Die Tochter des Granden. Karl May
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Название: Die Tochter des Granden

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

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isbn: 9783849609559

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СКАЧАТЬ erhob sich. Da fragte er traurig:

      »Sie wollen gehen, Señorita?« – »Ja; ich werde sonst vermißt. Also um neun Uhr kommen Sie?« – »Ich komme! Darf ich Sie nicht begleiten, Señorita?«

      Rosetta besann sich errötend und antwortete:

      »Es ist dunkel, und man wird uns nicht sehen. Ja, kommen Sie bis zum Schloß mit!«

      Sie verließen das Häuschen, und er reichte ihr den Arm. So hoch und stark er war, so war er doch kaum um einen halben Fuß größer als sie, und wer sie jetzt so nebeneinander dahin schreiten sah, der hätte sie jedenfalls für ein ganz auserlesenes Paar gehalten.

      Sie legten ihren Weg unter tiefstem Schweigen zurück, aber desto lauter war die Stimme ihrer Herzen. Er fühlte ihren Arm auf dem seinigen, aber er hätte es nicht gewagt, ihn fester an sich zu ziehen. Es war ihm, als wandle ein überirdisches, unendlich höheres Wesen neben ihm her, ein Wesen, zu dem er anbetend emporschauen müsse. Und als sie endlich vor dem Parktor standen, um Abschied zu nehmen, da zuckte es ihm zwar heiß und verlangend durch die Seele, aber seine Arme blieben gesenkt, und als sie ihm die Hand entgegenstreckte, da zog er diese nur für eine ganz, ganz kurze Zeit an seine Brust, und wagte es nicht, sie mit seinen Lippen zu berühren.

      »Gute Nacht, Carlos«, sagte sie.»Ruhen Sie aus von Ihrer Reise!« – »Ausruhen?« fragte er. »Meine Seele ist ruhelos, bis sie die Ruhe des Grabes finden wird. Gute Nacht, Señorita!«

      Er wollte gehen, sie aber faßte ihn abermals bei der Hand, trat nahe, ganz nahe an ihn heran und lehnte ihr Köpfchen an seine Schulter. Dann fühlte er ihren Busen an seinem Herzen sich heben und senken und hörte ihre leise gesprochene Bitte:

      »Mein Carlos, vergib mir, und sei nicht unglücklich!«

      Da umfaßte er sie mit den Händen, zog sie innig an sich und flüsterte:

      »Wie kann ich glücklich sein, wenn du mir nicht aufgehen darfst, mein Licht, mein Stern, meine Sonne!« – »Nur unsere Körper werden getrennt sein, unsere Seelen aber haben sich gefunden und werden einander nie verlieren, was auch kommen möge! Gott sei mit dir!«

      Darauf trat Rosetta von ihm zurück und schlüpfte in den Park. Er aber stand und lauschte, bis ihre leichten Schritte verklungen waren, bewegungslos noch lange an derselben Stelle bleibend.

      2. Kapitel.

      Gerade um die Zeit, als die Liebenden voneinander Abschied nahmen, wurde in einem Zimmer des Schlosses ein Gespräch geführt, für dessen Belauschung Sternau jedenfalls sehr viel gegeben hätte. Es wurde von einem der beiden Chirurgen bewohnt, die die Aufgabe hatten, unter Assistenz eines Arztes aus Manresa den Grafen von dem Stein zu befreien. Señor Gasparino Cortejo, der Advokat, befand sich bei ihm. Er hatte sich soeben erhoben, um sich zu verabschieden, und meinte mit seiner kalten, scharfen Stimme:

      »Also Sie glauben, daß die Operation absolut tödlich ist?« – »Absolut!« – »Werden Ihre Kollegen nicht Einspruch erheben?« – »Sie werden nicht wagen, anderer Meinung als ich zu sein. Sie wissen, daß ich zu den Koryphäen der chirurgischen Wissenschaft gehöre«, war die stolze Antwort. – »Gut. Sie haben aber den Grafen glauben lassen, daß er gerettet werde?« – »Natürlich.« – »So bleibt es bei unserer Besprechung. Die Operation findet, ohne daß die Condesa darum weiß, bereits morgen früh acht Uhr statt. Ihr fürstliches Honorar erhalten Sie in meiner Wohnung in Manresa. Gute Nacht!« – »Gute Nacht!«

      Die beiden Männer schüttelten sich mit einer Höflichkeit die Hände, als ob jeder den anderen für einen vollkommenen Ehrenmann halte, dann schieden sie. Der Advokat suchte aber sein Zimmer nicht auf, sondern ließ sich bei der Stiftsdame melden, die ihm so eilig in das Vorzimmer entgegenkam, daß er erkannte, wie sehnsuchtsvoll er von ihr erwartet worden war. Sie zogen sich in das Boudoir der frommen Dame zurück, dessen Tür sie verriegelten, um vor einem jeden Lauscher sicher zu sein.

