Название: Der Himmel küsst die Erde
Автор: Karl-Heinz Fleckenstein
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783981845716
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Ich bin durch meinen Sohn so reich gesegnet worden, dass mein Mund voller Dankbarkeit und Freude in diesem Lobgesang überfloss: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.” (Lk1,46-48).
Gemeinsam mit dir möchten auch wir hoffen, dass Gott uns in unserer Niedrigkeit sieht und zu uns kommt. So dass auch wir, ähnlich wie du, mit seinem Geist der Liebe und Demut schwanger gehen dürfen in dem Wissen, dass sein großer Heilswille für eine menschengerechtere Welt immer nur durch selbstlose Menschen geschieht, die sich wie du für den Geist Gottes öffnen.
Auch ihr dürft zu Hoffnungsträgern werden. Glaub es mir! Hoffnung lässt sich immer wieder neu verschenken. Gönnt der gestressten Verkäuferin an der Supermarktkasse ein Wort der Aufmunterung. Nehmt euch endlich die Zeit für einen längst fälligen Besuch. Umarmt, tröstet, lächelt, übt euch im Zuhören. Das Maß an Hoffnung, das ihr einander zu schenken vermögt, ist nie ausgeschöpft!
Mit zwei Koffern und einer Plastiktüte zu den traumatisierten Menschen im Nahen Osten
„Ich bin ein Vogel ohne Flügel, denn die Christen sind meine Flügel. Ohne sie kann ich weder nach Afrika, Indien oder in den Nahen Osten fliegen.“ Das sind die Worte von Schwester Hatune Dogan. Wer ist diese Nonne, die von vielen als die „Mutter Theresa der vertriebenen Menschen im Vorderen Orient“ bezeichnet wird und das deutsche Bundesverdienstkreuz erhalten hat?
Hatune Dogan wurde am 02. April 1970 in Zaz, im Tur-Abdin im Süd-Osten der Türkei geboren. Ihre Muttersprache ist Aramäisch, die Sprache Jesu. Jahrhundertelang war diese Region überwiegend christlich. Dann eroberten islamische Herrscher das Gebiet. Glaubenskriege und Vertreibungen prägen seither seine Geschichte. Hatune hat Verfolgung am eigenen Leib erfahren. Mit fünfzehn flüchtete sie mit ihren Eltern und Geschwistern nach Istanbul. Ihr Vater hatte mehrere Diebe auf seinem Weinberg erwischt, die daraufhin von der Dorfgemeinschaft verspottet wurden. Deshalb wollten sie sich an ihm rächen und ihn umbringen. Überstürzt mussten die Dogans ihre Heimat verlassen. Schließlich landeten sie in Deutschland, wo ihnen Asyl gewährt wurde und sie die deutsche Staatsbürgerschaft erhielten.
1988 trat Hatune als syrisch-orthodoxe Christin in den Orden von St. Ephraim der Syrer ein. Nach ihrer Ausbildung an der Katholischen Fachhochschule Mainz war sie als Gemeindereferentin in syrisch-orthodoxen Gemeinden in der Umgebung von Paderborn tätig. Ab 1992 arbeitete sie an einem deutsch-aramäischen Wörterbuch, das 1997 veröffentlicht wurde.
Seit 1999 lebt sie nach den Worten ihres Meisters: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40). Nach einer Reise nach Indien hat sie 2011 die Stiftung „Hatune – Helfende Hände für die Armen“ aufgebaut. Für Familien und Obdachlose errichtet diese Organisation jährlich etwa 500 Häuser. Dazu werden rund 500 Trinkwasserbrunnen pro Jahr gegraben. Mit ihren mobilen Kliniken und der Lepra-Hilfe bietet sie medizinische Versorgung für mehr als 25.000 Menschen. Etwa 800 Kinder bekommen eine Schulausbildung, 1.000 konnten eine Ausbildung abschließen. 300 Waisenkinder sind in Heimen untergebracht. Die Stiftung arbeitet nur mit ehrenamtlichen Helfern. Dadurch fallen keine Kosten für Verwaltung, Angestellte oder Büroräume an.
In besonderer Weise engagiert sich Schwester Hatune für die traumatisierten Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, die von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ vertrieben wurden. Zwei Koffer und eine Plastiktüte, mehr braucht sie nicht für ihre Reise nach Syrien und in den Irak. In dem großen Koffer bringt sie Kleidung für die Flüchtlinge mit. In dem kleineren Koffer steckt ihre Ausrüstung: Laptop, Kamera, Diktiergerät, Notizblöcke, ein Stethoskop. In der Plastiktüte hat sie eine zweite Schwesternkutte. „Das reicht für mich“, meint sie lächelnd.
