Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling
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Название: Mami Staffel 1 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783863775148

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СКАЧАТЬ entgegengesprungen, barfuß, in einem viel zu weiten Hemd.

      »Mami –« Das Wort blieb Florian im Halse stecken, als er den fremden Mann sah.

      »Da bin ich wieder, mein Schatz.« Julia hob ihn auf und drückte ihn an sich. »Das ist Florian, er ist der Grund meiner Flucht«, sagte sie, zu ihrem Begleiter gewandt.

      Florian versteckte den Kopf an ihrer Schulter. Er genierte sich,

      daß ein Fremder ihn so sah, wie er gerade aus dem Bett gekommen war.

      Seine Mutter ließ ihn aus ihren Armen gleiten. »Geh dich waschen und anziehen«, sagte sie sanft, »wir frühstücken gleich.«

      Rasch, ohne noch einen Blick auf den Mann zu werfen, verschwand Florian im Duschraum. Julia nahm Mathias Walden die Taschen ab und stellte sie in die Küche.

      »Ich möchte nicht, daß Sie etwas Falsches von mir denken, Herr Walden«, begann sie. »Mein geschiedener Mann will seinen Sohn für sich haben. Ich zweifle nicht daran, daß er einen Detektiv hinter mir her geschickt hat. Dem mußte ich entkommen.«

      Wieder sah er sie aufmerksam an. »Ich verstehe nicht ganz«, sagte er vorsichtig. »Wem hat das Gericht das Kind denn zuerkannt?«

      »Sie reden wie ein Rechtsanwalt«, stellte Julia fest.

      »Ich bin Rechtsanwalt.«

      Julia zuckte zurück. Der Hauch von Sympathie und Vertrauen verflüchtigte sich. »Ein Rechtsanwalt hat dafür gesorgt, daß mir mein Kind genommen wurde«, sagte sie bitter.

      »Rechtsanwälte nehmen keine Kinder weg, sondern sie vertreten ihre Mandanten«, erwiderte Mathias Walden sachlich. »Am Ende entscheidet das Gericht, bei wem das Kind nach der Scheidung

      lebt.«

      »Dafür fand das Gericht die Familie meines Mannes offensichtlich geeignet«, sagte Julia mit abgewandtem Gesicht.

      »Aber dafür muß es doch einen Grund geben. Normalerweise fällt die Entscheidung eher zu Gunsten der Mutter aus.«

      »Sicher gibt es den«, versetzte Julia mit schmalen Lippen. »Die Rodenbachs haben ihren Einfluß geltend gemacht, sie haben sich den teuersten Rechtsanwalt gekauft, der ihr Verlangen rücksichtslos durchgesetzt hat.«

      »Sprechen sie zufällig von den Rodenbachs, die das große Autohaus am Königsplatz haben?«

      »Genau von diesen«, bestätigte Julia.

      Einen Moment blieb es still zwischen ihnen. Nur ein Wasserplätschern war von nebenan zu hören.

      »Aber wenn Julia dem Vater zugesprochen worden ist«, begann Mathias Walden von neuem, »wieso ist er dann hier bei Ihnen?«

      »Weil das Kindermädchen nicht aufgepaßt hat«, antwortete Julia trotzig.

      Mathias ahnte Schlimmes. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie das Kind entführt haben?«

      »Wenn Sie es so nennen wollen…« Mit einem beinahe feindseligen Blick sah sie ihn an. »Sie sind ja auch ein Rechtsanwalt. Sie können es wohl nur so sehen. Nach dem Gesetz, nach Paragraphen!« Voller Verachtung stieß sie diese beiden Worte hervor.

      »Aber ich bitte Sie! Sie sollten uns doch auch nicht als Unmenschen betrachten.« Irgendwie empfand er Mitleid mit ihr. Sie schien nicht zu wissen, was sie getan hatte. Wahrscheinlich hatte sie ohne jede Überlegung gehandelt.

      Ihre Blicke trafen sich. Julia wunderte sich etwas, eine gewisse Wärme in seinen Augen zu lesen, wo sie ihn doch eben angegeriffen hatte.

