Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 28

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Ge­dan­ken, das geis­ti­ge Klein­geld, be­greift, die über al­les ur­teilt, sich vor al­lem fürch­tet, al­les be­rech­net und im­mer an die Zu­kunft denkt. Ihr schö­nes küh­les aber ehr­li­ches Ge­sicht, ihr herz­li­ches We­sen, ihre Fri­sche lie­ßen Bi­rot­teau kei­nen ih­rer Män­gel emp­fin­den, die üb­ri­gens durch die den Frau­en ei­ge­ne fei­ne Recht­schaf­fen­heit, durch un­ge­wöhn­li­che Ord­nungs­lie­be, durch fa­na­ti­schen Fleiß und eine ge­nia­le Be­ga­bung als Ver­käu­fe­rin wett­ge­macht wur­den. Kon­stan­ze war da­mals acht­zehn Jah­re alt und be­saß elf­tau­send Fran­ken. Cäsar, des­sen Ehr­geiz die Lie­be aufs äu­ßers­te an­sta­chel­te, kauf­te die Ro­sen­kö­ni­gin und ver­leg­te den La­den in die Nähe des Ven­dô­me­plat­zes, in ein hüb­sches Haus. Erst ein­und­zwan­zig Jah­re alt, mit ei­ner an­ge­be­te­ten Frau ver­hei­ra­tet, Be­sit­zer ei­nes Ge­schäfts, des­sen Preis er zu drei Vier­teln be­zahlt hat­te, sah er und muß­te er in eine ro­si­ge Zu­kunft se­hen, be­son­ders wenn er an den Weg dach­te, den er seit dem Ver­las­sen der Hei­mat zu­rück­ge­legt hat­te. Ro­guin, Ra­g­ons No­tar, der den Ehe­kon­trakt auf­ge­setzt hat­te, gab dem neu­en Par­fü­me­rie­in­ha­ber einen klu­gen Rat, in­dem er ihn hin­der­te, den Rest des Kauf­prei­ses mit der Mit­gift sei­ner Frau zu be­zah­len.

      »Be­wah­ren Sie das Geld lie­ber für gute Un­ter­neh­mun­gen auf, mein Jun­ge«, hat­te er zu ihm ge­sagt. Bi­rot­teau sah mit Be­wun­de­rung zu dem No­tar auf, frag­te ihn fer­ner stän­dig um Rat und mach­te ihn zu sei­nem Freun­de. Wie Ra­gon und Pil­ler­ault hat­te er ein sol­ches Ver­trau­en zu ei­nem No­tar, daß er ihm ohne je­den Ver­dacht in al­les Ein­blick ge­währ­te. Dank Ro­gu­ins Rat hät­te Cäsar, im Be­sitz der elf­tau­send Fran­ken Kon­stan­zes für neue Ge­schäf­te, sei­ne Aus­sich­ten nicht ge­gen die des ers­ten Kon­suls ein­ge­tauscht, wie glän­zend auch Na­po­le­ons Zu­kunft zu sein schi­en. Zu­erst hielt sich Bi­rot­teau nur eine Kö­chin, be­zog den über sei­nem La­den ge­le­ge­nen Zwi­schen­stock, eine Art von Rum­pel­kam­mer, die von ei­nem Ta­pe­zie­rer ziem­lich hübsch in­stand ge­setzt wur­de und in dem für das jun­ge Paar ein dau­ern­der Ho­nig­mond be­gann. Im Kon­tor er­schi­en Frau Kon­stan­ze wie ein Wun­der. Ihre be­rühmt ge­wor­de­ne Schön­heit war von au­ßer­or­dent­li­chem Ein­fluß auf den Ver­kauf, und un­ter den jun­gen Ele­gants der Em­pi­re­zeit war fort­wäh­rend die Rede von der schö­nen Frau Bi­rot­teau. Wenn Cäsar auch roya­lis­ti­scher Ge­sin­nun­gen be­schul­digt wur­de, so er­kann­te man doch sei­ne Recht­schaf­fen­heit an, und wenn et­li­che be­nach­bar­te Kauf­leu­te ihn auch um sein Glück be­nei­de­ten, so hielt man ihn doch des­sen für wür­dig. Die Ver­wun­dung, die er auf den Stu­fen von Saint-Roch er­hal­ten hat­te, ver­lieh ihm den Nim­bus ei­nes in die po­li­ti­schen Ge­heim­nis­se ein­ge­weih­ten und ei­nes tap­fe­ren Man­nes, ob­wohl er we­der ir­gend wel­chen mi­li­tä­ri­schen Mut im Her­zen, noch ir­gend­ei­ne po­li­ti­sche Idee im Ge­hirn be­saß. Auf die­ser Ba­sis wähl­ten ihn die recht­schaf­fe­nen Leu­te des Ar­ron­dis­se­ments zum Ka­pi­tän der Na­tio­nal­gar­de; er wur­de aber von Na­po­le­on kas­siert, der nach Bi­rot­te­aus An­sicht ihm ihr Ren­kon­tre im Ven­dé­mi­aire noch nachtrug. Cäsar wur­de so um bil­li­gen Preis vom Glan­ze des Ver­folg­ten um­ge­ben, was ihn in den Au­gen der Op­po­si­ti­on in­ter­essant mach­te und ihn eine ge­wis­se Be­deu­tung ge­win­nen ließ.

