Название: Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman
Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der kleine Fürst Box
isbn: 9783740929480
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»Ich bin ein bisschen spät«, entschuldigte sich Armin, »das tut mir leid, aber ich bin nicht früh genug weggefahren. Wir konnten uns nicht von unserer Arbeit losreißen, Ludwig von Isebing und ich.«
Friedrich blieb stehen. »Ludwig von Isebing?«, fragte er. »Helenas Sohn? Warst du bei ihm, als wir dich angerufen haben?«
»Ja, hatte ich das nicht erwähnt?«
»Nein. Ich hatte es bei dir zu Hause versucht, und erst als ich dich dort nicht erreicht habe, habe ich es auf deiner Mobilfunknummer probiert. Was hast du denn mit Ludwig von Isebing zu tun?«
Lebhaft fing Armin an zu erzählen, und da sich der Baron sehr für die Pläne interessierte, die Armin und Ludwig schmiedeten, vergaß er zu erwähnen, dass eine von Ludwigs Töchtern an diesem Abend ebenfalls zu den Gästen auf Sternberg gehörte.
So wichtig war das ja auch nicht, schließlich würde Armin sie beim Essen ohnehin sehen. Dieser Ansicht war auch Sofia, als er es ihr wenig später erzählte. »Er kennt sie ja vermutlich gar nicht, Fritz«, sagte sie. »Wenn er erst seit zwei Wochen auf Isebing ist, hat er Charly wohl gar nicht mehr gesehen. So lange ist sie doch bestimmt schon bei Helena. Ach, das wird aber nett, wenn wir die beiden miteinander bekannt machen.«
»Und wer sind nun eigentlich die anderen Gäste?«, erkundigte er sich.
»Annas Freundin Sabrina von Erbach und Konrads Freundin Laura von Wredeburg«, erklärte die Baronin. »Es ist praktisch ein erweitertes Familienessen, mehr Gäste konnte ich nicht einladen, nachdem Helena erwähnt hatte, dass Charly sonst garantiert nicht kommen würde.«
»Warum nicht?«, fragte er erstaunt.
»Sie ist schüchtern, Fritz. Das war sie wohl schon immer, auch als sie noch reichlich ungehörig aufgetreten ist. Helena hat mich noch einmal angerufen, nachdem sie mit Charly gesprochen hatte: Sie musste sie erst überreden, unsere Einladung anzunehmen.«
»Sieh mal an, das hätte ich nicht gedacht. Sie wirkt doch so, als seien solche Einladungen ihr täglich Brot, oder?«
Die Baronin lächelte fein und gab ihrem Mann einen Kuss. »Da siehst du mal, dass man sich auf den äußeren Eindruck nicht verlassen kann, Liebster!«
*
Marianne und Ludwig waren entzückt von Armins Schwester Rosalie – und ebenfalls von der nicht zu übersehenden Tatsache, dass ihr Ältester sich heftig in die reizende junge Frau verliebt hatte.
Auch Peters Geschwister waren angetan von Rosalie, die sich innerhalb kürzester Zeit in der Familie bestens zurechtfand und sich während des Abendessens lebhaft an den Tischgesprächen beteiligte. Die Einzige, die stumm und beleidigt vor sich hin starrte, war Sara. Zwar hatte sie einen kurzen Ausritt mit Armin von Thaden unternommen, aber sie war ihm dabei nicht, wie erhofft, nähergekommen. Und wenig später hatte sie dann erfahren müssen, dass er am Samstagnachmittag abreisen werde, um erst am Sonntag zurückzukehren. So hatte sie sich dieses Wochenende auf dem elterlichen Gut wahrhaftig nicht vorgestellt. Mittlerweile war sie fest entschlossen, seine Rückkehr am kommenden Tag nicht abzuwarten, sondern vorher abzufahren. Vielleicht war er dann wenigstens enttäuscht, sie nicht mehr anzutreffen!
»Was ist dir eigentlich für eine Laus über die Leber gelaufen, Sara?«, fragte Peter in diesem Moment, und es passte ihr gar nicht, dass sich kurzfristig die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie richtete.
»Nichts«, antwortete sie knapp und hoffte, er werde sich damit zufriedengeben.
