Название: Sophienlust Box 16 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Box
isbn: 9783740972349
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»Ja, Fred.« Josefa war keines eigenen Entschlusses mehr fähig.
»Soll ich auf alle Fälle die Polizei verständigen, Frau Doktor?«, warf die praktische Haushälterin ein. »Ein Mädchen von knapp sechs Jahren, hellblondes Haar und ein knallroter Mantel – man müsste sie doch finden können, wenn sie unterwegs ist.«
»Ja, Frau Gesine, rufen Sie die Polizei an«, antwortete der Oberarzt an Josefas Stelle.
Fred Wellner half Josefa in den Mantel, den sie sonst vergessen hätte. Dann saß sie neben ihm im Wagen, als wäre sie gelähmt.
»Wenn ihr etwas zustößt, will ich nicht mehr leben«, stieß sie hervor, als der Flughafen schon in Sicht kam. »Ich könnte Alexander nicht mehr unter die Augen treten.«
»Weißt du, wann seine Maschine abfliegt?«, erkundigte sich der Arzt.
»Nein, keine Ahnung. Er muss immer eine ganze Weile vorher da sein.«
»Willst du nicht wissen, warum er bei mir war?«, fragte er nun behutsam.
Sie wandte ihm das starre blasse Gesicht zu.
»Das hatte ich ganz vergessen. Was wollte er denn?«
»Er möchte, dass du glücklich wirst, Josefa. Ich soll mit dir sprechen, damit du dich nicht mehr verpflichtet fühlst, die Ehe mit ihm aufrechtzuerhalten.«
»Dass ich glücklich werde?«, wiederholte sie flüsternd. »Mein Gott, wie kann ich glücklich sein, wenn ich ihn und Alexa verlieren soll?« Sie barg das Gesicht in den Händen, ohne zu weinen.
»Du liebst ihn, Josefa.« Wie aus weiter Entfernung hörte sie die Stimme des Freundes.
»Ja, Fred, ich habe ihn von Anfang an geliebt. Sonst wäre ich auf seinen Vorschlag wohl nicht eingegangen.«
Eine Weile schwieg er. Als er den Wagen zum Parkplatz lenkte, seufzte er tief auf. »Arme Josefa«, meinte er. »Dann kann ich dir freilich auch nicht helfen.«
»Das ist jetzt alles nicht so wichtig. Wir müssen Alexa finden. Auf mich kommt es nicht an«, stieß sie erregt hervor.
»Sie kann unmöglich schon hier sein«, überlegte der Oberarzt. »Wir sind auf dem kürzesten und schnellsten Weg hergefahren. Lexi hätte den Bus nehmen müssen, falls sie das überhaupt weiß. Hat sie Geld?«
»Keine Ahnung, Fred. Mit dem Bus ist sie auch noch nie zum Flughafen gefahren, nur mit dem Auto. Wer weiß, wo sie jetzt herumirrt in der Dunkelheit?«
»Frau Gesine hat sich inzwischen sicher mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Möglicherweise ist Lexi schon gefunden worden«, tröstete sie der Arzt. »Komm, wir wollen sehen, ob wir deinen Mann noch antreffen. Das wäre schon etwas.«
Er musste Josefa stützen. Sie war am Ende ihrer Kraft.
Bei der Luftlinie erfuhren sie, dass Alexanders Maschine erst gegen Mitternacht starten würde. Man versprach, den Flugkapitän sofort rufen zu lassen.
Wenig später kam er mit langen Schritten heran. Er hatte nicht einmal sein Jackett übergezogen, das in einem Büro über dem Stuhl hängen mochte.
»Was gibt es, Josefa?«, fragte er.
Fred Wellner musste es ihm sagen, denn Josefa konnte nicht zusammenhängend sprechen. Doch er nahm die Nachricht ziemlich ruhig auf oder tat wenigstens so, weil er sah, dass Josefa in regelrechter Panik war.