      Sie bereute das plötzlich. Sie durfte doch nicht vergessen, daß er ihr geholfen hatte. »Entschuldigen Sie bitte, ich bin etwas durcheinander«, murmelte sie, und sie strich sich das Haar an der Schläfe zurück. Nach einer winzigen Pause fuhr sie erklärend fort: »Ich bin seit Dienstag in der Wohnung einer Verwandten, die zur Zeit nicht da ist. Bisher ist man mir noch nicht auf die Spur gekommen. Aber es wird wohl nicht mehr lange dauern. Und jeder Tag ist doch so kostbar.« Um ihre Lippen zuckte es.

      Dr. Mathias Walden sah nach der Uhr. Seine Sekretärin würde sich fragen, wo ihr Chef abgeblieben war. Er verabschiedete sich und reichte der jungen Frau die Hand. »Ich wünsche Ihnen viel Glück.«

      »Vielen Dank, für alles.«

      Als er fort war, holte Julia ihren Florian, der immer noch in der Dusche herumtrödelte und eine Menge Wasser verspritzt hatte.

      »Was war das für ein Mann?« wollte er wissen.

      »Er hat mich gefahren, damit ich schneller wieder bei dir sein konnte«, antwortete seine Mutter.

      Wie sollte das weitergehen, wenn sie sich fortan nicht mehr aus dem Haus wagen durfte, überlegte Julia schweren Herzens. Ihr lebhaftes Söhnchen würde sich bald eingesperrt fühlen. Er fand es auch schon gar nicht mehr lustig, daß er immer nur dieselben Sachen anziehen sollte.

      Doch zunächst frühstückten sie einmal gut, und ein paar Stunden später bereitete sie ein schönes Mittagessen. Noch konnte sie sich der trügerischen Illusion hingeben, daß ihr Kind ihr gehörte.

      Nicht mehr lange!

      Als es am Nachmittag anhaltend klingelte, wurde es Julia eiskalt. Hatte man sie doch schon aufgespürt? Sie ging ans Fenster. Tief unten, unverkennbar, stand Alexanders Wagen.

      »Das ist jetzt sicher mein Papa!« rief Florian und klatschte in die Hände. So gern er bei seiner Mama war, wurde es ihm inzwischen doch langweilig, nur in der Wohnung zu sein und ohne seine Spielsachen.

      Was sollte sie tun, fragte sich Julia und grub die Zähne in die Unterlippe. Nicht öffnen? Ach, es würde wenig Sinn haben.

      »Warum machst du nicht auf, Mami?« drängte Florian. Er lief an die Tür, stellte sich auf die Zehenspitzen, aber er kam an den Drücker noch nicht heran. Zappelnd versuchte er es immer

      wieder, während die Klingel gellte.

      »Ich komme ja schon«, sagte Julia tonlos.

      Sekunden später war Alexander oben.

      »Papi!« rief Florian und warf sich gegen ihn, seine Knie umklammernd.

      Alexanders Gesicht war wie aus Holz geschnitzt. Nur seine Kinnmuskeln spielten. Wie ein Pfeil traf Julia sein Blick.

      »Was hast du dir denn dabei gedacht«, knirschte er. »Hast du geglaubt, ich würde dich nicht finden?«

      Wortlos trat Julia beiseite. Das Spiel war aus. Florian mußte seine Schuhe anziehen, in der Wohnung lief er auf Söckchen.

      »Wir haben uns hier versteckt, Papa«, lachte der kleine Junge. »Du mußt aber deswegen nicht bös sein und so’n Gesicht zum Fürchten machen. Jetzt komm ich ja wieder zu dir und zu der Oma und zu Annick. Hat die Annick geschimpft gekriegt, weil ich mit der Mama weggelaufen bin?«

      »Das kannst du wohl glauben«, versicherte ihm sein Vater.

      Julia streifte ihrem Sohn den Pullover über, Alexander hatte schon den Anorak in der Hand. Als er fertig angezogen war, schmiegte sich Florian an seine Mutter. СКАЧАТЬ