Doch den Gefallen tat er ihr nicht. »So siehst du aber gar nicht aus«, stellte er fest. »Man könnte meinen, du hättest dich über etwas sehr ärgern müssen.«
»Und wenn es so wäre«, fuhr sie ihn an, »dann würde ich jedenfalls nicht mit dir darüber reden.«
»Sara!«, mahnte Marianne. »Peter hat dir nur eine Frage gestellt – es gibt keinen Grund, ihn daraufhin so anzufahren.«
»Er soll mich in Ruhe lassen, mehr verlange ich gar nicht!«, fauchte Sara.
Ludwig sah, dass Thomas bereits den Mund öffnete, um weiteres Öl ins Feuer zu gießen, doch das verhinderte er mit einem warnenden Blick und einer Frage, die er an Rosalie stellte.
Diese antwortete prompt, und damit war die Harmonie am Familientisch, zumindest äußerlich, gerettet.
*
Charlotta betrachtete sich im Spiegel und dachte an ihre Großmutter. Es war Helena gewesen, die darauf bestanden hatte, dass sie dieses blaue Seidenkostüm auch noch kauften, obwohl ihre Enkelin mehrfach betonte hatte, es fehle ihr an Gelegenheiten, es zu tragen. »So viel Geld, Omi – für ein einziges
Kostüm! Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Und ob das mein Ernst ist, Kind!«
Nun trug sie es also, und sie musste zugeben, dass Helena und Esther Waldorf Recht gehabt hatten: Es stand ihr ausgezeichnet. Es betonte das Blau ihrer Augen und ließ ihre Lockenpracht erst richtig zur Geltung kommen. Sie war dann doch noch bei einem Friseur gewesen, der ihre Haare kaum gekürzt, aber in Form geschnitten hatte. Das Ergebnis war überwältigend gewesen. Hatten ihre Haare vorher häufig widerborstig in alle Himmelsrichtungen vom Kopf abgestanden, so fielen die dunkelblonden Locken jetzt geschmeidig bis auf die Schultern und bildeten den passenden Rahmen für ihr Gesicht. Sie trug sogar Schuhe mit kleinen Absätzen, auf denen sie mittlerweile einigermaßen gut laufen konnte.
Sie verließ ihre Gästesuite und machte sich auf den Weg nach unten. Aus der Bibliothek hörte sie leises Gemurmel, offenbar tranken Sofia und Friedrich dort bereits einen Aperitif. Die alte Schüchternheit überfiel sie wieder. Aber während sie noch zögernd am Treppenabsatz stand, kamen Anna, Christian und drei weitere Jugendliche in die große Eingangshalle. »Hallo, Charly!«, rief Anna. »Mensch, du siehst ja super aus!«
Erleichtert wandte sich Charlotta den Jugendlichen zu. Die drei, die sie noch nicht kannte, wurden ihr jetzt von Christian vorgestellt: »Das ist Sabrina von Erbach, Annas beste Freundin, dies ist Laura, Konrads Freundin, und das ist mein Cousin Konrad, von uns allgemein nur Konny genannt.«
»Ich freue mich, euch kennenzulernen«, sagte Charlotta, die in lauter freundlich lächelnde Gesichter blickte und ihren kurzen Anfall von Schüchternheit bereits wieder vergessen hatte.
Die Baronin erschien in der Tür der Bibliothek. »Da seid ihr ja alle!«, rief sie erfreut. »Armin, komm her, damit ich dich mit den anderen Gästen bekannt mache!«
Bei dem Namen »Armin« zuckte Charlotta zusammen – und gleich darauf erschien der einzige Mann dieses Namens, den sie kannte, tatsächlich hinter der Baronin. Sie konnte es einfach nicht glauben! War das nun Zufall? Oder steckte Absicht dahinter?
Er lächelte ihr unbefangen zu, dann veränderte sich seine Miene, er trat einen Schritt näher und fragte schließlich unsicher: »Frau von Isebing? Sind Sie das?«
»Ihr kennt euch?«, fragte Sofia enttäuscht. »Und wir hatten uns so darauf gefreut, euch überraschen zu können.«
Armin hatte sich wieder gefangen. »Oh, das ist euch gelungen«, versicherte er. »Überraschter bin ich noch nie in meinem Leben gewesen.« Er lächelte Charlotta verschmitzt zu.
Sie konnte in СКАЧАТЬ