein Lamm, aber flei­ßig bei der Ar­beit, hin­ge­bend und mä­ßig, be­saß er alle Tu­gen­den ei­nes Chris­ten aus den ers­ten Zei­ten der Kir­che.

      Als er von ei­nem Spa­zier­gang nach den Tui­le­ri­en re­den hör­te, dem un­ge­wöhn­lichs­ten Vor­schla­ge, den zu sol­cher Stun­de sein er­ha­be­ner Chef ma­chen konn­te, glaub­te Po­pi­not, daß die­ser mit ihm vom Hei­ra­ten re­den woll­te, und dach­te so­fort an Cäsa­ri­ne, die wah­re Kö­ni­gin der Ro­sen, das le­ben­de Wahr­zei­chen des Hau­ses, in die er sich an dem­sel­ben Tage, an dem er, zwei Mo­na­te vor du Til­let, bei Bi­rot­teau ein­ge­tre­ten war, ver­liebt hat­te. Beim Hin­auf­ge­hen muß­te er ste­hen blei­ben, so sehr schwoll ihm und so stark schlug ihm das Herz; bald kam er mit Cöles­tin, dem ers­ten Kom­mis Bi­rot­te­aus, zu­rück. An­selm und sein Chef gin­gen nun, ohne ein Wort zu re­den, nach den Tui­le­ri­en. Po­pi­not war jetzt ein­und­zwan­zig Jahr alt, in wel­chem Al­ter sich auch Bi­rot­teau ver­hei­ra­tet hat­te. An­selm sah da­her hier­in kein Hin­der­nis für sei­ne Hei­rat mit Cäsa­ri­ne, ob­gleich das Ver­mö­gen des Par­füm­händ­lers und die Schön­heit des Mäd­chens der Ver­wirk­li­chung so ehr­gei­zi­ger Wün­sche sehr be­denk­lich ent­ge­gen­stan­den; aber die Lie­be wiegt sich gern in den größ­ten Hoff­nun­gen und je aus­schwei­fen­der sie sind, um so mehr glaubt sie an ihre Ver­wirk­li­chung; je fer­ner da­her sei­ne Ge­lieb­te ihm zu ste­hen schi­en, de­sto leb­haf­ter be­gehr­te er sie. Glück­li­ches Kind, das in ei­ner Zeit der all­ge­mei­nen Gleich­ma­che­rei, wo alle die­sel­ben Hüte tra­gen, noch eine Di­stanz zwi­schen ei­nem Par­füm­händ­ler und sich, dem Nach­kom­men ei­ner al­ten Pa­ri­ser Fa­mi­lie, an­er­ken­nen zu müs­sen glaub­te! Aber trotz al­ler Zwei­fel, al­ler Un­ru­he war er glück­lich; er saß ja alle Tage bei Tisch ne­ben Cäsa­ri­ne! In der Art, wie er sich den Ge­schäf­ten des Hau­ses wid­me­te, be­wies er einen Ei­fer und eine Be­geis­te­rung, die der Ar­beit jede Bit­ter­keit nah­men; da er al­les für Cäsa­ri­ne tat, war er nie­mals müde. Bei ei­nem Jüng­ling von zwan­zig Jah­ren lebt die Lie­be von der Hin­ge­bung.

      »Der wird mal ein rich­ti­ger Kauf­mann, der kommt in die Höhe«, hat­te Cäsar von ihm zu Frau Ra­gon ge­sagt, als er An­selms Tüch­tig­keit im Fa­brik­ge­schäft und sein Ver­ständ­nis für die Fi­nes­sen der Kunst rühm­te und sei­nen Ar­beitsei­fer beim Ex­pe­die­ren er­wähn­te, wo der Hin­ken­de mit auf­ge­krem­pel­ten Är­meln und blo­ßen Ar­men mehr Kis­ten pack­te und zu­na­gel­te als die üb­ri­gen Kom­mis.

