Mut. Rotraud A. Perner
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Название: Mut

Автор: Rotraud A. Perner

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783903083165

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СКАЧАТЬ Modell gibt es die Ruhe nur beim Wachen und Lauern, aber sie bedeutet keine wirkliche Entspannung, sondern angespanntes Hören und Lugen. Gleichmut hingegen ist »absichtslose Absicht«, wie es im Buddhismus heißt. Man müsse lernen, in »gelockertem Gleichmut darüber zu stehen, sich also so zu freuen, wie wenn ein anderer« und nicht man selbst das Ziel erreicht habe, präzisiert der in Deutschland wie in Japan unterrichtende Philosoph Eugen Herrigel das, was Daisetz Suzuki die »nicht gekonnte Kunst« nennt. Sie zeigt sich auch im rechten Wartenkönnen.

      Ein Beispiel, das ich dazu gerne zitiere, weil es viele Fernsehzuseher kennen, stammt aus der zweiteiligen Sendung über Odysseus, den sagenhaften König von Ithaka, der gut zehn Jahre auf dem Meer umherirren musste, weil er den Zyklopen Polyphem, einen Sohn des Meeresgottes Poseidon, geblendet hatte. Von seiner Schutzgöttin Pallas Athene in einen Bettler verwandelt, kann er nach vielen Abenteuern endlich in sein Königshaus zurückkehren, wo ihn niemand erkennt außer seinem Hund und seiner alten Amme, als sie eine Kindheitsnarbe an seinem Bein erblickt. In seinem Haus verfressen und versaufen etliche Freier seiner Gattin Penelope die Früchte seiner Ländereien, denn sie möchten die Frau und das Königreich gerne erlangen, da doch Odysseus als tot gilt. Penelope jedoch will auf ihren Mann warten – deshalb webt sie an einem Teppich, den sie nächtens wieder auftrennt. Gerade als der unerkannte Odysseus heimkehrt, ist die Geduld der Freier zu Ende, sie randalieren und bedrohen Penelope, sie müsse sich endlich für einen von ihnen entscheiden. Odysseus offenbart sich nun heimlich seinem halbwüchsigen Sohn Telemachos und lässt diesen seiner Mutter raten, sie solle doch verkünden, sie würde denjenigen erwählen, der den Bogen des Odysseus zu spannen vermöchte. Das konnte nämlich nur er. Und dann kommt die Szene, die ich so gerne in Erinnerung rufe: Während der ungestüme Jüngling den getarnten Vater drängt, die Freier zu erledigen, beruhigt ihn Odysseus, er möge noch warten – der rechte Augenblick, der »Kairos«, sei noch nicht da. Erst als der letzte der Freier vergebens versucht hat, den Bogen zu spannen, bittet er bescheiden, ob er es nicht auch probieren dürfte … und erntet Spott und Hohn, was sich der Bettler wohl einbilde. Aber in Erwartung eines belustigenden Schauspiels gestatten sie es ihm doch. In diesem Moment, als Odysseus den Bogen ergreift und spannt, fällt seine Tarngestalt von ihm ab und der König von Ithaka steht vor den bestürzten frevelhaften Freiern, die er nun Pfeil auf Pfeil hinrichtet (und die mit ihnen buhlenden Dienerinnen gleich dazu).

      Gleichmut ist nicht zu verwechseln mit Wurschtigkeit, wie man auf Österreichisch die Geisteshaltung der absichtlichen Verweigerung irgendeiner Bezugsnahme benennt. Wurscht – die Dialektaussprache von Wurst – deutet auf einen in einer glatten Hülle eingeschlossenen Mix verschiedener Zutaten. Man weiß nicht, was darin ist, will es aber auch gar nicht wissen. Ähnliche Verwechslungsgefahr besteht gegenüber dem Gebrauch des Wortes »egal«, das eigentlich »gleiche Gültigkeit« aufzeigt, nicht aber die pejorative Bedeutung von distanzierter Gleichgültigkeit. Viele Menschen sind leider in ihrer Jugend im Deutschunterricht nicht darauf hingewiesen worden, wie stark Fehlformulierungen die eigene Befindlichkeit und damit unser Gemüt beeinflussen.

      Wir denken ja meist in Sprache – im sogenannten »inneren Dialog« – und wählen gewohnheitsmäßig unpassende Worte, wie wir sie eben von denjenigen gehört haben, die sie uns als Kleinkindern vorsagten. Deswegen ist es wichtig zu üben, sich im Gespräch klar auszudrücken – und dazu brauchen wir einerseits den Frage-Mut, damit meine ich, bei Unklarheiten nachzufragen, andererseits aber auch den Selbstkritik-Mut, wenn man auf Unklarheit hingewiesen wird, dafür zu danken – wir arbeiten damit daran, einander besser zu verstehen und schaffen ein Vorbild sowie einen Beitrag zu sozialem Frieden.

      Wir brauchen einerseits den Frage-Mut, andererseits aber auch den Selbstkritik-Mut.

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      Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Unterschieden, die üblicherweise als Charaktereigenschaften beschrieben und für unveränderlich gehalten werden. Es will aufzeigen, dass das mit der Unveränderlichkeit nicht stimmt, sondern nur eine beharrliche Willenskundgebung ist, sich nicht ändern zu wollen – was bedeutet, eigene Unvollkommenheit zu verleugnen, weil ihr Zugeständnis etwas Unerträgliches wäre. Man hat nicht den Mut, sich infrage zu stellen – und anderen, die es wagen, einem einen Spiegel vorzuhalten, geht man aus dem Weg. Damit wird aber möglicher Verbesserungsbedarf nicht entdeckt und schon gar nicht verwirklicht.

      Dabei kann man solche »angeblichen« Charakterzüge auch ohne therapeutische Hilfe ändern – vorausgesetzt man ist dazu bereit und kennt die Methode.

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