Bitte lasst mich mitspielen!. Bibiana Zeller
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Название: Bitte lasst mich mitspielen!

Автор: Bibiana Zeller

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783902998705

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СКАЧАТЬ wurden sie geschlagen, getreten und angeschrien. Durch sein Auftreten und auch die Bestimmtheit, die mein Vater ausstrahlte, hat es zumindest mit den Ausreisepapieren geklappt. Er konnte fast allen seinen jüdischen Freunden und Bekannten helfen, halbwegs sicher aus Wien rauszukommen. Für ihn war das eine Selbstverständlichkeit, keine Heldentat.

      Natürlich ging all dies nicht spurlos an meinem Vater vorüber, aber auch er fand eine Möglichkeit, mit dem Grauen umzugehen. Um seinen eigenen Schmerz über die vielen verlorenen Freunde zu verbergen, tat er oft so, als würden sie einfach auf eine geplante Reise gehen – und so war dann alles nicht so schlimm.

      Jahrzehnte später schrieb ich in meinem Tagebuch über meinen Vater:

      27. September 1989

      Ich denke an meinen Vater. Wenn ich so dasitze und meine gealterten Hände und Schenkel sehe, dann erinnere ich mich an den Schmerz, den ich empfand, als mein Vater in diesem Zustand war. Ich war unendlich traurig und fasziniert, wenn ich meine Brüder und Schwägerinnen ansah, die irgendwie in ihrem Verhalten zeigten: Es ist bald vorbei. Diese Brutalität kam mir unsagbar schmerzlich zu Bewusstsein.

      Obwohl: Und was hatte ich getan? In der Rotenturmstraße 19 bin ich hinter seinem Sarg hergelaufen – die Treppen runter, so hastig, allein gelassen und kindlich, als wäre ich gerade vier Jahre alt geworden. Oh Gott! Es ist ein Sekundenleben, das wir alle führen.

      Nach der Volksschule steckten meine Eltern mich in die Hauptschule am Loquaiplatz 4. Das Gymnasium haben sie mir offenbar nicht zugetraut. Doch schon bald stellte sich heraus, dass ich in der Hauptschule ziemlich unterfordert war. Meine Brüder Fritz und Willi meinten, ich sollte doch lieber das Gymnasium besuchen, dann hätte ich wenigstens die Matura und könnte, wenn ich wollte, studieren. So wurde beschlossen, dass ich aufs Gymnasium in die Rahlgasse wechseln sollte.

      Das erste Schuljahr, das ich in der Hauptschule abgeschlossen hatte, wurde mir nicht angerechnet, ich musste extra noch eine Aufnahmeprüfung machen und kam dann in die erste Klasse. In der Rahlgasse blieb ich bis zur Matura.

      Ich war ich eine mittelmäßige Schülerin, weder besonders gut noch besonders schlecht. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals in irgendeinem Fach besondere Fähigkeiten oder umgekehrt Probleme gehabt hätte. Nur im Sport war ich wirklich gut.

      Gelesen wurde bei uns zu Hause nicht sehr viel, und in der Schule interessierten mich am meisten die Schulaufführungen, für die ich mich immer freiwillig meldete. Beim Theaterspielen hatte ich endlich die Möglichkeit, die Realität auszublenden und für ein paar Stunden in eine andere Welt einzutauchen.

      Fasziniert hat mich das Theater immer schon. Bei meinem allerersten Besuch im Burgtheater, ich muss ungefähr neun oder zehn Jahre alt gewesen sein, sah ich »Der Talisman«. Nach dieser Vorstellung ging ich zum ersten Mal außen um das große Haus herum und dachte mir: »Wenn man da drinnen ist, ist das förmlich ein in sich geschlossenes Universum. Da drinnen ist man geschützt.« Vielleicht hatte es mit der Zeit zu tun, ich wollte aus der grauenvollen Realität entfliehen, und mir war bereits mit zehn Jahren klar: Das Burgtheater muss das Paradies sein.

      Mein Schulweg von der Rotenturmstraße in die Rahlgasse führte jeden Tag am Burgtheater vorbei. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an diesem Prachtbau, wie er da stand in perfekter Harmonie. Hinter diesen Mauern lag ein magisches Land.

      Das Burgtheater hatte ich also 1938 für mich entdeckt. Ein Jahr später begann der Krieg. 1943 ging es in Wien mit den Bombardierungen los. Ich höre heute noch das Sirenengeheul – dann der kurze Schreckmoment, und schon hieß es, schnell etwas überwerfen und ab in den Bombenkeller. Wir konnten nie sicher sein, ob wir nach den Angriffen noch ein Zuhause vorfinden würden. Doch das war nicht mein erster Gedanke. Ich machte mir nur Sorgen ums Burgtheater. Jedes Mal dachte ich mir: »Hoffentlich ist dem Burgtheater nichts passiert!« Und gleich, nachdem Entwarnung gegeben worden war, lief ich in Windeseile mit klopfendem Herzen hin, um nachzusehen.

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      Weihnachten 1942: Meine Nichte Ingrid, Mimi, meine Mutter und ich.

      Das Gebäude an sich war schon so imposant, so wunderbar gebaut, und es strahlte für mich etwas Behütendes aus – weil es so schön rund ist. Ich habe mich immer für Architektur interessiert, und ich finde es so schön, weil es weder zu lang gestreckt ist, noch verschiedene Höhen hat. Schon damals habe ich mir gedacht: Da will ich hinein. Da drinnen gibt es Sicherheit. Da kann ich weg vom schrecklichen Alltag, von der geistigen und gedanklichen Unterdrückung, vom ständigen Geheul der Sirenen und den Bombenangriffen. Wie sich ein Kind halt einfach eine heile Welt so vorstellt.

      Ganz kurz vor Kriegsende, am 12. April 1945, geschah dann das für mich und viele andere Menschen Unfassbare. Ein Bombenhagel ging über Wien nieder, das Burgtheater wurde getroffen und schwer beschädigt. Die Nachricht von der Zerstörung des Burgtheaters hörte ich im Radio. Es war fast völlig ausgebrannt. Ich stand vor diesem Trümmerhaufen und war total unter Schock. Weniger deswegen, weil der Zuschauerraum ausgebrannt war – der hat mich nicht so interessiert, den konnte man ja schnell wieder mit Sesseln füllen, und ich wusste ja, dass dort zu der Zeit keine Menschen gewesen waren. Mich interessierte nur der Bühnenbereich, die Menschen, die dort arbeiteten. Ich wusste aus Erzählungen meiner Freunde, wer dort seine Garderoben hatte, wie viele Bühnenarbeiter, Garderobieren und auch Sicherheitspersonal ihren Dienst verrichteten, und jetzt lag auf einmal alles in Schutt und Asche.

      Während ich noch versuchte, das Unfassbare zu verstehen, sah ich die unvorstellbar lange Menschenschlange, die vom Burgtheater über den Volksgarten bis zum Hof reichte und die, fast wortlos und still, den Schutt wegräumte, indem man einzeln Ziegel für Ziegel händisch weiterreichte. Diese wurden dann Am Hof in Lastwägen gestapelt und wegtransportiert. Natürlich habe ich mich sofort eingereiht und mitgeholfen. Vielleicht ist das auch ein Grund für meine fast körperliche Verbundenheit mit diesem Haus. Ich habe die Ziegel des Burgtheaters in meinen Händen gehalten. Es wird nicht mehr viele geben, die sich an diese Tage so gut erinnern können wie ich.

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