Mit einem Koffer voller Kleidung in eine Region zu reisen, in der mehrere Millionen Menschen heimatlos sind, wirkt fast naiv. Aber Hatune Dogan hat noch viel mehr in ihrem Reisegepäck: ihre Fähigkeit, Menschen, deren Angehörige umgebracht wurden, zu trösten. „Es ist jedes Mal eine gefährliche Reise“, gibt sie zu. „Ich habe achtzehn Morddrohungen in sieben Sprachen bekommen. Aber der Herr wacht über mich.“
Schwester Hatune hat keine Angst um ihr eigenes Leben, aber die Grausamkeit dieses Kriegs bringt sie an den Rand der Verzweiflung. „Ich will Menschen helfen, die auf der Flucht vor den Milizen des „Islamischen Staats“ sind. Darunter befinden sich viele Christen. Aber ich helfe auch allen anderen. Wer bin ich denn, Unterschiede zu machen, wenn Jesus Christus das nicht getan hat? Ich akzeptiere Muslime als Mitmenschen. Wir sind alle Kreaturen Gottes. Ich habe persönlich keine Probleme mit ihnen. In unserer Stiftung gibt es zum Beispiel eine Familie aus Dubai, die uns unterstützt. Wer aber sagt, dass der IS nichts mit dem Islam zu tun hat, belügt sich selbst. Ich liebe die Menschen, aber ich hasse Gesetze, die den Menschen in seiner tiefsten Würde verletzen.“
Schwester Hatune will vor allem den Kindern und Familien helfen, die auf der Flucht vor den Milizen des „Islamischen Staats (IS)“ sind.
„Nachdem ich die Freiheit in Deutschland genießen konnte, wollte ich nicht einfach ruhig hier sitzen bleiben. Heute, 30 Jahre nach meiner eigenen Flucht, erkenne ich mich in den Vertriebenen wieder“, erklärt die Nonne gedankenvoll. „Die meisten haben nichts, wie wir damals. Nur das, was sie am Leib tragen.“
Junge Mädchen, die missbraucht worden sind, dürfen sich an der Schulter von Schwester Hatune ausweinen.
Schreckliche Bilder belasten Hatune. Ein Video zeigt drei Kinder. Sie sind fünf, sechs und sieben Jahre alt. Ein IS-Fanatiker hat sie gefilmt. In der linken Hand hält er die Kamera, in der rechten ein Messer. „Wer von euch will zuerst sterben?“, fragt er. Die Kleinen weinen. Jedes Kind zeigt voller Panik auf ein anderes. Ihre Eltern sind gefesselt und werden gezwungen, diesem grausamen Treiben zuzusehen. Schwester Dogan hat das Video auf ihrem Laptop gespeichert. „Es waren Kinder einer christlichen Familie. Sie sind grausam ermordet worden. Meine Mitarbeiter vor Ort haben es bestätigt. Ich habe keine Tränen mehr. Mein Herz weiß keine Lösung.“ Trotzdem reist sie immer wieder nach Syrien und in den Irak.
Besonders sorgt sich Schwester Hatune um das Schicksal der Frauen, die als Sexsklavinnen missbraucht werden. Rund 4000 sind in der Gewalt der Extremisten. Viele trauen sich, wenn sie freikommen, nicht mehr nach Hause. Weil sie ihre Würde verloren haben und sich schämen. Aus dieser Verzweiflung heraus haben sich 40 Mädchen gemeinsam von einem Felsen in den Tod gestürzt, nachdem sie von IS-Kämpfern vergewaltigt worden waren. 63 Mädchen hat Hatunes Stiftung im Nahen Osten bisher aus der Gefangenschaft von Islamisten befreien können. „Ich setze meine ganze Kraft ein, missbrauchte Mädchen aus den Händen der Kidnapper freizukaufen und ihnen danach beizustehen. Ich verstehe sie, weil ich zwischen meinem sechsten und vierzehnten Lebensjahr vier Mal einer Vergewaltigung gerade noch entkommen konnte. Ich spreche die Sprachen des Nahen Ostens, bin in dieser Gegend aufgewachsen. Die Kultur, die Unterdrückung, das alles ist für mich nicht fremd. Ich bin selbst eine Frau. Ich kann diese Mädchen nicht heilen. Ich kann aber ihre Tränen trocknen, sie umarmen und für sie da sein. Ich habe oft mit ihnen geweint. Aber dann habe ich mich immer wieder aufgerafft und gesagt: Hatune, es nutzt niemanden wenn du weinst. Du musst was tun. Ich glaube an die Tat. Blabla sagen kann jeder.“
Die Situation in den Ländern des Nahen Ostens ist ein stillgeschwiegener Völkermord. An den Einsatzorten kriecht Schwester Hatune in dunkle Lehmhütten, in denen sich gefolterte Christen vor ihren fundamentalistisch-islamischen Peinigern СКАЧАТЬ