Wenn man trotzdem lacht. Georg Markus
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wenn man trotzdem lacht - Georg Markus страница 6

Название: Wenn man trotzdem lacht

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783902998613

isbn:

СКАЧАТЬ nach befreiendem Lachen, die Menschen wollten Kummer und Sorgen wenigstens für ein paar Stunden loswerden. Kabaretts, Revue- und Operettenhäuser schossen aus dem Boden und boten Humoristen reichlich Gelegenheit für ihre Aufführungen.

      Da waren zunächst zwei Brettlgenies, die füreinander bestimmt waren, die einfach zusammenkommen mussten: Fritz Grünbaum und Karl Farkas galten in der Zwischenkriegszeit als die unumschränkten Herrscher des Kabaretts, denen das Publikum zu Füßen lag. Grünbaum war zuerst da, er war um dreizehn Jahre älter, und sein Stern ging wie ein Komet auf. Das Publikum brüllte vor Lachen, wenn er etwa sein Gedicht Die Schöpfung vortrug.

      Wenn man so näher betrachtet die Welt,

      Die ganze Schöpfung: den Wald und das Feld,

      Die Ochsen zu Land und im Wasser die Fischel,

      Die Christen in Linz und die Juden in Ischl,

      Die Sonn, die bei Tag ist, und den Mond, der bei Nacht ist,

      Kurz wenn man bedenkt, wie schön das gemacht ist,

       Und weiß, dass das Ganze mit Haut und mit Haar

      Doch eigentlich nur eine Postarbeit war,

      Weil alles, der Körper, der Geist und die Seele,

      Die Hunde, die Pferde, das Schwein, die Kamele,

      Die Antisemiten und Israeliten,

      Die Rosen, die Lilien und die Banditen,

      Die Bankdirektoren, die Schuster und Affen,

      Kurz, alles in nur sieben Tagen geschaffen.

       Da kann man nur sagen, bewundernd die Pracht:

       »Besser, pardon, hätt ich’s auch nicht gemacht« …

      Grünbaum war am 7. April 1880 in Brünn als Sohn eines jüdischen Kunsthändlers zur Welt gekommen und begann als Stegreifsprecher, um sein Jusstudium in Wien zu finanzieren. Schon seine ersten Auftritte waren so komisch, dass man ihn als professionellen Conférencier ins Kabarett Hölle holte.

      Gestern war ich bei Kopplers geladen.

      Wir sind schon befreundet aus Grado, vom Baden.

      Das heißt, Freunde vom Baden sind wir nicht,

      Wenn ich schon ganz erzählen soll die Geschicht’.

       Das Baden macht nämlich uns beiden kein’ Spaß:

      Die Luft ist zu trocken, das Meer ist zu nass,

      Dann spritzen die Wellen, man hat keine Ruh’,

       Man badet und badet und weiß nicht, wozu!

      Na, schließlich war uns das beiden zu fad,

      Er schimpfte aufs Schwimmen und ich auf das Bad.

      Er ging nicht ins Wasser, und ich blieb am Strand,

      Was brauch ich viel reden? Heut sind wir bekannt.

      Und gestern war ich zum Essen dort.

      Also bei Kopplers ist Essen ein Sport.

      Alles ist frisch, was dort kommt auf den Tisch,

      Nur die Frau Koppler ist nicht mehr ganz frisch.

       Aber, was schadet ein übles Gesicht?

      Wenn man nicht hinschaut, bemerkt man es nicht.

      Ich bin sogar bei der Hausfrau gesessen.

      No, ich hab nicht geschaut, ich hab nur gegessen,

      Den Blick auf den Teller, das Auge voll Glanz,

       Ich kann Ihnen sagen: Das war eine Gans!

      Ich meine natürlich nicht die neben mir,

       Sondern die Gans auf dem Essgeschirr …

      Die Hölle befand sich im Keller des Theaters an der Wien und nützte diese Lage insofern, als sie sich über die »oben« gespielten Operetten lustig machte. Während etwa auf der großen Bühne Lehárs Lustige Witwe aufgeführt wurde, lief in der Hölle die Parodie Die zweite Ehe der lustigen Witwe. Mit den Jahren entwickelte sich das Etablissement vom Kleinoperettentheater zum Kabarett und wurde schließlich zu der Bühne, auf der Fritz Grünbaum die moderne Conférence erfand. Während sich seine Vorgänger meist durch anzügliche Witze und billige Späße hervortaten, faszinierte er durch geistreiches Wortspiel, oft mit aktuellen Bezügen. Vom Keller des Theaters an der Wien aus wurde Grünbaum auf den Wiener und Berliner Revue- und Kabarettbühnen zur absoluten Nummer eins. Der 1,55 Meter kleine und nicht gerade attraktive Fritz Grünbaum wusste seine Chance zu nützen – auch indem er sein wenig vorteilhaftes Äußeres voll Selbstironie in Reimform beschrieb.

      Ich bitte, beginnen wir mit der Figur.

       Es ist doch sicher, dass meine Statur

       An Größe und Breite und überhaupt

      Keine michelangelesken Reminiszenzen erlaubt.

       Ja, dass ich im Urteil der sehenden Leute

      Eher quasi einen Missgriff der Schöpfung bedeute.

      Nennen Sie meine Bedenken nicht kleinlich,

       So klein wie ich sein, ist wirklich peinlich …

      Und über seinen schütteren Haarkranz dichtete er:

      Am liebsten ließe ich mich von mir scheiden,

       Ich kann nämlich Leute mit Glatze nicht leiden …

       Innerlich trag ich den Lockenschatz

       Und äußerlich scheint mir die Sonn auf die Glatz!

      Für die damalige Zeit außergewöhnlich waren auch die auf offener Bühne vorgetragenen »Publikumsbeschimpfungen« Fritz Grünbaums:

       Wenn ich so abends im Cabaret

       Schmonzes plaudernd auf dem Podium steh

       Da grübel ich oft so in mich hinein:

       Wie reizend könnt mein Beruf doch sein

      Und wie wär mir beim Cabaret alles doch recht

       Wenn’s nur kein Publikum geben möcht …

СКАЧАТЬ