      Be­trach­ten wir nun, wie das Schick­sal die­ses Ehe­paars wei­ter ver­lief, des­sen Ge­fühl ge­gen­sei­ti­ger Zu­nei­gung nicht nachließ, und das höchs­tens durch kauf­män­ni­sche Sor­gen be­un­ru­higt wur­de.

      Im Ver­lauf des ers­ten Jah­res weih­te Cäsar Bi­rot­teau sei­ne Frau in den Ver­kauf und die Ein­zel­hei­ten der Par­fü­me­ri­en ein, wo­für sie ein aus­ge­zeich­ne­tes Ver­ständ­nis be­wies; sie schi­en ge­schaf­fen und in die Welt ge­setzt zu sein, um Kun­den zu be­die­nen. Aber am Ende die­ses Jah­res war der ehr­gei­zi­ge Par­füm­händ­ler ent­setzt über die Bilanz; nach Ab­zug al­ler Kos­ten wür­de er in zwan­zig Jah­ren kaum das be­schei­de­ne Ka­pi­tal von hun­dert­tau­send Fran­ken, das er sich als Ziel ge­setzt hat­te, er­spart ha­ben kön­nen. Er be­schloß da­her, schnel­ler zu Ver­mö­gen zu kom­men, und woll­te zu­nächst die Fa­bri­ka­ti­on mit dem De­tail­ge­schäft ver­bin­den. Ge­gen den Rat sei­ner Frau mie­te­te er einen Schup­pen und et­was Ter­rain im Fau­bourg du Tem­ple und ließ dar­auf mit großen Buch­sta­ben ma­len: Fa­brik von Cäsar Bi­rot­teau. Er mie­te­te sich in Gras­se einen Ar­bei­ter aus, mit dem er zu glei­chen An­tei­len die Fa­bri­ka­ti­on von Sei­fen, Es­sen­zen und Köl­ni­schem Was­ser be­gann. Aber die So­zie­tät mit die­sem Ar­bei­ter dau­er­te nur sechs Mo­na­te und en­de­te mit Ver­lust, den er al­lein zu tra­gen hat­te. Ohne sich ent­mu­ti­gen zu las­sen, woll­te Bi­rot­teau um je­den Preis zu ei­nem Er­fol­ge kom­men, ein­zig des­halb, weil er nicht von sei­ner Frau ge­schol­ten wer­den woll­te, der er spä­ter ge­stand, daß ihm in die­ser Zeit der Verzweif­lung der Kopf wie ein Schlot rauch­te, und daß er mehr­mals, wenn ihn nicht sei­ne re­li­gi­öse Über­zeu­gung ge­hin­dert hät­te, in Ver­su­chung war, sich in die Sei­ne zu stür­zen. Nie­der­ge­schla­gen über meh­re­re er­geb­nis­lo­se Ver­su­che, ging er ei­nes Ta­ges lang­sam die Bou­le­vards ent­lang nach Hau­se zum Es­sen, denn der Pa­ri­ser Fla­neur ist eben­so häu­fig ein ver­zwei­fel­ter wie ein mü­ßi­ger Mensch. Da wur­den sei­ne Bli­cke un­ter et­li­chen Bü­chern zu sechs Sous, die in ei­nem Kor­be auf der Erde la­gen, von ei­nem staub­ver­gilb­ten Ti­tel ge­fes­selt: »Ab­de­ker, oder die Kunst, die Schön­heit zu er­hal­ten.