Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs - Charles Dickens страница 48

Название: Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183197

isbn:

СКАЧАТЬ ist sonderbar?« fragte Herr Tupman, der jeden Gegenstand in seiner Nähe anschaute, nur den rechten nicht. »Gott behüte uns, was gibt's denn?«

      Es handelt sich nämlich um den Aufschrei eines nicht zu bewältigendcn Erstaunens, dadurch veranlaßt, daß Herr Pickwick, ganz begeistert von seiner Entdeckung, vor dem kleinen Steine auf die Knie niederfiel und mit seinem Taschentuche den Schmutz davon abzuwischen begann.

      »Da ist eine Inschrift«, sagte Herr Pickwick.

      »Ist's möglich?« versetzte Herr Tupman.

      »Ich kann es erkennen«, – fuhr Herr Pickwick fort, indem er aus Leibeskräften rieb und mit der höchsten Spannung durch seine Brille sah – »ich kann es erkennen – ein Kreuz und ein B, und dann ein T, Das ist wichtig«, fügte Herr Pickwick aufspringend hinzu. »Es ist irgendeine sehr alte Inschrift, vielleicht schon älter als die alten Armenhäuser dieses Orts. Sie darf nicht verlorengehen.«

      Er klopfte an die Tür des Bauernhauses. Der Besitzer öffnete.

      »Wißt Ihr mir nicht anzugeben, wie dieser Stein hierher kam, mein Freund?« fragte der wohlwollende Herr Pickwick.

      »Nein, Sir«, antwortete der Bauer höflich; »er liegt schon hier, viel früher, als ich oder einer von uns geboren wurde.«

      Herr Pickwick warf einen triumphierenden Blick auf seine Gefährten.

      »Ihr – Ihr – legt vermutlich keinen besonderen Wert darauf«, sagte Herr Pickwick, zitternd vor innerer Beklemmung, »Würdet Ihr ihn nicht verkaufen?«

      »Uh, wer würde ihn wohl kaufen?« fragte der Mann mit einem Ausdruck in seinem Gesicht, der wahrscheinlich sehr pfiffig sein sollte,

      »Mit einem Wort, ich gebe Euch zehn Schillinge dafür, wenn Ihr ihn für mich ausgraben wollt«, entgegnete Herr Pickwick.

      Man kann sich das Erstaunen des ganzen Dorfes vorstellen, als Herr Pickwick den Stein, der mit einem einzigen Spatenriß dem Grunde entnommen war, unter nicht geringer körperlicher Anstrengung eigenhändig nach dem Wirtshaus trug, und denselben, nachdem er ihn zuvor sorgfältig gewaschen, auf den Tisch legte.

      Das Frohlocken und die Freude der Pickwickier kannte keine Grenzen; als endlich ihre Geduld und ihre Emsigkeit im Waschen und Abkratzen von günstigem Erfolg gekrönt wurde. Der Stein war uneben und zerbrochen, die Buchstaben standen schief und unregelmäßig. Trotzdem ließ sich das folgende Bruchstück einer Inschrift deutlich entziffern.

      …

       BILST

       VM

       PSSEI

       NGRE

       N.Z.

       EICH

       EN.

      Herrn Pickwicks Augen leuchteten vor Entzücken, als er sich niedersetzte und den aufgefundenen Schatz von allen Seiten betrachtete. Er hatte das höchste Ziel seines Ehrgeizes erreicht. In einer wegen der Überreste aus früheren Jahrhunderten berühmten Grafschaft, in einem Dorfe, in dem sich gegenwärtig noch einige Denkwürdigkeiten älterer Zeiten vorfanden, hatte er – er, der Präsident des Pickwick-Klubs – eine seltsame und merkwürdige Inschrift von unzweifelhaft altem Ursprunge entdeckt, die der Beobachtung so vieler gelehrten Forscher vor ihm entgangen war. Er konnte kaum dem Zeugnis seiner Sinne trauen.

      »Das – das« – sagte er – »gibt den Ausschlag. Wir kehren morgen nach London zurück.«

      »Morgen?« riefen seine verwunderten Begleiter.

      »Ja, morgen«, sagte Herr Pickwick. »Dieser Schatz muß rasch nach einem Orte gebracht werden, wo er mit Muße gründlich untersucht und gehörig verstanden werden kann. Auch habe ich noch einen andern Grund für diesen Schritt. In einigen Tagen findet eine Parlamentswahl in dem Flecken Eatonswill statt, in dem Herr Perker, ein Gentleman, den ich kürzlich kennenlernte, als Agent für einen der Kandidaten auftreten wird. Wir wollen Zeugen sein, und eine Szene, die für jeden Engländer von so hoher Wichtigkeit ist, aufs sorgfältigste beobachten.«

      »Ja, das wollen wir«, stimmten die drei Freunde sehr lebhaft bei.

