Es war ganz anders. Georg Markus
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Название: Es war ganz anders

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783902862716

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СКАЧАТЬ Wiedersehen morgen Dienstag, bitte Katherl sei allein, wenn ich komm. Dein dich liebender treuer Mann Hans.«

      Hans Graf Wilczek war eine in Österreich-Ungarn überaus populäre Erscheinung: Der Zweimeter-Mann, der in einem prunkvollen Innenstadtpalais residierte, zählte zu den reichsten Aristokraten seiner Zeit. Er hatte sich als Forschungsreisender einen Namen gemacht und die Nordpolarexpedition von Julius Payer und Karl Weyprecht, an der er 1872 selbst teilnahm, ermöglicht. An die von Wilczek finanzierte Forschungsreise erinnern heute noch das nach seinem späteren Nebenbuhler benannte Franz-Joseph-Land und die Wilczek-Insel im Arktischen Ozean. Geschichte schrieb Wilczek auch als Mitbegründer der Wiener Rettungsgesellschaft: Er und der Arzt Jaromir von Mundy hatten nach dem Brand des Ringtheaters im Jahr 1881 erkannt, dass viele der fast vierhundert Menschen gestorben waren, weil es in Wien keine funktionierende Rettung gab. Wilczek ließ Arzte und Sanitätspersonal ausbilden, spendete Einsatzfahrzeuge und brachte in seinem Palais in der Herrengasse die erste Ambulanz unter.

      Wilczek galt auch als großes Original, zu dessen Freunden der Kaufmann Gustav Pick zählte. Picks Hobby war es (erfolglose) Melodien zu komponieren, und doch sollte er mit einem Wienerlied unsterblich werden: als er aus Anlass eines Wohltätigkeitsfestes im Mai 1885 für Wilczeks Rettungsgesellschaft Text und Musik des Fiakerliedes schuf. Alexander Girardi sang es bei dieser Veranstaltung in der Wiener Rotunde zum ersten Mal, obwohl er die Melodie für »nicht lebensfähig« hielt.

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      Hans Graf Wilczek war eine populäre Erscheinung und hatte sich als Forschungsreisender, Financier der Polarexpedition von Payer und Weyprecht und als Gründer der Wiener Rettungsgesellschaft einen Namen gemacht. Ganz nebenbei war er auch der Nebenbuhler des Kaisers.

       Die Ehe existiert schon nach kurzer Zeit nur auf dem Papier

      Apropos Girardi. Auch mit Österreichs populärstem Volksschauspieler hatte die Schratt eine Affäre, sie war sogar, allerdings etliche Jahre vor der Begegnung mit dem Kaiser, mit ihm verlobt. Erst als Girardi fremdging, löste Katharina Schratt die Verbindung und heiratete – mehr aus Trotz denn aus Liebe – 1879 den ungarischen Diplomaten Nikolaus von Kiss, dem sie ein Jahr später einen Sohn schenkte. Die Ehe blieb zwar bis zu Kiss’ Tod am 20. Mai 1909 aufrecht, existierte aber schon nach kurzer Zeit nur auf dem Papier. Das Malheur hatte bereits im Verlauf der Hochzeitsreise begonnen, die das junge Paar in die Niederlande führte. Dort sagte sich im Hotelzimmer plötzlich unerwarteter Besuch an: Gleich mehrere Gläubiger waren Herrn Kiss von Wien aus in die Flitterwochen gefolgt. So musste die Braut erfahren, dass ihr aus reichem Haus stammender Ehemann dank seiner Lebensweise bis über beide Ohren verschuldet war. Ein Mann ohne Vermögen kam jedoch für die Schratt nicht infrage. Das »Eheproblem« löste sich praktisch von selbst, da Nikolaus von Kiss als Mitglied des k. u.k. diplomatischen Korps die halbe Welt bereiste und sich nur selten in Wien aufhielt.

      Zu den Pikanterien in der Dreiecksgeschichte Kaiser-Wilczek-Schratt zählt auch die Tatsache, dass Franz Joseph und der Graf einander gut kannten: Der Kaiser war Protektor von Wilczeks Rettungsgesellschaft und hatte ihn ein Jahr, bevor sie zu Rivalen wurden, zum Geheimen Rat und zum Mitglied des Herrenhauses ernannt. Außerdem war Wilczeks Ehefrau eine Hofdame von Franz Josephs Mutter Sophie.

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      Die Schratt war mit Nikolaus von Kiss verheiratet, doch der Diplomat hielt sich kaum je in Wien auf.

