Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Charles Dickens
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Название: Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783961183197

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СКАЧАТЬ – das Bajonett herausriß und das Mädchen damit an der Achsel verwundete. Und doch war dieser Ehrenmann der erste, der am nächsten Morgen wieder in diesem Hause erschien und sich dadurch geneigt erklärte, den ihm zugefügten Schimpf zu übersehen und den Vorfall der Vergessenheit anheimzugeben.«

      »Der Verbrauch von Tabak«, fährt Herr Pickwick fort, »muß in diesen Städten sehr groß sein, wie auch der Geruch desselben, der die Straßen erfüllt, denen, die das Rauchen sehr lieben, ungemein angenehm sein mag. Ein oberflächlicher Beobachter würde sich vielleicht über den Schmutz in denselben beschweren; wenn man jedoch in Betracht zieht, daß er nur ein Beweis von dem lebhaften und blühenden Handelsverkehr ist, so kann man sich natürlich nur darüber freuen.«

      Punkt fünf Uhr kam der Fremde und bald nachher das Mittagessen. Er hatte sich seines Löschpapierpaketchens entledigt, ohne daß jedoch eine Veränderung in seinem Anzuge vorgegangen wäre; auch war er womöglich noch geschwätziger als je.

      »Was ist das?« fragte er, als der Kellner den Deckel von einer der Schüsseln entfernte.

      »Seezungen, Sir.«

      »Seezungen – ah! – kapitale Fische – kommen alle von London – Postwageneigentümer geben politische Diners – Wagen voll Seezungen – Dutzende von Körben – pfiffige Burschen. Glas Wein, Sir?«

      »Mit Vergnügen«, sagte Herr Pickwick.

      Und der Unbekannte trank zuerst mit Herrn Pickwick, dann mit Herrn Snodgraß, dann mit Herrn Tupman, dann mit Herrn Winkle, und dann auf die Gesundheit der ganzen Gesellschaft – all dies fast ebenso schnell hintereinander, als er sprach.

      »Teufelslärm auf der Treppe, Kellner,« sagte der Fremde – »Bänke hinauf – Zimmerleute herunter – Lampen, Gläser, Harfen. – Was gibt's denn?«

      »Einen Ball, Sir«, versetzte der Kellner.

      »Gesellschaftsball – wie?«

      »Nein, Sir, kein Gesellschaftsball – einen Ball für wohltätige Zwecke, Sir.«

      »Wissen Sie nicht, Sir, ob viele schöne Damen in der Stadt sind?« fragte Herr Tupman angelegentlich.

      »Prächtig – kapital. Kent, Sir – alle Welt spricht von Kent – Äpfel, Kirschen, Hopfen und Damen. Glas Wein, Sir?«

      »Mit größtem Vergnügen«, versetzte Herr Tupman.

      Der Fremde füllte und leerte.

      »Ich würde wohl gern daran teilnehmen«, sagte Herr Tupman, dem der Ball nicht aus dem Kopfe wollte.

      »Eintrittskarten sind zu einer halben Guinee9 am Schenktisch zu haben, Sir«, entgegnete der Kellner.

      Herr Tupman drückte abermals den Wunsch aus, die Festlichkeit mit zu begehen, da er aber in dem umdunkelten Auge des Herrn Snodgraß und in den gedankenvollen Zügen des Herrn Pickwick keiner Zustimmung begegnete, so machte er sich mit großem Eifer an den Portwein und das Dessert, die eben aufgetragen worden waren. Der Kellner entfernte sich, und die Gesellschaft blieb allein, um die der Mahlzeit folgenden Stunden in traulicher Unterhaltung zu verbringen.

      »Sie entschuldigen, Sir,« sagte der Fremde – »Flasche ruht – muß kreisen – der Sonne gleich – zum letzten Tropfen – keine Restchen.«

      Er leerte sein Glas, das er ungefähr zwei Minuten zuvor gefüllt hatte und goß sich mit der Miene eines tüchtigen Zechbruders aufs neue ein.

      Die Flasche machte die Runde, und dann wurde weiterer Vorrat bestellt. Der Fremde schwatzte und die Pickwickier hörten zu. Herr Tupman fühlte sich mit jedem Augenblicke geneigter, den Ball zu besuchen. Herrn Pickwicks Gesicht erglühte in einem Ausdruck alles umfassender Philanthropie, und Herr Winkle und Herr Snodgraß verfielen in festen Schlaf.