      Der Notar trug nicht die spanische Nationaltracht, sondern er war ganz schwarz in Frack und Pantalons gekleidet. Die Bewegungen seiner langen, hageren und weit nach vorn gebeugten Gestalt hatten etwas Schleichendes an sich, und die Züge seines scharfen, aus einer hohen, steifen Halsbinde hervorragenden Gesichts zeigten etwas Raubvogelartiges, daß es schwer hielt, diesen Mann nicht zu fürchten. Der Eindruck seines abstoßenden Gesichts wurde verstärkt durch den unsteten, lauernden Blick seiner Augen.

      Die Stiftsdame trug gewöhnlich ihr schwarzes Ordenskleid, jetzt aber hatte sie ein duftiges Negligé angelegt, das einer Tänzerin alle Ehre gemacht haben würde. Ihre Gestalt war stark und voll, und die Gesichtszüge der beinahe Fünfzigjährigen waren grob und unweiblich, wozu noch der unschöne Umstand kam, daß das eine ihrer Augen etwas schielte.

      »Willkommen, Señor«, meinte sie, indem sie sich mit widerlicher Koketterie in eine Samtottomane fallen ließ. »Ich habe lange auf Sie warten müssen. Wie steht es?« – »Sehr gut«, antwortete der Notar, indem er an ihrer Seite Platz nahm. »Der Chirurg ist auf meine Vorschläge eingegangen.« – »So hat Gott sein Herz gelenkt, damit wir die Früchte unserer langen Enthaltsamkeit endlich einmal genießen können. Wird der Schnitt tödlich sein?« – »Absolut.« – »So können wir es nicht ändern«, meinte sie mit einem frommen Augenaufschlag. »Es ist dem Grafen wohl zu gönnen, daß ihn der Herr von seinen Leiden erlöst. Aber wird die Condesa nicht abermals widerstreben?« – »Diesmal nicht, meine Liebe. Sie weiß nicht anders, als daß die Operation erst um elf Uhr vor sich gehen wird, während wir doch bereits um acht Uhr beginnen. Der Graf wird sein Leiden überstanden haben, wenn sie sich noch bei der Toilette befindet« – »Und Graf Alfonzo?« fragte sie mit einem sehr impertinenten Zwinkern ihrer schielenden Augen. – »Er ist ganz der Mann dazu, unser Meisterstück zu krönen.« – »Ja, es war ein Meisterstück von uns, ein Meisterstück, von dem diese böse Welt keine Ahnung hat und auch niemals eine haben wird. Wir hatten uns lieb, mein alter Gasparino, aber wir konnten uns nicht haben, denn ich war die Tochter eines stolzen Hidalgo, und du warst ein armer, brotloser Schlucker. Wir hätten unser Kind doch noch töten müssen, wenn du nicht auf den köstlichen Gedanken gekommen wärst, es an Stelle des kleinen Grafen Alfonzo mit dem Bruder des Grafen Emanuel nach Mexiko zu schicken. Nun sind wir die Eltern eines Grafen und werden bereits morgen über die Millionen der Familie Rodriganda gebieten. Komm, mache es dir bequem, und laß uns vergessen, daß ich nicht dein Weib werden konnte.«

      In einer sehr frühen Stunde des nächsten Tages verließ Condesa Rosa de Rodriganda ihre Gemächer, um einige Zeit im Park zu lustwandeln. Sie trug weder die beengende Pariser Kleidung, noch irgendeine spanische Nationaltracht; die Gewandung, die ihren schönen Körper umgab, war das Produkt einer sehr glücklichen Phantasieeingebung, eine sinnreiche Verschmelzung des duftig Maurischen mit dem gediegen Nordischen.

      Unter weiten, goldgestickten, weißseidenen Pantalons steckte ein zart gebildetes Füßchen in einem glänzenden Brokatschuh, dessen Länge keinesfalls über die berühmte und von den Frauen so heiß ersehnte Nummer Null hinauskam. Über diese Pantalons war ein faltiges, rostseidenes Röckchen geschürzt, dessen nach unten ausgeschnittenes Vorderteil den Schritt freigab und den herrlichen Gliederbau mehr ahnen als erblicken ließ. Dieses Röckchen wurde um die schlanke Taille von einem in Gold und Perlen reichverzierten Gürtel zusammengehalten, der die Weichheit und Rundung der Hüften trefflich hervorhob. Darüber schimmerte ein kurzer Rock von einer Farbe, die den duftenden Rosen von Schiras abgelauscht zu sein schien. Als Obergewand fiel von den Schultern ein oleanderblütenfarbiger Manteau, der am Boden eine wallende Schleppe bildete und der aus jenem schleierartigen, kostbaren Samt gearbeitet war, der nur von den zarten Fingern der Frauen von Derbidschan gewebt werden kann und zu dessen Anfertigung eine Arbeiterin für einen einzigen Meter ein Vierteljahr braucht. СКАЧАТЬ