      Erstaunlich auch, dass der Graf, der sonst mit beiden Beinen in der Welt stand, seine Briefe an »meine Kathi, meine Gottheit« schwärmerisch wie ein Teenager formulierte: »Katherl, du kannst mich geistig und körperlich zugrunde richten, töten, aber los wirst du mich weder im Leben noch nach dem Tod.«

      Wilczek spürte freilich, dass das »Dreieck« auf Dauer nicht aufrechtzuhalten sein würde – schon weil der Kaiser ein allzu mächtiger Gegner war. Auch waren die handelnden Personen allesamt so prominent, dass es immer schwieriger wurde, die Lovestory geheim halten zu können. Der verheiratete Wilczek zeigte sich seinem »Katherl« gegenüber um Diskretion bemüht: »Ich werde mein Telegramm an dich als ›Johannes‹ unterschreiben, die Telegrafisten brauchen nicht zu wissen, dass ich Hans heiße.«

      Nach mindestens zweijähriger Doppelgleisigkeit musste sich die Schratt für einen ihrer beiden Verehrer entscheiden – und sie entschied sich für den Kaiser. Eher aus praktischen denn aus emotionalen Gründen, denn natürlich war es für die Tochter eines Papierwarenhändlers aus Baden bei Wien der ungleich größere gesellschaftliche Aufstieg, die Vertraute des Kaisers als die Geliebte eines Grafen zu sein.

       »Ich glaube nicht, dass sie den Kaiser wirklich geliebt hat«

      Während Franz Joseph die Schratt »angebetet« hat, wie er mehrmals schreibt, erwiderte sie seine Gefühle eher mit großer Sympathie und Zuneigung, vertraute mir ihre Nichte Katharina Hryntschak an, die viele Jahre mit der Schratt in einem Haushalt gelebt hat: »Sie hat ihn sehr gern gehabt, ich glaube aber nicht, dass sie den Kaiser wirklich geliebt hat.«

      In der Tat wirkte sich die Verbindung mit Franz Joseph lange Zeit günstig für ihre Karriere am Burgtheater aus. Der Kaiser war ein so treuer Besucher ihrer Vorstellungen, dass man sich im Publikum, sobald Franz Joseph seine Loge betrat, zuraunte: »Da schau her, der Herr Schratt is heut wieder da!« Vor allem aber schenkte der Kaiser der Freundin Unmengen an Schmuck, ein Palais an der Ringstraße und eine Villa in Hietzing. Und er beglich Spielschulden in Millionenhöhe, die sich bei der krankhaften Roulette-Spielerin anhäuften. Aber auch Graf Wilczek ließ sich nicht lumpen, wenn es darum ging, die Geliebte in sicherer Abgeschiedenheit treffen zu können. Laut Auskunft seiner Nachfahren dürfte er eigens für seine Rendezvous mit Katharina Schratt das Salzburger Schloss Moosham erworben haben, das sich heute noch in Familienbesitz befindet.

      Das Verhältnis der Schratt mit dem Kaiser hielt dreißig Jahre lang – bis zu seinem Tod im November 1916. Wann ihre Affäre mit Hans Graf Wilczek endete, wissen wir nicht genau.

      Während sich in dem Konvolut achtzehn Wilczek-Briefe an die Schratt befinden, blieb von ihr nur eine einzige Karte an den Grafen erhalten: »Morgen Sonntag, bin ich zu Haus Vormittag von halb 10 bis 12 Uhr oder Nachmittag von halb 3 bis 5 Uhr. Ich freue mich sehr auf Morgen; aber bitte bestimmt kommen, wenn möglich lieber Vormittag. Kathi.«

      Die Zeilen der Schratt an den Grafen sind nicht so feurig wie die seinen, sie zeigen aber, dass auch sie großes Interesse an der Beziehung hatte. Es ist leicht nachvollziehbar, dass sich die 32-jährige Schratt in den um sechzehn Jahre älteren, blendend aussehenden, sportlichen, sensiblen und klugen Grafen verliebte. Dennoch durchlief die Beziehung, wie die Korrespondenz zeigt, etliche Krisen, die wohl auf das »Doppelleben« der Schauspielerin, hier der Kaiser, dort der Graf, zurückzuführen war. »Wann wirst du sagen«, schreibt Wilczek an die Schratt, »ich will das nicht mehr, denn es verletzt und macht so unglücklich den armen Hans.«

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       »Aber bitte bestimmt kommen«: Karte der Schratt an Hans Graf Wilczek, 1886

      Hans Graf Wilczek starb 1922 im Alter von 84 Jahren und ist in der Gruft der von ihm wiedererrichteten ursprünglich mittelalterlichen Burg Kreuzenstein bei Wien bestattet.

      Wie aber kam es mehr als 120 Jahre nach seinem »Gspusi« mit der Schratt zur Auffindung der brisanten Korrespondenz?

       Katharina Schratts Korrespondenz mit Wilczek galt lange als verschollen

      Die Briefe stammen aus dem Nachlass eines Autografensammlers, der sie nach dem Tod der СКАЧАТЬ