      Die be­kann­te und kund­ge­ge­be­ne Be­wer­bung Alex­an­der Crot­tats, des ers­ten No­ta­ri­ats­schrei­bers bei Ro­guin, das Ver­mö­gen sei­nes Va­ters, ei­nes rei­chen Päch­ters aus der Brie, leg­ten dem Sie­ge des Ver­wais­ten star­ke Hin­der­nis­se in den Weg; aber das wa­ren nicht die stärks­ten Schwie­rig­kei­ten, die zu über­win­den wa­ren; Po­pi­not trug tief im Her­zen noch ein trau­ri­ges Ge­heim­nis be­gra­ben, das die Ent­fer­nung zwi­schen Cäsa­ri­ne und ihm noch ver­grö­ßer­te. das Ver­mö­gen der Ra­g­ons, auf das er hät­te rech­nen kön­nen, war stark er­schüt­tert; er war glück­lich, zu ih­rem Le­bens­un­ter­halt mit bei­tra­gen zu kön­nen, in­dem er ih­nen sein be­schei­de­nes Ge­halt über­ließ. Und trotz al­le­dem glaub­te er an sei­nen Er­folg! Mehr­mals hat­te er Bli­cke auf­ge­fan­gen, die Cäsa­ri­ne mit of­fen­ba­rem Stolz auf ihn ge­wor­fen hat­te: in der Tie­fe ih­rer blau­en Au­gen hat­te er eine heim­li­che Re­gung voll sü­ßer Hoff­nun­gen le­sen zu kön­nen ge­meint. So schritt er da­hin, er­regt von sei­ner au­gen­blick­li­chen Hoff­nung, zit­ternd, schweig­sam und tief be­wegt, gleich all den Jüng­lin­gen in ähn­li­cher Lage, für die das Le­ben noch im Auf­blü­hen ist.

      »Po­pi­not,« sag­te end­lich der Kauf­mann zu ihm, »geht es dei­ner Tan­te gut?«

      »Ja­wohl, Herr Bi­rot­teau.«

      »Sie er­scheint mir aber seit ei­ni­ger Zeit so sor­gen­voll, gibt es et­was, das sie be­drückt? Höre, mein Sohn, du brauchst vor mir nicht den Ge­heim­nis­vol­len zu spie­len, ich ge­hö­re doch ge­wis­ser­ma­ßen zur Fa­mi­lie, es sind jetzt fünf­und­zwan­zig Jah­re, daß ich dei­nen On­kel Ra­gon ken­ne. Ich bin zu ihm mit ei­sen­be­schla­ge­nen Schu­hen von mei­nem Dor­fe her­ge­kom­men. Ob­gleich die­ser Ort Les Tré­so­rierès heißt, be­stand mein gan­zes Ver­mö­gen aus ei­nem Louis­dor, den mir mei­ne Pa­tin ge­schenkt hat­te, die se­li­ge Frau Mar­qui­se d’Uxel­les, eine Ver­wand­te des Herrn Her­zogs und der Frau Her­zo­gin von Le­non­court, die uns­re Kun­den sind. Da­für habe ich auch je­den Sonn­tag für sie und ihre gan­ze Fa­mi­lie ge­be­tet; wir schi­cken in die Tou­rai­ne an ihre Nich­te, die Frau von Morts­auf, alle ihre Par­fü­me­ri­en. Ich be­kom­me im­mer neue Kund­schaft durch sie, zum Bei­spiel den Herrn von Van­den­es­se, der jähr­lich für zwölf­hun­dert Fran­ken kauft. Wenn man ih­nen nicht schon von Her­zen dank­bar wäre, so müß­te man es aus Be­rech­nung sein. Dir aber bin ich ohne je­den Hin­ter­ge­dan­ken gut und um dei­ner selbst wil­len.«

      »Ach, Herr Bi­rot­teau, Sie ha­ben, wenn ich mir er­lau­ben darf, Ih­nen so et­was zu sa­gen, einen höl­li­schen Kopf.«

      »Nein, mein Jun­ge, nein, da­mit al­lein hät­te ich es nicht ge­schafft. Ich will nicht be­haup­ten, daß ich nicht einen eben­so gu­ten Kopf hät­te wie an­de­re, aber ich be­saß auch noch Ehr­lich­keit, so wahr Gott lebt, ich ver­stand, mich zu be­neh­men, und ich habe nie eine an­de­re Frau ge­liebt als mei­ne. Und die Lie­be, die ist ein groß­ar­ti­ges Ve­hi­kel, ein sehr glück­li­cher Aus­druck, den ges­tern Herr von Villèle auf der Tri­bü­ne ge­braucht hat.«

      »Die Lie­be!« sag­te Po­pi­not. »Ach, Herr Bi­rot­teau, soll­te ich …«

      »Sieh mal, da kommt der alte Ro­guin zu Fuß dort hin­ten von der Place Louis XV., früh um acht Uhr. Was macht der Mann denn hier?« sag­te Cäsar und ver­gaß An­selm Po­pi­not und das Nuß­öl voll­stän­dig.

      Er er­in­ner­te sich an den Ver­dacht sei­ner Frau, und statt in den Gar­ten der Tui­le­ri­en hin­ein­zu­ge­hen, schritt Bi­rot­teau auf den No­tar zu. An­selm folg­te sei­nem Prin­zi­pal in ei­ni­ger Ent­fer­nung, ohne sich er­klä­ren zu kön­nen, wel­ches In­ter­es­se die­ser an ei­ner an­schei­nend so un­wich­ti­gen СКАЧАТЬ