« Er nahm das an­geb­lich ara­bi­sche Buch auf, eine Art Ro­man von ei­nem Arzt des vo­ri­gen Jahr­hun­derts, und stieß auf eine Sei­te, wo von Par­füms die Rede war. Er durch­blät­ter­te das Buch, an einen Bou­le­vard­baum ge­lehnt, und las eine Stel­le, wo der Au­tor das We­sen der Un­ter- und der Ober­haut er­klärt und zeigt, wel­che Pas­te oder Sei­fe eine häu­fig der Er­war­tung ent­ge­gen­ge­setz­te Wir­kung her­vor­bringt, wenn die Pas­te und die Sei­fe die Haut zu­sam­men­zie­hen, die ent­spannt ge­hal­ten sein will, oder die Haut ent­span­nen, die nach Zu­sam­men­zie­hen ver­langt. Bi­rot­teau kauf­te das Buch, von dem er ein Ver­mö­gen er­hoff­te. Da er trotz­dem sei­ner Er­leuch­tung nicht trau­te, be­gab er sich zu ei­nem be­rühm­ten Che­mi­ker, Vau­que­lin, von dem er ganz naiv das Re­zept er­bat, um ein Kos­me­ti­kum mit zwie­fa­cher Wir­kung, das den ver­schie­de­nen Spiel­ar­ten der mensch­li­chen Epi­der­mis Rech­nung trug, her­zu­stel­len. Die wah­ren Ge­lehr­ten, die Män­ner, die wirk­lich groß sind in dem Sin­ne, daß ih­nen bei Leb­zei­ten der Ruhm, den ihre un­ge­kann­ten au­ßer­ge­wöhn­li­chen Ar­bei­ten ver­dient hät­ten, nie­mals zu­teil wird, sind fast alle dienst­wil­lig und freund­lich ge­gen die geis­tig Ar­men. Vau­que­lin ge­währ­te also dem Par­füm­händ­ler sei­ne Pro­tek­ti­on, ge­stat­te­te ihm, sich Er­fin­der ei­ner Pas­te, die die Wei­ße der Hän­de er­zielt, zu nen­nen, und gab ihm de­ren Zu­sam­men­set­zung an. Bi­rot­teau nann­te sie Dop­pel­pas­te der Sul­tan­in­nen. Um die Sa­che voll­kom­men zu ma­chen, wen­de­te er das Ver­fah­ren der Pas­te für die Hän­de auf ein Was­ser für den Teint an, das er Eau Car­mi­na­ti­ve nann­te. Bei dem wei­te­ren Vor­ge­hen mach­te er sich das Prin­zip des Pe­tit-Ma­te­lot zu ei­gen und ent­wi­ckel­te, als ers­ter un­ter den Par­füm­händ­lern, je­nen Lu­xus von Pla­ka­ten, An­non­cen und an­dern Re­kla­men, die man viel­leicht mit Un­recht Char­la­ta­ne­rie nennt.

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