      Herr Pickwick sah umher. Die Wärme und Anhänglichkeit seiner Jünger entzündete eine begeisterte Glut in seinem Innern. Er war ihr Führer und fühlte es.

      »Wir wollen dieses glückliche Zusammentreffen durch einen guten Schluck feiern«, sagte er.

      Der Vorschlag wurde, wie die früheren, mit einstimmigem Beifall aufgenommen. Nachdem Herr Pickwick den wichtigen Stein in einem von der Wirtin erkauften Bretterkistchen verpackt hatte, setzte er sich oben an dem Tische in einen Armstuhl. Sie verbrachten den Abend in heiterem Genusse und froher Unterhaltung.

      Es war elf Uhr vorbei – eine späte Stunde für das kleine Dorf Cobham – als sich Herr Pickwick nach dem Schlafgemache begab, das für ihn bereitet war. Er öffnete das mit einem Gitter verwahrte Fenster, stellte das Licht auf den Tisch und erging sich in einer Reihe von Betrachtungen über die sich so rasch folgenden Ereignisse der letzten zwei Tage.

      Ort und Stunde waren fürs Nachdenken gleich günstig, und Herr Pickwick wurde erst daraus geweckt, als die Turmuhr zwölf schlug. Der erste Glockenton drang feierlich an sein Ohr, sobald aber der letzte ausgeklungen hatte, wurde ihm die tiefe Stille unerträglich – es war ihm fast, als hätte er einen Freund verloren. Er fühlte sich angegriffen und aufgeregt, entkleidete sich rasch, stellte das Licht auf den Kamin und ging zu Bett.

      Jeder hat wohl schon den unbehaglichen Zustand erfahren, in dem das Gefühl körperlicher Ermattung vergebens gegen die Schlaflosigkeit ankämpft. Auch bei Herrn Pickwick war dies gegenwärtig der Fall. Er warf sich von einer Seite auf die andere, und schloß beharrlich die Augen, als wolle er dadurch den Schlummer locken; aber vergeblich. Lag nun der Grund in der ungewohnten Anstrengung des Tages, in dem genossenen Grog oder in dem fremden Bette – wie dem auch sein mag, seine Gedanken kehrten ohne Unterlaß zu den grausigen alten Bildern in der Gaststube und zu den alten Erzählungen zurück, wozu diese im Laufe des Abends Anlaß gegeben hatten. Nachdem er sich in dieser Weise eine Stunde ruhelos umhergeworfen hatte, kam er zu der unbehaglichen Überzeugung, daß er vergeblich einzuschlafen versuchte, weshalb er aufstand und sich teilweise ankleidete. »Alles«, dachte er, »ist besser, als daliegen in Phantasien allerschrecklichster Art.« Er sah zum Fenster hinaus – es war sehr dunkel. Er ging im Zimmer auf und ab – und fühlte sich höchst einsam.

      Er war etliche Male vom Fenster zur Tür und von der Tür zum Fenster spaziert, als ihm zum ersten Male das Manuskript des alten Geistlichen wieder ins Gedächtnis kam. Ein guter Einfall! Bot es wenig Interesse, so mochte es ihn vielleicht in Schlaf wiegen. Er holte es daher aus seiner Rocktasche, rückte einen kleinen Tisch an die Seite seines Bettes, schneuzte das Licht, setzte seine Brille auf, und begann zu lesen. Es war eine wunderliche Handschrift – die Blätter bekleckst und beschmutzt. Auch der Titel hatte etwas Unheimliches, und Herr Pickwick konnte nicht umhin, ängstliche Blicke im Zimmer umherzuwerfen. Nach einiger Überlegung fühlte er jedoch die Albernheit, solchen Gefühlen Raum zu geben; er putzte das Licht abermals und las, wie folgt:

      »Manuskript eines Irren.

      Ja! – eines Irren! Wie mir dieses Wort vor vielen Jahren ins Herz geschnitten hätte! Wie es das Entsetzen, das mich zuweilen anzuwandeln pflegte, geweckt und das Blut glühend und zischend durch meine Adern gejagt haben würde, bis der kalte Tau der Angst in großen Tropfen auf СКАЧАТЬ