      »Sie fangen bereits an,« sagte der Fremde – »hören Sie die Fußtritte – Geigenstimmen – jetzt die Harfe – 's geht los.«

      Die ebengenannten verschiedenen Töne fanden den Weg nach dem tiefer liegenden Stockwerk herunter und verkündeten den Beginn der ersten Quadrille.

      »Ach, ich ginge gar zu gerne«, begann Herr Tupman abermals.

      »Ich auch,« versetzte der Fremde – »verwünscht, mein Gepäck – schwerfällige Kähne – keinen passenden Anzug – ärgerlich, nicht wahr?«

      Nun war aber allgemeines Wohlwollen einer der Hauptzüge der Pickwickiertheorie, und niemand erwies sich eifriger in Vollführung dieses edlen Grundsatzes, als Herr Tracy Tupman. Die Zahl der in den Akten der Gesellschaft aufgeführten Beispiele, in denen dieser vortreffliche Sohn des Klubs Hilfsbedürftige wegen abgelegter Kleider oder Gcldunterstützung nach den Häusern anderer Mitglieder schickte, ist fast unglaublich.

      »Ich würde mich glücklich schätzen, Ihnen zu diesem Zwecke einen Anzug borgen zu können,« sagte Herr Tracy Tupman, »aber Sie sind ziemlich schlank und ich –«

      »Etwas beleibt – ein echter Bacchus – ohne Kranz – vom Faß gestiegen und in Kammgarn geschlüpft, he? – nicht doppelt destilliert, sondern doppelt gemahlen – ha! ha! – Geben Sie den Wein herüber.«

      Ob Herr Tupman etwas verdutzt über den bestimmten Ton war, in dem der Fremde die Einhändigung der Flasche verlangte, die er so wacker zu bearbeiten verstand, oder ob er sich durch den schmählichen Vergleich eines der bedeutendsten Pickwick-Klub-Mitglieder mit einem unberittenen Bacchus verletzt fühlte, eine Frage, die sich nicht mit Sicherheit aufklären läßt. Er bot ihm indes den Wein an, hustete ein paarmal und filierte den Unbekannten einige Sekunden mit finsterem Gesicht. Als er aber bemerkte, daß sich diese Persönlichkeit durch seine Blicke nicht im geringsten stören ließ, gewannen seine Züge allmählich einen milderen Ausdruck, und er brachte aufs neue den Ball zur Sprache.

      »Ich wollte bemerken, Sir,« sagte er, »daß vielleicht, wenn auch mein Anzug für Sie zu weit ist, doch der meines Freundes, des Herrn Winkle, Ihnen besser passen würde.«

      Der Fremde maß Herrn Winkle mit den Augen, und seine Züge strahlten von Zufriedenheit, als er sagte:

      »Wie angegossen.«

      Herr Tupman sah sich um. Der Wein, der bereits bei einer früheren Gelegenheit seine schlafbringenden Kräfte an Herrn Snodgraß und Herrn Winkle erwiesen, hatte eine gleiche Wirkung auch an Herrn Pickwick geübt. Dieser Gentleman hatte allmählich die verschiedenen Stufen durchlaufen, die der durch eine reichliche Mahlzeit veranlagten satten Trägheit und ihren Folgen vorangehen, indem er die gewöhnlichen Übergänge von der Höhe der Heiterkeit zu der Tiefe der Abstumpfung, von der Tiefe der Abstumpfung zu der Höhe der Heiterkeit durchmessen hatte. Wie eine Gaslampe im Freien, durch deren Röhre der Wind streicht, hatte er für einen Augenblick einen unnatürlichen Glanz verbreitet, dann war aber sein Licht zu einem kaum bemerklichen Flämmlein zusammengeschmolzen, das nach einer Weile für einen Moment wieder mit irrem und unsicherem Scheine aufflackerte, um schließlich ganz zu verlöschen. Sein Kopf war auf die Brust herabgesunken, und ein fortwährendes Schnarchen, gelegentlich durch einen Erstickungsanfall unterbrochen, war das einzige hörbare Merkmal von der Anwesenheit des großen Mannes.

      Die Versuchung, den Ball zu besuchen und die Schönheit der Kenter Damen auf seine Sinne wirken zu lassen, übte einen gewaltigen Einfluß auf Herrn Tupman, und nicht minder groß war die Versuchung, den Fremden mitzunehmen. Letzterer schien Ort und Einwohner so gut zu kennen, als ob er von Kindheit auf daselbst gelebt hätte СКАЧАТЬ