»Hier ist sie jedenfalls bis jetzt nicht aufgetaucht«, sagte er sachlich, indem er sich bemühte, seine eigene Unruhe zu verbergen.
»Es ist meine Schuld, Alexander. Ich …, ich war so aufgeregt. Aber ich hätte es dem Kind nicht zeigen dürfen.«
»Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, Josefa.« Er sah auf die Uhr. »Der Bus kommt in wenigen Minuten an. Ich werde zur Haltestelle gehen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie darin sitzt. Woher soll sie die Buslinie kennen? Vielleicht wollte sie auch gar nicht zu mir zum Flughafen, sondern ist einfach davongelaufen, ohne jedes Ziel.«
»Ich glaube sicher, dass sie zu dir wollte«, entgegnete Josefa leise. »Sie sagte, dass sie dich holen wolle, als ich weinte«, fiel ihr ein.
Alexander warf ihr einen befremdeten Blick zu. Dann eilte er aus der Halle, um auf den Omnibus zu warten.
Fred Wellner ergriff die Hand der blassen Frau. »Es geht gut aus, Josefa. Wir finden sie bestimmt«
Alexander kam zurück. Das Kind war nicht im Bus gewesen.
Ratlos sahen sich die drei Menschen an. »Ich werde darum bitten, eine Vertretung für mich zu suchen«, erklärte der Pilot entschlossen. »Vielleicht springt Smith für mich ein. Er ist gerade in Frankfurt. Ich kann nicht weg, wenn wir Alexa bis zum Start nicht gefunden haben.«
Josefa umklammerte seine Hand, ohne es zu wissen. »Du willst hierbleiben?«, stammelte sie.
Er zog ihre kalte Hand an seine Lippen. »Natürlich, Josefa, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. Vielleicht ist Alexa in Gefahr und braucht mich.«
Er führte Josefa und den Oberarzt in einen Aufenthaltsraum. Dann ging er fort, kehrte aber schon nach wenigen Minuten mit der Nachricht zurück, dass er einen Ersatzmann für den Flug gefunden habe.
»Ich habe auch beim Polizeifunk angefragt«, fuhr er fort. »Bisher haben sie Lexi nicht gefunden. Sie suchen die Gegend um unser Haus systematisch ab. Es erscheint mir, offen gestanden, unwahrscheinlich, dass sie den Weg hierher finden würde – selbst wenn sie zum Flughafen wollte.«
Josefa antwortete nicht. Sie lehnte erschöpft in einem Sessel und konnte kaum die Kaffeetasse halten, die ihr gebracht worden war.
Das Warten war qualvoll und beängstigend. Auch die beiden Männer tranken Kaffee. Gesprochen wurde nicht mehr.
Da – ein Knacken im Lautsprecher über der Tür. Flugkapitän Alexander Rethy wurde zur Information gebeten.
»Vielleicht nur etwas Dienstliches«, versuchte Alexander die hochgespannten Erwartungen, die sie jetzt alle drei hatten, zu dämpfen. »Ich gebe sofort Bescheid.«
Wieder vergingen einige Minuten, schleppend langsam und quälend.
Dann öffnete sich die Tür. Ein kleines Mädchen im roten Mantel stand da, ängstlich und ein bisschen verlegen. Plötzlich aber flüchtete sich das Kind in die weit ausgebreiteten Arme Josefas.
»Vati muss das Taxi noch bezahlen«, sagte Alexa. »Deshalb haben sie ihn gerufen. Ich hatte doch kein Geld.«
Josefa drückte Lexi fest an sich. »Was machst du für schreckliche Sachen? Wir haben uns geängstigt. Vati auch.«
»Ich wollte doch zu ihm, ganz schnell, bevor sein Flugzeug abfliegt. Ich wollte ihm sagen, dass er dich anrufen muss, damit du nicht mehr weinst.«
Josefa küsste das Haar des Kindes und konnte nicht verhindern, dass sie schon wieder weinte.
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