Die exzentrische Lebensgeschichte des Künstlers und Verbrechers Benvenuto Cellini. Uwe Neumahr
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СКАЧАТЬ letztlich verletzt Cellini durch Gottes Fügung niemanden. Das anschließende „schreckliche“ Urteil der Otto sei vollkommen ungerecht. So zumindest will es Cellini seinem Leser glauben machen. Die Prozessakten vermitteln ein anderes Bild. Rechtlich betrachtet hatte sich Cellini schwerer Vergehen schuldig gemacht. Nach dem ersten Urteil gegen ihn, das ihm 12 Scheffel Mehl abverlangte, hatten sich beide Parteien zur Friedfertigkeit verpflichtet. Cellini brach den Friedensschluss durch seinen Angriff; er hatte sich einer bewaffneten Aggression mit schwerer Körperverletzung in zwei Fällen schuldig gemacht, und er beging seine Tat in der Werkstatt Guascontis, die über die Handwerksstatuten als ein besonders schützenswerter Ort betrachtet wurde. Dass er ein Mehrfachtäter war und bereits dreimal von den Otto verurteilt worden war, dürfte zur Schwere der Strafe beigetragen haben. Cellini aber, der nur in eingeschränktem Maß zu Selbstkritik fähig war, etwa wenn er sich als „Choleriker“ bezeichnet, sprach sich von Schuld frei. Er machte den Zwang der Gestirne und damit die Astrologie für seine Gewalttätigkeit verantwortlich.

      Sofort wurde der flüchtige Cellini auf die Liste der banditi gesetzt, jener Schwerverbrecher, denen alle bürgerlichen Rechte entzogen wurden und die jedermann töten durfte, sollten sie sich der Hinrichtung entziehen. Wie viele andere banditi suchte auch Cellini Zuflucht in einer Kirche, und zwar im Kloster Santa Maria Novella, wo er auf Nachsicht und Unterstützung hoffen durfte. Mit der Hilfe eines Dominikanerpaters floh er schließlich mit einer Mönchskutte verkleidet über Siena nach Rom. Erst viele Jahre später kehrte er in seine Heimatstadt zurück, nachdem am 20. Februar 1529 der bando gegen ihn aufgehoben worden war. Sein Vater hatte in seinem Namen mit den Guasconti Frieden geschlossen und diese Verständigung durch ein offizielles Dokument besiegelt.44 Glücksgöttin Fortuna allerdings, so oft von Cellini für sein Unglück verantwortlich gemacht, meinte es nun einmal gut mit ihm. Noch auf der Flucht nach Rom erreichte ihn die Nachricht, dass der Förderer seines Vaters, Kardinal Giulio de’ Medici, zum Papst gewählt worden war. Nun begann auch dieser glücklichen Fügung wegen eine Zeit der künstlerischen Ernte. Das Pontifikat des Florentiners Clemens VII. wurde für Cellini nicht nur gewinnbringend – es bedeutete seinen Durchbruch als Goldschmied.

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